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GWM Ora 03 GT im Test: VW ID.3-Alternative aus China

E-Autos aus China, wie der GWM Ora 03 GT, gelten als Alternative zu Volkswagen oder Opel.

E-Auto GWM Ora 03 GT parkend auf Platz vor Hafenbecken mit Häusern im Hintergrund.
© GWM

GWM (die Abkürzung steht für Great Wall Motor), Autohersteller aus der Volksrepublik China mit Sitz in Baoding, Provinz Hebei, ist in Deutschland noch weitestgehend unbekannt. Mit dem GWM Ora 03 GT, einem vollelektrischen Kompaktwagen in der Volkswagen ID.3-Klasse soll sich das ändern. 2023 startete der Verkauf des Ora hierzulande – damals noch unter dem Produktnamen Funky Cat. Seit Anfang 2024 ist der putzige Autoname der eher technischen Bezeichnung „03“ gewichen. IMTEST hat die Ausstattungslinie GT getestet – in der Stadt, über Land, auf der Autobahn und an der Ladesäule. Ob das E-Auto eine (preisliche) Alternative etwa zum VW ID.3, dem Opel Astra Electric oder dem Peugeot E-308 (die allesamt etwa in der selben Klasse des Ora angesiedelt sind) ist, lesen Sie hier. Spoiler: Mit einem Verkaufspreis von knapp 50.000 Euro ist der Ora 03 GT zumindest kein Schnäppchen.

Detailansicht des Lenkrads im E-Auto GWM Ora 03 GT.
Aufgeräumt Tacho und Info-Display bilden eine Einheit. Das Lenkrad lässt sich angenehm fassen.
Detailansicht auf das Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT mit Anzeige des Kamerabilder vor, hinter, und neben dem Fahrzeug.
Alles im Blick Beim Abbiegen zeigt der Ora auch Bereiche ab, die die Spiegel des Autos nicht erfassen.
Ansicht in den geöffneten Kofferraum des E-Autos GWM Ora 03 GT. Dieser ist gefüllt mit Einkauf-Utensilien.
Der Wochenendeinkauf passt rein. Ist der Ora aber voll besetzt, ist der Kofferraum viel zu klein.

Produktdetails

  • Elektromotor: max. Leistung in kW (PS): 126 (171)
  • Reichweite nach WLTP: bis zu 400 km; Netto-Akkukapazität: 59,3 kW/h
  • Maße (L × H × B): 4,25 × 1,85 × 1,60m
  • Leergeweicht: 1.655 Kg
  • Kofferraumvolumen: 228 Liter. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen: maximal 858 Liter
  • Infotainment-Display: 10,25-Zoll-Touchscreen
  • Preis Testfahrzeug: 49.490 €; Basispreis: 37.490 €

GWM Ora 03 GT: Hochwertig, freundlich, tadellos?

„Der sieht aus wie ein Mini oder wie ein VW Beetle“. Zum freundlich dreinblickenden Ora 03 GT hat jede oder jeder gleich eine Meinung. Seine Fertigung im Inneren kann sich dank hochwertig verarbeiteter und gut aufeinander abgestimmter Materialien für Sitze, Mittelkonsole und auch der Ablagefläche unter der Windschutzscheibe zudem sehen lassen.

E-Auto GWM Ora 03 GT auf Parkplatz. Direkte Ansicht auf Motorhaube und Windschutzscheibe.
E-Auto GWM Ora 03 GT auf Parkplatz. Direkte Ansicht im Profil, mit geöffneter Fahrertür.
Detailaufnahme des E-Autos GWM Ora 03 GT, die das GT-Logo am Dach zeigt.
E-Auto GWM Ora 03 GT auf Parkplatz. Direkte Ansicht auf geöffneten Kofferaum.
E-Auto GWM Ora 03 GT auf Parkplatz. Direkte Ansicht in Kofferraum mit umgeklappter Rückbank.
E-Auto GWM Ora 03 GT vor Ladesäule mit geöffneter Ladeklappe.
E-Auto GWM Ora 03 GT vor Ladesäule mit angeschlossenem Ladekabel.

