Kein aktueller True-Wireless In-Ear-Kopfhörer kommt in einem Test ohne den Vergleich mit den Apple AirPods davon. Die weißen Ohrstöpsel des kalifornischen Technik-Konzerns trugen ihrerzeit maßgeblich zur weiten Verbreitung wirklich kabelloser Kopfhörer bei und sind, so Apple, der meistverkaufte Kopfhörer der Welt. Die AirPods der zweiten Generation und die AirPods Pro (IMTEST-Note: 1,8) setzten die Erfolgsgeschichte fort, jetzt liefert Apple die heiß ersehnten AirPods 3. Ein neues Design und eine neue Bedienung sollen Käufer überzeugen. Aber der Test zeigt: Vieles an den AirPods 3 ist gar nicht so neu – und zwei besondere Eigenschaften werden schmerzlich vermisst.
Produktinformationen
- Preis: 199 Euro
- Akkulaufzeit: etwa 6 Stunden
- Weitere Infos: www.apple.de
AirPods 3: Das Design
Bei der Formgebung seiner neuen AirPods 3 orientierte sich Apple eindeutig an den eigenen AirPods Pro. Das Ohrstück der Kopfhörer ist organisch geschwungen, harte Kanten oder Ecken sind nicht zu finden. Das sieht modern aus und soll außerdem einen sicheren Halt im Ohr gewährleisten. Auf flexible Silikonpolster verzichtete man aber bei den AirPods 3. Dieses Detail spaltete bereits nach der offiziellen Präsentation die Anhängerschaft: Während Einige sehr froh über die Entscheidung sind, wünschten sich viele Nutzer auch für das Standard-Kopfhörermodell die flexiblen Silikonaufsätze.
Zwar sitzen sie bei einigen Nutzern wirklich bombenfest im Ohr, im Test überwiegen aber die Nachteile der starren Hörer: Sie halten gerade bei Nutzern mit einem weiten Gehörgang nicht so sicher, wie es etwa die AirPods Pro oder andere moderne In-Ears mit Silikonpolstern tun. Die glatte Oberfläche verstärkt diesen Effekt, insbesondere beim Joggen oder anderen schweißtreibenden Aktivitäten. Um die Feuchtigkeit müssen sich Nutzer dabei dank IPX4-zertifizierung keine Sorgen machen, die AirPods 3 halten Schweiß und Spritzwasser problemlos Stand. Allerdings dichten die Hörer den Gehörgang auch nicht so gut ab wie das Pro-Modell, was sich unmittelbar auf die Klangqualität auswirkt – dazu aber später mehr.
Die Ladeschale der neuen AirPods bekam ebenfalls eine kleine Generalüberholung. Zwar handelt es sich dabei wie bei allen anderen Kopfhörern der Marke Apple um einen weißen Quader – der ist jetzt aber so handlich wie noch nie. Außerdem entfallen die unterschiedlichen Verkaufs-Versionen, die Ladebox tankt Strom jetzt immer auch kabellos per Induktion. Der neue MagSafe-Standard hält zudem Einzug bei den AirPods und sorgt dafür, dass sie mithilfe von Magneten immer richtig auf dem Ladezubehör positioniert sind. Die neuen AirPods spielen mit rund 6 Stunden etwa eine Stunde länger als die aktuellen Pros. Gemeinsam mit der Ladebox kommt man so auf 30 Stunden addierte Gesamtlaufzeit.
So bedienen sich die neuen Apple AirPods 3
Im Vergleich zu den Standard-AirPods der zweiten Generation ist der Antennensteg der neuen AirPods deutlich um 33 Prozent geschrumpft und steht nun weniger weit aus dem Ohr heraus. Das Ende des Stegs zieren silberne Kontakte, über die die AirPods in ihrer Ladebox mit Strom versorgt werden. Für die Bedienung wurden am unteren Ende des Antennen-Fortsatzes kleine Kerben geschlagen. In ihnen verbirgt sich eine berührungsempfindliche Fläche, die man über Kneifgesten mit zwei Fingern bedient. Das ist so schon vom Pro-Modell bekannt und funktioniert tadellos.
Leider ist der Funktionsumfang der Bedienung etwas kurz geraten. Start / Stopp / Vorwärts /Zurück – mehr befehle beherrschen die AirPods 3 nicht. Zum Glück ist Apples Sprachassistentin Siri mit von der Partie und erlaubt das freihändige Steuern mit der Stimme. Spotify-Nutzer ärgern sich an dieser Stelle, denn die wählerische Dame erlaubt Spracheingaben nur für den hauseigenen Musikdienst Apple Music. Kleine Sensoren pausieren die Wiedergabe dabei automatisch, wenn man die AirPods aus dem Ohr herausnimmt.
Das Koppeln der Kopfhörer ist mit Geräten aus dem Apple-Universum nach wie vor rasant schnell. Kaum ist die Ladebox geöffnet, schon erkennt ein nahes iPhone die AirPods und startet den Verbindungsvorgang. Auf MacBooks koppeln Nutzer zwar etwas weniger komfortabel über das Bluetooth-Menü, warten auch hier aber maximal eine Sekunde bis die Kopfhörer verbunden sind. Mit Windows– oder Android-Geräten arbeiten die In-Ears ein wenig langsamer.
