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Fit und gesund 2024: Deshalb macht das Laufen so glücklich

Es ist kein Geheimnis: Wer sich bewegt, wer regelmäßig Sport treibt, ist meist glücklicher. Wer aber glaubt, dass nur Hormone dafür sorgen, dass man sich besser fühlt, liegt nicht richtig. Unser Autor verrät ihnen, wie das Laufglück auch zu Ihnen kommt.

Zwei Personen laufen an einem Fluss.
© Freepik

Es wird überall beschrieben, und die Geschichte der Endorphine ist eigentlich auserzählt. Dieses körpereigene Glückhormon, das Stress reduziert und uns glücklich macht, schütten wir aus, wenn wir eine gewisse Zeit laufen. Bei manchen stellt sich dieser Effekt schon nach 30 Minuten ein, andere brauchen länger bis sie gut gelaunt durch die Gegend laufen. Selbst Schmerzen können so reduziert werden. Und selbstverständlich ist das per se ein Grund, einfach loszulaufen. Unter Läufern spricht man auch oft vom Runner`s High. Doch dieses High ist nicht zwangsläufig nur durch die Ausschüttung von Glückshormonen zu erreichen.



Begegnungen, die glücklich machen

Wer viel und lange läuft, wird Menschen begegnen. Und ab und an tut es gut, einfach stehen zu bleiben, um ihnen zuzuhören. Und wenn man weiterläuft, hat man mindestens so viele Endorphine in sich freigesetzt, wie nach einem sehr sehr langen Lauf. Ich habe unzählige dieser Begegnungen gehabt, sie im Kopf gesammelt und abgespeichert, und immer wieder denke ich gerne an sie. Beinahe jede Woche kommt eine neue Geschichte mit hinzu. Der Laufmoment der letzten Wochen war die Begegnung mit einem Hotelangestellten. Ich wohnte einige Tage in diesem Hotel, und ging täglich eine Runde laufen. An diesem Morgen lief ich auf dem Weg zurück am Hotel vorbei, um noch ein Stück in die Innenstadt zu laufen. Vor dem Hotel stand der Chef der Reservation, der mich am Tag zuvor eingecheckt hatte. Er winkte mir zu, und hielt mich an. „Respekt, Sie laufen jeden Tag oder? Ich hab das auch gemacht, viele Jahre. Bis…bis meine Tochter schwer erkrankt ist. Man hat einen Herzfehler entdeckt, und das hat einfach alles verändert“! Es platze quasi aus ihm raus, ich kannte ihn überhaupt nicht. „Der Tochter von Bekannten geht es ganz ähnlich.“, sagte ich. Und so unterhielten wir uns einige Minuten. Er lies mich an seinem Schmerz teilhaben. Und ich war von der ersten Minute an dankbar für seine Offenheit. Warum auch immer, aber wenn ich diese Laufbegegnungen habe, dann sind sie meist sehr intensiv. Der Hotel-Mann schilderte mir seinen Alltag. Die Stunden die er pro Tag arbeitete bezeichnete er als seinen „neuen Lauf“, seine „Me-Time“, seine Zeit, um die Sorgen einmal kurz vergessen zu können. Jede Minute gehörte im Grunde seiner Tochter, all die Energie in seinem Körper und seiner Seele, steckte er in die Gesundheit seines Mädchens. „Wollen wir morgen eine kleine Runde zusammen drehen?“, fragte ich. Er lachte und sagte: „Macht keinen Sinn. Ich bin jetzt so lange nicht gelaufen, das wäre total langweilig für dich. Ich bin sicher viel zu langsam“. Ich blieb hartnäckig. „Tempo ist doch total egal. Hauptsache wir laufen!“.

Eine Gruppe Läufer rennt.
Begegnungen beim Laufen bleiben im Kopf und können so glücklich machen. © Unsplash.com / Mila Reid

Gemeinsam glücklich

Es kostete mich noch einige Minuten, dann hatte ich ein Date mit dem Hotel-Mann. Pünktlich am nächsten Morgen stand er um 6 Uhr in der Lobby. „Ein 5er geht immer“, sagte ich. Er lachte. „Ob ich direkt 5 Kilometer schaffe, wage ich zu bezweifeln“, sagte er. Und wir liefen los. Durch die Innenstadt von Köln, kreuz und quer, ohne nachzudenken. Er berichtete mir weiter über seine Zeit ohne das Laufen, mit seiner Tochter. Seit ich selbst seit zwei Jahren Vater bin, nehmen mich solche Schicksale deutlich mit. Ich konnte an diesem Morgen

gar nicht schnell laufen, denn ich war so ergriffen von dieser Geschichte. Zudem redeten wir miteinander, ununterbrochen. Somit war schnelles Laufen ausgeschlossen. Mehr und mehr spürte ich, wie sich der Hotel-Mann frei lief. Er verschaffte sich Luft zum Atmen. Jeder Kilometer brachte ihm augenscheinlich ein bisschen mehr Ruhe. Und da waren sie, die Endorphine. Jeder Schritt machte mich glücklicher. Zu sehen und zu spüren, wie es einem Mann besser ging, den ich quasi gar nicht kannte, das war wieder einmal ein großartiges Geschenk. Und das einfach nur durch einen gemeinsamen Lauf. Wie wenig bitte braucht es, um glücklich zu sein? Ein paar Laufschuhe, ein paar Laufklamotten, und eine Portion Zuhören. Am Ende unserer Laufrunde klatschten wir uns ab, wie es Läufer eben nach einem gemeinsamen Lauf tun. „Übrigens, ich bin Noah“, sagte der Hotel-Mann. „Ich bin Mike, hi Noah. Danke für den Lauf“. „Ich weiß, sagte Noah. Ich kenne Deine Kolumnen. Sie haben in mir immer wieder die Sehnsucht erzeugt, wieder loszulaufen. Und durch Zufall, weil du Gast im Hotel warst, weil du mich mitgenommen hast, konnte ich wieder den ersten Schritt machen. Danke dafür.“, sagte er leise.

Ich konnte nichts sagen. Ich war zutiefst ergriffen und glücklich. Wir haben verabredet, dass wir Anfang November wieder laufen. Ich werde wieder in diesem Hotel sein. Und ich freue mich sehr darauf, mir diese besondere Portion Laufglück abzuholen

Porträt des IMTEST-Lauf-Experten Mike Kleiß

Mike Kleiß ist leidenschaftlicher Läufer, besonders Ultra-Marathons haben es ihm angetan. Er ist Experte für Fitness, Gesundheit, Ernährung und Mental Health. Täglich ist er mit seinen Hunden in der Natur, er ist Gründer und CEO der Kommunikationsagentur GOODWILLRUN, und erfolgreicher Podcaster. Zusammen mit IMTEST-Chefredakteur Axel Telzerow ist er Host des beliebten Podcasts „Echte Vaddis“, bei IMTEST.de schreibt er jede Woche seine Kolumne „Gesünder Leben – endlich richtig fit!“