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Urbane Zukunft? Fahrradwege mit Solarzellen

Wie kann man urbane Flächen wie Radwege mit PV-Anlagen ausstatten? Zwei Beispiele zeigen Lösungen.

Virtuelles Bild des Fahrradradwegs mit Solardach
© Badenova

Die Idee klingt so simpel, dass man sich fragt, warum es so etwas nicht schon früher gegeben hat: ein Fahrradweg mit Solardach. In Freiburg entsteht gerade ein solcher Weg als Pilotprojekt, dessen Konzept zusammen von der Stadt mit dem Energieversorgungsunternehmen Badenova Wärmeplus entwickelt wurde. Pächter soll das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE werden. Das Institut forscht selbst in diesem Bereich und soll für diese Anlage ein Monitoring übernehmen. Ein weiteres Beispiel zeigt, wie Straßen mit Solarzellen beklebt werden können. IMTEST stellt beide Projekte vor.

Fahrradweg mit Solardach in Freiburg

Mit diesem Projekt möchte sich Freiburg nicht nur als Fahrrad-Hauptstadt Deutschlands positionieren, sondern auch als Solar-Hauptstadt. Denn der Weg befindet sich in Sichtweite des Fußballstadions vom SC Freiburg, dessen Dach ebenso mit einer Photovoltaikanlage bedeckt ist – angeblich die zweitgrößte auf einem Fußballstadion weltweit. Ziel soll es sein, möglichst viele bereits vorhandene Flächen mit Solarpaneelen zu bedecken. Das könnten beispielsweise auch Dächer über Autobahnen und Bahntrassen sein oder etwa an Schallschutzmauern.

Der Fahrradweg im Freiburger Pilotprojekt ist 300 Meter lang und das Dach umfasst 912 Solarzellen. Diese sind zum einen semitransparent und zum anderen so angebracht, dass Lücken zwischen den Zellen sind, um Licht durchzulassen. Mithilfe dieser Anlage sollen 280 Megawattstunden Strom erzeugt werden können. Eine Menge, die den Verbrauch von etwa 18 Personen für ein Jahr deckt.



Smarte Beleuchtung spart Strom

Zudem wurde an dem Radweg ein smartes Beleuchtungssystem mit Sensoren installiert. Abends und nachts geben die Lampen ein Dämmerlicht ab. Fährt ein Radfahrer in den Weg rein, soll sich das Licht erhellen, sodass er in einem Lichtkegel fährt. So soll nicht unnötig Energie verbraucht, aber für ein Sicherheitsgefühl gesorgt werden.

Die Kosten für das Projekt sollen sich auf etwa eine Million Euro belaufen, da die Solarzellen extra angefertigt wurden und sich von denen auf Hausdächern stark unterscheiden. Denn sie müssen so konstruiert sein, dass sich niemand verletzt, sollte eine Platte mal kaputtgehen.

Ergebnisse für weiteren Ausbau von Bedeutung

Das Fraunhofer-Institut soll durch das Monitoring herausbekommen, wie eine solche Dachkonstruktion dabei helfen kann, bislang ungenutzte Flächen im urbanen Raum für derartige PV-Anlagen nutzbar zu machen. Das Messen der Einstrahlungs- und Stormerzeugungsdaten ist dabei wichtige Faktoren, wenn es um die Effektivität geht.

“Die Anlage ermöglicht es, den Solarstrom-Eigenanteil an unserem Verbrauch weiter zu erhöhen. Gleichzeitig können wir die Einstrahlungs- und Stromerzeugungsdaten erheben und evaluieren, dies ist auch für unsere wissenschaftlichen Arbeiten von Interesse.”

Prof. Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE

Solarzellen für den Boden

Eine weitere Idee für die Implementierung von Solarzellen im urbanen Raum kommt aus Frankreich. Dabei fungieren die Solarplatten nicht als Dach, sondern als Bodenbelag. Das Unternehmen Colas und das französische Institut für Sonnenenergie, INES, haben PV-Platten entwickelt, die auf vorhandenen Straßenbelag geklebt werden können. Jede der vier Millimeter großen Platten sollen aus klassischen PV-Zellen bestehen, die Sonnenenergie in Strom umwandeln können.

Eingebettet in eine mehrschichtige Matrix aus Harz und anderen Polymeren, sollen die Zellen widerstandsfähig genug sein, um den Belastungen im Verkehr standzuhalten. Bezüglich der Bodenhaftung sollen die Zellen dem normalen Straßenbelag entsprechen.

Radweg mit Solarplatten auf dem Boden
Das Unternehmen Colas und das französische Institut für Sonnenenergie, INES, haben Solarplatten als Belag für Fahrradwege entwickelt. © Colas-Hervé-Douris

Auch diese Solar-Bodenplatten können eine wichtige Lösung sein, um bereits genutzte Flächen im urbanen Raum für die Stromerzeugung zu nutzen. Nach eigenen Angaben wird die Lebensdauer auf zehn Jahre geschätzt, auf Fuß- und Radwegen sogar noch länger.


Portrait Kathrin Schräer

Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen. Anschließend sammelte sie nach ihrem Videojournalismus-Volontariat bei einem Lokal-Fernsehsender mehrere Jahre Erfahrung als Redakteurin bei einer Kölner TV-Produktionsfirma sowie in der Distribution einer Mediaagentur in Hamburg.
Seit 2022 arbeitet Kathrin bei IMTEST, wo sie überwiegend E-Bikes, Gravelbikes und E-Scooter testet, aber auch Zubehör wie Schlösser, Helme und Lichter werden von ihr auf Herz und Nieren geprüft. Als Expertin auf diesem Gebiet schreibt sie zu diesen Themen ebenso Ratgeber, News und Kaufberatungen.