Radfahrer haben keine Knautschzone. Kommt es zu einem Unfall oder Sturz, kann immerhin ein Fahrradhelm vor Kopfverletzungen schützen. Laut dem Bundesamt für Straßenwesen (BASt) tragen aber 73,8 Prozent der Radfahrer in Deutschland gar keine Fahrradhelme. Obwohl diese bei einem Zusammenstoß den möglichen Aufschlag des Kopfes auf Asphalt oder Fahrzeug-Blech teils deutlich abschwächen kann. Denn der Helm verteilt die Aufprallkraft auf eine größere Fläche.
Fahrradhelme schützen nachweislich
In Deutschland gibt es keine gesetzliche Pflicht zum Tragen eines Radhelmes. Dabei können Fahrradhelme das Verletzungsrisiko des Kopfes deutlich verringern. Bei einem frontalen Aufprall mit der Stirn wird das Risiko um bis zu 90 Prozent gemindert. Das hat die Deutsche Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) in einer Studie ermitteln lassen.
Doch wie gut sind die Helme genau? IMTEST hat zusammen mit dem TÜV Süd geprüft, wie robust aktuelle Fahrradhelme sind. Im Test sind Modelle ganz unterschiedlicher Preisklassen. Vom Dunlop-Helm für knapp 25 Euro bis zum Modell von Uvex für fast 200 Euro sind Testkandidaten dabei. Gibt es auch in Sachen Sicherheit und Komfort große Unterschiede?
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Strenger geprüft als nötig
Damit ein Helm überhaupt in Europa verkauft werden darf, muss er die Norm DIN EN 1078 („Helme für Radfahrer und für Benutzer von Skateboards“) erfüllen. Diese legt unter anderem fest, dass Fahrradhelme eine Auftreffgeschwindigkeit von 19,5 km/h überstehen müssen. Gemessen wird das bei einem Sturz mit 250-facher Erdbeschleunigung.
IMTEST ließ die Fahrradhelme aus dem Test sogar noch über die Norm hinaus prüfen: Mit einer erhöhten Auftreffgeschwindigkeit von rund 23,5 km/h ließen die Tester, die an einem Prüfkopf befestigten Helme aus einer Fallhöhe von 2,18 Metern frontal auf einen flachen Sockel stürzen. Das entspricht einer um 20 Prozent höheren Aufprallgeschwindigkeit als die Norm fordert. Zudem wurde geprüft, ob die Helme auch einen zweiten Aufprall kurz nach dem Ersten überstehen. Dafür rauschten sie aus 1,90 Meter Höhe und 21,5 km/h Aufprallgeschwindigkeit erneut auf den flachen Sockel.
Uvex und Dunlop halten am meisten aus
Den ersten Sturz überstanden der Uvex Finale light 2.0 und der Dunlop HB13 am wenigsten beschädigt. Wie bei allen Testkandidaten rissen zwar auch ihre aus verfestigtem Styropor (EPS) bestehenden Innenschalen. Aber nur geringfügig. Die äußere Helmschale aus Polycarbonat blieb bei allen intakt. Den zweiten, seitlichen Aufprall überstanden die Testkandidaten ebenfalls. Die Fahrradhelme von Dunlop und der Uvex glänzten hier ebenfalls mit richtig guten Werten.
Fahrradhelme-Test im Detail
Nicht alle Helme sitzen sicher
Bei einem Sturz müssen Fahrradhelme aber nicht nur den Aufprall überstehen, sie müssen auch sicher am Kopf sitzen bleiben. Für den Abstreiftest werden die Befestigungsriemen der Helme so eng wie nötig, so bequem wie möglich an den Prüfkopf im Labor des TÜV Süd angepasst. Im Gegensatz zu den sehr sicher sitzenden Riemen des Giro Cormick und des Uvex Finale light 2.0 verschieben sich beim Aufprall die Gurtverteiler des Dunlop HB13 deutlich aus der eingestellten Position. Die Helmschale kann sich so weit in den Gesichtsbereich schieben und dann beispielsweise Teile des Kopfes nicht mehr sicher abdecken.
Was halten die Kinnriemen aus?
Über einen weiteren Prüfpunkt wird die maximale Dehnung der Kinnriemen nach einer ruckartigen Belastung gemessen („dynamisch“) – wie sie bei einem starken Aufprall entstehen kann. Beim Abus Urban-I 3.0 und Align II von Specialized dehnten sich die Kinnriemen nur wenig aus, und auch die bleibende Dehnung nach der ruckartigen Belastung blieb bei beiden gering.
Die Kinnriemen vom Dunlop und Uvex waren nach dem Test hingegen recht deutlich gedehnt. Beim Giro brach zudem das EPS am vorderen Gurtanker, während beim Uvex sich nach der ruckartigen Bewegung der Clip vom Gurtverteiler gelöst hat. Dennoch erfüllen alle Fahrradhelme die Anforderungen, die die Norm an sie stellt.
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Unterschiedlicher Tragekomfort
Auch der Tragekomfort spielt eine wichtige Rolle im Test der Fahrradhelme. Schließlich kann es bei längeren Ausflügen schnell nerven, wenn der Helm etwas wackelig auf dem Kopf sitzt, zu schwer ist oder gar drückt: IMTEST hat für jeden Helm mit unterschiedlichen Probanden geprüft, wie angenehm sie sich tragen lassen. Mit festem Sitz punktete dabei der Giro Cormick. Seine Schale passt gut auf den Kopf und sorgt so für einen festen und angenehmen Sitz. Für Menschen, die gern einen Zopf tragen, ist er aber nur bedingt geeignet.
Besser machen es hier Abus mit dem Urban-I 3.0 und der Align II von Specialized. Beide Helme erwiesen sich als zopftauglich. Zudem punktet der Abus mit einem sehr angenehmen Magnetverschluss. Dieser ermöglicht die Bedienung mit einer Hand. Beim Align II dagegen lässt sich der Steckverschluss für den Kinnriemen nur schwer schließen. Dafür überzeugen die Rädchen mit dem Nutzer den Helm an den Kopf einfach anpassen können.
Fahrradhelme mit praktischen Extras
Was auch zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen kann: Beleuchtung. Uvex und Abus haben hierfür Rücklichter an ihren Helmen befestigt. Sie sind mit Akku betrieben und laufen nicht mit tauschbaren Batterien. Besonders der Uvex erlangt bei Dunkelheit so eine gute Sichtbarkeit. Zudem bieten die Modelle zusätzliche Reflektoren.
Auch kommen die beiden Fahrradhelme mit Fliegen- und Wespenschutz. Im Sommer ein praktisches Extra. Womit alle Helme im Test aufwarten: austauschbare Stirn- und Kopfpolsterungen. Damit können Träger und Trägerinnen das Maß an Halt und Komfort individuell anpassen.
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FAZIT
Ein durchaus überzeugendes Ergebnis: Bei einem Sturz über den Lenker mit frontalem Aufprall auf den Asphalt haben alle Fahrradhelme ausreichend Reserven. Selbst nach einem zweiten, starken Aufprall auf die Seite bleiben die Helmschalen bei allen Kandidaten noch erhalten. Wie etwa beim Finale light 2.0 von Uvex. Der Testsieger bietet neben einem hohen Aufprallschutz, auch ein Rücklicht. Der sehr günstige Dunlop HB13 schützt zwar auch gut, Käufer müssen aber Abstriche bei der Fertigung in Kauf nehmen.