Das neue Open-World-Action-Spiel Avatar: Frontiers of Pandora erscheint am 07. Dezember für den PC, PS5 und Xbox Series. Über 25 Stunden lang hat IMTEST dem Na‘vi-Abenteuer nun auf den spitzen Zahn gefühlt und hat eine abschließende Bewertung – damit Sie keinen Fehlkauf tätigen, der unter dem Weihnachtsbaum für lange Gesichter sorgt. Lesen Sie hier, wie sich die Erkundung von Pandora anfühlt, ob die Mechaniken schlüssig ineinander greifen und natürlich, ob der Titel auf der Konsole, optisch und was die Performance angeht, zu überzeugen weiß.
Produktdetails
- PC, PS5, Xbox Series S|X
- 79,99 Euro
- 20 – 50 Stunden
- Ab 16 Jahren
- 90 GB
- Actionspiel
Das Phänomen Avatar
2009 kam der erste Avatar Film von Hollywood-Mastermind James Cameron in die Kinos und sorgte bei den Zuschauern für große Augen. Mit bis dahin gesehener Computer-Technik brach die Story rund um das ausserirdische Volk der Na‘vi im Kampf gegen die menschlichen Besetzer der RDA alle Kassenrekorde. Auch der zweite Teil, der 2022 über die Leinwände flimmerte, konnte abermals für Einnahmen von über einer Milliarde Dollar sorgen – auch wenn die Faszination über den Einsatz der Technik 13 Jahre später etwas nachgelassen hat. Trotzdem war Avatar: Way of the Water auch 2023 noch der erfolgreichste Film aus dem Hause Disney. An diesen Erfolg möchte Ubisoft mit dem neuen Spiel nun anknüpfen und hat nach über vier Jahren Entwicklungszeit mit Avatar: Frontiers of Pandora ein Spiel im Köcher, dass technisch ähnlich überzeugen soll, wie die Filme. Als Engine kommt nicht, wie sonst in den mechanisch ähnlichen Spielen der Far-Cry-Serie, die Dunia-Engine zum Einsatz, das Avatar-Abenteuer wird von der Snowdrop-Engine befeuert, die auch den Spielen der Division-Serie das Laufen beibrachte.
Erste Schritte in der fremden Welt
Die Prämisse für Avatar: Frontiers of Pandora unterscheidet sich von den Filmvorlagen, der Handlungsschauplatz mit dem Heimatplaneten der Na‘vi, Pandora, aber gleich. Bevor es losgeht, dürfen Sie sich ihren ganz eigenen Bläuling zusammenbasteln, das Geschlecht, die körperlichen Merkmale und die Zeichnung aussuchen, dann kann es auch schon losgehen. Allerdings dürfen Sie neben dem Schwierigkeitsgrad noch bestimmen, ob Missionen per Marker angezeigt werden, oder ob Sie selber alles frei erkunden möchten, ohne ein Fragezeichen nach dem nächsten abzuarbeiten.
Seit über 15 Jahren befindet sich Ihre Spielfigur in Gefangenschaft der RDA und ist zu einem ausgewachsenen Na‘vi geworden, der nur ein Ziel verfolgt: Den Fängen der verhassten Menschen so schnell es geht zu entkommen. Ein Zwischenfall in der Anlage sorgt für die dafür notwendige Chance zur Flucht. Es gelingt Ihnen, dank der großen Agilität und einer Körpergröße von knapp drei Metern, in den dichten Dschungel zu fliehen – und der Spieler traut seinen Augen kaum: Eine derart dicht bewachsene Spielumgebung hat man in einem Videospiel bis jetzt noch nicht erlebt.
Aus dem Unterholz blitzen Ihnen die Augen seltsamer Kreaturen entgegen, bestimmte Pflanzen reagieren auf Ihre Annäherung. Dann falten sich Blüten blitzschnell zusammen und Samenkapseln blähen sich bedrohlich auf, wenn Sie Ihnen zu nahe kommen. Auch das erst jetzt mögliche Umschalten auf den Performance-Mode mit 60 Bildern pro Sekunde tut der ersten Faszination keinen Abbruch. Das Spielgeschehen bleibt weitgehend flüssig, besonders bestechend ist die Abstinenz von hereinploppenden Umgebungsdetails. Da kommt sofort feinste Avatar-Stimmung auf.
