Am 6. Juni 2022 stellte Apple ein neues MacBook Pro (13,3-Zoll-Bildschirm) sowie ein neues MacBook Air vor. Trotz einiger Unterschiede teilen sie eine Neuerung: In beiden gibt Apples neueste Generation des hauseigenen Chips ordentlich Gas, der M2. Während die Pro-Modelle sich eher an Nutzer mit hohen Ansprüchen an Leistungsfähigkeit richten, soll die Air-Serie mit geringem Gewicht und kompakten Maßen als mobile Arbeitsstation für das Wichtigste überzeugen. Doch was bedeutet “das Wichtigste”? Für welche Arbeiten taugt das Air mit M2 und mit welchen ist es überfordert? Dass sowohl im neuesten Pro wie auch Air derselbe Chipsatz arbeitet (Stand Juni 2022), macht die Frage umso spannender. Nach dem Test des MacBook Pro, nimmt IMTEST nun auch Apples MacBook Air mit M2-Chip im Test unter die Lupe.
Inhaltsverzeichnis
Neues Design, wenig Anschlüsse
Das neue MacBook Air passt schon auf den ersten Blick besser ins MacBook-Portfolio als das zeitgleich vorgestellte MacBook Pro (2022, 13,3 Zoll Display, M2-Chipsatz). Mit dem neuen Design schließt es sich den Pros aus 2021 an. Die Oberschale ist nicht mehr gewölbt, sondern eben. Mit dem vorherigen Design wirkten die Airs besonders schlank – doch der subjektive Eindruck trügt. Durch das Abflachen der Gehäusedicke nach außen, erschien das alte Air hauchdünn. Zur Mitte hin war es allerdings 1,61 cm dick. Das neue MacBook Air verzichtet auf solche Tricks, bleibt bei sehr flachen und an allen Stellen gleichmäßig schlanken 1,13 cm. Das erinnert an eine dünnere Version der neuen Pro-Modelle aus 2021. Trotz des vergleichsweise geringen Gewichts von 1,24 Kilogramm lässt sich das MacBook Air auch einhändig aufklappen, ohne dass die Unterseite abhebt.
Nach wie vor muss bei der Verwendung von Zubehör mit unterschiedlichen Anschlüssen ein Adapter verwendet werden. Über den liefert das Air dank USB 4 / Thunderbolt 3 hohe Datenraten. Zwei dieser Ports sind verbaut, hinzu kommt der magnetische MagSafe-Anschluss zum Aufladen. Wer den nicht mag, kann das MacBook Air auch per USB C aufladen. Nettes Beiwerk: Das beiliegende Netzteil kann mit seinen zwei USB C Ausgängen gleich zwei Geräte versorgen.
Display-Test des Apple MacBook Air (M2)
Verlassen können sich Anwender mit kreativen Ambitionen auf die hohe Bildschirm-Qualität von MacBooks. So ist es auch beim MacBook Air. Mit 225 Pixeln pro Zoll (ppi) ist die Bildschärfe hoch, resultiert aus 2.560 x 1.664 Pixeln, die sich auf dem Display mit 13,6 Zoll Diagonale verteilen. Das ist heutzutage wenig spektakulär, da Notebooks in fast allen Preisklassen um die 200 ppi erreichen. Bemerkenswert ist eher die ab Werk eingestellte, präzise Farbkalibrierung von Apple. Das Display beherrscht Farben aus dem sRGB Farbraum mit Selbstverständlichkeit, den erweiterten Farbraum DCI-P3 für HDR-Inhalte wie Filme und Spiele ebenfalls. Das ist selbst bei hochpreisigen Notebooks ebenso wenig selbstverständlich wie die präzise Wiedergabe von Farben. Denn nur weil ein Bildschirm technisch in der Lage ist, sehr viele Farben darzustellen, ist es eine ganz andere Herausforderung, jede davon originalgetreu anzuzeigen. Die Messungen der Farbtreue beider genannten Farbräume ergaben beim MacBook Air das Testurteil: sehr präzise.
Das Testlabor bestätigt außerdem die außergewöhnliche, maximale Helligkeit von 504 Candela pro Quadratmeter. Einen so hohen Wert erreichen nur wenige Notebooks. Auch ist das Display laut Messungen mit 95 Prozent sehr gleichmäßig ausgeleuchtet und weist keine schattigen Flecken auf.
Zur sehr guten Gesamtbewertung des Bildschirms fehlt ein hoher Kontrast sowie eine höhere Bildwiederholrate. Mit 1.328:1 wirken die Kontraste etwas fahl, das Schwarz leicht gräulich. Und wer sich an das geschmeidige Bewegtbild von 120 Hertz gewöhnt hat, empfindet die klassischen 60 Hertz als ruckelig.
Apple MacBook Pro mit M2 im Test: Das Pro, das keines ist
Was bringt der neue Prozessor dem aktuell günstigsten MacBook Pro?
