Der Sommer steht vor der Tür und diesmal soll der Traum vom Strandkörper wirklich wahr werden. So wie jedes Jahr. Doch woran liegt es, dass fast die Hälfte der Deutschen immer wieder die gleichen Vorsätze hegt – und trotzdem daran scheitert? Sicher, der innere Schweinehund wird bei vielem eine Rolle spielen. Dazu kommen wenig Zeit, viel zu tun und wahrscheinlich auch Vorsatz Nummer drei: Geld sparen. Ein gutes Fitnessstudio kostet laut Statista-Preisindex knapp 110 Euro pro Monat (Stand September 2023). Billiger sind dagegen Apps. Fit in wenigen Wochen, nur 15 Minuten Sport am Tag, Essen, Training, Tracking, alles in einer App – die Versprechen der Apps sind ebenso zahlreich wie blumig. Doch was davon stimmt? Welches Trainingsmodell sorgt für echte Besserung bei Fitness, Form und Wohlgefühl im eigenen Körper? IMTEST will es wissen und hat fünf Fitness-Apps auf den Prüfstand gestellt.
Fitness für Anfänger: Mit diesen Tricks gelingen die guten Vorsätze
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Fünf Fitness-Apps, fünf Testpersonen: So lief das Verfahren
Für den Test wurden fünf Probandinnen und Probanden ausgewählt, die jeweils eine App im Rahmen eines vierwöchigen, von App zu App unterschiedlichen Programms getestet haben. Vorab wurden im Hamburger Zentrum für Hyperbar-Medizin von allen Teilnehmenden die folgenden Werte erhoben: Lungenkapazität, Ruhe- sowie Belastungs-EKG. Derselbe Test wurde unter denselben Bedingungen vier Wochen später wiederholt. Die Ergebnisse dazu finden sich auf Seite zwei.
IMTEST hat sich bewusst dazu entschieden, keine Körperfett-Messung in das Ergebnis mit einzubeziehen, da hier Ernährung und sonstige körperliche Aktivitäten eine zu große Rolle gespielt hätten. Entsprechend belegen die Messungen ausschließlich eine allgemeine Verbesserung der körperlichen Fitness.
Zusätzlich wurden die Apps, wie bei IMTEST üblich, auch auf Kriterien wie Funktionalität, Ausstattung und Datenschutz überprüft. Besonders wichtig bei diesem Test war zudem das Maß an Individualisierung, also die Frage, in wie weit sich die Programme der Apps an die einzelnen Teilnehmenden anpassen lassen. Das wurde unter anderem über die Anzahl der gestellten Vorabfragen im jeweiligen Programm geklärt. Typische Fragen dabei waren unter anderem:
- Was sind deine Ziele? (Kraft, Ausdauer, Abnehmen, Zufriedenheit…)
- Biodaten (Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht)
- Wir oft möchtest du pro Woche trainieren?
Platzhirsch Gymondo nur auf Platz zwei
Kandidat Nummer eins, Gymondo, ist ein absoluter Platzhirsch auf dem Gebiet der Fitness-Apps. Dabei tritt das Programm in zahlreichen Varianten auf. Neben der offiziellen Gymondo-Website tummeln sich im Netz beispielsweise Applikationen mit Daniel Aminati (“Mach dich krass“) und Sophia Thiel (“Bodysystem“). Rundum ausgestattet mit fast einem Dutzend Sportarten, zahlreichen Kursen und Coaches, Fitness- und Ernährungstracking sowie Rezeptideen, inklusive Variationen in vegetarisch, vegan, low carb, high protein, glutenfrei und vielem mehr, lässt Gymondo kaum Wünsche offen.
Während der Fitnessprogramme aus den Bereichen Pilates, Yoga, Joggen, Gehen, Cardio, Dehnen, Tanzen, Tabata, Boxen, Bike oder Hula Hoop haben Nutzende die Wahl zwischen App-interner, musikalischer Begleitung oder Hintergrundmusik aus dem eigenen Spotify-Account. Selbstverständlich lässt sich die Musik auch vollständig ausschalten, dann bleiben nur noch die Stimmen der – ausgesprochen motivierten – Coaches. Teils einzeln, teils in Gruppen geben sie Anweisungen, erklären, wie sich das Training weiter intensivieren lässt und pushen Nutzerinnen und Nutzer was das Zeug hält. Wem das gefällt und wer dazu bereit ist, knapp 15 Euro monatlich auszugeben, der ist bei Gymondo bestens aufgehoben.
Einzige Mankos der App: Zum einen wirkt die App mit ihren zahlreichen Möglichkeiten anfangs etwas unübersichtlich, zum anderen lässt sich das Tempo der Trainingseinheiten nicht individuell einstellen.
