Garmin ist bekannt für seine Sportuhren, weniger für seine Smartwatches, aber die neue Venu 3 hat ein wunderschönes OLED-Display, sie hat ein Mikrofon, sie kann Anrufe empfangen und tätigen und sie unterstützt einen Sprachassistenten. Das Beste ist aber, dass sie mehr als eine Woche Akkulaufzeit bietet. Ist sie damit eine ernsthafte Alternative zur Galaxy Watch 6 und zur Apple Watch Series 9? Der IMTEST-Vergleich gibt Aufschluss.
Kompatibilität: Zwei Spezialisten, ein Allrounder
Klare Sache: Eine Apple Watch funktioniert nur in Zusammenspiel mit einem iPhone und die Galaxy Watch nur mit Android-Smartphones. Wer kein Samsung-Smartphone besitzt, muss allerdings einige Kompromisse eingehen. So fehlt bei der Watch 6 die Kamera-App, sodass die Smartwatch nicht als Sucher und Fernauslöser für Fotos genutzt werden kann. Auch der Health Monitor, eine App zur EKG- und Blutdruckmessung, kann nicht installiert werden. Damit stehen diese wichtigen Gesundheitsfunktionen nicht allen Nutzern zur Verfügung. Vorteil Garmin: Die Venu 3 funktioniert sowohl mit iPhones als auch mit Android-Smartphones. In Kombination mit iOS lassen sich allerdings keine Kurznachrichten beantworten. Trotzdem: In diesem Punkt hat die Venu 3 die Nase vorn.
Garmin Venu 3 im Test: Mehr smart als hart
Wie gut sich die neue Garmin-Smartwatch Venu 3 schlägt, zeigt der Test.
Bildschirm: Eine sticht heraus
Alle drei Smartwatches verfügen über hervorragende Bildschirme. Die Venu 3 verfügt über ein 1,4 Zoll großes AMOLED-Touchscreen-Display mit einer Auflösung von 454 x 454 Pixeln, das auch bei hellem Sonnenlicht eine gute Lesbarkeit und Detailerkennbarkeit gewährleistet. Das Display ist zudem durch Corning Gorilla Glass 3 geschützt und verfügt über einen optionalen Always-on-Modus.
Die Galaxy Watch 6 verfügt ebenfalls über ein AMOLED-Touchscreen-Display mit Always-on-Modus, das durch Saphirglas geschützt und dadurch besonders widerstandsfähig ist. Die Größe S hat ein 1,3-Zoll-Display mit einer Auflösung von 432 x 432 Pixeln an Bord, die Größe L ein 1,5-Zoll-Display mit einer Auflösung von 480 x 480 Pixeln. Im Vergleich zum Vorgänger hat Samsung die Ränder geschrumpft, wodurch die jeweiligen Displays nun mit 1,3 und 1,5 Zoll um 0,1 Zoll größer sind als bei der Watch 5, was sich im Alltag durchaus positiv bemerkbar macht.
Das beste Display hat aber die Apple Watch Series 9. Die 45-mm-Ausführung der Smartwatch, kommt mit einem rechteckigen 1,9-Zoll-Display und einer Auflösung von 396 mal 484 Pixeln. Vor allem weits der Bildschirm aber eine Helligkeit von 2.000 Nits auf (Nits ist ein einfaches Maß für die Helligkeit des Displays) – rund das Doppelt im Vergleich zur Konkurrenz. Vor allem bei hellem Sonnenlicht macht sich der hellere Bildschirm bemerkbar.
Bedienung: Doppeltipp sticht
Garmin ist für Sportuhren und nicht für Smartwatches bekannt. Das merkt man an Benutzeroberfläche. Man merkt an einigen Stellen, dass sie ursprünglich für Tasten und nicht für Touchscreens entwickelt wurde. So sind einige Aktionen sind auf der Garmin unnötig kompliziert: Man kann eine Benachrichtigung nicht wegwischen, sondern muss einmal auf Taste und dann auf eine weitere Taste tippen. Die Watchface-Auswahl der Garmin Venu 3 ist zudem nicht annähernd so groß wie die der Galaxy Watch 8 und der Apple Watch.
