Die kleine Powerbank für die Jackentasche kann zwar unabhängig von einer Steckdose das Smartphone aufladen – das war’s aber schon. Powerstations bieten da schon deutlich mehr Leistung – mit bis zu 3.000 Watt. Dabei sind die Kraftpakete nicht nur für das Camping und andere Outdoor-Aktivitäten geeignet. Als autarke Stromquellen können sie den Haushalt mit Strom versorgen und damit Kosten senken – mit kostenloser Sonnenenergie. Denn fast alle Powerstations sind mit tragbaren Solarmodulen kombinierbar. IMTEST klärt auf, wie das genau funktioniert und welche Modelle sich für welchen Zweck eignen.
Inhaltsverzeichnis
So funktioniert eine Powerstation
Im Grunde handelt es bei einer Powerstation um eine – je nach Größe – mehr oder weniger leicht tragbare Batterie, die überall dort zum Einsatz kommen kann, wo es keinen Strom aus der Steckdose gibt. An ihr lassen sich elektrische Verbraucher anschließen, um diese direkt vor Ort zu benutzen oder deren Akkus wieder aufzuladen. Voraussetzung dafür ist, dass die Power Station selbst aufgeladen ist.
Wichtiger Bestandteil ist – neben dem Akku selbst – der Wechselrichter. Er wandelt Wechselstrom in Gleichstrom um und umgekehrt. Das ist deshalb notwendig, weil der 230-Volt-Netzstrom aus der Steckdose immer Wechselstrom ist, während eine Batterie nur Gleichstrom speichern kann. Beim Aufladen der Powerstation an der heimischen Steckdose wird der Wechselstrom also erst einmal in Gleichstrom umgewandelt, damit ihn die Batterie der Powerstation speichern kann.
Der Strom, der dann unterwegs abgezapft wird, kann entweder Gleichstrom oder Wechselstrom sein, abhängig vom Anschluss. Geräte, die an die Schuko-Steckdose der Power Bank angeschlossen werden, etwa ein Föhn oder eine Bohrmaschine, versorgt die Powerstation über ihren Wechselrichter mit 230-Volt-Wechselstrom, während die Akkus der über die USB-Buchsen an der Power Bank angeschlossenen Geräte wie Smartphones oder Laptops mit Gleichstrom geladen werden.
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Die Anschlüsse einer Powerstation
Eine oder mehrere Schuko-Steckdosen für 230-Volt-Geräte gehören zum Standard jeder Power Station, ebenso wie USB-Anschlüsse. Wer noch alte Geräte mit USB-A-Anschlüssen betreibt, sollte auf diese Anschlüsse achten oder sich Adapter besorgen, denn die meisten Power Stationen kommen mit den aktuellen USB-C-Anschlüssen. Manche Geräte, etwa elektrische Kühlboxen, werden über kleine Rundstecker, sogenannte Bananenstecker, ans Stromnetz angeschlossen. Die Steckdosen dafür sind nicht bei jeder Power Station vorhanden. Vor dem Kauf sollte man also wissen, welche Geräte man mit der Power Station unterwegs aufladen möchte und die Art und Anzahl der passenden Anschlussmöglichkeiten prüfen.
Anschluss, um die Powerstation zu laden
Umgekehrt muss die Power Station selbst auch immer wieder aufgeladen werden, damit sie Strom liefern kann. Dafür gibt es bei vielen Modellen drei Möglichkeiten:
- Über eine 230-Volt-Steckdose zuhause, auf dem Campingplatz oder im Hotel.
- Über eine 12-Volt-Rundsteckdose oder die Zigarettenanzünder-Steckdose im Auto, dann lädt die Lichtmaschine des Wagens die Power Station während der Fahrt.
- Über ein mobiles Solarpaneel unterwegs.
Die dritte Möglichkeit garantiert bei schönem Wetter die größtmögliche Unabhängigkeit vom Stromnetz. Wichtig ist, darauf zu achten, ob die Anschlüsse des Solarmoduls kompatibel sind mit den Anschlüssen an der Power Station. Das ist nicht immer der Fall, hier muss man vor dem Kauf genau prüfen – oder beides zusammen vom gleichen Hersteller kaufen. Solche Kombi-Angebote gibt es beispielsweise von Jackery, Bluetti oder Ecoflow.
