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Apple Vision Pro im Test: Der Sprung in eine neue Realität

Die Apple Vision Pro ist ein Sprung in die Zukunft – und das aus vielerlei Hinsicht. Was möglich ist und was nicht, verrät der Test.

Testredakteurin Dr. Lotta Kinitz mit der Apple Vision Pro.
© IMTEST

Seit dem ersten iPhone trifft der Claim “One more Thing” wohl auf kein neues Apple-Produkt so sehr zu wie auf die Vision Pro, die erste Augmented-Reality-Brille aus Cupertino. Anders als die Meta Quest 3 – die IMTEST ebenfalls getestet hat – ist die Apple Vision Pro nicht rein für Unterhaltung konzipiert, sondern als erster räumlicher Computer. Dafür braucht es jede Menge Hightech, Chips, Kameras, Sensoren – was in einem immensen Preis mündet. Erhältlich ist die Apple Vision Pro in Deutschland ab 3.999 Euro. Ein extremer Preis für eine unvergleichbare Erfahrung? Die Redakteur*innen der IMTEST-Redaktion hatten die Gelegenheit, die Apple Vision Pro ausgiebig in der Praxis auszuprobieren, außerdem ergänzt um Labor-Messungen.

Design und Tragekomfort

Optisch erinnert die Apple Vision Pro an eine moderne Skibrille im futuristischen Look, wie sie auch die Protagonisten aus dem Popkultur-Roman “Ready Player One” tragen. Das Headset besteht aus hochwertigen Materialien, wie Glas und Aluminium, die einen sehr wertigen Eindruck machen. Hinzu kommt ein Polster für die Augen und das Kopfband, dass sich mittels Rad einstellen lässt. So können Menschen mit kleineren als auch mit größeren Kopfformen gleichermaßen die Brille benutzen. Brillenträger*innen haben die Möglichkeit, spezielle Linsen von Zeiss zu verwenden, aber auch das Tragen von Kontaktlinsen soll funktionieren, um die Optik zu korrigieren. Ansonsten hält Apple die physischen Tasten an der Brille erfreulicherweise sehr gering. Oben rechts an der Brille gibt es noch einen Home-Button, der gleichzeitig als kleines Rad fungiert und eine Kamerataste.

Die Apple Vision Pro auf einem Holztisch.
© IMTEST

Die Stirnauflage und der anpassbare Kopfbügel sorgen für guten Halt, auch bei längerem Tragen. Doch bei intensiver Nutzung wird das Gewicht von knapp 600 bis 650 Gramm nach einer Weile spürbar. Das fällt beispielsweise auf, wenn man mit der Vision Pro liegt und lange in der gleichen Position verharrt, etwa beim Schauen eines Films. Und von alleine funktioniert die Apple Vision Pro auch nicht, der Anschluss eines separaten Akkus ist immer nötig. Dieser wiegt 353 Gramm und sollte samt Ladekabel in der Hosentasche transportiert werden. Bei einfachem Ablegen auf dem Tisch droht sonst Fallgefahr.

Technik: Was steckt unter der Haube?

Im Inneren der Apple Vision Pro arbeitet der von Apple eigens entwickelte M2-Chip, der eine beeindruckende Leistung mit sich bringt. Gleichzeitig verarbeitet dieser das Scannen der Umgebung und das gleichzeitige Ausführen mehrerer Apps: dabei ist es kein Problem, wenn beispielsweise mehrere leistungshungrige Anwendungen wie Spiele und Streaming-Anbieter ausgeführt werden. So klappte das Surfen im Internet reibungslos, während nebenbei ein Film abgespielt wurde. Die beiden Mikro-OLED-Displays lösen in 4K-Qualität auf, wodurch Objekte sehr scharf dargestellt werden können. 3D-Objekte aus einer dafür vorgesehenen App erstaunten die testen Redakteur*innen regelrecht, besonders die Plastizität im AR-Raum überzeugte. Das Display blendet nahtlos digitale Elemente in die reale Umgebung ein. Mittels Uhrzeigerdrehung an der Krone kann man die Realität sogar durch Panoramen ersetzen. Ein Wow-Effekt, der alle Tester*innen zum Staunen brachte.

