Ein völlig neuer Look, mehr Bildschirmfläche, verbesserte Leistung: Beim iPad 2022 macht Apple vieles anders – schraubt dafür aber auch den Preis gehörig nach oben. Denn das bunte iPad der 10. Generation ist mit einem Startpreis von 579 Euro schlappe 200 Euro teurer als das Vorgängermodell zur Markteinführung: eine Menge Geld für ein Einsteiger-Tablet. Doch rechtfertigen die Neuerungen die Preiserhöhung? Um diese und weitere Fragen zu klären, hat IMTEST das iPad 10 – oder auch iPad 2022 genannt – ausführlich getestet: Antworten, Bilder und Fazit der Reihe nach.
Produktdetails
- Preis: ab 579 Euro
- Display: 10,9 Zoll
- Speicher: ab 64 GB
- Akkulaufzeit: 7:43 Stunden
- Ladedauer: 2:30 Stunden
- Prozessor: Appel Bionic A14
Inhaltsverzeichnis
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Design: Apple bringt Farbe ins Spiel
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich Apple bei der Gestalt des neuen iPads viele Gedanken gemacht hat. Denn diese Generation unterscheidet sich optisch maßgeblich von vorherigen Modellen. Dabei die größte Veränderung: Apple hat den Home-Button gestrichen. Aufgrund dessen ist der Fingerabdrucksensor in die Einschalttaste gewandert, was nur einer kleinen Umgewöhnung bedarf. Ansonsten funktionierte das Entsperren per Finger im Test einwandfrei. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Durch den Wegfall des Home-Buttons fallen die Ränder des Home-Buttons deutlich schmaler aus, was für mehr Bildschirmfläche sorgt und echt edel aussieht.
An den Seiten hat sich ebenfalls eine Menge getan. Auf der Unterseite befindet sich nun statt einer Lightning-Buchse eine moderne USB-C-Schnittstelle. Das im Lieferumfang enthaltene Netzteil kann man dementsprechend auch bequem für Android-Smartphones oder andere Geräte mit diesem Anschluss nutzen. Aufgrund einer neuen EU-Richtlinie müssen ab 2024 ohnehin alle in Europa verkauften Smartphones und Tablets solch eine Buchse bieten. Da ist es nur logisch, dass Apple diesen Wechsel bereits jetzt vollzieht. Im Gegensatz dazu ist der Kopfhöreranschluss gänzlich dem Rotstift zum Opfer gefallen. Freunde von kabelgebundenen Kopfhörern schauen dementsprechend leider in die Röhre.
Apple-typisch: Insgesamt betrachtet sieht das aus Aluminium gefertigte Gehäuse richtig schick aus. Dafür sind besonders die neuen Farbvarianten verantwortlich: Erstmals bietet Apple sein Tablet in Blau, Pink, Gelb und Silber an. Doch nicht nur das: Durch das Gesamtgewicht von 477 Gramm (Wifi-Variante) ist es schön leicht und liegt zudem gut in der Hand. Mit einer Dicke von 7 Millimetern fällt es zudem minimal schlanker als sein Vorgänger aus. Etwas schade: Nach einem Schutzklassen-Standard (IP-Zertifizierung) ist auch das neue iPad nicht zertifiziert. Heißt: Es ist weder wasserdicht noch gegen Wasser geschützt.
Leistung: Dieser Prozessor kann’s noch
Unter der bunten Haube des iPads gibt Apples Bionic A14 Chip den Takt an. Bionic A14? Da könnten Besitzer eines iPhone 14 schnell skeptisch die Augenbrauen hochziehen. Schließlich steckt selbst im Basismodell der neuen Smartphone-Serie ein Bionic A15 Prozessor – während der Bionic A14 schon 2020 im iPhone 12 seine Premiere feierte. Doch auch mit zwei Jahren auf dem Buckel kann die CPU noch überzeugen. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 5 staubte der Chip mit all seinen Kernen 4040 Punkte ab. Zum Vergleich: Das iPad aus 2021 mit Bionic A13 CPU kam im Test auf 3137 Punkte. Ein signifikanter Leistungs-Boost – an die Werte der iPads mit Apples M-Prozessor kommt es jedoch nicht ran.
Trotzdem: Für Schüler, Office-Anwendungen und rudimentäre Alltagsaufgaben reicht das Basis-iPad allemal – und auch mit kräftezehrenden Prozessen kommt es in einigen Fällen problemlos klar. Aufwendige Videoschnittprojekte oder mehrere leistungshungrige Anwendungen können das Tablet dann aber doch schon mal in die Knie zwingen. Für diesen Einsatzbereich lohnt sich dann ein Blick auf Apples iPad-Pro-Modelle. Ohnehin fehlt dafür der Speicherplatz. Sowohl 64 als auch 256 GB sind im Jahr 2022 zu wenig. Obendrein ist eine Speichererweiterung via SD-Karte nicht möglich.
Display: Größer, aber auch besser?
Nicht nur die Displayränder sind schmaler: Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der Bildschirm gewachsen. Er misst nicht mehr 10,2 Zoll, sondern 10,9 Zoll, was einer Diagonale von 27,7 Zentimetern entspricht. Die Auflösung ist ebenfalls gestiegen: Das von Apple getaufte “Liquid Retina Display True Tone” löst Inhalte mit 2.360 x 1.640 Bildpunkten scharf auf (264 ppi).
