Test vom Peloton Bike+: Die Voraussetzungen
Fahrradfahren war ehrlich gesagt nie mein Sport. Weder die Aufwärmrunde im Fitnessstudio noch die Ausfahrt durch Wälder und Wiesen am Wochenende mit der Familie. Zu unkomfortabel, zu sperrig, zu langsam, die Reifen nicht aufgepumpt, irgendwas war halt immer. Am schlimmsten ist für mich aber der jährliche Gesundheitscheck beim Hausarzt, der auch eine Fahrt auf dem Ergometer beinhaltet. Vollverkabelt, auf einem Trimm-dich-Fahrrad aus den Siebzigerjahren. Die schweißtreibende Fahrt endet immer mit dem gleichen Satz: „Sie könnten deutlich fitter sein, aber wenigstens verfügen Sie über einen überragenden Ruhepuls.“ Ideale Voraussetzungen für einen sechswöchigen Test vom neuen amerikanischen Fitnessfahrrad Peloton Bike+, oder?
Produktdetails
- Preis: 2.995 Euro
- Gewicht: 70 kg
- Hanteln, Übungsmatte, Yogablock, Widerstandsbänder, Schuhe
Wie Sport mit dem Peloton Bike+ funktioniert
Die Idee hinter Peloton ist es, das gemeinschaftliche Fahren aus Spinningkursen ins eigene Wohnzimmer zu bringen. Statt also in einer Gruppe in einem Fitnessstudio neben- und hintereinander zu Musik und Kommandos des Trainers zu strampeln, wird über den großen 24-Zoll-Bildschirm und ein 360-Grad-Soundsystem die Illusion vermittelt, irgendwie doch mit einer Spinningklasse verbunden zu sein. Und letztlich ist das ja auch so. Eine stabile Internetleitung vorausgesetzt, schaltet man sich mit seinem Peloton Bike live in Spinningkurse ein, sieht den Trainer auf dem Bildschirm und arbeitet gemeinsam mit anderen Kunden weltweit an der eigenen Kondition. Soweit die Theorie, jetzt zur Praxis und dem Test des Peloton Bike+.
Peloton Bike+: Lieferung und Installation
Nach der Bestellung auf der Internetseite www.onepeloton.de oder in einem von acht Geschäften in Deutschland kommt das Peloton Bike+ nicht einfach per Post nach Hause, sondern wird mit einem schwarz lackierten Peloton-LKW und durch trainierten Peloton-Mitarbeitern in schwarzer Peloton-Kleidung nach Hause geliefert. Bestellprozess und Lieferung sind nahezu perfekt choreografiert. In 1,5 Stunden haben Peter und Christian das 70 Kilo schwere Fahrrad in den ersten Stock gewuchtet, das ganze Zubehör (sechs Hanteln, Bike, Übungsmatte, Yogablock , Widerstandsbänder, ein Paar Schuhe) ausgepackt, die Verpackungsmaterialien sofort wieder in den LKW zurück gebracht, das Fahrrad optimal auf meine Größe eingestellt, das System ins WLAN eingebunden, mein Peloton-Profil eingerichtet und mir einen detaillierten Überblick zum Einstieg in das Menü des Bike+-Systems verschafft. Natürlich zahlt man diesen Service auch mit, aber ohne Einweisung und Erklärung der einzelnen Komponenten käme man niemals so schnell aufs Rad wie ich an diesem 7. September.
Peloton Bike+ mit der Qual der Wahl
Im Menü des Peloton Bike+ hat man gerade als Anfänger die Qual der Wahl: Es gibt Livekurse, die zu einem festgelegten Zeitpunkt beginnen, und bereits gelaufene Kurse, die man (immer wieder) auswählen kann. Und es gibt die unterschiedlichsten Trainerinnen und Trainer. Manche Kurse geben im Titel die Musikrichtung an, andere wiederum die Trainingsform. Als Anfänger sollte man deshalb möglichst nicht gleich wie ich in einen Tabata-Kurs gehen, ohne zu wissen, dass sich dahinter ein Hochintensitäts-Intervalltraining verbirgt. Ich kam danach kaum vom Peloton Bike wieder runter. Doch zurück zur ersten Fahrt. Peter und Christian hatten mir noch verraten, dass, wenn man die Systemsprache von Deutsch auf Englisch umstellt, auch ein komplettes Trainingsprogramm für Anfänger erscheint, das zum Einstieg perfekt geeignet ist. Zwar findet man alle Anfängerkurse auch, wenn die Systemsprache auf Deutsch eingestellt ist, aber nicht so intelligent gruppiert.