Eine vergleichsweise gute Rundumsicht (trotz breiter C-Säule und zu kleiner Heckscheibe) bietet der Ora auch. So bleiben Radfahrer und Fußgänger beim Abbiegen im (Schulter-)Blickfeld. Zusätzlich springt hierbei die serienmäßige 360-Grad-Kamera des Ora beim Setzen des Blinkers an und zeigt auf dem etwas zu kleinen 10,25 Zoll Info-Display in einem Splitscreen (siehe Foto weiter unten) das Geschehen vor, hinter und neben dem Auto an. 



Hoher Fahrkomfort, mit Tücken

So angenehm und auf Wunsch auch spritzig sich der GWM Ora 03 GT in Stadt und Umland fahren lässt – er bietet nämlich eine richtig gute Straßenlage, bequeme Sitze, fährt weitestgehend ruhig auch über Kopfsteinpflaster, hat einen geringen Wendekreis und passt in nahezu jede Parklücke – so zickig zeigen sich viele Bedienungen im und am Auto. Angefangen mit etwas ganz Profanen: Die Heckscheibe des Ora muss ohne Scheibenwischer auskommen – das mag Geschmacksache sein, nervt aber bei Regenfahrten, etwa auf der Autobahn, wenn man durch den Rückspiegel den rückwärtigen Verkehr nicht zu sehen bekommt. Außerdem ist der E-Motor des Ora beim Fahren recht deutlich zu hören. Nicht so lauft wie beispielsweise beim Renault Zoe – aber noch deutlich genug, um ihn sich leiser zu wünschen. Aber auch das ist eher Geschmacksache.

Detailansicht Innenraum des E-Autos GWM Ora 03 GT. Kamera für Fahrerüberwachung.
Innenansicht in den GWM Ora 03 GT: Blick durch die Windschutzscheibe – mit A-Säule.
Innenansicht in den GWM Ora 03 GT: Blick durch die Seitenscheiben rechts.
Innenansicht in den GWM Ora 03 GT: Blick zur Heckscheibe mit breiter C-Säule.

GWM Ora 03 GT: Software

Nerviger ist die Bedienung im Fahrzeug selbst: Die Schrift auf den jeweils 10,25 Zoll großen, nahtlos ineinander übergehenden Digital-Anzeigen (Tacho, Infotainment) ist zu klein (und lässt sich nicht vergrößern). Die KI-gestützte Sprachsteuerung (hört auf „Hello Ora“) funktioniert gut, um das Schiebdach oder die Fenster zu öffnen (siehe Video unten), die Sitz- oder die Lenkradheizung ein- oder auszuschalten. Leider versteht das Auto in der Regel aber nur ‚Bahnhof‘ wenn eine Zieladresse für die Navigation eingesprochen wird.

Die Fahrenden müssen das Ziel daher über die – ebenfalls zu kleine – Displaytastatur eintippen (siehe Foto in der Bildergalerie unten). Oder zum Beispiel auf Google Maps auf dem Smartphone setzen. Das klappt auch die Sprachsuche – zumindest, wenn das Mobilgerät via Android Auto- oder Apple CarPlay drahtlos mit dem Ora-System verbunden ist. Geht es nach Ora, sollen die Navi-Schwächen in absehbarer Zeit durch ein Software-Update behoben werden. Apropos: Die Software im Testwagen ist eine Betaversion. Diese soll laut Hersteller im Laufe des März allen Ora 03-Besitzern nach einem Service-Termin beim Händler zur Verfügung stehen. Warum ein Service-Termin? Die über 4 Gigabyte große Software ist schlicht zu groß, um sie “over the air” ans E-Auto zu senden und muss daher in der Werkstatt von einem Speichermedium direkt überspielt werden.

Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige ist in einem Splitscreen ein Umgebungsbild des Wagens zu sehen, dass die Kamera eingefangen hat.
Infotainment- und Tacho-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige ist der Ladestand zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige ist die Schreibtastatur zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige ist das Hauptmenü der Software zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige sind einige Sicherheitseinstellungen zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige sind einige Sicherheitseinstellungen zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige sind einige Punkte zur Fahrzeugeinstellung zu sehen.
Infotainment-Display im E-Auto GWM Ora 03 GT: In der Anzeige sind einige Punkte zur Fahrzeugeinstellung zu sehen.

GWM Ora 03 GT in 360 Grad-Ansicht

Steigen Sie ein: IMTEST zeigt Ihnen den Innenraum des vollelektrischen GWM Ora 03 GT in voller Pracht.

Das Cockpit des GWM Ora 03 GT in 360 Grad

Der Fond des GWM Ora 03 GT in 360 Grad

Schnell laden? Geht gerade mal so

Die von IMTEST auf Testfahrten in der Stadt („City“), über Land („pendeln“) und auf der Autobahn ermittelten Reichweiten pro Akkuladung für den Oro 03 GT (alle Fahrten je im Modus N, bei Einhaltung der jeweiligen Tempovorgaben – bis max. 130 km/h auf der Autobahn und bei durchschnittlichen Temperaturen um 0-2 Grad Celsius) weichen teils deutlich von den, vom Hersteller genannten maximal möglichen Reichweiten nach WLTP (einem realistischen Messverfahren für die Reichweiten-Ermittlung) ab. Hier gibt der Hersteller bis zu 400 Kilometer an. Pendelfahrten kam der Ora im Test immerhin in die Nähe dieser Reichweite. Weiterer Kritikpunkt: Das Aufladetempo des 59,3 kW/h (Netto-Kapazität) großen Akkus im Ora dürfte im Alltag gern höher ausfallen.

Fazit zum Test des GWM Ora 03 GT

Wer ein kleines, wendiges, komfortables und spritziges E-Auto für die Stadt und das Umland sucht, wird beim GWM Ora 03 GT durchaus fündig. Für Langstrecken ist er ob zu kurzer Reichweite und zu langer Ladezeiten aber nicht erste Wahl. Um auf die anfängliche Fragestellung einzugehen: Bei Leasingangeboten, die ab monatlich 149 Euro (jährliche Laufleistung 5.000 Km) für das Basismodell starten, ist man verleitet durchaus von einem soliden E-Auto-Schnäppchen zu sprechen. Der VW ID.3 mit 50 kWh-Akku ist ab 151 Euro bei einer jährlichen Laufleistung von 10.000 km zu bekommen (leasen). Setzt man diese Laufleistung für den Ora 03 GT an (ohne Anzahlung), ergibt sich eine monatliche Leasingrate von 279,33 Euro (Brutto).

Mann sitz auf dem Fahrersitz in einem E-Auto und blickt über die Schulter in den Fond des Fahrzeugs.
Auf die von GWM entwickelte auf KI basierende Sprachsteuerung im Ora war ich sehr gespannt. Leider wurde ich enttäuscht: ‚Hello Ora‘ öffnet zwar die Fenster, hilft aber nicht bei der Routen-Navigation oder findet gar Ladestationen in der Nähe. Horst Schröder IMTEST-Experte
Frau sitz auf dem Fahrersitz in einem E-Auto und blickt über die Schulter in den Fond des Fahrzeugs.
Auch wenn sich so eine ermüdete Fahrerin identifizieren lassen soll, mich schreckt die Kamera über dem Lenkrad ab. Und: Um die Fahrer-Überwachung zu deaktivieren, muss ich nach jedem Motorstart die Einstellungen neu vornehmen. Caroline Neumann Art Directorin IMTEST

Zusammenfassung Testergebnisse:

  • Grundausstattung & Connectivity (23%): befriedigend 2,6
  • Fahrunterstützung & Sicherheit (12%): gut 1,9
  • Praxistest: Akku, Reichweite & Ladedauer (27%): befriedigend 3,3
  • Praxistest: Fahreindruck (25%): gut 2,1
  • Service & Umwelt (13%): gut 2,4

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,6

IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.