Veröffentlicht inKameras

Canon EOS R100 im Test: Starke Kamera für unter 500 Euro!

Da ist aller Anfang leicht: so kompakt, so günstig, so einfach. Ob die Canon EOS R100 wirklich die ideale Wahl für Einsteiger ist, beantwortet der Test.

Person hält eine Canon EOS R100 in den Händen.
© Canon

Man könnte meinen, dass Systemkameras nur noch von Profihänden bedient werden und Hobby-Fotografen lieber zum Smartphone greifen. Dass dem nicht so ist und auch immer mehr junge Menschen die kreativen Möglichkeiten einer Systemkamera zu schätzen wissen, zeigen einerseits zahlreiche Beispiele in den sozialen Medien wie Instagram, andererseits die Reaktion der Hersteller, mit neuen, besonders einsteigerfreundlichen  Modellen aufzuwarten.

So ist auch die Canon EOS R100 im Bundle mit dem Objektiv RF-S 18-45mm F4.5-6.3 IS STM für nur um die 500 Euro zu haben. Das ist preislich derart attraktiv, dass es fast schon dazu verlockt, unbedacht zuzugreifen. Der Test zur Canon EOS R100 hilft bei der Kaufentscheidung und informiert darüber, mit welchen Stärken und Schwächen zu rechnen ist. 

Handlich und leicht

Für die Prüfstrecke im Test kam an die Canon EOS R100 die leistungsstarke Optik RF 50mm F1.2L USM. Das mag erst mal so wirken, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Um aber die bestmögliche Bildqualität auszuloten, darf das Objektiv keinen Flaschenhals bilden. Dabei fällt direkt auf: Die Optik wirkt an der Kamera geradezu wuchtig, ist fast dreimal so schwer und deutlich größer. Das verwundert wenig, denn die Kamera ist die aktuell kleinste der R-Serie und auch im Vergleich zur Konkurrenz bemerkenswert handlich. Mit nur 356 Gramm bestimmt letztlich die Wahl des Objektivs, wie schwer oder leicht das Gepäck wird. Die Ausmaße sind übrigens identisch mit der EOS R50 (Test in der Ausgabe 3/23).

© Canon

Einfache Bedienung, auf das Wichtigste reduziert

Auch Anzahl und Anordnung der Bedienelemente stimmen weitgehend überein. Oben sind Programmwahlrad, Videoaufnahme-Taste, Drehrad und Auslöser fast linear hintereinander platziert. Bei der EOS R50 sitzt daneben noch eine Taste für die ISO-Empfindlichkeit. Die steuert der Fotograf bei der EOS R100 über das genannte Drehrad nach Betätigung des Vier-Wege-Kreuzes (linke Taste, siehe Bild unten). Das Einstellen der Belichtungskorrektur geht ähnlich vonstatten, ebenso der Blende, wodurch das einzige Drehrad an dieser Kamera zu einem Multifunktions-Element wird. Anfänglich kommt es da nicht selten zu Fehleingaben, gerade wenn Situationen ein schnelles Einstellen der Parameter erfordern. Hier braucht es etwas Übung und auch Verständnis, um der kompakten Kamera das Fehlen weiterer Tasten oder Drehräder zu verzeihen. Qualitativ sind die Bedienelemente von tadelloser Beschaffenheit. Druckpunkt, Rastung, Anordnung und Größe – hier gibt es nichts auszusetzen.

Die Canon EOS R100 vor weißem Hintergrund.
Die EOS R100 bietet viele wichtige Bedienelemente, unter anderem ein Einstellrad hinten und ein Drehrad. © Canon

Der 0,39 Zoll kleine OLED-Sucher löst mit 2,36 Megapixeln ausreichend hoch auf, vergrößert 0,95-fach bei einer Bildfeldabdeckung von 100 Prozent und bietet ein scharfes, helles Bild. Der Monitor misst 7,5 cm und erreichte im Praxistest eine hohe Helligkeit, ließ jedoch Flexibilität vermissen. Die Anzeige lässt sich nämlich nicht ausklappen, neigen oder schwenken, sitzt stattdessen fest im Gehäuse. 

