Mit Call of Duty: Modern Warfare 3 schließt sich der Kreis: Sledgehammer Games vollenden die Reboot-Trilogie der Modern-Warfare-Reihe. Die Task Force 141 um Captain John “Bravo Six” Price zieht einmal mehr in den Kampf gegen Terroristen und Ultra-Nationalisten. Wie explosiv sich die knapp sechs Stunden der Story-Kampagne gestalten, ob “Open Combat” hält, was es verspricht und wie sehr der Multiplayer samt Zombie-Modus überzeugt klärt IMTEST im großen Test.
Call of Duty: Modern Warfare 3
- PC, PS5, PS4, Xbox Series X, Xbox One
- 79,99 / 109,99 Euro (Vault-Edition)
- 4-6 Stunden (Kampagne)
- Ab 18 Jahren
- Min. 140 GB
- Ego-Shooter
Update vom 13.11.2023: So gut ist der Multiplayer-Modus
Neben der Kampagne setzt auch der Mehrspieler-Modus von Modern Warfare 3 den Vorgänger nahtlos fort. Wie von der Shooter-Reihe gewohnt, setzt der Multiplayer dabei im Kern auf vor allem auf klassische Spiel-Varianten. Domination, Abschuss bestätigt oder Team-Deathmatch sind dabei ebenso vertreten wie das etwas taktischere Suchen und Zerstören. Zwei Sechser-Teams stehen sich hier auf Karten verschiedener Größe gegenüber und müssen die jeweiligen Ziele erfüllen, um zu punkten. Wie üblich sind dabei die Bewegungen schnell, die Action explosiv und die Schussmechanik gewohnt knackig.
Modern Warfare 3: Alte Karten, gute Karten?
Eine Besonderheit von Modern Warfare 3: Der Mehrspieler-Modus umfasst keine völlig neue Karte. Stattdessen haben die Entwickler alle 16 Maps des ursprünglichen Call Of Duty: Modern Warfare 2 von 2009 überarbeitet. Und das hat Vor- und Nachteile – wobei die Vorteile vor allem für neue Spieler überwiegen dürfen. Denn die Karten sind durch die Bank richtig gut. Modern Warfare 2 hatte eine sehr abwechslungsreiche Map-Auswahl, die von engen Straßen und Häuserkampf-Fokus (Favela, Skid Row, Invasion, Karachi) bis hin zu weit ausladenden Landstrichen wie Wasteland oder Underpass reicht.
Es gibt eine U-Boot-Basis, eine Schnee-Karte (Derail) oder ein Anwesen (Estate). Rust oder Quarry fokussieren sich stark auf die Vertikale, während Afghan eine gute Mischung aus allem bietet. Und das bedeutet: Modern Warfare 3 hat zum Start das beste Karten-Paket der letzten Call-Of-Duty-Jahre. Das Problem: Nichts ist hier wirklich neu. Und schnell stellt sich die Frage, wieso die aktuellen Map-Designer eigentlich keine neuen Karten mehr entwerfen können, die innerhalb kürzester Zeit zum Klassiker avancieren. Zudem fällt auf, wie frappierend große Karten mit viel Freifläche wie etwa Wasteland in den letzten Jahren fehlten.
Ein richtiges Problem sind allerdings die Spawn-Punkte: Viel zu oft landete man im Test beim Wiedereinstieg entweder direkt vor- oder hinter einem Gegner. Auch erscheint man zum Teil an der Stelle des eigenen Todes, was oft ein erneutes Ableben zur Folge hat. Hier müssen die Entwickler per Update dringend nachjustieren.
Waffen – richtig viele Waffen
Auch die Waffenkammer von Call of Duty: Modern Warfare 3 wurde nachgerüstet: Durch die Integration des kompletten Arsenals von MW2 wirkt die Auswahl für Modern-Warfare-Veteranen gigantisch. Bei näherem Hinsehen fällt allerdings auf, dass sich die Zahl der wirklich neuen Waffen doch einigermaßen in Grenzen hält. So gibt es zum Beispiel zwar gleich sechs neue Sturmgewehre, bei Battle-Rifles oder DMRs bleibt der Zuwachs mit zwei, drei neuen Knarren aber recht gering.
