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Tubeless Fahrrad-Reifen: Weniger Pannen, mehr Komfort

Welche Vor- und Nachteile haben Tubeless Fahrrad-Reifen? IMTEST klärt auf und verrät, was man über schlauchlose Reifen wissen muss.

Tubeless Reifen auf einem zweigeteiltem Bild.
© Pavel Danilyuk / Pexels, Onza

Nie wieder einen platten Fahrradreifen? Schlauchlose Reifen für Fahrräder, E-Bikes oder Gravelbikes, auch als Tubeless Rad-Reifen bezeichnet, sollen helfen, dieses Versprechen zu halten. Für Rad-Reifen ohne Schlauch benötigen Radfahrende entweder Tubeless- oder Tubeless-Ready-Felgen – ausgestattet mit speziellem Felgenband, Ventilen und Dichtmittel. IMTEST stellt die Tubeless-Technologie vor, verrät welche Vorteile Tubeless-Reifen bieten, ob sich die Umstellung auf Tubeless-Reifen lohnt – etwa beim E-Bike oder beim Gravelbike – und wo die Nachteile lauern.

So funktionieren Tubeless Rad-Reifen

Reifen ohne Schlauch sind so konstruiert, dass sie ohne zusätzliche Schläuche luftdicht bleiben. Eine spezielle Dichtmilch wird in das Tubeless-System eingefüllt, die dann als eine Art „flüssiger Schlauch“ fungiert. Der Vorteil: Durch die Milch werden kleinere Löcher während der Fahrt von der Flüssigkeit abgedichtet.

Schlauchlose Fahrradreifen weisen in der Regel die Merkmale von Falt- oder Drahtreifen auf, die – einmal aufgezogen – mit der Felge eine hermetisch abgeschlossene Luftkammer bilden. Zur Abdichtung des Reifens und zur Verhinderung von Luftaustritt durch die Speichenlöcher wird – zumindest bei Tubeless-Ready-Felgen – ein Felgenband am Felgenboden angebracht. Ein spezielles Tubeless-Ventil sorgt dafür, dass keine Luft durch das Ventilloch entweichen kann.



Checkliste: Das braucht man für die Montage eines Tubless Fahrrad-Reifens

  • Tubeless Reifen 
  • luftdichtes Tubeless Laufrad
  • oder ein Tubeless-taugliches Laufrad (“Tubeless-Ready”) – mit Tubeless-Felgenband 
  • Tubeless-Ventil
  • Dichtflüssigkeit (auch als Dichtmilch, Pannenflüssigkeit bezeichnet)
  • Montagefluid
  • Standpumpe
  • Putztuch 

Schritt für Schritt: Einen Tubeless Rad-Reifen montieren

Der Tubeless-Reifen wird mittels eines Reifenhebers auf die Felge montiert – hierbei gibt es keinen Unterschied zu einer herkömmlichen Reifen-Montage bei einem Fahrrad.

  • Vor der Montage muss zunächst der Bereich zwischen Reifenwand und Felge mit einem Montagefluid bestrichen werden, dann erst kann der Reifen aufgepumpt werden.
  • Während des Aufpumpens sollte sich das Ventil zwischen den Reifenwülsten befinden. Zum Aufpumpen sollte man eine Standpumpe oder gar einen Kompressor verwenden.
  • Sobald der Reifen hörbar auf der Felge einrastet, sollte noch der richtige Sitz überprüft werden – damit keine Luft zwischen Reifenwand und Felge entweichen kann.
  • Passt alles, wird im nächsten Schritt die Luft wieder abgelassen. Dafür muss der Ventileinsatz entfernt werden und schließlich wird über das Ventil dann rund 60 ml Dichtmilch (Pannenschutzflüssigkeit) in den Reifen eingefüllt.
  • Im Anschluss daran den Reifen wieder aufpumpen. Nachdem der der “fertige” Reifen wieder am Rad befestigt ist, sollte man direkt eine Ausfahrt mit dem Rad unternehmen. Denn die Abdichtung durch die Milch funktioniert erst richtig, wenn der Reifen durch vollständige Umdrehungen während der Fahrt belastet (“gewalkt”) wurde und die Milch den Bereich zwischen Felge, Felegenband und Schlauch benetzt hat.
  • Nach etwa 24 Stunden sollte der Reifen noch einmal wieder aufgepumpt werden.