Fitnessraum punktet mit 15 Sportarten
Das macht Konkurrent Fitnessraum besser. Hier gibt es die Möglichkeit, Übungen während des Trainings in einer langsameren Wiederholung zu sehen, was gerade bei koordinativ anspruchsvolleren Bewegungen von Vorteil ist. Dafür fehlt hier allerdings die personalisierte Musik.
Ansonsten ähneln sich die Apps weitgehend. Die Diätvariationen sind bei Fitnessraum etwas eingeschränkter (vegan, vegetarisch oder classic). Im Gegenzug punktet die App jedoch mit satten 15 Sportarten. Der Hauptaspekt liegt hierbei wie in allen getesteten Apps grob im Bereich Fitness-Workouts. Dazu kommt viel Yoga sowie Hula Hoop, Faszientraining, Kickboxen, Tanzen, Pilates, Tai Chi, Qi Gong, Tabata, Stretching, Ausdauereinheiten, Mobilisieren und Kurse für bestimmte Gruppen, etwa Schwangere oder Menschen ab 60.
Mit dem Training kann es unmittelbar nach der Einrichtung auch direkt losgehen. Die App gibt am Anfang kaum Starthilfen. Auch der Aufbau wirkt zunächst etwas kompliziert. Das liegt unter anderem daran, dass es neben ganzen Trainingseinheiten auch möglich ist, nur einzelne Übungen zu absolvieren. Das kann unter Umständen für Verwirrung sorgen.
Gesunder Körper mit gesundem Geist: Asana Rebel macht das Rennen
Auch Asana Rebel macht am Anfang keinen ganz übersichtlichen Eindruck: “Der erste Blick in die App ist etwas verwirrend, weil so viele Informationen als Kacheln dargestellt sind (“tägliches Quiz”, Gewichts-Tracking, empfohlene Workouts, Wasseraufnahme-Tracking, empfohlene Musik, nächstes Workout in der ausgewählten Challenge etc.). Doch die Auswahl einer Challenge funktioniert gut, wenn sie auch recht überschaubar ist. Außerdem wird man in jedem Video gut mitgenommen, zum Beispiel durch eine Begrüßung am Anfang”, findet die Testerin.
Hinsichtlich des sportlichen Angebots bildet Asana Rebel das schlichte Ende der Skala. Die App setzt weitestgehend auf Yoga und addiert lediglich einige Fitnessübungen hinzu. Wer allerdings Lust hat, die traditionellen Bewegungen als Weg zum Wohlfühlkörper auszuprobieren, ist hier bestens aufgehoben. Die App bietet dabei nicht nur klassische Trainings sowie Ernährungsvorschläge an, sondern informiert auch tiefergehend rund um Entspannungsübungen, Tee und Meditation. Hier lautet das Credo: Gesunder Körper mit gesundem Geist.
Yoga-Flow für Fitness und Meditation
Der App-Aufbau entspricht hier weitgehend dem meditativen Anspruch. Zusätzlich zur Spotify-Connection können Nutzende zudem aus 15 verschiedenen Musikstücke innerhalb der App auswählen. Die Übungen lassen sich hier wahlweise in fünf verschiedenen Geschwindigkeitsstufen abspielen, sowohl langsamer als auch schneller als das reguläre Tempo. Das ist besonders zielführend, wenn man berücksichtigt, das Yoga nicht nur von den Bewegungen an sich lebt, sondern auch von dem Flow, der beim richtigen “Yoga-Rhythmus” entsteht. Dieser Flow kann allerdings nur zustande kommen, wenn die Person, die gerade trainiert, ihre Übungen bereits einigermaßen beherrscht oder zumindest weiß, wie sie schnell und dabei entspannt von einer Position in die nächste wechselt.
Das klassische Yoga-Tempo ist dabei vielen Anfängerinnen und Anfängern eine Nummer zu zügig. Die raschen Übergänge können zu Hektik und unsauberen Übungen führen. Sinnvoller ist es daher, zunächst ein langsameres Tempo zu wählen. So lässt sich sicherstellen, dass die Übungen erst einmal richtig erlernt werden. Anschließend spricht nichts dagegen, das Tempo wieder langsam zu steigern.
Die IMTEST-Testerin bilanziert: “Ich finde die App mega! Allerdings defintiv nur was für Yoga-Fans. Ich fühle mich durchaus etwas fitter und vor allem beweglicher nach den vier Wochen. Außerdem ist ein schöner Zusatz-Effekt, dass die Workouts auch die Achtsamkeit fördern. So kann ich auch im Alltag manchmal besser abschalten oder eine Atemübung gegen Stress machen.”
Auf der nächsten Seite finden Sie die App-Kosten, das Fazit sowie die detaillierte Auswertung zu Freeletics und der “Fitness für Faule”-App BetterMe.