Canon EOS R100: Bildqualität im Test

Mit besagtem Objektiv ging es dann ins Prüflabor. Der Bildsensor mit 25,8 Megapixeln löst Bilder mit effektiv 6.000 x 4.000 Pixeln auf, was für die Bildhöhe maximal 2.000 Linienpaare bedeutet (Nyquist-Frequenz). Das übertraf die EOS R100 im Test bei ISO 100 und zeigte auch bis ISO 1.600 noch eine sehr hohe Detailauflösung. Darüber hinaus nimmt die Auflösung ab. Unabhängig von der theoretischen Maximalgrenze bewertet FOTOTEST auch die absolute Auflösung. Mit 2.164 Linienpaaren (ISO 100) bis 1.729 Linienpaaren (ISO 3.200) ist die Detailauflösung im bewerteten Bereich hoch, aber nicht sehr hoch. Sensoren, die mehr Pixel versammeln, auch APS-C-Formate, erreichen in der Regel bessere Werte.

Das macht sich auch bei der visuellen Beurteilung bemerkbar. Die Konturen wirken nicht so knackscharf, filigrane Details treten nicht so deutlich hervor, wie man es gerne hätte. Fairerweise muss dazu gesagt sein, dass es sich um eine starke Vergrößerung am 4K-Monitor handelt. Das ist ein strenger Bewertungsmaßstab für den professionellen Anwendungsbereich, bei dem man auch ein detailliertes Bild bei der digitalen Vergrößerung einzelner Bildbereiche oder nach einem großzügigen Bild-Zuschnitt erwartet. Für diesen Anwendungsbereich ist die Kamera nicht ausgelegt.

Die Kantenschärfung arbeitet effektiv, erhöht den Schärfeeindruck der Bilder, keine sichtbaren Blitzkanten. Auch das Rauschen landet ab ISO 3.200 im kritischen Bereich, merklich zu sehen auch auf den Bildern an einem 4K-Monitor bei Vergrößerung von 200 Prozent. Bemerkenswert ist wiederum die Eingangsdynamik: 14 Blendenstufen als Maximum ist ein enormer Wert. Auch wenn dieser mit zunehmender ISO sinkt, so erarbeitet sich die EOS R100 in Sachen Eingangsdynamik eine insgesamt sehr gute Note, ist also in der Lage, auch Motive mit sehr hohem dynamischen Umfang einzufangen, in denen also sehr helle und sehr dunkle Bildbereiche zusammenkommen. Auch der Bildkontrast ist sehr hoch. Die Farbwiedergabe ist präzise. Farben sind laut Messungen minimal untersättigt, bei der visuellen Beurteilung wirken sie noch natürlich.

Bildqualität in der Praxis

Für den Praxistest mit verschiedenen Motiven kam das RF 24-105mm F4 L IS USM zum Einsatz. Die Aufnahmen bei Tageslicht bestätigten eine tolle Bilddynamik mit sehr hohem Kontrast und detailreicher Darstellung. Bei optimalen bis guten Lichtbedingungen lässt sich die ISO-Automatik bis 1.600 in den Einstellungen deckeln – die Kamera übersteigt den Wert dann nicht. Bei weniger optimalen Lichtbedingungen braucht es dann eine lichtstarke Blende oder besser ein Stativ für lange Belichtungszeiten. Den Bildstabilisator braucht man dafür dann nicht zu deaktivieren, denn der fehlt der EOS R100 schlichtweg. Toll sind weitere Extras vor allem für Einsteiger. Dazu zählen die Kreativfilter und die automatische Motiverkennung, die die Einstellung je nach Motiv selbstständig festlegt. Um sich mit den Grundsätzen der Fotografie vertraut zu machen, ist auch der Modus für besondere Szenen hilfreich. Hier wählt man die Art des Motivs selbst, etwa Porträt, Landschaft, Sport, und die Kamera trifft dann die Einstellungen.

