Spät kommt er: Als Renault 2014 den dritten Twingo auf den Markt bringt, ist die Plattform bereits für den Elektroantrieb vorbereitet. Der Unterboden des gemeinsam mit Daimler entwickelten Kleinwagens bietet Raum für die Akkus, der E-Motor passt unter den Kofferraumboden. Dennoch kommt der Renault Twingo Elektro erst Anfang 2021 auf den Markt. Schon mit Benziner ist er ein ideales Stadtauto: Klein, wendig, erschwinglich. Mit Elektromotor wird er sparsamer, sauberer und flinker.
Produktdetails
- 5-türig / Kleinwagen
- Heck / 135 km/h
- 60 kW (82 PS)
- ab 21.790
Klein, kleiner, Renault Twingo Elektro
Ein Raumwunder ist der Renault Twingo Elektro nicht – mit seinen 3,61 Metern Länge bei 1,64 Meter Breite und immerhin 1,54 Metern Höhe. Man sitzt vorn aufrecht und mit den Knien nah am Lenkrad, das nicht in der Tiefe verstellbar ist. Hinten geht es eng zu, für vier Erwachsene ist das Auto nur auf kurzen Strecken geeignet. Der Kofferraum bietet nicht viel Platz: Ab der 2. Getränkekiste muss beim Einkaufen bereits die Rückbank umgelegt werden. Immerhin: Das funktioniert bequem vom Kofferraum aus. 188 Liter fasst er nach VDA-Norm.
Innenraum einfach und pragmatisch
Das Cockpit des Twingo schalt Renault mit hartem, robustem Kunststoff aus. Hübsche Farben und eine geprägte Profiloberfläche lassen die Plastiklandschaft dennoch freundlich wirken. Der Fahrer blickt auf eine simple Bedienkulisse samt schlichtem Analogtacho, in dessen Mitte ein Monochrom-Display Daten des Bordcomputers anzeigt. Wer mit Renaults Bedienlogik nicht vertraut ist, sucht womöglich eine Weile nach der Lautstärkeregelung (Bedien-Satellit rechts hinterm Lenkrad) und nach der Bordcomputer-Steuerung (im rechten Lenkstock).
Bedienung aufs wesentliche reduziert
Letzteres ist wichtig im Renault Twingo Elektro, denn nur der Bordcomputer zeigt für das E-Auto-Fahren wichtige Informationen wie Reichweite und Ladestand an. Das Infotainment namens Easylink bietet keine weiteren Statistiken, erlaubt aber immerhin das Programmieren des Ladevorgangs nach Uhrzeit oder bis zu einem bestimmten Ladestand. Navigation kostet 550 Euro Aufpreis.
Weitere vernetzte Services bildet die „My Renault“-App für das Smartphone ab, darunter die Ladesäulen-Suche mit Informationen zur Säule und die Fernbedienung des Ladevorgangs. Sie lässt sich problemlos koppeln. In der kleinen Klasse, wo Kunden selten ein teures integriertes System bezahlen mögen, ist das eine gute Lösung.
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Fahreindruck: Keiner für die Autobahn
Er ist ein tolles Stadtauto: Die 160 Newtonmeter Drehmoment des Elektromotors beschleunigen den Renault Twingo Elektro in rund vier Sekunden auf Tempo 50. Da vorn kein Motorblock den Lenkeinschlag begrenzt, fällt der Wendekreis (8,6 m) winzig aus. Der Twingo manövriert auch in schmalen Straßen problemlos und ist leicht zu parken. Allerdings: Auf der rechten Seite entsteht durch den breiten Beifahrersitz und die C-Säule ein großer toter Winkel. Vorsicht beim Rechtsabbiegen ist geboten.
Auf der Autobahn wird man im Twingo weniger glücklich. Positiv: Mit der schweren Batterie im Fahrzeugboden läuft der windanfällige Kleinwagen stabiler als mit Benziner. Aber 135 km/h Höchstgeschwindigkeit bieten kaum Spielraum für die linke Spur. Und: Fährt er schon in der Stadt nicht wirklich leise, kommen auf der Autobahn deutliche Windgeräusche hinzu. Mit dem aufpreispflichtigen Faltschiebedach wird es sogar richtig laut.
Wenig Fahr-Assistenz
Das Assistenten-Angebot im Renault Twingo Elektro ist überschaubar. Es gibt einen simplen Spurhalte-Warner, einen Tempomaten und einen Licht- und Regensensor. Das gelegentliche Piepsen des Warners schafft keinen wirklichen Sicherheitsgewinn. Auch gibt es keinen Pannenruf. Hier zeigt der Twingo seine schlichte Basis. Beim Fahren gibt es zudem nur den Standard-Modus. Damit ist nicht nur die Größe des Twingos sehr reduziert, sondern auch die Ausstattung.
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Keine Schnellade-Option im Renault Twingo Elektro
Was dem elektrischen Twingo auf der Autobahn vor allem fehlt, ist die Schnelladefähigkeit. Im Test verbraucht er innerorts und auf der Pendelstrecke zwar sparsame 11,6 kWh/100 km. Das macht seine Normreichweite von 190 Kilometern realistisch. Oberhalb der 100 km/h schlürft der Motor allerdings leicht 20 kWh/100 km aus dem Akku (21,3 kWh netto).
Mangels eines Gleichstrom-Schnellladers reizt der Renault Twingo Elektro das Laden mit Wechselstrom voll aus: Dreiphasig kann er mit bis zu 22 kW laden. Das können viele deutlich teurere E-Autos nicht. Die Höchstleistung hält er im Test, bis die Batterie etwa halbvoll ist. Danach sinkt die Stromaufnahme, bei 90 Prozent fällt sie rapide. Dann ist eine gute Stunde vergangen. Auf der Autobahn müsste der Twingo also alle 100 Kilometer eine Stunde laden. In der Stadt und auf der üblichen Pendelstrecke dagegen kommt man mit der Reichweite prima zurecht. Allerdings: An der geläufigen 11-kW-Wallbox dauert der Ladevorgang doppelt so lange.
Renault Twingo Elektro sehr günstig
Zum Testzeitpunkt startet der Renault Twingo Elektro bei 23.790 Euro, die getestete Intens-Ausstattung kostet 24.690 Euro. Interessant wird es mit der staatlichen Förderung (10.000 Euro): Dann kostet der Twingo Elektro in der „Zen“-Ausstattung 100 Euro mehr sowie als „Intens“ 500 Euro weniger als das Verbrenner-Modell – bietet aber mehr Leistung und mehr Ausstattung. Als Neuwagen steht der Twingo Elektro so bereits für weniger als 14.000 Euro beim Händler. Das relativiert den begrenzten Aktionsradius und die schlichte Ausstattung. Günstiger wird es nur noch mit dem Spring der Renault-Tochter Dacia, der ab dem Spätsommer verfügbar sein soll.
FAZIT
Der Renault Twingo Elektro ist ein echter Spezialist: Auf kurzen und mittellangen Strecken macht er richtig Spaß, fährt sparsam und konkurrenzlos wendig. Der günstige Preis erfordert allerdings in allen Bereichen Abstriche, und für weitere Distanzen fehlen ihm Reichweite und Schnelladefähigkeit.
- PRO
- Günstiger Preis, wendiges und sparsames Stadt-Auto
- KONTRA
- Wenig Platz für Passagiere, Reichweite gering
IMTEST Ergebnis:
befriedigend 3,2