Fühlen, kämpfen, sammeln
Da das Volk der Na‘vi eng mit der Flora und Fauna des Planeten Pandora verbunden ist, können Sie per Druck auf R1 in eine Ansicht wechseln, die es erlaubt, sammelbare Pflanzen, Gegner oder andere interessante Details in der Spielumgebung hervorzuheben. Flugs ein paar Äste gesammelt und schon sind Pfeile im Köcher, mit denen Sie zum Angriff auf einen kleinen Wachposten der RDA übergehen. Schleichend nähern Sie sich den Soldaten, um Sie, dann mit einem armdicken Pfeil ins Jenseits zu schicken. Wie aus den Filmen bekannt, verfügen einige RDA-Einheiten über ein kampfstarkes Exo-Skelett. Auch hier legen Sie die Schwachpunkte – den Piloten im Inneren – per Spezialansicht frei und drei Pfeil-Salven später klappt das stählerne Ungetüm in sich zusammen. Doch was ist das? In der Ferne hören Sie ein lautes Trompeten und entdecken riesige, Elefanten-ähnliche Kreaturen an einer Wasserstelle, die aber glücklicherweise friedlich sind. Dennoch führt Ihr Weg weiter in den Dschungel. Der Na‘vi, der Ihnen zur Flucht verholfen hat braucht Ihre Hilfe und Sie zögern keine Sekunde und machen sich auf den Weg zum Ziel.
Der Widerstand gegen die RDA
Da die RDA überall in der riesigen Spielwelt Fabrikanlagen aufgebaut hat, um dem Planeten seine wertvollen Ressourcen zu entreissen, herrscht an diesen Stellen grobe Umweltverschmutzung. Der Widerstand, der sich sein Hauptquartier versteckt im Dschungel aufgebaut hat, betraut Sie mit der Aufgabe, diesem Umstand ein Ende zu setzen. Diese Anlagen zu sabotieren, ist oft eine einfache Aufgabe: Erst müssen die Wachen ausgeschaltet werden, um dann die Apparaturen zu zerstören. Das muss jedoch passieren, bevor alarmierte RDA-Soldaten Verstärkung herbeirufen können. Sonst wird‘s knifflig! Die beste Vorgehensweise sind hier gekonnte Schleichmanöver, um möglichst keine Aufmerksamkeit zu erregen. Liegt die Anlage in Schutt und Asche, kann sich die Natur um Umkreis wieder erholen und bringt wertvolle Ressourcen für den Bau neuer Waffen- und Rüstungsteile zum Vorschein.
Zudem warten in der Spielwelt seltene Pflanzen, die es ermöglichen, besondere Fähigkeiten für die Figur freizuschalten. Dann wird aus dem normalen Sprung ein Doppelsprung, später können Soldaten ganz einfach aus dem Exo-Skelett gezogen werden. Neben diesen Spezialfähigkeiten stehen auch noch vier weitere Talentbäume zur Verfügung – die entsprechenden Punkte, erarbeitet man sich ganz einfach durch Aktivitäten innerhalb der Haupt- und Nebenaufgaben.
Die sind in den meisten Fällen nicht sehr abwechslungsreich, Kenner der Far-Cry-Spiele ahnen, wie sich die Zusatzaufgaben anfühlen. “Gehen Sie dort hin, sprechen Sie mit dieser Figur oder sammeln Sie diesen Gegenstand ein, gehen Sie danach wieder zum Auftraggeber zurück, um die Aufgabe abzuschließen.” Diese Aufgabenstellung wiederholt sich im Spielverlauf sehr oft, zum Glück reissen die phantastisch inszenierten Hauptmissionen den Spieler wieder aus der Lethargie.
