Der österreichische Sportoptik-Profi Swarovski bringt das erste Fernglas mit KI-Unterstützung auf den Markt – und zwar schon am 2. Februar 2024. Das Premium-Fernglas kostet 4.600 Euro, kommt mit 10-facher Vergrößerung daher und soll laut Hersteller die “perfekte Symbiose aus leistungsstarker analoger Fernoptik und digitaler Intelligenz” darstellen.
Swarovski gilt unter Vogelbeobachtern und Jägern als das Nonplusultra – die Ferngläser der österreichischen Traditionsfirma glänzen mit herausragender Optik und liegen preislich meist noch eine Stufe über den anderen Premium-Herstellern wie Zeiss, Nikon oder Leica. Insofern stehen die optischen Qualitäten des neuen Fernglases eigentlich nicht zur Debatte. Das AX Visio ist ein 10 x 32er Fernglas, spricht es bietet eine zehnfache Vergrößerung bei einem Objektivdurchmesser von 32mm. Das ist weniger als beim beliebten Standard-Format mit 42mm, liegt aber noch im Rahmen und sollte für alle normalen Lichtverhältnisse kein Problem darstellen. Damit fällt das Fernglas prinzipiell in eine ähnliche Kategorie wie Swarovskis Kompakt-Glas CL Companion 10×30.
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Hochwertig, robust, scharf – der Herausforderer trumpft auf.
Der ewige Traum: Automatische Motiv-Erkennung
Was aber unterscheidet das neue AX Visio von einem “herkömmlichen”, sehr guten Swarovski-Fernglas? Das neue Fernglas ist ein smartes Fernglas. Mit seinen Range-Modellen, die mit einem Entfernungsmesser ausgestattet sind, sowie dem innovativen Monokular dG 8×25, das Beobachtung mit digitaler Fotografie und Bild-Teilung per App verbindet, hat Swarovski bereits Erfahrung mit in Ferngläsern verbauter Elektronik gesammelt. Das AX Visio soll nun der nächste große Wurf der Österreicher sein.
Wer das Hobby Vogelbeobachtung ambitioniert betreibt, der weiß, dass das Identifizieren der erspähten Vögel eine Wissenschaft für sich darstellt. Nicht umsonst führen Hobby-Birder meist einen Field Guide in Buch- oder App-Form mit sich, um sofort nachschauen zu können, was da fliegt, sitzt oder schwimmt. Natürlich hilft eine herausragende Optik, wie sie in Premium-Ferngläsern verbaut ist, selbst kleinste Details zu erkennen. Zuordnen muss man die Piepmätze aber immer noch selbst.
Swarovski AX Vision: Das programmierte Fernglas
Auf einer eigenen Webseite verrät Swarovski zahlreiche Hintergründe zu seinem “Leuchtturmprojekt”, wie die Firma das AX Vision mit sichtbarem Stolz nennt. So flossen laut eigener Aussage 23.000 Arbeitsstunden in die Forschung und Entwicklung des Produkts, viel Code in zahlreichen Programmiersprachen wurde geschrieben. Außerdem soll das Fernglas über viele Jahre Updates erhalten und dank einer offenen Schnittstelle auch mit kommenden Applikationen kompatibel sein.
Das “AX” im Namen steht dabei für “augmented experience”, das analog Gesehene soll mit digitalen Inhalten angereichert werden. In der Mitte zwischen den beiden Fernglas-Tuben befindet sich ein Auswahlrad, an dem man die Modi selektiert. Wählt man die Vogel-Erkennung an, bestimmt eine rote Markierung den Vogel, den man im Visier hat und blendet dessen Namen sofort ein. Die Vogel-Erkennung nutzt die international anerkannte Merlin ID und hat 10.000 Vogelarten auf dem Gerät gespeichert – eine Internet-Verbindung oder eine Verbindung zum Smartphone ist nicht nötig. Des weiteren kann das AX Visio Fotos und sogar Videos (inklusive Autofokus) aufnehmen, die dann auf dem Fernglas gespeichert werden. Später kann man die Dateien aufs Smartphone oder den Rechner übertragen.
Für alle weiteren Infos empfiehlt IMTEST folgendes Video (in englischer Sprache) – dort führt Swarovski gut verständlich durch die Funktionen des AX Visio.
Apple-Designer, Akku & App-Unterstützung
Das Design des AX Visio stammt vom renommierten Industrie-Designer Marc Newson, der unter anderem auch an der Apple Watch gearbeitet hat. Spannend ist auch die Integration der passenden App von Swarovski, die natürlich mit dem neuen AX Visio kompatibel ist. Dort können Vogel-Nerds ihre Beobachtungen archivieren und auch im Nachhinein bestimmen. Nebenbei will das AX Visio übrigens auch über 300 Säugetier-Arten in Europa und Nordamerikan beim Beobachten erkennen. Natürlich braucht die Elektronik im AX Visio Strom, deshalb ist im Fernglas ein Akku verbaut; das Ladegerät dafür liefert Swarovski natürlich mit.
Zwei Share-Funktionen sind interessant: Wer einen Vogel entdeckt hat, der kann einen Knopf drücken und dann das Fernglas an seinen Nebenmann oder seine Nebenfrau weitergeben. Derjenige hat dann 60 Sekunden Zeit, den Vogel zu finden, während rote Pfeile auf den Ort von Adler, Kolibri & Co. hinweisen. Stehen Menschen mit Internet-Verbindung und der Swarovski-App auf dem Smartphone in der Nähe kann man per Live-View-Sharing sogar das aktuelle Bild des Fernglases auf die Handys übertragen.
Wenn das Gerät hält, was Swarovski verspricht und die verschiedenen Funktionen im Praxis-Test bestehen, dann könnte das “erste smarte Fernglas” tatsächlich ein Game-Changer für den Fernglas-Markt sein.