Die Vor- und Nachteile schlauchloser Reifen

Durch den fehlenden Schlauch kommt es zu einem deutlich geringeren Rollwiderstand im Vergleich zu herkömmlichen Falt- oder Schlauchreifen. Im Klartext: Bei Tubeless-Reifen tritt keine unnötige Reibung mehr zwischen Reifen und Schlauch auf. Zudem kann mit schlauchlosen Reifen mit einem niedrigeren Luftdruck gefahren werden, was gerade im Gelände für eine höhere Kontrolle des Rades sorgt. Neben den Vorteilen bei Geschwindigkeit, Komfort und Untergrund-Haftung spricht auch die Pannensicherheit für Tubeless Fahrrad-Reifen. Das Risiko von “Plattfüßen” durch kleinere Löcher wird nahezu ausgeschlossen, da die Pannenschutzflüssigkeit im Reifen etwaige kleinere Einstiche, Löcher oder gar Risse innerhalb von Sekunden abdichtet. Das Platzen von Tubeless-Reifen oder Ventilen lässt sich sogar nahezu ausschließen.

Im Überblick: Das sind die Vorteile

  • Der Rollwiderstand des Rades wird minimiert, da es zu weniger Reibung zwischen Reifen und Straße kommt.
  • durch das Fehlen des Schlauchs lässt sich auch Gewicht einsparen.
  • Fahren mit geringerem Luftdruck ist ohne größere Gefahr von Schäden möglich.
  • durch den geringen Luftdruck erhält der Reifen mehr Grip. Für die Fahrenden stellt sich ein besseres Fahrgefühl (= Komfortgewinn) ein.
  • schlauchlose Reifen reparieren sich bei kleinen Schäden durch die Dichtmilch von selbst.
  • Kein Risiko durch platzende Schläuche oder Ventilabrisse.

Die Nachteile von Tubeless Fahrradreifen

  • Für die Nutzung von Tubeless-Reifen müssen zunächst spezielle Felgen und andere Teile (wie Felgenband) angeschafft werden.
  • Dichtmilch muss in regelmäßigen Abständen wieder in den Reifen aufgefüllt werden.
  • Montage der schlauchlosen Reifen gestaltet sich etwas aufwändiger als bei normalen Fahrradreifen.
  • Um Tubeless-Reifen aufzupumpen benötigt man eine Standpumpe, spezielle Handpumpe mit Druckreservoir oder gar einen Kompressor.


FAQ: Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten rund um Tubeless Rad-Reifen

1. Eignen sich Tubeless-Reifen für jedes Rad?

Tubeless-Reifen sind vor allem für sportliche Räder sinnvoll – wie Gravelbike, E-Mountainbikes oder E-Bikes generell. Da das System technisch anspruchsvoller ist als ein herkömmlicher Fahrradreifen, erfordert ein schlauchloser Reifen ein entsprechend kompatibles Laufrad.

2. Muss ich einen Tubeless-Reifen besonders pflegen?

Wenn man sein Rad nicht regelmäßig fährt, sollte man zumindest die Reifen des Öfteren drehen, da die Dichtmilch so weiterhin flüssig und im Reifen verteilt bleibt.

3. Muss ich die Dichtmilch austauschen?

Das ist nicht notwendig. Da ältere Dichtmilch im Reifen irgendwann aber nicht mehr richtig flüssig ist und so Löcher nicht mehr schnell abdichten kann, empfiehlt es sich jeweils nach einiger Zeit (beispielsweise nach drei Monaten, nach einer längeren Ruhezeit des Rads während des Winters oder vor einer größeren Tour) neue Milch in den Reifen einzufüllen.

4. Woher weiß ich, ob die Dichtmilch noch flüssig ist?

Um zu prüfen, ob die Dichtmilch noch flüssig ist, kann einfach mit einer Nadel in die Lauffläche des Reifens gestochen werden. Dann den Reifen rotieren lassen und schauen, ob das Loch abgedichtet wird. Passiert nichts, muss die Dichtflüssigkeit nachgefüllt werden.

5. Wie wird die Dichtmilch in den schlauchlosen Reifen gefüllt?

In der Regel lässt sich die Dichtmilch bequem über das Ventil einfüllen. Der Vorteil hierbei ist, dass man so sauberer arbeiten kann. Die Dichtflüssigkeit lässt sich aber auch direkt in den Reifen einfüllen – bevor man den den zweiten Reifenwulst über den Felgenrand montiert. Wer genau weiß, dass seine Kombination aus Reifen und Felge dicht abschließt, kann durch das direkte Einfüllen der Dichtmilch schneller arbeiten.

IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.