Die erste Testfahrt mit dem Peloton Bike+
Ich entscheide mich dann für einen zuvor aufgezeichneten 20-minütigen „Beginner Ride“ bei der Trainerin Robin Arzon. Die richtige Wahl, denn Robin erklärt in der Aufwärmphase das Peloton Bike+, die beiden wichtigsten Peloton-Begriffe Cadence (gibt die Frequenz an, wie schnell sich die Pedale drehen) und Resistance (über das rote Rad am Fahrradrahmen lässt sich der Widerstand einstellen) und zeigt mir dann, warum das Peloton-System so einzigartig ist: Sie pusht mich durch die komplett en 20 Minuten, ich denke keine Sekunde ans Aufgeben, sondern werde typisch amerikanisch perfekt unterhalten. Robin ist genau wie die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen topfit, sieht umwerfend aus, kann singen, moderieren und ist absolut gnadenlos, wenn es darum geht, ihren Anweisungen zu folgen. Genau das brauchte ich beim Sport immer schon: permanent einen kräftigen, aber motivierenden Tritt.
Neuer Tagesablauf durch Peloton Bike+
Zugegeben: Die ersten zwei Wochen waren für mich als Nicht-Radfahrer hart. Aber dieses Gefühl, einen Personal Trainer auf Abruf zu haben, neben dem Bike auch noch eine freie Auswahl der Trainingsmöglichkeiten, von Yoga bis Krafttraining, sowie die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten haben mich von dem System überzeugt. Ich habe durch den Test meinen Start in den Tag komplett verändert und steige, nach dem mein Sohn zur Schule gegangen ist, auf das Peloton Bike+, mache dann einen 20-minütigen Ride, meist gefolgt von einem zehnminütigen Hanteltraining. Erst danach geht’s unter die Dusche und ins Büro. Und zwar viel frischer und energiegeladener als zuvor. Dadurch, dass man beliebig viele Profile anlegen kann, ist mittlerweile die ganze Familie im System und macht auf oder neben dem Peloton Bike+ Yoga, Stretching oder Hantelübungen. In Zeiten wie diesen eine für uns auch sehr sichere Alternative zu unseren Studios im echten Leben.
“ICH BIN IN 14 TAGEN 100 KILOMETER GEFAHREN. SO VIEL WIE IN 10 JAHREN NICHT.”
— Axel Telzerow, Chefredakteur
Peloton Bike+: Das Testergebnis
Das neue Peloton Bike+ ist auf den ersten Blick nur von Fans als solches zu erkennen. Denn im Vergleich zum Vorgänger hat sich optisch lediglich das Logo auf dem Rahmen verändert, und der Monitor ist von 22 Zoll auf nun 24 Zoll gewachsen. Damit sind alle Daten gut lesbar und das Display ist per Berührung bedienbar. Der neue Bildschirm lässt sich jetzt zudem um 360 Grad drehen. Perfekt für die Ganzkörperübungen neben dem Rad, die Peloton ebenfalls anbietet. Zusätzlich verfügt der Bildschirm auch über zwei nach vorne gerichtete Lautsprecher. Diese haben sich im Test sehr positiv bemerkbar macht. Ein fast räumlicher Klang entsteht, der die Illusion von einer echten Spinningklasse zu Hause noch besser gelingen lässt.
Verarbeitet ist das Peloton Bike selbst sauber, im Betrieb nahezu unhörbar und auch bei Fahrten, die im Stehen vollzogen werden, absolut stabil. Es wackelt und knarzt nichts und kann für jeden Fahrer nahezu stufenlos angepasst werden. Diese Stabilität kommt aber nicht von ungefähr. Denn das Rad wiegt stattliche 70 Kilo und dürfte somit nicht von jedem problemlos verschoben werden können. Wie beim iPhone ist aber die Software der eigentliche Star. Denn die Bedienung ist intuitiv und die Inhalte/Kurse bieten für alle Fitnessstufen Abwechslung und Herausforderung zugleich. Mit fast 3.000 Euro ist das Peloton Bike+ kein Schnäppchen, hinzu kommen 39 Euro monatlich für die Peloton-Mitgliedschaft. Dafür lassen sich aber unbegrenzt Profile einrichten und so etwa in der ganzen Familie nutzen.
FAZIT
Hätte Steve Jobs ein Fahrrad erfunden, es wäre das Bike+ gewesen. Jedes Training mit dem Peloton Bike+ ist ein Erlebnis, dafür sorgen die Trainer*innen, die Kunden jetzt auch neben dem Fahrrad ihren Fitnesszielen näherbringen können.
- PRO
Neben Ausdauertraining bietet das
Bike+ jetzt Ganzkörpertraining.
- KONTRA
Sehr schwer, lässt sich nicht von jedem
mal eben so umpositionieren.
IMTEST Ergebnis:
sehr gut 1,3