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Unsichtbare Brillen: Kontaktlinsen im Test

Praktisch, unsichtbar und günstig. Oder doch eher teuer, störend und ungesund? IMTEST hat Monats-Kontaktlinsen getestet.

Blonde Frau hält mit Finger eine Kontaktlinse ans Auge, Profil schräg von der Seite
© Getty Images

Die besten Kontaktlinsen // IMTEST

Praktisch, unsichtbar und günstig. Oder doch eher teuer, störend und ungesund? IMTEST hat Monats-Kontaktlinsen getestet.

„Schatz, wo ist meine Brille?“ – wer bei diesem Satz vom Partner nur noch die Augen verdreht und dabei hofft, dass „Schatzi“ das ohne Brille gar nicht merkt, kennt die Qual vieler Brillenträger: Ohne Sehhilfe klappt nicht viel. Manchmal nicht einmal die Suche nach der Brille. Kontaktlinsen lösen dieses Problem elegant und einfach – zumindest auf den ersten Blick. IMTEST hat fünf der beliebtesten Monatslinsen unter die Lupe genommen.

Kontaktlinsen als optische Meisterstücke

Weiche Kontaktlinsen sind technische Meisterwerke von höchster Präzision. Die kleinen „Schälchen“ werden direkt auf den Augapfel gepflanzt. Mehrheitlich bestehen sie aus Silikon-Hydrogel und sind fast für jede Art von Sehschwäche geeignet: Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und sogar „Gleitsicht“-Linsen gehören inzwischen zum Standardangebot der meisten Hersteller. Von Minus 20 bis Plus 12 Dioptrien können Kontaktlinsen auch ausgeprägte Schwächen ausgleichen.

Und nicht zuletzt: Man sieht sie nicht, man spürt sie nicht, sie verrutschen nicht, können nicht herunterfallen, schmutzig werden oder zerkratzen. Haben die unsichtbaren Brillen überhaupt Nachteile? Der Test an beliebten Monatslinsen sorgt für Antworten. Mit dabei sind Linsen von Johnson & Johnson, Bausch & Lomb, Menicon, Alcon und die günstigen Biofinity von Cooper Vision. Insgesamt sind die Preisunterschiede eher gering. Ob es beim Tragen und bei den gesundheitlichen Aspekten ebenso geringe Unterschiede gibt?

Der Teufel im Detail

Präzision im Miniaturformat birgt immer die Gefahr, dass kleine Ungenauigkeiten große Auswirkungen haben können. Zu den wichtigsten Daten bei Kontaktlinsen gehören

  • der Korrekturwert,
  • der Krümmungsradius der Linse (Basiskurve) und
  • der Durchmesser.

Die benötigten Werte sind für jeden Menschen mit Sehschwäche individuell und sollten unbedingt von einem Kontaktlinsen-Optiker festgestellt werden. Bei einigen Formen der Sehschwäche wie etwa der Hornhautverkrümmung reicht ein einfacher Gang zum Optiker nicht aus, denn die Werte für eine Brille und eine Kontaktlinse können sich dann unterscheiden.



Abweichungen bei Korrekturwerten

IMTEST hat das renommierte Institut JenVis aus der Optik-Stadt Jena damit beauftragt zu prüfen, ob und wie präzise die Parameter der Testkandidaten mit den geforderten Muster-Werten übereinstimmen. Die Ergebnisse sind insgesamt gut, unterscheiden sich im Detail aber durchaus:

Die genauesten Korrekturwerte lieferten die Kontaktlinsen von Bausch & Lomb mit Abweichungen von nur 0,07 Dioptrien. Der Preis-Leistungs-Sieger im Test „Biofinity“ von Cooper Vision hingegen zeigte fast doppelt so hohe Abweichungen und überschritt beim Durchmesser sogar die DIN-festgelegte Grenzabweichung – zwar nur minimal, aber immerhin. Als Sehhilfe hat sich das Modell aber dadurch keineswegs disqualifiziert. Es kann aber zu Komforteinbußen beim Tragen kommen – das kommt auf den Träger oder die Trägerin an.

Drei verschiedene Kurvendiagramme mit Messwerten und Einstellungsoptionen an den Seiten
Spezialkameras durchleuchten die Kontaktlinsen und können so den Durchmesser und die verschiedenen Dickebereiche messen. © JenVis

So gut lassen sie die Augen atmen

Bei einem anderen wichtigen Parameter, der Sauerstoffdurchlässigkeit, liefern alle Kontaktlinsen im Test gute Werte. Sauerstoffdurchlässigkeit wird für die Augengesundheit umso wichtiger, je länger eine Linse im Auge verbleiben soll. Bei fast allen Modellen ist es sogar möglich, die Linsen über Nacht im Auge zu lassen. Nur die „Air Optix Aqua“ von Alcon eignet sich nicht dafür, da ihre Werte zur Sauerstoffdurchlässigkeit etwas niedriger sind als bei den Konkurrenten.

Generell ist es auch nicht empfehlenswert, Linsen über Nacht zu tragen. Es zeigt aber, dass die Linsen so gut sind, dass ein Sauerstoffmangel am Auge, der zu irreparablen Schäden führen kann, bei täglichem Tragen ausgeschlossen ist. Der Kandidat von Johnson & Johnson bietet als einziger im Testfeld einen UV-Schutz. Das bedeutet nicht, das Träger der „Acuvue Vita“ auf eine Sonnenbrille verzichten können, bietet aber dauerhaften zusätzlichen Schutz.

Leuchtend blauer Kreis in violettem Kreis auf schwarzem Hintergrund, Farbstrahl links
Sehr hohe Sauerstoffdurchlässigkeit im Zentrum und immer noch hohe Werte am Rand: Diese Kontakte darf zur Not auch mal über Nacht im Auge bleiben. © JenVis

Kontaktlinsen brauchen Aufmerksamkeit

Abgesehen davon, dass das Einsetzen von Kontaktlinsen anfangs immer Überwindung kostet, sind Pflege, Handhabung und Aufbewahrung von Monatslinsen deutlich komplizierter als von Brillen. Im Gegensatz zu Tageslinsen, die jeden Abend einfach entsorgt werden, müssen Monatslinsen-Nutzer ein strenges Pflege-Ritual einhalten:

Die Kontaktlinsen müssen jeden Abend mit penibel sauberen Händen aus dem Auge genommen und dann in speziellen Behältern mit Reinigungsflüssigkeit gelagert werden. Die besteht entweder aus (ätzendem) Wasserstoffperoxid, ist etwas teurer und aufwendiger in der Anwendung. All-In-One-Lösungen sind etwas einfacher im Umgang, weil sie nicht ätzend sind. Dafür fehlt die antibakterielle Wirkung.

12 Petrischalen angeordnet in vierer Reihen, eine Spalte mit weißem Inhalt, eine Spalte mit gelbem Inhalt
Durch Einlagerung in speziellen Nährlösungen (Agar) prüfte das Labor, wie steril die neuen Kontaktlinsen aus der Packung kommen. Resultat: Alle Testkandidaten sind steril. © JenVis

FAZIT

Wer sich auf die Fummelei mit Kontaktlinsen einmal eingelassen hat, wechselt nur selten wieder komplett zur Brille. Wirklich schlechte Linsen gibt es bei renommierten Marken nicht. Testsieger Acuvue Vita glänzte im Test durch sehr präzise Werte, hohen Tragekomfort und UV-Schutz. Günstigere Preise werden fast immer mit etwas größeren Fertigungsungenauigkeiten erkauft, die sich aber im Rahmen halten. So wie beim Preis-Leistungs-Sieger Biofinity von Cooper Vision.

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.