Galaxy Watch 6: Mit klassischer Lünette
Die Galaxy Watch 6 hingegen läuft mit dem neuesten Android Wear OS 4, die Navigation ist intuitiver und die Watchfaces sehen besser aus. Generell erinnert die Bedienung an die Apple Watch: Zu den Aktivitätsringen gibt es ein herzförmiges Pendant und viele Zifferblätter lassen sich individuell gestalten und mit sogenannten Komplikationen (Informationselemente, z.B. zu Puls oder Wetter) frei bestücken. Gesten gibt es ebenfalls. So kann man das Handgelenk senken, um einen Anruf abzulehnen, es heben, um einen Anruf anzunehmen oder eine ausgewählte App mit einer Doppelbewegung des Handgelenks öffnen.
Apple Watch 9 mit neuem Doppeltipp
Trotzdem ist auch in Sachen Bedienung die Apple Watch 9 führend. Vor allem durch die neue Gestensteuerung namens “Double Tap”. Zwar ließ sich auch die Apple Watch 8 schon mehr schlecht als recht mit Gesten steuern, doch die neue Double-Tap-Steuerung macht die Bedienung der Apple Watch mit nur einer Hand noch komfortabler. Stellen Sie sich vor, Sie halten gerade einen heißen Kaffee in der Hand und auf der Apple Watch geht ein Anruf ein. Statt den Anruf mit dem gegenüberliegenden Zeigefinger anzunehmen und dabei den Kaffee zu verschütten, nehmen Sie ihn mit einem Doppeltipp auf Zeigefinger und Daumen an. Mit der gleichen Geste beenden Sie das Gespräch. Das kann auch in vielen anderen Situationen praktisch sein, zum Beispiel beim Autofahren, beim Kochen, beim Wickeln – eigentlich immer, wenn man nicht beide Hände frei hat.
Eine weitere Gemeinsamkeit mit der Apple Watch: Es werden insgesamt drei Apps benötigt. Die Galaxy Wearable App zum Anpassen und Koppeln, Samsung Health zum Auswerten der Sport- und Fitnessdaten und ein Galaxy Watch Plugin, wofür auch immer.
Fitness & Sport: Garmin vorn
Sowohl Venu 3 als auch die Galaxy Watch 6 und die Apple Watch 9 sind veritable Fitnesstracker. Sie ermöglichen die Überwachung von Metriken wie Zeit, Distanz, Kalorienverbrauch und vieles mehr für zahlreiche unterstützte Übungen wie Laufen, Rudern, Schwimmen, Radfahren und viele weitere Sportarten. Auch mentale Übungen wie Meditation unterstützen alle Smartwatches. Die Venu 3 kann bei bestimmten Übungen wie Yoga, Cardio, Pilates und Krafttraining sogar Animationen auf dem Display anzeigen, so dass das Training leicht zu verfolgen ist.
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Garmin Venu 3: Smartwatch für Sportler
Einer der Hauptgründe, warum sich die meisten Menschen für eine Uhr von Garmin entscheiden, sind die definitiv die Sportfunktionen. In diesem Bereich ist auch die Venu 3 im Vergleich zu den anderen Smartwatches besser aufgestellt. Was die Herzfrequenzgenauigkeit betrifft, bietet die Venu 3 einen neuen Elevate Gen 5 Sensor, der Verbesserungen mit mehr grünen LED-Leuchten und neuen orangenen Lichtern sowie einer größeren Sensorfläche bietet, um die Herzfrequenz besser zu messen. Außerdem sind wichtige Metriken wie Erholungsratgeber, Intensitätsminuten, Body Battery und der Garmin Coach an Bord.
Viele dieser Funktionen bringen die Venu 3 näher an die ausgewiesenen Sportspezialisten aus dem eigenen Haus wie Forerunner, Fenix, und die Epix. Dennoch gibt es noch deutliche Unterschiede. Zum Beispiel sind viel weniger Metriken rund um Trainingsbelastung und Erholung an Bord (wie Trainingsvorschläge, Trainingszustand, Ausdauerwert, spezielle Laufmetriken, anaerobe und aerobe Belastung). Außerdem fehlen Dinge wie der Triathlonmodus, der Laufstreckenmodus und die Laufleistung. Für den ambitionierten Sportler sind diese Dinge essentiell, für den Breitensportler weniger.