Ein Detailaufnahme von der Apple Vision Pro.
© IMTEST

Apple Vision Pro im Test: Ein Gamechanger für Arbeit und Freizeit?

Wenn man die Apple Vision Pro das erste Mal aufsetzt, kann die Erfahrung erschlagend sein. Denn nicht alle Möglichkeiten, die die AR-Brille bietet, erschließen sich sofort. Die kurze Einführung nach der Ersteinrichtung gibt zwar bereits etwas Aufschluss, aber es geht noch viel mehr. Die nachfolgende Liste gibt einige Beispiele:

Virtuelle Meetings
Die Apple Vision Pro ermöglicht immersive Videokonferenzen mit Hologramm-artigen Darstellungen der Teilnehmer.

Augmented Reality (AR)-Apps
Nutzer können AR-Anwendungen für Spiele, Navigation oder Bildungszwecke verwenden, um digitale Inhalte in ihre reale Umgebung zu integrieren.

Virtuelle Kinoerlebnisse
Filme oder Serien können in einer virtuellen Umgebung auf einer riesigen Leinwand oder in einem privaten “Kino” gesehen werden.

Virtuelle Arbeitsumgebung
Mehrere virtuelle Bildschirme lassen sich frei platzieren, was eine erweiterte Arbeitsumgebung ohne physische Monitore schafft.

Bildung und Training
Simulationen für medizinische Schulungen, handwerkliche Berufe oder andere Bildungszwecke können in realistischen, virtuellen Welten durchgeführt werden.

Immersive Spiele
Spiele in AR- und VR-Formaten bieten ein einzigartiges, immersives Spielerlebnis, das über herkömmliche Plattformen hinausgeht. Hierbei wird auch 3D-Audio unterstützt.

Der virtuelle Raum der Vision Pro.
Einfach die Realität ausblenden und im Internet surfen: Mit der Apple Vision Pro kein Problem. © IMTEST

Bedienung: Erstaunlich intuitiv

Die Apple Vision Pro wird durch eine Kombination aus Augenbewegungen, Handgesten und Sprachbefehlen gesteuert.Die Navigation durch Menüs erfolgt, indem man Objekte anschaut, während Handgesten wie Tippen oder Wischen zur Auswahl oder zum Scrollen dienen. Zusätzlich kann man Sprachbefehle nutzen, um Siri zu aktivieren und so Funktionen freihändig auszuführen. Erstaunlich ist, wie intuitiv die Steuerung ganz ohne Peripherie wie Controller funktioniert. Beim Betriebssystem VisionOS hat Apple viel richtig gemacht. Fenster öffnen, verschieben, größer und kleiner machen – alle Gesten gehen binnen weniger Minuten in Fleisch und Blut über.



Knappe Akkulaufzeit

Auch wenn die Apple Vision Pro auch für den mobilen Einsatz gedacht ist, kann sie nicht lange ohne Kabel genutzt werden. Apple gibt die Akkulaufzeit bei allgemeiner Nutzung mit zwei Stunden an, bei ausschließlicher Videowiedergabe soll die Brille noch eine halbe Stunde länger durchhalten. Lange Filme wie beispielsweise “Der Pate” oder “Avengers Endgame”, der bei Disney Plus übrigens auch in 3D verfügbar ist, laufen dann noch. Aber keine Panik: Der tragabre Akku kann während des Betriebs geladen werden, eine Steckdose in Reichweite ist also sehr hilfreich.

Fazit: Ein Blick in die Zukunft mit kleinen Abstrichen

Die Apple Vision Pro ist ein (sehr teures) Fenster in die Zukunft. Die Kombination aus echter Umgebung und virtueller Realität gelingt sehr gut, die Bedienung ist einfach. Abseits kleiner Kinderkrankheiten ist absehbar, dass spätestens die zweite Generation ein erschwingliches Gerät für die Massen werden wird.

  • PRO
    • sehr intensives und authentisches Erlebnis virtueller, räumlicher Realität.
  • KONTRA
    • Akkubetrieb mit Kabel, kurze Laufzeit, gewöhnungsbedürftig.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,6

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.