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Sony Pulse Elite im Test: Starker Klang für PlayStation-Spieler

Wie gut ist das neue PlayStation-Headset?

Das Pulse Elite Headset vor Vasen Fotografiert
© Sony / IMTEST

Mit dem Gaming-Headset Pulse Elite erweitert Sony sein Zubehör-Sortiment für die PlayStation 5. Das neue Over-Ear-Headset, welches die Form- und Farbsprache des PlayStation-Designs beibehält, ist dabei als Premium-Version des guten Pulse 3D gedacht. Gleichzeitig setzt es aber auf neue Technologien bei Verbindung und Klangerzeugung. IMTEST hat das neue Sony-Headset auf Herz und Nieren getestet und klärt, für wen sich die Anschaffung lohnt.

Sony Pulse Elite: Was sind planare Magnettreiber?

Das wichtigste zuerst: der neue Sony-Hörer klingt richtig gut! Hauptgrund dafür sind die großen Planar-Magnettreiber – eine Technologie, die man hauptsächlich in hochpreisigen Hi-Fi-Geräten findet. Sony setze bereits bei den Gaming In-Ears Pulse Explore auf kleinere Varianten dieser Treiber-Technologie, dort allerdings mit eher gemischtem Erfolg.

Das Pulse Elite Wireless Headset von der Seite fotografiert.
Besondere Form: Das Pulse Elite folgt der Designsprache von PlayStation 5 und Pulse 3D © IMTEST / Sony

Zur Erklärung: Herkömmliche, dynamische Treiber versetzen eine Membran mittels eines direkt mit elektrischen Strömen verbundenen Magneten in Schwingungen, welche Schallwellen erzeugt. Planartreiber setzen auf eine Membran, die mit Leiterbahnen durchzogen ist. Sie wird neben einem Magneten aufgehängt, elektrische Ströme sorgen für eine Interaktion von Magnetfeld und elektrischem Feld, welches Schwinungen und so Schallwellen erzeugt. Der Vorteil: Planartreiber sind wesentlich präziser in der Klangdarstellung. Sie hören sich “schneller” und genauer an, was die Pulse Elite auch eindrucksvoll demonstrieren.

Illustration der Funktionsweise planarer Treiber als Explosionszeichnung
Einfach anders: Die Explosionszeichnung zeigt die Funktionsweise planarer Magnettreiber. Grün ist die schwingende Membran, orange die seitlich aufgehängten Magneten. © Audeze

So muss Gaming klingen

Das Headset ist vor allem bei Spielen in der Lage, den Klang unheimlich präzise und hochaufgelöst wiederzugeben. Egal ob es der Regen im Fantasy-Epos Elden Ring ist, der brillant und transparent um die Spielfigur herum niedergeht, oder die Maschinenwesen in Horizon Forbidden West, deren mechanische Bewegungen und knisternden Waffenentladungen unheimlich genau und transparent aus den Hörern perlen: Die Pulse 3D Elite beeindrucken mit starker Klangdarstellung, vor allem bei Mitten und Höhen. Dazu kommt eine sehr überzeugende räumliche Auflösung, bei der vor allem die Tempest-Engine der PlayStation alle Register zieht. Das Headset selbst ist nämlich nicht für anderen 3D-Klang wie Dolby Atmos und Co. zertifiziert.

Nahaufnahme des Pulse Elite Wireless Headsets.
In Nahaufnahme: Die Bezüge der Hörer sind wunderbar weich und anschmiegsam. © IMTEST / Sony

Gleiches gilt noch mehr für den kompetitiven Bereich, wo es vor allem um Schritterkennung und Ortung in Shootern wie Call of Duty: Modern Warfare 3, PUBG oder Fortnite geht. Dank der präzisen Klangdarstellung lassen sich Schritt- und Schussgeräusche mit dem Pulse Elite wunderbar genau vom restlichen Spielsound unterscheiden. Der starke Raumklang sorgt an der PlayStation zudem für sehr präzise Ortung, die im Multiplayer einen echten Vorteil bedeuten kann. Für die Verbindung mit der PlayStation setzt Sony übrigens auf eine eigene Funk-Technik namens “PlayStation Link”. Diese wird über den beiliegenden USB-Adapter hergestellt, was sowohl an Konsole wie PC problemlos funktioniert. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, das Headset via Bluetooth auch mit einem Smartphone oder Tablet zu verbinden. Und das funktioniert sogar zeitgleich – so können sowohl Spielsound als auch Musik von Smartphone zusammen abgespielt werden.



