Mit den Modellen Cheetah Pro und Cheetah hat Amazfit die ersten speziell für den Laufsport entwickelten Smartwatches vorgestellt. Die Geräte verfügen dazu über Multiband-GPS für eine verbesserte Positionsgenauigkeit und spezielle Lauffunktionen wie einen Track Run-Modus und KI-Coaching. Ob Amazfit damit Platzhirsch Garmin angreifen kann, hat IMTEST anhand der Cheetah Pro getestet.
Bewährte Funktionen im neuen Gewand
Funktional ist die Cheetah Pro anderen Amazfit Smartwatches wie der T-Rex 2 recht ähnlich, äußerlich sind die Unterschiede dagegen umso größer. Im Gegensatz zur toughen Outdoor-Uhr gibt sich die Cheetah schlanker und vor allem leichter (43 statt 66 Gramm inklusive Armband). Das niedrige Gewicht sorgt für guten Tragekomfort, allerdings hinterlässt der Mix aus Titan-Lünette und faserverstärktem Polymer-Gehäuse keinen Premium-Eindruck. Besser sieht es beim Bildschirm aus. Der steckt nicht nur hinter recht kratzfestem Corning Gorilla Glass 3, sondern bietet mit einer Auflösung von 480 x 480 Pixeln (331 ppi) und einer Helligkeit von 1000 nits in nahezu allen Verhältnissen gute Ablesbarkeit. Nichtsdestotrotz sind sowohl Apple Watch Utra als auch Garmin Epix in Sachen Displayqualität noch eine Klasse besser.
MaxTrack: Cheetah mit sehr hoher GPS-Genauigkeit
In Sachen GPS-Genauigkeit hat Amazfit mit der Cheetah Pro dagegen aufgeschlossen. Das Unternehmen nennt seine Dual-Band-GPS-Technik MaxTrack und verspricht eine Genauigkeit 99,5 Prozent. Das System unterstützt sechs Satellitensysteme, damit die Smartwatch in jedem Gelände genaue Ortungsdaten liefern kann. Und tatsächlich: Im direkten Vergleich mit der Referenz Garmin Epix hält die Cheetah Pro gut. Auf einer 50 Kilometer langen Teststrecke lagen beiden Smartwatches hinsichtlich der Distanz nur um rund 100 Meter daneben. Und auch auf der Karte zeichnet die Cheetah äußerst präzise die tatsächlich gefahrene Route nach.
Auch in Punkto Navigation hebt sich die Cheetah Pro von vielen Smartwatches ab. An Bord ist echtes Kartenmaterial. Da sich die Cheetah zudem unkompliziert mit Komoot koppeln lässt, steht dem Import von Wander-, -Lauf und Radfahrrouten für die Navigation am Handgelenk nichts im Weg. Das ist zweifelsfrei ein Fortschritt, mit Garmin-Uhren kann die Cheetah Pro in dieser Beziehung aber nicht konkurrieren. So fehlen Abbiegehinweise und den Karten fehlt es an Details.
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Cheetah Pro: Sport ist ihr Hobby
Dafür zählt die Cheetah Pro in Sachen Gesundheits- und vor allem Fitnessfunktionen zu den besten Smartwatches. Sie verfügt über ein fortschrittliches biometrisches Sensorpaket, das rund um die Uhr Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Schlaf und Stress überwacht. Darüber hinaus kennt die Cheetah Pro über 150 Sportarten und verfügt über umfangreiche Trainingsfunktionen. So kann die Amazfit-Uhr Werte wie Vo2 max, Trainingsbelastung und Erholungszeit berechnen. Ambitionierte Sportler wissen das zu schätzen. Die Ähnlichkeiten zwischen dem PeakBeats-System von Amazfit und dem bewährten Firstbeat Analytics-Algorithmus von Garmin sind offensichtlich. In einigen Bereichen bietet Amazfit aber sogar mehr, etwa bei den täglichen Trainingsempfehlungen. Die lassen sich im Gegensatz zu Garmin sogar leicht modifizieren. Wer zum Beispiel nicht so hart im hohen Pulsbereich trainieren möchte, kann alternativ ein moderates, aber dafür längeres Workout durchführen.