Gebäudefassade in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme.
Kreativfilter lassen sich über das Programmwahlrad aktivieren. Dann sind unter anderem Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit Retro-Körnung möglich, wie hier auf der Aufnahme aus Praxis-Test zu sehen. © IMTEST
Fassade eines gebäudes unter blauem Himmel.
Scharf: Bei Tageslicht zeigen die Aufnahmen in der Praxis auch bei zweifacher Vergrößerung viele Details. © IMTEST

Abgespeckter Autofokus, aber schnell

Das Autofokus-System bietet 143 Zonen für Fotos und 117 für Videos. Bei der EOS R50 sind es ungleich mehr: 651 für Fotos und 527 für Videos. Auch die automatischen Motiverkennung des Autofokus ist bei der R100 nicht so umfangreich. Sie erkennt Personen, dabei auch Augen, Gesichter, Kopf und Körper. Fahrzeuge und Tiere sind ihr hingegen fremd. Im Test erreichte der Autofokus der Canon EOS R100 mit Auslöseverzögerung eine sehr hohe Geschwindigkeit. Auch in der Praxis gelang das automatische Scharfstellen flott und genau.

Alles andere als flott ist die Serienbildgeschwindigkeit. Gerade 6,5 Bilder pro Sekunde sind drin mit elektronischem Verschluss, für 97 JPEGs oder 6 RAWs in Folge. Das ist etwas mau. Wer aber gerade als Einsteiger vorwiegend Einzelaufnahmen schießt, um sich mit den Regeln der Fotografie vertraut zu machen, dem kann das egal sind. Auch ein mechanischer Verschluss ist nicht an Bord. Das kann zum Rolling-Shutter-Effekt führen, sodass beim Aufnehmen von sich schnell bewegenden Objekten oder bei Schwenks die Bilder Verzerrungen aufweisen könnten. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/4000 Sekunde, die längste 30 Sekunden. Die ISO-Empfindlichkeit reicht bis 12.800. Wer die Tonwert-Priorität deaktiviert, kann noch rauf bis ISO 25.600.

Für Videos ist die EOS R100 nicht in erster Linie ausgelegt. Aufnahmen mit 4K-Auflösung sind möglich, dann aber nur mit 25 Bildern pro Sekunde. Full-HD-Qualität gibt es mit 60 Bildern pro Sekunde, Zeitraffervideos lösen in 4K auf mit 30 Bildern pro Sekunde. Canon Log für einen größeren Dynamikumfang wird nicht unterstützt. Wer sich an Videos wagen möchte, sollte also lieber zur R50 greifen.

Für wen eignet sich die EOS R100?

Blickt man auf den Preis, ist logisch, dass die EOS R100 nicht den Funktionsumfang und die Leistung einer Profi-Kamera wie die EOS R5 C bietet (Test in dieser Ausgabe 5/23). Die R100 ist nämlich die aktuell günstigste Canon-Kamera der R-Serie, und darum kann die einfache Antwort auf die Frage in der Überschrift nur lauten: für Einsteiger. Das ist aber etwas zu vereinfacht gedacht, denn auch im Einsteiger-Bereich hängt es davon ab, welche Schwerpunkte sich der Nutzer setzt. Für das Vlogging oder Streamen gibt es bessere Modelle, die 4K-Videos mit mehr Bildern pro Sekunde aufnehmen und Extras wie weitere Modi bieten, etwa aus Sonys ZV-Serie. Oder Canons R50: Ihre Bildqualität ist minimal besser, doch sie eignet sich eher für Videos, bietet die bessere Motiverkennung, kostet aber mit 820 Euro (UVP) ohne Objektiv auch deutlich mehr.

Fazit

Wenn das Smartphone oder die Kompaktkamera nicht mehr ausreicht, um die kreativen Möglichkeiten des Fotografierens auszuloten, braucht es eine Systemkamera. Die Canon EOS R100 macht den Einstieg in die Welt der Fotografie dank attraktivem Preis und einfacher Bedienung leicht, bietet dafür einen ausreichenden Funktionsumfang und eine bemerkenswerte Bildqualität. Das reicht für das Fotografieren im grundsätzlichen Umfang, mehr sollte man aber nicht erwarten.

  • PRO
    • Einfache Bedienung, bemerkenswerte Bildqualität, schneller Autofokus.
  • KONTRA
    • Kein mechanischer Verschluss, abgespeckte Ausstattung, Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig, Monitor nicht ausklappbar.
Blauer Kaufbutton mit Einkaufswagen: Detaillierten Text hier freischalten
Avatar photo

Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.