Langsamere Ladedauer ohne 230-Vol-Steckdose
Das Laden einer Power Station per Solarpanel oder Auto-Lichtmaschine dauert deutlich länger als an der 230-Volt-Steckdose. Wer also beispielsweise grundsätzlich fernab von Campingplätzen zeltet und zwischen seinen einzelnen Standorten nicht länger als zwei Stunden mit dem Auto fährt, bekommt eine leistungsstarke Power Station mit großem Akku nie wieder komplett aufgeladen. Das Gleiche gilt für das Laden per Solartechnik: Um wieder genügend Strom in die Power Station zu laden, um dann mehrere Geräte damit betreiben zu können, sind viele Sonnenstunden notwendig.
Powerstation: Akku und Leistung
Die meisten Power Stationen sind mit Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) bestückt, der heutzutage gängigsten Batterietechnik. Nur wenige Geräte arbeiten mit den neueren Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePo4). Diese Akkus sind zwar spürbar teurer, dafür überhitzen sie weniger schnell und erlauben mehr Ladezyklen, ohne dabei an Kapazität einzubüßen.
Die Kapazität des Akkus bestimmt, wie lange angeschlossene Verbraucher mit Strom versorgt werden können. Der Wert wird in der Regel in Wattstunden (Wh) und/oder Amperestunden (Ah) angegeben. Der zweite wichtige Wert ist die maximale Leistung, die eine Power Station abgeben kann. Hier ist darauf zu achten, dass manche anzuschließende Geräte eine höhere Anlauf- als Dauerleistung benötigen. Allen voran sind das Geräte mit Kompressor wie Klimaanlagen oder Kühlschränke.
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Der Wechselrichter in Powerstations
Wichtig: Bei den Wechselrichtern in den Power Stations, die die Akku-Spannung auf 230 Volt umwandeln, gibt es Unterschiede. Während einige Geräte nur Verbraucher mit maximal 150 Watt versorgen können, liefern andere, teurere Modelle bis zu 1.000 Watt und mehr. Wer beispielsweise elektrische Werkzeuge oder Küchengeräte betreiben möchte, sollte vor dem Kauf die Daten der in Frage kommenden Power Stationen prüfen.
Ein weiteres Kriterium zum Thema Wechselrichter: Günstige Wechselrichter liefern für den Wechselstrom eine sogenannte modifizierte Sinusspannung, während hochwertige Wechselrichter eine echte Sinuskurve erzeugen. Bei vielen Endgeräten ist das unwichtig, doch einige empfindliche Geräte funktionieren mit der modifizierten Sinusspannung nur eingeschränkt oder gar nicht. Bei Fernsehern etwa stören dann Streifen im Bild das Vergnügen.
Kleine Modelle für Smartphones, Tablets & Co.
Am unteren Ende der Preisskala bekommt man zu Preisen zwischen rund 150 Euro und rund 350 Euro eine Power Station mit folgenden Merkmalen:
- Akku-Kapazität von 150 Wh bis 250 Wh
- Abgabeleistung zwischen 150 Watt und 300 Watt
- Gewicht zwischen 2,0 und 3,5 Kilogramm
- Ladezeit bei 230 Volt 4 bis 7 Stunden
- Anschlüsse wie eine 230-Volt-Schukosteckdose, einen oder zwei USB-Anschlüsse, je nach Modell Typ A oder C.
- Zum Aufladen entweder nur einen 230-Volt-Anschluss oder zusätzlich einen Anschluss für die 12-Volt-Ladebuchse im Auto.
Mit diesen Power Stationen lassen sich unterwegs Geräte wie Smartphones, Tablets, Kameras, Rasierapparate, Drohnen, elektrische Zahnbürsten und andere vergleichsweise wenig Strom verbrauchende Geräte betreiben oder aufladen.
Typische Modelle dieser Klasse sind beispielsweise die EcoFlow River Mini Wireless , Jackery Explorer 240 oder Beaudens. Wer dazu ein faltbares Solarmodul ergänzt, muss mindestens weitere 300 Euro einplanen.