Fast perfekter Koop-Modus
Nachdem Sie den Clan der Aranahe getroffen haben, der in einem riesigen Baum zu Hause ist, kommen Sie zwei wichtigen Spielzielen nahe. Erstens ist von nun an der Online-Koop-Modus verfügbar, zweitens ist es nun Zeit, sich mit einem Ikran anzufreunden, damit Sie die Spielwelt aus der Luft erkunden können. Der Koop-Modus ist – anders als in den Spielen der Far Cry-Serie – hier keine “nette Dreingabe”, sondern fast so, wie man es erwarten möchte. Die komplette Geschichte und alle Haupt- und Nebenaufgaben können nun zusammen erlebt werden. Das setzt allerdings voraus, dass keiner der Spieler die Geschichte alleine weiter vorantreibt, sonst gerät das Koop-Konstrukt aus dem Gleichgewicht.
Ebenfalls kann nur der Host die Forschungsaufgaben beenden, der Mitspieler schaut dabei in die Röhren und bekommt auch nicht die entsprechenden Belohnungen beim Abschluss. Schade! Aber immerhin sind alle diesbezüglichen Trophäen auch noch nach Spielende problemlos sammelbar. Ansonsten macht das Spiel gemeinsam gleich noch doppelt Spaß und ab und zu ergibt sich die Möglichkeit, an verschiedenen Orten der Spielwelt, gleichzeitig nach besonders schwierig zu findenden Pflanzen oder seltenen Tieren zu suchen.
Der Traum vom Fliegen
Neben dem kooperativen Online-Modus ist das zweite Highlight der Moment, in dem Sie ihren eignen Ikran bekommen. Das biestige Flugwesen erleichtert nicht nur die Durchquerung des Spielgebietes, sondern kommt auch im Kampf gegen die Flugmaschinen der RDA zum Zug. Sich auf dem Rücken des Ikran gemeinsam nebeneinander Na‘vi-typisch jauchzend in den Dschungel herabzustürzen, um dann wieder gen weiten Himmel zu düsen, wurde absolut famos umgesetzt.
Das liegt nicht nur an der eingängigen Steuerung sondern auch am Gefühl sich dank des mächtigen Vogels nun völlig frei bewegen zu können. Denn eine Landung ist fast überall problemlos möglich, auch das Rufen des Ikran funktioniert schnell. Nun können Sie sich sogar von einer hohen Klippe stürzen und den geflügelten Helfer im Sturz rufen, nur um eine Sekunde später auf dessen Rücken wieder empor zu gleiten. Tausendmal besser, als jeder Sprung in einen Heuwagen!
Fazit
Mit Avatar: Frontiers of Pandora liefert Ubisoft eine der besten Umsetzungen einer Filmvorlage ab. Mit einem extrem stimmungsvoll und technisch aufwändig gestalteten Dschungel, der fast ohne Ruckler oder hereinploppende Objekte auskommt, den sehr detaillierten und fein animierten Tieren und Figuren und einem komplexen aber nicht künstlich aufgeblähten Sammel- und Crafting-System bleibt die das Spiel nicht nur für Fans eine lohnende Investition von Geld und Zeit. Ebenfalls für Begeisterung sorgt der Online-Koop-Modus, der nun endlich beide Spieler für den Einsatz auf Pandora belohnt und viele Aufgaben und Kämpfe mit der RDA angenehm erleichtert. Nicht so gut gelungen sind die teils langweiligen, repetitiven und inhaltslosen Nebenaufgaben, zum Glück kann die stark inszenierte Hauptgeschichte aber bis zum Ende des Spiels motivieren. Im Vergleich zu den Far-Cry-Spielen, die im Kern recht ähnlich sind, haben sich die Entwickler sichtlich Gedanken darüber gemacht, wie man die weitgehend bekannte Spielmechanik aufpeppt und Altlasten hinter sich lässt. Sind Sie ein Fan von Open-World und mochten die Avatar-Filme führt kein Weg an Avatar: Frontiers of Pandora vorbei.
- PRO
- Sehr hübsche und technisch fast einwandfreie Optik, guter Online-Koop-Modus, Momente aus dem Filmen werden am Gamepad erlebbar, abwechslungsreiche Flora und Fauna, motivierendes Crafting-System mit Tiefgang.
- KONTRA
- Langweilige Nebenaufgaben, schwache Gegner-K.I.
IMTEST Ergebnis:
sehr gut 1,5