So schnell ist Apples M2 im MacBook Air im Test
Im Test bewies sich auch Apples M2-Chip des MacBook Air. Bei allen Testpunkten attestierte der Prüfstand ein deutliches Plus zum Vorgänger mit M1-Chipsatz. Einzig die Spieleleistung blieb genauso gering. Auch die Speichergeschwindigkeit ist nicht gestiegen, sogar leicht gesunken. Zwar immer noch im guten Bereich, liegt die Datenrate fernab vom Top-Speed, mit dem das MacBook Pro mit M1 Pro aus 2021 durch den Test flitzte. In allen anderen Belangen ist der Prozessor ähnlich schnell wie auch im MacBook Pro mit M2, liegt aber noch deutlich hinter dem M1 Pro. Spannen wird es also, wenn eine Pro-Variante des M2 folgt. Die gemessenen Leistungsdaten im vergleichenden Überblick:
Testpunkt | Apple MacBook Air (M1) | Apple MacBook Air (M2) |
---|---|---|
Geekbench (Einzel- / Multikern) | 1.741 / 7.625 Punkte | 1.901 / 8.963 Punkte |
Cinebench (Einzel- / Multikern) | 1.493 / 6.842 Punkte | 1.579 / 7.885 Punkte |
Videoumwandlung (4k in FHD) | 3:06 Minuten | 2:33 Minuten |
Speichergeschwindigkeit Lesen/Schreiben | 2.778 / 3.332 MByte/s | 2.309 / 2.897 MByte/s |
Passmark (Prozessor / Arbeitsspeicher) | 14.112 / 2.799 Punkte | 16.396 / 2.897 Punkte |
Trotz der sehr hohen Arbeitsleistung bleibt das Gerät sparsam, verbraucht sehr wenig Strom. Selbst bei hoher Beanspruchung durch 3D-Rendering im Cinebench messen wir 27 Watt. Die Unterseite bleibt mit 38° Celsius nahe der Körpertemperatur. Großer Vorteil gegenüber Pro-Modellen ist das lüfterlose Kühlsystem. Damit bleibt das Air durchweg lautlos – perfekt für das Großbüro.
Die Sparsamkeit des Prozessors wirkt sich entsprechend auf die Laufzeit aus. Mit 10:15 Stunden bei dauerhafter Videowiedergabe und konstanter Display-Helligkeit von 300 cd/qm hält es sehr lange durch. Das ist fast auf die Minute genau so lange wie das MacBook Pro mit M2 (10:16 Stunden). Im Vergleich zum Vorgänger MacBook Air mit M1 (8:31 Stunden) sind das fast zwei Stunden mehr Laufzeit – eine deutliche Verbesserung.
Modell-Varianten, Preis, Farben
Käufer können wählen zwischen einer Variante mit acht Grafikkernen, ab 1.499 Euro, oder einer mit stärkerem M2-Chip mit zehn Grafikkernen, ab 1.849 Euro (getestete Variante). Gegen Aufpreis gibt es mehr Speicher, der beim günstigeren Modell mindestens 256 Gigabyte, beim teureren mindestens 512 Gigabyte beträgt. Bis zu 2 Terabyte sind so bei beiden Modellen möglich.
Erhältlich ist das MacBook Air in den Farben Silber, Polarstern (Beige), Space Grau und Mitternacht (Schwarz, getestet).
Besser als das MacBook Pro mit M2?
Die Unterschiede zum zeitgleich vorgestellten MacBook Pro, das auch über einen M2-Systemchip verfügt, sind überschaubar. Knifflig wird es, wenn man das Modell besser ausstattet. In der vorliegenden Variante bekommt das Air eine bessere Note als das ebenfalls getestete, aber günstiger ausgestattete MacBook Pro mit M2. Da stellt sich schon die Frage: Wozu verschiedene Modelle anbieten, wenn sie sich durch eine bessere Konfiguration gegenseitig überflüssig machen?
Und in der Grundausstattung bringt das Air die bessere Webcam, ein etwas helleres Display plus lautlosen Betrieb. Wer sich von einem MacBook Pro ein deutliches Plus an Leistung wünscht, sollte lieber zu Modellen mit M1-Pro oder den noch kommenden M2-Pro greifen.
Fazit
Top-Leistung, sehr ausdauernd, farbtreues, helles Display: Das neue MacBook Air bringt alles mit, was ein Arbeitsgerät braucht. Mehr Leistung und ein besseres Display sind nur für sehr anspruchsvolle Aufgaben wie 4k- oder HDR- Videobearbeitung nötig – ein Spezialgebiet der MacBook Pros mit M1-Pro- oder M1-Max- Prozessor. Deren Displays zeigen auch den höheren Kontrast und bieten 120 Herz. Die meisten Nutzer dürften das Fehlen beider Extras aber wenig stören. Der Preis steigt astronomisch, wenn Käufer mehr Speicher, Arbeitsspeicher oder die schnellere Prozessor-Variante wünschen. Zwar ist das neue MacBook Air auch schwerer und teurer als seine Vorgänger, behauptet sich dafür mit durchweg gelungenen technischen Verbesserungen.
- PRO
- Leistungsstark, sehr lange Laufzeit, neueste Anschluss-Standards (Thunderbolt 4), helles und farbtreues Display, lautloser Betrieb.
- KONTRA
- Bildschirm zeigt etwas geringes Kontrastverhältnis und nur 60 Hertz, Speicher im Preisverhältnis etwas gering, wenig Anschlüsse.
IMTEST Ergebnis:
gut 1,9