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Die Mittelklasse für Fernseher und Kühlschrank
Sie sind die Bestseller unter den Powerstations:
- Kapazitäten zwischen 500 Wh und 1000 Wh
- Gewicht von 6 bis 10 Kilogramm
- Preise zwischen 500 Euro und 1.500 Euro
Mit einer solchen Leistung können die Geräte der Mittelklasse beispielsweise 50 bis 100 mal ein Smartphone laden, sieben bis zwölf Stunden ein TV-Gerät mit Strom versorgen, eine Ladung oder zwei für ein E-Bike liefern oder einen Kühlschrank mit 60 Watt zwei bis drei Tage lang durchgehend betreiben. Je älter der Akku wird, desto mehr verringern sich diese Werte allerdings.
Selbstverständlich gehören in dieser Klasse zur Ausstattung zwei oder drei 230-Volt-Steckdosen und genügend weitere Anschlüsse für alle Arten von Geräten. Diese Vielfalt gilt sowohl zum Strom abzapfen als auch zum Laden der Power Station mit 230 Volt, 12 Volt oder mit einem Solarpaneel. Das Aufladen an der 230-Volt-Steckdose dauert je nach Modell 6 bis 10 Stunden, im Auto und per Solarmodul einige Stunden länger.
Typische Modelle dieser Klasse sind beispielsweise die Berger BPS600 Powerstation 600 W, die Jackery Explorer 500 oder die Bluetti PowerOak EB70 Portable Power Station 1000W 716 Wh.
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Die leistungsstarken Powerstations
Die Power Stations der Oberklasse kosten 1.500 bis 5.000 Euro. Sie bieten Kapazitäten von 2.000 Wh bis mehr als 5.000 Wh und Leistungen von 1.000 Watt bis 3.000 Watt. Mit einem Gewicht von 20 Kilogramm aufwärts sind sie allerdings nicht mehr unbedingt als mobil zu bezeichnen. An den Strand wird man so einen Koloss eher nicht mitnehmen. Dafür können diese großen Formate so gut wie alle angeschlossenen Verbraucher bedienen, sei es der Föhn, die Kaffeemaschine, der Wasserkocher oder die Schleifmaschine.
Wem es auf maximale Autarkie unterwegs ankommt, etwa im selbst ausgebauten Camper, kann sich mit diesen Power Stationen die aufwendige und teure Festinstallation von Versorgungsbatterie mit 12-Volt- und 230-Volt-Regelung über Versorgungs- und Starterbatterie samt Wechselrichter komplett sparen. Stattdessen reicht es, sich einfach eine solche leistungsstarke Power Station in den Camper zu stellen. Damit ist man unterwegs mehrere Tage lang unabhängig von jeder externen Stromversorgung. Wer sich dazu noch ein großes Solarmodul gönnt, verlängert seine Unabhängigkeit vom Netzstrom zusätzlich, ist allerdings mindestens um einen weiteren Tausender ärmer.
Als Nebeneffekt können diese großen Modelle außerdem als Notstromaggregat für zuhause dienen. Ihre Leistung reicht in der Regel aus, um einen kompletten Haushalt mehrere Stunden lang mit Strom zu versorgen.
Zu den typischen Vertretern dieser Klasse gehören beispielsweise die verschiedenen Modelle von Bluetti, das Modell von Revolt im Test zeigte ebenfalls enorme Leistung.
Fazit
Ob zum Camping abseits jeder Infrastruktur, fürs Modellflugzeug-Hobby am Sonntagnachmittag, die Party am einsamen Strand oder als Notstromaggregat für alle Fälle: Eine Powerstation verlängert und erweitert alle Outdoor-Aktivitäten, die auf Strom angewiesen sind, auf elegante Weise ohne Benzinmotor-Lärm. Wichtig vor dem Kauf ist die Überlegung und Berechnung, welche Verbraucher mit welchem Strombedarf an die Power Station angeschlossen werden sollen. Im Vergleich zu Benzinmotor-Generatoren sind sie bei vergleichbarer Leistung jedoch wesentlich teurer.