Erfreulich ist die gestiegene Helligkeit. In der Spitze erreichte das iPad 10 508 Candela pro Quadratmeter, wodurch es seinen Vorgänger und sogar das iPad Air aus 2022 in den Schatten stellt. Hingegen weniger rosig: die Farbdarstellung. Gewöhnliche Farben sehen auf dem Display zwar noch natürlich aus, intensive und knallige Farben des erweiterten Farbraums DCI-P3 werden jedoch leicht verfälscht dargestellt. Die Kontrastwerte des iPads lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Luft nach oben gibt es auch bei der Bildwiederholrate: Das iPad schafft es, 60 Bilder in der Sekunde (Hertz) darzustellen, während das iPad Pro auf 120 Hertz kommt. Durch die Menüs zu wischen, macht dementsprechend auf dem Pro-Modell mehr Spaß.
Kamera: Details in Sicht
Mit einem Tablet Fotos schießen, kann seltsam aussehen, lohnt sich im Falle des iPad 10 aber. Denn Apple hat die Rückkamera gehörig aufgebohrt. Die knipst jetzt Bilder mit 12 Megapixel (MP) und überzeugte im Testlabor. Aufnahmen bei Tageslicht zeigen selbst kleinere Details noch scharf und auch die eingefangenen Farben sehen natürlich aus. Besonders positiv: Auf den geschossenen Test-Fotos ist kaum Bildrauschen erkennbar. Dieses Niveau kann die Kamera bei Abendlicht jedoch nicht halten. Das Bildrauschen ist deutlich gröber, wodurch Details zunehmend verschluckt werden.
Ein Novum: Als erstes seiner Riege kann das iPad 10 Videos mit 4K-Auflösung aufnehmen. Farben wirken schön kräftig – wenngleich sie sich auch mal an der Grenze zur Übersättigung bewegen. Bei hektischen Bewegungen kommt der Bildstabilisator ins Spiel, der erstaunlich viel Ruhe ins Bewegtbild bringt.
Die Frontkamera hat Apple Home-Office-gerecht auf die Querseite verfrachtet. Steht das iPad auf dem Tisch, hat man so den idealen Winkel für Videotelefonate. Geschossene Selfies weisen eine zweckmäßige Qualität auf. Details gehen verloren und das Bild wirkt durch grobes Bildrauschen unsauber. Etwas besser sieht es bei aufgenommenen Videos aus. Sie sehen klar aus, auch wenn sich der Detailgrad in Grenzen hält.
Akku-Leistung: Kurzer Atem, schnell aufgeladen
Neben guter Leistung und einem tollen Handling kommt es für den mobilen Einsatz besonders auf die Akku-Laufzeit und die Ladedauer an. Bei permanenter Videowiedergabe mit einer Helligkeit von 300 Candela pro Quadratmeter hielt das iPad im Test sieben Stunden und 43 Minuten durch. Ein dürftiger Wert, mit dem sich das iPad um Haaresbreite vor seinem Vorgänger platziert. Der hielt im Test rund siebeneinhalb Stunden durch. Leer gesaugt und am Kabel hängend Tablet brauchte das iPad rund zweieinhalb Stunden, um von 0 auf 100 Prozent zu laden – das ist flink.
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iPadOS 16: Kein Multitasking-Modus
Ab Werk ist iPadOS 16 installiert. Apples neues Betriebssystem bringt einige nützliche Features mit sich. So kann man beispielsweise seine iCloud-Foto-Mediathek mit bis zu sechs Personen teilen. Außerdem haben Tim Cook und Co. an einigen kleineren Stellschrauben gedreht. So wurde unter anderem die hauseigene Mail-App verbessert. Der von Apples vielmals beworbene Stage Manager – ein Multitasking-Modus mit frei positionierbaren Fenstern – fehlt beim iPad 2022 allerdings. Dieses Feature bleibt dem Pro- und dem Air-Modell vorbehalten. Ansonsten geht die Steuerung sehr gut von der Hand. Die Menüs sind aufgeräumt und die Steuerung geht schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über.
Fazit
Eines ist klar: Mit seinen neuen Farbvarianten und einem neuen Formfaktor ist das iPad der 10. Generation ein echter Hingucker. Aber es kann auch mit inneren Werten glänzen: Es ist schön flott, lässt sich sehr einfach bedienen und knipst besonders mit der aufgebohrten Rückkamera tolle Fotos. Hinzu kommen zeitgemäße Upgrades wie ein USB-C-Anschluss und eine Frontkamera auf der Querseite. Von gestern ist hingegen die Speicherkapazität: 64 respektive 256 GB sind knapp bemessen – und mit 4K-Videos schnell gefüllt. Sonderbar ist auch die schwache Farbdarstellung des Displays und der fehlende Stage Manager. Deswegen sollte man genau überlegen, ob einem das bunte Design und die Neuerungen mindestens 579 Euro wert sind. Ansonsten ist man mit dem iPad 9 aus dem Vorjahr auch gut bedient, welches aktuell (27. Oktober 2022) 429 Euro kostet. Das Tablet hat IMTEST bereits im letzten Jahr getestet.
- PRO
- Sehr helles und scharf auflösendes Display, sehr hohes Arbeitstempo, schnelle Ladedauer, gelungenes Kamera-Upgrade, sehr einfache Bedienung
- KONTRA
- etwas kurze Akkulaufzeit, schwache Farbdarstellung, etwas geringe Bildwiederholrate, schwacher Kontrast
IMTEST Ergebnis:
gut 2,0