Cheetah Pro: KI-unterstütztes Training
Mit dem Zepp-Coach kommt darüber hinaus ein KI-gestützter Laufcoach zum Einsatz, der Ruhephasen vorschlägt und personalisierte Trainingspläne erstellt. Die basieren auf Faktoren wie dem aktuellen Laufniveau, den individuellen Zielen und der zurückgelegten Distanz und werden wöchentlich angepasst. Dabei kommt sogar eine Chatbot-Funktion zum Einsatz, die sich über die Zepp-App aufrufen lässt. Einfach eine Frage stellen und KI-generierte Antworten erhalten – interessant. Gerade in der Vorbereitung von Laufwettkämpfen ist auch der virtuelle Pacer praktisch, auch wenn die Funktion nicht neu ist. An die Qualität von Premium-Sportwatches wie der Garmin Fenix 7 oder der Polar GritX kommt die Cheetah Pro allerdings nicht heran. Die ermittelten Werte wirken bisweilen unrealistisch. Zudem lassen sich keine externen Sensoren per ANT+ koppeln.
Immerhin ist es möglich, externe Sensoren per Bluetooth mit der Cheetah Pro zu verbinden. Wer seinen Puls genau messen will, sollte dies tun. Denn im Test entpuppte sich die Herzfrequenzmessung als kleine Schwachstelle. Im Vergleich mit Brustgurten und der Garmin Epix 2 Pro lag die Cheetah Pro oft ein paar Schläge niedriger. In Sachen Akkulaufzeit gibt es dagegen wenig zu beanstanden. Die Cheetah Pro hält dank 440 mAh Akkukapazität bis zu 14 Tage, bei intensiver Nutzung mit viel Outdoor-Sport rund 8 bis 9 Tage durch. Am Stück sind rund 20 Stunden GPS-Tracking drin.
Smarte Funktionen: Licht und Schatten
So gut die Cheetah Pro in Sachen Sport aufgestellt ist, so durchwachsen sieht es bei den smarten Funktionen aus.
- Gut: Die Smartwatch verfügt über Mikrofon und Lautsprecher. So lassen sich zum Beispiel Anrufe vom Smartphone übernehmen. Mit Amazon Alexa ist zudem eine smarte Assistentin an Bord, die etwa Fragen nach Nachrichten oder dem aktuellen Wetter beantwortet.
- Durchwachsen: Es lassen sich zwar MP3s auf der Smartwatch speichern und per Lautsprecher oder gekoppelten Ohrhörer abspielen – das funktioniert aber nicht mit Playlisten von Spotitfy oder anderen Streamingdiensten.
- Schlecht: Die Cheetah Pro lässt sich zwar mit verschiedenen Diensten wie adidas, Runtastic, Strava, Komoot, Relive, Apple Health und Google Fit verbinden, der App-Store ist aber mit 36 Programmen nur dünn bestückt. Dazu kommen fehlende mobile Bezahlmöglichkeiten und eingeschränkte Messaging-Funktionen. So lassen sich Nachrichten auf iPhones lediglich lesen, unter Android stehen lediglich einige Standartantworten zur Verfügung.
Fazit
Vor allem für Sportler, die nicht 500 Euro und mehr für eine teure Garmin-Sportwatch ausgeben möchten, ist die Cheetah Pro eine attraktive Alternative. Mit einer UVP von 300 Euro ist das Amazfit zwar kein Schnäppchen, bietet mit Lautsprecher und Mikrofon, gutem Bildschirm und Kartennavigation aber viel Smartwatch fürs Geld. Die T-Rex 2 aus eigenem Hause ist allerdings inzwischen deutlich günstiger und funktional bis auf Kleinigkeiten (etwa keine MP3s, kein smarter Assistent) nahezu ebenbürtig.
- PRO
- Gutes Display, viele Sportfunktionen, Lautsprecher & Mikrofon an Bord
- KONTRA
- Geringe App-Auswahl, Pulsmessung etwas ungenau
IMTEST Ergebnis:
gut 2,1