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TÜV-Report 2023: So sicher sind die Autos auf Deutschlands Straßen

Der TÜV-Report 2023 zeigt: Jedes fünfte Auto fällt durch die Hauptuntersuchung und die Mängelquote steigt wieder.

Ein Mann schraubt an einem Auto
© Andrea Piacquadio / Pexels

Wie sicher sind die Autos auf Deutschlands Straßen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der TÜV-Report 2023. Zur Erhebung der Ergebnisse wurden 9,6 Millionen Pkw-Hauptuntersuchungen im Zeitraum von Juli 2021 bis Juni 2022 verglichen. Darunter befanden sich 226 Fahrzeugmodelle in fünf Alters- und sechs Fahrzeugklassen. Zudem wurden 18 ausgewählte Mängel gegenübergestellt. Das Resultat: Jedes fünfte Auto fällt durch. IMTEST nennt Details.

Übersicht Mängelquoten bei der Hauptuntersuchung des TÜV

  • Fast jeder dritte Pkw ist mit Mängeln unterwegs.
  • Jedes fünfte Fahrzeug besteht die Hauptuntersuchung nicht und muss erneut vorgeführt werden.
  • Rund 15.000 Fahrzeuge wurden sogar als verkehrsunsicher eingestuft und mussten sofort stillgelegt werden.
  • Rund 160.000 Fahrzeuge wurden als verkehrsgefährdend eingestuft und mussten sofort in die Werkstatt.

20,2 Prozent aller geprüften Pkw weisen laut TÜV-Report erhebliche oder gefährliche Mängel auf. Solche Fahrzeuge müssen dann nach Behebung der Mängel innerhalb von vier Wochen erneut bei der Prüfstelle vorgeführt werden. Dass die Quote im Vergleich zum Vorjahresreport um 2,3 Prozentpunkte gestiegen ist, liegt unter anderem an der Corona-Pandemie. Dort sind die Menschen einfach weniger gefahren und hatten zudem mehr Zeit, sich um ihr Auto zu kümmern. Dieser Effekt ist aber mittlerweile verpufft.

Je älter das Fahrzeug ist, desto mehr Mängel weist es auf

Was weniger überraschend ist: Je älter ein Fahrzeug ist, desto höher ist die Mängelquote. Zum Vergleich: Während zwei- bis drei-jährige Fahrzeuge laut TÜV-Report nur eine Mängelquote von 5,3 Prozent aufweisen, sind es bei den sechs- bis sieben-jährigen Fahrzeugen bereits 13,6 Prozent. Noch deutlicher sieht es bei den zehn- bis elf-jährigen Fahrzeugen aus. Hier liegt die Mängelquote bei 24,4 Prozent. Zudem sein erwähnt, dass das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland stetig steigt und laut TÜV aktuell bei 10,1 Jahren liegt.

Der TÜV hat auch untersucht, welche Bauteile am häufigsten betroffen waren. Bei den acht- bis neunjährigen Fahrzeugen gibt es demnach am häufigsten Mängel beim Abblendlicht mit 5,1 Prozent sowie bei der Beleuchtung hinten (4,3 Prozent). Des Weiteren wurde bei 4,5 Prozent der Fahrzeuge Ölverlust festgestellt. 2,9 Prozent der Autos hatten Schäden am Fahrwerk (Achsenaufhängung) und bei drei Prozent waren die Bremsscheiben nicht mehr in Ordnung.

Als sicherstes Fahrzeug unter den zwei- bis dreijährigen geht die Mercedes B-Klasse mit nur zwei Prozent Mängelquote als Sieger hervor, gefolgt vom Mercedes GLC (2,3 Prozent) und dem VW Golf Sportsvan (2,3 Prozent). Schlecht schneiden hingegen Fahrzeuge wie der Dacia Logan (11,6 Prozent) oder der VW Sharan (9,4 Prozent) ab. Nimmt man alle Altersklassen zusammen, liegt der Porsche 911 an erster Stelle, während Dacia die rote Laterne trägt.

Neu: Renault Zoe erstes reines E-Auto im TÜV-Report

Auch Elektroautos müssen zur Hauptuntersuchung, sind aber bislang im TÜV-Report nicht berücksichtigt worden. Das ändert sich nun mit dem Renault Zoe, der als erstes Modell hier genauer unter die Lupe genommen worden ist. Der kleine Flitzer weist bei den zwei- bis drei-jährigen Modellen in 5,3 Prozent erhebliche Mängel auf, bei den vier- bis fünf-jährigen sind es sogar 10,6 Prozent.



Auch hier sind es das Abblendlicht (1,8 Prozent) und die Beleuchtung hinten (1,5 Prozent), die am häufigsten betroffen sind. Zudem sind Mängel an den Bremsen ein typisches Problem von Elektrofahrzeugen. Sie verzögern stärker als Benziner, wenn man vom Gas geht. Die Bremsen werden dadurch zwar weniger stark belastet. Es kommt aber häufiger zu Korrosion, die zum Ausfall der Bremsen führen kann.

TÜV will Hauptuntersuchung verbessern

Aufgrund der fortschreitenden Elektrifizierung und Digitalisierung der Autos will der TÜV die technische Sicherheit zukünftig noch besser überwachen können. Aktuell werden Hochvoltbatterien von E-Fahrzeugen beispielsweise nur einer Sichtprüfung unterzogen.

Daher fordert der TÜV für einen besseren und zeitgemäßen Check einen Zugang zu den Originaldaten des Fahrzeugs. So könne zudem geprüft werden, ob die für das Fahrzeug zugelassene Software in der richtigen Version aufgespielt ist.

Weitere Punkte, die laut TÜV zukünftig in die Hauptuntersuchung mit einfließen sollen, sind die Aufzeichnung des Kilometerstandes, um Tachobetrug bei Gebrauchtwagen effektiv zu verhindern. Zudem soll die Abgasuntersuchung weiterentwickelt werden, in dem zum Beispiel Feinstaubmessungen auch für Benzinfahrzeuge eingeführt werden sollen.


Portrait Kathrin Schräer

Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen. Anschließend sammelte sie nach ihrem Videojournalismus-Volontariat bei einem Lokal-Fernsehsender mehrere Jahre Erfahrung als Redakteurin bei einer Kölner TV-Produktionsfirma sowie in der Distribution einer Mediaagentur in Hamburg.
Seit 2022 arbeitet Kathrin bei IMTEST, wo sie überwiegend E-Bikes, Gravelbikes und E-Scooter testet, aber auch Zubehör wie Schlösser, Helme und Lichter werden von ihr auf Herz und Nieren geprüft. Als Expertin auf diesem Gebiet schreibt sie zu diesen Themen ebenso Ratgeber, News und Kaufberatungen.