Galaxy Watch 6: Ungenaue Messungen
Die Galaxy Watch 6 kann beim Thema Sport nicht mithalten. Das liegt einerseits an fehlenden Metriken als auch an der fehlenden Genauigkeit. So arbeitet das GPS nicht ganz so akkurat wie bei anderen Smartwatches mit Multiband-GPS. Vor allem aber waren die Pulsmessungen nicht immer genau. Schließlich fehlen Analysen zur Trainingsintensität und zur Belastungssteuerung. Immerhin liefert die Galaxy Watch 6 erweiterte Laufmetriken wie die vertikale Oszillation (ob man beim Laufen mehr auf- und abspringt als vorwärts läuft) und die Oberkörperstabilität. Trotzdem: Für Fitness und Sport gibt es bessere Smartwatches.
Apple Watch 9: Beim Sport abgehängt
Auch die Apple Watch 9 ist funktional noch weit von spezialisierten Sportuhren entfernt. Zwar zeigt die Apple Watch beispielsweise Herzfrequenzzonen und erweiterte Laufmetriken wie Schrittlänge und Schrittfrequenz an, aber so richtig rund ist das Ganze noch nicht. Das liegt vor allem daran, dass Apple zu wenig aus den gewonnenen Daten macht. So wissen die Träger der Apple Watch zwar, in welchen Herzfrequenzzonen sie sich beim Training bewegt haben, aber nicht, welche Auswirkungen das auf ihren Körper hat. Auch Empfehlungen zur Trainingsintensität und Regeneration fehlen.
Was die Hardware betrifft, gibt es bei der Apple Watch 9 keine neuen Funktionen, im Gehäuse scheinen sich die gleichen Herzfrequenz-, GPS-, Temperatur-, Crash- und Beschleunigungssensoren wie bei der Vorgängerin zu befinden. Das ist aber kein Beinbruch, denn die Apple Watch 8 gehört nach wie vor zu den genauesten Smartwatches. So entsprechen die Herzfrequenzmessungen auch bei der Apple Watch 9 fast 1:1 denen, die zum Vergleich mit einem Brustgurt aufgezeichnet wurden. Hier gehört Apple zu den Besten auf dem Markt. Auch die GPS-Genauigkeit bewegt sich auf hohem Niveau, auch wenn hier andere Kandidaten wie die Garmin Fenix 7 die Nase vorn haben.
Gesundheit tracken: Alle drei Smartwatches gut aufgestellt
Mit allen drei Smartwatches können Sie auch Ihre Gesundheit überwachen, indem Sie Vitalparameter wie Schlaf, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung im Blut messen. Die Galaxy Watch 6 und die Apple Watch 6 können Sie sogar warnen, wenn sie einen unregelmäßigen Herzrhythmus feststellen. Die Galaxy Watch 6 verfügt zudem über einen BIA-Sensor (Bioelektrische Impedanz), der unter anderem Körperfett, BMI, Skelettmuskulatur und Körperwasser misst.
Ein Besonderheit besteht darin, dass die Venu 3 Nickerchen während des Tages erkennen kann, während die Galaxy Watch 6 Schnarchen erkennt, wenn sich Ihr Telefon in einem Umkreis von einem Meter befindet. Venu 3 und die Apple Watch messen zudem die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die Aufschluss über den Stresspegel und die allgemeinen körperlichen Zustand erlaubt. Alle drei Smartwatches bieten auch eine EKG. Während bei Apple und Samsung diese Funktion bei der Galaxy bereits verfügbar ist, wird sie bei der Garmin in Kürze über ein Software-Update verfügbar sein.
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So schalten Sie die Notruffunktion bei Ihrer Smartwatch scharf.
Hilfreich kann auch die Sturzerkennung sein, die alle drei Smartwatches eingebaut haben. Stellen die Sensoren der Uhr einen Sturz fest, kann eine Notrufnummer oder ein vordefinierter Kontakt angerufen werden. Auch ein Notfallpass mit wichtigen Medikamenten, Allergien, Blutgruppe und Vorerkrankungen lässt auf dem Smartphone speichern. So soll im Notfall schnellere Hilfe möglich sein, denn die Informationen landen direkt auf dem Display der Smartwatch.