Sound: Gut, aber nicht überragend
Natürlich hat sich nicht nur optisch etwas getan, auch am Klang hat Apple geschraubt. Im Vergleich mit den AirPods der zweiten Generation ist der Qualitätssprung deutlich hörbar: Die AirPods 3 liefern dank neuer Membrantreiber einen sehr knackigen und klaren Sound, den ein angenehm satter Bass untermauert. Sie sind zudem etwas lauter und im Klangbild differenzierter als ihre Vorgänger. Beats und einzelne Instrumente sind akustisch klar voneinander trennbar, insgesamt gerät der Klang an manchen Stellen aber etwas flach. Dazu tragen auch die fehlenden Silikonaufsätze bei, denn die In-Ears dichten den Gehörgang nicht ausreichend ab, um den Klang wirklich verlustfrei in das Ohr hinein zu tragen. So geht spürbar ein bisschen Qualität verloren.
Dank integrierter Mikrofone hören die AirPods 3 im Ohr den eigenen Klang mit und passen sich über einen adaptiven Equalizer selber an die individuelle Ohrform der Nutzer an. Das klingt auf dem Papier ganz gut, in der Praxis war davon aber wenig zu merken. Wer selber nachbessern will, der kann in den Geräteeinstellungen des iPhones ebenfalls einen Equalizer aufrufen. So lassen sich die Bässe verstärken oder die Höhen etwas nachjustieren. Eine eigene App haben die AirPods 3 allerdings nicht, was den Funktionsumfang auf Endgeräten außerhalb des Apple-Kosmos etwas einschränkt. Schussel freuen sich über die neue Integration der AirPods in Apples “Wo ist?”-App, mit der sich die Kopfhörer bei Verlust orten lassen.
Genau wie die AirPods Pro und AirPods Max besitzt die neue Kopfhörergeneration die Funktion “Spatial Audio“, die für die Wiedergabe von 3D-Sound verantwortlich ist. Mit dieser neuen Technik simulieren die In-Ears einen räumlichen 360-Grad-Klang mit einer dynamischer Erkennung von Kopfbewegungen. So erhalten Nutzer es beim Ansehen von Filmen oder Videos kinoähnlichen Surround-Sound, als käme der Ton aus allen Richtungen.
AirPods 3: Wo ist das Noise Cancelling?
Während man über die fehlenden Silikonpolster noch diskutieren kann, ist eine andere fehlende Funktion eigentlich indiskutabel: Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC). Die fiel schon bei den AirPods Pro beeindruckend gut aus, wurde bei den AirPods 3 aber eingespart. Das Feature ist in der Regel bei Kopfhörern ab 120 bis 150 Euro aufwärts zu finden und blendet Umgebungslärm wie das rattern einer U-Bahn oder lästige Kollegen im Büro effektiv aus. Bei True-Wireless In-Ears für rund 200 Euro darf man diese Funktion eigentlich erwarten. Warum fehlt das ANC bei den neuen AirPods?
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Es liegt besonders eine Vermutung nahe: Apple will sein Produktportfolio klar abgrenzen. Würde man die AirPods 3 um ANC und die Silikon-Tips ergänzen, hätte man sich faktisch das aktuelle Pro-Modell zusammengebastelt, sogar mit etwas besserer Akkulaufzeit. AirPods 3 mit Noise Cancelling stünden also in direkter Konkurrenz zur Pro-Version, die sich nach wie vor blendend verkauft. So lässt der Neuzugang die Funktion aber stirnrunzelnd vermissen. Mit ANC hätten sich die AirPods 3 eine Eins vor dem Komma mehr als gesichert. Ab dem 26. Oktober 2021 sind sie bei Apple erhältlich.
FAZIT
Trotz aller Kritik sind die Apple AirPods 3 tolle Kopfhörer. Der Klang ist spürbar besser als beim Vorgänger, die Bedienung gelungen und die Nutzererfahrung wie von Apple gewohnt so angenehm, wie es nur geht. Während sich über die Vorzüge von Silikonaufsätzen streiten lässt, ist das fehlende Noise Cancelling tatsächlich ein K.O.-Kriterium. Huaweis FreeBuds 4i liefern das Feature bereits für einen Preis von 79 Euro und halten mit ihrem Akku fast doppelt so lange durch. Für 200 Euro gibt es auf dem Markt sehr viele andere Produkte, deren Funktionsumfang die neuen AirPods 3 in den Schatten stellt. An dieser Stelle ein Vorschlag: Apple, wie wäre es mit nur zwei Versionen der AirPods? Einmal mit, und einmal ohne Silikonpolster. Dafür dann aber bitte mit ANC und starkem Akku. So wäre für alle Ohren etwas dabei.
- PRO
- Toller Klang, nahezu nahtlose Verbindung mit dem iPhone, sehr klein, handlich und schick
- KONTRA
- Kein Noise Cancelling, nur durchschnittliche Akkulaufzeit, keine App auf Android-Geräten
IMTEST Ergebnis:
gut 2,3