Immerhin finden einige ikonische Wummen endlich ihren Weg in Spieler-Hände. Darunter ist das Heckler & Koch G36 in allen Ausführungen (inklusive MG-Variante) sowie das leichte Maschinengewehr M249 oder die vollautomatische Beretta 93R. Nach wie vor spart sich Activision aber die offiziellen Lizenzen, sodass man mit einer Holger 556 oder Benetti im Inventar vorlieb nehmen muss. Für einen Vollpreis-Titel ist das schon etwas wenig – allerdings erhalten neue Spieler auch alle Basis-Waffen aus Modern Warfare 2, die sie über Herausforderungen freischalten können. Kenner des Vorgängers können ihre Freischaltungen gleichzeitig vollständig behalten, sodass Lackierungen, Aufsätze und Co. verfügbar bleiben.
Dieser Umgang mit dem Inhalt der Spieler-Waffenkammer überzeugte im Test, da es den Übergang erleichtert und mühsam freigeschaltete Battlepass-Inhalte oder gekaufte Skins weiterhin nutzbar sind. Generell stellt sich die Frage, ob diese Form der Mitnahme von Aufklebern, Avatar-Animationen oder Calling-Cards nicht für jeden Call-of-Duty-Jahreswechsel optimal wäre. Auf der anderen Seite fühlt sich Modern Warfare 3 so noch mehr wie eine sehr große Erweiterung an.
Modern Warfare 3: Eine andere Art der Freischaltung
Auch im Freischaltungs-System hat sich grundlegendes getan. So gibt es jetzt neben den Spielerlevel-abhängigen Waffen, Perks, Feldverbesserungen und Killstreaks eine gigantische Anzahl weiterer Gegenstände, die über Waffenlager-Freischaltungen erlangt werden können. Dazu zählen neben Waffenteilen, Zielvisieren und Co. auch Umbauteile für die Wummen. So gibt es zum Beispiel einen Receiver, der aus einer halbautomatischen DMR ein vollautomatisches Battle Rifle macht. Diese speziell markierten Teile können nicht über Waffen- oder Spielerlevel freigeschaltet werden. Stattdessen werden sie über tägliche Herausforderungen freigespielt. Das bedeutet, dass die bekannten täglichen Aufgaben – z.B. “blende 10 Gegner mit einer Blendgranate” – noch mehr Relevanz bekommen.
Das ist erstmal nicht verkehrt. Immerhin ist auf diese Weise das etwas undurchsichtige Freischaltungssystem aus dem Vorgänger passé. Gleichzeitig können gezielt Aufsätze und Waffen angegangen werden, die man sich freischalten möchte. Problematisch ist allerdings, dass zum Teil bis zu acht Tagesaufgaben nötig sind, um etwa einen neuen Killstreak freizuschalten. Diese sind, neben den Feldverbesserungen, zum Teil ebenfalls nur noch über Waffenkammer-Freischaltungen zu erreichen. Somit muss eine beinahe absurd große Zahl von Herausforderungen absolviert werden, um jedes Teil freizuschalten. Immerhin: Hat man alle drei Tages-Challenges absolviert, zählen auch Spiel-Siege auf das Waffenkammer-Konto ein. Zusätzlich können auch die drei weiteren Zombie-Tagesherausforderungen genutzt werden, um in der Waffenkammer weiterzukommen. Trotzdem fügt das neue System eben noch eine weitere Grind-Ebene hinzu.
Spielerisch starke Mehrspieler-Gefechte
Spielerisch überzeugt der Multiplayer von Modern Warfare 3 in fast allen Belangen. Die Bewegung ist schnell und präzise, das Waffenhandling direkt und unheimlich knackig. Schön ist, dass dem Spieler jetzt mehr Bewegungsoptionen zur Verfügung stehen. So kann das Rutschen aus dem Sprint jetzt schneller abgebrochen werden. Zudem kann man dank des neuen „Tac-Stance“ schon im Rutschen angelegt schießen, was dynamischere Manöver erlaubt. Gleichzeitig ist der „Dolphin-Dive“, das Hinwerfen aus dem Sprint, ebenso vorhanden wie das dynamische Klettern und über Hindernisse schwingen. Letzteres kann jetzt sogar mittels eines Perks beschleunigt werden, was die ohnehin rasanten Bewegungen nochmal beschleunigt.