Software, App und Equalizer

Dies kann an der PlayStation zudem über die gute Integration in das Betriebssystem weiter optimiert werden. So gibt es über das Audio-Menü der Konsole die Möglichkeit, verschiedene Equalizer-Voreinstellungen auszuwählen. Zudem können zusätzlich drei weitere Profile individuell angelegt werden. So können Spieler für eher immersive Erfahrung z.B. eine Bass-Boost-Einstellung wählen, während kompetitive Shooter von einer eher mittenlastigen Konfiguration profitieren. Auf diese Weise wird auch eine der Schwächen der Treiber-Technologie ausgeglichen. Diese sind im Bassbereich nämlich etwas schwächer aufgestellt, und liefern auch beim Sony Pulse Elite erst mit entsprechender EQ-Regelung wirklich druckvollen Tiefton.

USB-Adapter und Ladehalterung des Pulse Elite auf weißem Hintergrund fotografiert.
Der Lieferumfang: Neben dem USB-Dongle ist auch eine Lade-Halterung dabei. © IMTEST / Sony

Schade ist, dass sich dieser Klangvorsprung nicht auf die mobile Nutzung übertragen lässt. Denn leider verzichtet Sony auf eine Integration des Pulse Elite in ihre vorhandene Kopfhörer-App, eine eigene App ist zudem nicht verfügbar. Entsprechend stehen für eine mobile Nutzung am Smartphone keinerlei Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung, was das Klangbild leicht mindert. Nicht missverstehen: Auch bei der Musikdarstellung brillieren die planaren Treiber mit Präzision, Transparenz und Spielfreude. Es dürfte kaum einen Over-Ear-Kopfhörer zu einem vergleichbaren Preis geben, der hier mithalten kann. Doch es fehlt der Equalizer, um die letzten paar Prozent herauszukitzeln, gerade wenn es um basslastigere Genres geht.

Für Spiele gemacht

Zudem fehlt es dem auffälligen Headset an vielen Features, die übliche Bluetooth-Headsets mitbringen. So gibt es etwa keine aktive Geräuschunterdrückung, die bei vielen Over-Ear-Kopfhörer mittlerweile Standard ist. Zudem ist das Headset wenig mobil – es lässt sich nicht klappen oder zusammenfalten, sodass man es nicht platzsparend verstauen kann. Auch mangelt es an Bedienungselementen am Hörer selbst. So gibt es keine Möglichkeit, Songs zu skippen oder einen Anruf entgegenzunehmen. Auch das Aufrufen eines Sprachassistenten ist nicht möglich.

Einzig die Lautstärke kann mit Tasten reguliert werden. Schade: Eine Taste für die Verteilung der Lautstärke zwischen Spiel und Voice-Chat fehlt ebenso, wie die Aktivierung eines Ambient Mode, um Außengeräusche wahrnehmen zu können. Das ist etwas unverständlich, da beides beim Pulse 3D möglich war. Insgesamt lässt sich aber festhalten: Das Pulse Elite ist für Spiele gemacht. Die mobile Nutzung am Smartphone steht nicht im Vordergrund. Dies wird auch durch das herausziehbare Mikro deutlich, dass man direkt vor seinem Mund platzieren und mittels einer Taste bei Bedarf stummschalten kann. Die Sprachqualität des Mikros ist dabei in halbwegs Ordnung – es fehlt aber gerade bei tieferen Stimmfarben an Präzision, die Stimme wirkt hier leicht verwaschen und unscharf. Immerhin ist die Geräuschunterdrückung aber solide, hier braucht es ordentlichen Lärm, damit das Gegenüber diesen als störend wahrnimmt.