Smarte Smartwatch-Funktionen: Garmin hintendran
Wenn sie mit einem kompatiblen Smartphone verbunden sind, kann man sowohl mit der Venu 3 als auch mit der Galaxy Watch 6 und der Apple Watch 9 Textnachrichten und E-Mails direkt vom Handgelenk aus empfangen und beantworten. Über den integrierten Lautsprecher und das Mikrofon der Smartwatches lassen sich außerdem Anrufe annehmen und tätigen oder sich von Sprachassistenten helfen lassen.
Auf allen Smartwatches kann auch Musik gespeichert und abgespielt werden. Alle drei Smartwatches lassen sich etwa mit Spotify Premium verknüpfen und dann selbst erstellen Playlists herunterladen. Dann Garmin Pay, Samsung Pay und Apple Pay ist zudem das mobile Bezahlen unterwegs möglich (falls die Hausbank mitspielt).
Apple Watch: Die besten Apps für die beste Smartwatch
Die besten Apple-Watch-Apps für Sport, Gesundheit, Reisen & mehr.
Trotzdem kann Garmin in der smarten Kategorien nicht mithalten. So bieten die Galaxy Watch 6 und vor allem die Apple Watch 9 ein viele größere App-Auswahl. Dazu kommt, dass es von Apple und Samsung LTE-Versionen gibt, mit denen sich unabhängig vom Smartphone telefonieren lässt. Auch beim Thema Messaging hinkt Garmin hinterher. Unterm Strich hat die Apple Watch als smarter Alleskönner unter den Smartwatches nach wie vor die Nase vorn: Das App-Angebot ist am größten, Messaging und Telefonieren am Handgelenk funktionieren einwandfrei. Insgesamt ist die Symbiose von iPhone und Apple Watch nahezu perfekt.
Akku und Laufzeit: Klarer Smartwatch-Sieger
Die enge Verzahnung mit dem Smartphone schlägt aber sowohl der Galaxy Watch 6 als auch bei der Apple Watch auf die Ausdauer. Die Apple Watch Series 9 verspricht zum Beispiel die gleichen “18 Stunden Gangreserve” wie ihre Vorgängermodelle. Zwar sind diese Angaben eher konservativ, so dass man in der Regel einen ganzen Tag mit einer Ladung übersteht. Trotzdem ist ein Tag Akkulaufzeit für eine moderne Smartwatch einfach nicht mehr zeitgemäß. Immerhin geht das Aufladen schnell: Die Apple Watch 9 benötigt etwa 45 Minuten Ladezeit von 0 auf 80 Prozent, unabhängig vom verwendeten Netzteil.
Die Galaxy Watch 6 bietet die gleich schlechte Akkulaufzeit wie das Vorgängermodell. In der Praxis dauert es je nach Nutzung etwa ein bis zwei Tage, bis die Uhr wieder nach dem Netzteil ruft. Das bedeutet, dass die Smartwatch einen ganzen Tag intensiv mit eingeschaltetem Display genutzt werden kann, dann eine Nacht den Schlaf überwacht und danach langsam aber sicher wieder aufgeladen werden muss. Beim Sport mit aktiviertem GPS ist nach etwa 7 Stunden Schluss. Ergo: Im Vergleich zu vielen Sport-Smartwatches ist auch hier die Akkulaufzeit schlecht.
Der Test der Venu 3 hat dagegen gezeigt, dass auch bei hoher Aktivität problemlos 10 Tage ohne Aufladen möglich sind. Mit aktiviertem Always-on-Display halbiert sich dieser Wert. In Sachen Akkulaufzeit ist die Venu 3 also sehr gut aufgestellt.
Fazit
Die Entscheidung zwischen der Garmin Venu 3, Samsung Galaxy Watch 6 und der Apple Watch 9 hängt in erster Linie von den persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Denn alle drei Smartwatches haben im Test hervorragend abgeschnitten. Die Venu 3 ist eine gute Wahl, wenn Sie eine elegante Smartwatch mit Focus auf fortschrittliche Gesundheits- und Fitnessfunktionen suchen. Die Galaxy Watch 6 ist dagegen die bessere Wahl, wenn Sie ein Samsung-Telefon besitzen und die integrierten Funktionen wie den Camera Controller und die intelligente Hausautomatisierung zu schätzen wissen. Und für iPhone-Nutzer, die eine smarte Allround-Smartwatch suchen, ist die Apple Watch die beste Wahl: Das App-Angebot ist am größten und Messaging und Telefonieren am Handgelenk klappt hervorragend.