Gleichzeitig wurde die Lebensenergie der Spielfiguren in Modern Warfare 3 spürbar erhöht. Damit hält man jetzt einige Treffer mehr aus, was in vielen Situationen eine Reaktion des getroffenen Spielers erlaubt. Hiervon profitieren besonders geübte Schützen, die mit präzisen Steuerungseingaben das Blatt oftmals noch wenden können. Gleichzeitig verlieren einige Waffengattungen etwas an Einfluss. Vor allem Pump-Action Schrotflinten, die mit einem Schuss viel Schaden austeilen, dann aber etwas Zeit für das Repetieren brauchen, waren in Modern Warfare 2 sehr starke Waffen. In Modern Warfare 3 benötigt man, gerade auf etwas größere Distanz, mehr Präzision und zum Teil mehr als einen Schuss. Das senkt die universelle Schlagkraft der Shotguns spürbar.
Bodenkrieg, Invasion und Kriegs-Modus: Darf’s ein bisschen mehr sein?
Zusätzlich zu den klassischen Spielvarianten gibt es auch in Modern Warfare 3 größere Modi, die über die üblichen Zwölf-Spieler-Gefechte hinausgehen. Bekannt sind dabei vor allem Bodenkrieg und Invasion, die es in dieser Form bereits im Vorgänger gab. Bodenkrieg bietet dabei 40-Spieler-Gefechte, die stark an Battlefield und Co. erinnern. Hier liefern sich die Spieler dabei Schlachten um Flaggenpunkte, die gleichzeitig Spawn-Areale darstellen, wobei auch Fahrzeuge wie Kampfpanzer zum Einsatz kommen. Invasion ist eine Art großangelegtes Team-Deathmatch, hier sind auch computergesteuerte Figuren mit auf dem Schlachtfeld.
Neu ist hingegen der Modus „Krieg“. Dieser war zuletzt in Call Of Duty: WW2 vorhanden und inszeniert ein dynamisches Gefecht über verschiedene Missionsziele hinweg. So muss in der einen Mission von Modern Warfare 3 zunächst die Luftverteidigung ausgeschaltet, dann ein Panzer eskortiert und zuletzt ein unterirdischer Raketenbunker gestürmt werden. Ein Team verteidigt, das andere greift an, zur Halbzeit wird gewechselt. Grundsätzlich bietet dieser Modus Raum für spannende Team-Gefechte, die sich erstaunlich anders anfühlen als die üblichen Varianten. Praktisch ist eine einzige Karte etwas wenig Material – damit „War“ wirklich Fuß fasst, sollten die Entwickler so schnell wie möglich mit weiteren Missionen nachlegen.
Modern Warfare 3: Ausrüstung statt Perk-Auswahl
Neu ist auch, dass die Perks nicht länger frei gewählt werden. Stattdessen hängen sie an Ausrüstungsgegenständen wie Handschuhen, Stiefeln oder Kopfhörern, die unterschiedliche Effekte erzeugen. So gibt es Kletterschuhe, Weitwurf-Handschuhe oder UV-Lampen, die Fußspuren sichtbar machen. Grundsätzlich unterscheiden sich die Effekte nicht wesentlich von den seit Jahren üblichen Perk-Varianten, allerdings ist die Zusammenstellung etwas limitierter. Dazu kommt: Die Basis der Spielfigur ist die Schutzweste, die ebenfalls in unterschiedlichen Variationen ausgerüstet werden kann.
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Einige der Rigs erlauben dabei mehr taktisches Equipment, andere ermöglichen mehr Ausrüstung oder eine zweite Hauptwaffe, streichen dafür aber wieder andere Slots. Dieses System wirbelt die Perks etwas durcheinander, im Grunde fühlt sich aber alles schnell wie gewohnt an. Tatsächlich wurde aber die zeitverzögerte Freischaltung der „hochwertigen“ Fähigkeiten entfernt, was der Klassen-Planung wieder mehr Gewicht verleihen dürfte. Gleichzeitig wurde die Mini-Map so angepasst, dass man endlich wieder Feinde als Punkte markiert sieht, die ohne Schalldämpfer schießen. So bekommt nicht nur dieses Waffenteil endlich wieder echten Sinn verliehen, auch das Spielgefühl rückt näher ans klassische Call of Duty.
