Jahresrückblicke und zusammengefasste Erinnerungen stehen bei Nutzern vieler Dienste hoch im Kurs. Egal ob PlayStation Network oder Spotify, zusammengefasste und interpretierte Statistiken des eigenen Nutzerverhaltens sind für viele Anwender eine schöne Erinnerung an Ereignisse der Vergangenheit. Viele Menschen teilen diese Erlebnisse über Social Media und machen so ihr Musik- oder Spiele-Jahr zum Gesprächsthema.
Mit WA Wrapped steht derzeit eine ungewöhliche App ganz oben an der Spitze der Download-Charts, die ein ähnliches Ziel verfolgt. Allerdings eben nicht mit Medien-Inhalten oder Spielzeit-Angeberei, sondern mit Chat-Nachrichten. Denn: WA Wrapped bereitet die eigene Statistik des Messenger-Dienstes WhatsApp in bunten Sharepics für die Instagram-Story auf.
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Was kann WA Wrapped?
Kurz gesagt: WA Wrapped analysiert angeblich einen importierten Chatverlauf nach Verhaltensmustern und Inhalten. Da WhatsApp-Chats verschlüsselt sind, muss man der Anwendung seine Daten zu diesem Zweck aktiv zur Verfügung stellen, indem man die Export-Funktion von WhatsApp nutzt. Im Anschluss scannt die Anwendung die kompletten Textverläufe und erstellt einen Rückblick auf den Zeitverlauf.
Das kann unterhaltsam sein, etwa wenn Ghosting-Statistiken erstellt, Like-Häufigkeit genannt oder häufig benutzte Phrasen im Chat hervorgehoben werden. Tatsächlich geht WA Wrapped aber auch noch einen Schritt weiter: Die App ermittelt zum Beispiel angeblich auch, wie oft Screenshots von den Chatverläufen erstellt wurden oder wie oft das Gegenüber den eigenen Chatverlauf archiviert, also ausgeblendet hat.
Stimmen die analysierten Statistiken wirklich?
Tatsächlich ist allerdings völlig unklar, ob und welche der angeblich analysierten Daten von WA Wrapped wirklich der Realität entsprechen. Viele Nutzer-Bewertungen im Appstore sprechen eine deutliche Sprache: WA Wrapped denke sich den überwiegenden Teil seiner “Statistiken” schlicht und ergreifend aus. Und tatsächlich fällt dies auch im Selbsttest auf.
So bietet WhatsApp die Möglichkeit, einen Chat mit sich selbst zu führen. Hier konnten wir testen, dass WA Wrapped einige Statistiken wie Anzahl der Nachrichten und auch Inhalte richtig erfasst. Andere Elemente wie Weiterleitungen, Archivierungen und auch Reaktionen auf eigene Nachrichten wurden aber von der App nachweislich frei erfunden. Somit schwindelt die App ihre Nutzer an. Das ist besonders perfide, da ein Abo für lustige Story-Bildchen stolze sechs Euro pro Woche kostet. Dafür bekommt man zwar unterhaltsame Aussagen, die aber eben nicht der Wahrheit entsprechen.
Wie sieht es mit der Datensicherheit aus?
WA Wrapped verspricht, die Daten nicht langfristig zu speichern oder anderweitig zu verwenden. Trotzdem ist die Verwendung von sensiblen Informationen – erst recht ohne Einwilligung des Gesprächspartners – insgesamt eher kritisch zu sehen. Dazu kommt, dass auch die Textverläufe zumindest scheinbar bis auf die letzte Silbe analysiert werden. Je nach Speicherort bzw. Form der Daten entsteht so ein Risiko, dass Inhalte an Personen oder Behörden geraten können, wo sie nicht hingehören.
Natürlich sollte man sich immer bewusst sein, dass WhatsApp kein abhörsicheres Gesprächsmedium ist. Nicht zuletzt hat Betreiber Meta selbst eingeschränkt die Möglichkeit, Chatverläufe und Metadaten nachzuvollziehen. Trotzdem bietet die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eine Basis-Sicherheit vor unberechtigtem Zugriff Dritter, der durch den Export in eine Dritt-App gefährdet werden kann.