Viel Plastik – aber guter Tragekomfort

Bei der Verarbeitung gibt sich Sony keine Blöße, insgesamt setzt der Hörer dennoch auf sehr viel Plastik und Kunststoff. Das fühlt sich aber immerhin einigermaßen wertig an, besitzt viele gummierte Oberflächen und wirkt stabil. Zudem sind die Kunstleder-Bezüge der angenehm weichen Ohrmuscheln sehr anschmiegsam, was trotz der 343 Gramm Gewicht einen insgesamt guten Tragekomfort zur Folge hat. Genau wie der Pulse 3D setzt auch der Pulse Elite auf eine einzige Passform, die sich mit einem flexibel aufgehängten Band der Kopfform anpasst. Das funktioniert – schränkt aber die Einstellbarkeit leicht ein.

Etwas enttäuschend ist die im Test gemessene Akkulaufzeit der Hörer. Zwar sind die rund 10 Stunden auch für lange Einzel-Spielsitzungen ausreichend, an die versprochenen 30 Stunden reichte dies aber nicht heran. Das mag am “Belastungstest” des vergleichbaren Verfahrens liegen. IMTEST schickt dafür dauerhaft laufende, dynamische Musik bei recht hoher Hörlautstärke auf die Kopfhörer. Zudem wurde die Funkverbindung zur PlayStation genutzt. Im Spielbetrieb oder mit Bluetooth könnten, je nach Soundkulisse, durchaus längere Laufzeiten möglich sein.

Das herausgezogene Mikrofon des Pulse Elite Headsets in der Nahaufnahme.
Ausziehbar: Das Mikro kann bei Bedarf herausgezogen werden. Ein Schalter sorgt für Stummschaltung. © IMTEST / Sony

Nettes Zusatz-Feature: Im Lieferumfang des Pulse Elite ist eine Lade-Halterung enthalten. Einmal an die Wand geschraubt und mit einem USB-C-Kabel verbunden, kann das Headset hier über einen Kontakt am Bügel eingehängt und geladen werden. Außerdem praktisch: der Pulse Elite kann auch über ein Klinkenkabel mit einer Tonquelle verbunden werden – zum Beispiel mit dem Sound-Ausgang eines DualSense-Controllers oder eine Buchse im Flugzeug.

Fazit

Das Pulse Elite-Headset ist für rund 150 Euro einer der besten Kopfhörer, den ein PlayStation-Spieler kaufen kann. Klanglich macht dem Headset kaum ein anderer Kopfhörer in seinem Preisbereich etwas vor, erst recht, wenn man an der Konsole etwas Bass nachregelt. Guter Tragekomfort und ein praktisches, versenkbares Mikro machen das Headset zu einem richtig guten Spiel-Begleiter – solange man sich auf die Sony-Konsole beschränkt. Schon am PC fehlen Software-Features, auch wenn der Hörer hier ebenfalls über den USB-Adapter verbunden werden kann. Für den hybriden Einsatz als täglicher Kopfhörer in Bus, Bahn und Flugzeug eignet sich der Pulse Elite aber nur sehr eingeschränkt. Fehlendes ANC, keine mobile-App und fehlende Direktbedienung am Hörer selbst, machen Headset zu einem Pony, das nur einen Trick beherrscht. Diesen allerdings wirklich gut.

  • PRO
    • Toller Klang, guter Tragekomfort, solide Verarbeitung, wichtige Software-Funktionen vorhanden (PS5)
  • KONTRA
    • Mäßiges Mikro, wenig Bedienelemente, kein ANC, keine App für Smartphones, recht kurze Akkulaufzeit (10h via PlayStation Link)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Portraitfoto des IMTEST-Redakteurs Eike Cramer

Eike ist Spiele- und Hardware-Redakteur aus Leidenschaft: Nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft zog es ihn direkt zur Spieleredaktion 4players.de in Hamburg, bei der er zwischen 2013 und 2023, mit einem zweijährigen Zwischenstopp beim Musikmagazin Metal Hammer, als Redakteur und Video-Redakteur beschäftigt war. Eike ist dabei ein echter Alleszocker, der, egal ob Indie oder AAA-Blockbuster, auf PC und Konsole zwischen Strategie, Action-Adventure, Rollenspiel und Shooter kaum ein Genre auslässt. Derzeit ist er als freier Autor aktiv.