MWZ: Zombies in der offenen Welt
Der dritte Baustein eines jeden Call of Duty ist der kooperative Spielmodus. Im Fall von Modern Warfare 3 schlurfen erneut die leben Leichen über die Bildschirme, diesmal allerdings mit einem Twist. Anstatt den Spieler in enge Level zu stecken, schicken die Entwickler die Untoten-Bekämpfer mit MWZ diesmal in eine offene Welt. Die große Karte Urzikstan ist dabei der Schauplatz des Tags der Toten, in der sich Spieler den Zombie-Horden stellen.
Grundsätzlich überzeugt diese Idee: In Dreierteams erkunden die Spieler gemeinsam die Karte und erledigen über Mobiltelefone abrufbare Missionen. Diese reichen vom, Ausräumen eines Waffenlagers bis hin zum Killen eines besonders schlagkräftigen Zombie-Mutanten. Mit erlangtem Cash und gesammelten Upgrade-Belohnungen können die Spieler dann an dafür vorgesehenen Verkaufs-Stationen ihre Knarre aufwerten. Die so verbesserten Bleispritzen teilen entsprechen mehr Schaden aus, sodass die nächste der in drei Schwierigkeitszonen aufgeteilten Karte angegangen werden kann.
Dabei setzen die Untoten den Spieler jederzeit unter Druck, die Aufgaben sind abwechslungsreich und immer wieder gibt es Begegnungen mit bis zu diesem Zeitpunkt lebendigen Söldnern. Die Feuergefechte lockern den Spielablauf angenehm auf, zudem gibt es dynamische Ereignisse wie Konvois oder verseuchte Zombie-Nester, die immer wieder zum Erkunden einladen. Hat man dann genug Waffen, Ausrüstung, magische Waffen-Verbesserungen und Perk-Drinks gesammelt, kann man an Exfil-Punkten den rettenden Heli rufen, der zum großen Finale vor einer gigantischen Zombie-Horde verteidigt werden muss.
Modern Warfare 3: DMZ, ein bisschen anders
Der eine oder andere Warzone 2.0-Veteran könnte jetzt hochgeschreckt sein. Heli? Ausrüstung? Exfiltration? Genau! Der spaßige Zombie-Modus ist im Grunde nur eine Variante des letztjährigen Spielmodus DMZ, der den Free-To-Play-Ableger Warzone mit einer Extraction-Shooter-Variante anreicherte. Tatsächlich sind sogar die Menüs dieselben, auch die übergreifenden Missionen und Mechaniken wurden eins zu eins aus DMZ übernommen.
Und die funktionieren ja auch gut. Genau wie bei Vorbildern wie Escape From Tarkov oder Hunt: Showdown geht die gesammelte Ausrüstung verloren, wenn man in der Zombie-Zone stirbt. Gleichzeitig erhöht die Exfiltrations-Mechanik die Spannung. Es gilt: Hohes Risiko, große Belohnung. Zudem gibt es diverse Zwischenbosse auf der Karte, die dem Spieler ordentlich zusetzen. Doch trotz der guten Eindrücke wird man das Gefühl nicht los, dass hier ein Spielmodus mit recht geringem Aufwand zweitverwertet wird.
Klar: Es gibt wahnsinnig viele neue Waffen-Skins, die über den Zombie-Modus freigeschaltet werden können. MWZ zählt zudem auf das Waffen- und Spieler-Level des Mehrspieler-Modus ein, die beiden Multiplayer-Varianten können also ergänzend gespielt werden. Trotzdem hätte etwas mehr Originalität hier sicher nicht geschadet – immerhin ist Modern Warfare 3 mit stolzen 80 Euro für die Konsolen-Versionen ein Vollpreis-Titel.
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