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Künstliche Intelligenz: Gefahr oder Chance für Selbstständige?

Bedroht Künstliche Intelligenz tatsächlich die Jobs von Freiberuflern?

Person an einem Laptop mit hervorgehobenen AI Elementen.
© Freepik

Immer mehr Selbständige stellen sich die Frage, ob sie vor immer fortschrittlicher Künstliche Intelligenz Angst haben müssen. Wird die KI die Welt erobern? Und, was noch wichtiger ist, wird sie mir den Job wegnehmen? Die Besorgnis ist berechtigt: Nach einer vielbeachteten Studie zur Zukunft der Arbeit, bekannt als die “Oxford-Studie“, stehen etwa 47 % der US-Arbeitsplätze aufgrund schneller Computerisierung auf dem Spiel. Fest steht: Nahezu alle Berufe sind von der digitalen Transformation betroffen, mittel- bis langfristig wird kaum ein Job mehr so aussehen, wie wir ihn kennen.

Freelancer vs. KI

KI-Tools sind inzwischen so leistungsfähig, dass sie viele komplexe Aufgaben übernehmen können, die noch vor zehn Jahren ausschließlich von Menschen ausgeführt wurden. Diese Entwicklung hat es einigen großen Unternehmen ermöglicht, die Zahl ihrer Mitarbeiter zu reduzieren. Für Freiberufler, die auf dem freien Markt agieren, ist dies jedoch keineswegs eine negative Entwicklung. Laut einer viel beachteten Studie des Cloud-Computing-Unternehmens Citrix werden Unternehmen weniger fest angestellte Mitarbeiter haben und sich auf einen großen Pool von Arbeitskräften verlassen, die auf Abruf verfügbar sind und durch Technologie unterstützt werden.

DeepL Übersetzung
Der Übersetzungsdienst DeepL gilt als einer der besten. Trotzdem ist er noch weit von Perfektion entfernt. © IMTEST

Ein gutes Beispiel sind leistungsstarke Übersetzungs-Dienste wie deepl.com. Sie können große Textmengen schnell in verwendbare Übersetzungen umwandeln. Vor zehn Jahren hätte diese Aufgabe, durchgeführt durch einen Menschen, noch wesentlich länger gedauert. Jedoch kann selbst die Künstliche Intelligenz von DeepL die Arbeit von professionellen Übersetzern nicht vollständig ersetzen. Letztendlich sind nur Sprachprofis in der Lage, eine Botschaft sofort zu verstehen, komplexe Gedanken aufzuschlüsseln, unnötige Wörter zu eliminieren und die Aussage präzise und prägnant auszudrücken. Die Übersetzungsdienste können die Arbeit dieser Berufsgruppe aber erheblich vereinfachen.



Künstliche Intelligenz als Partner

Die maschinelle Übersetzung nimmt den Experten nicht die Arbeit ab, sondern leistet Vorarbeit. Aber ohne ordnende Hand und kluges Denken kann auch die beste Maschine keinen guten Text produzieren. Qualitativ hochwertige Inhalte werden aber immer wichtiger, das erkennen auch immer mehr Unternehmen. Einfache Texte ohne Nuancen und Tiefgang können maschinell übersetzt werden, die interessanten und gut bezahlten Aufgaben bleiben den menschlichen Übersetzern vorbehalten. Damit steigen die Anforderungen und somit auch die Honorare. Künstliche Intelligenz macht das Übersetzen also nicht überflüssig, sondern verändert es in Richtung Qualität und Zukunftsfähigkeit.

Das Beispiel zeigt auch: Immer mehr Freiberufler nutzen inzwischen KI-Tools, um ihre Produktivität zu steigern, Arbeitsprozesse zu optimieren und lästige Aufgaben zu automatisieren. So wie mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Buchhaltung Belege automatisch erkennen und verarbeiten lassen – auch ohne buchhalterische Vorkenntnisse. Fortschrittliche Dienste wie Lexoffice sind dazu längst in der Lage. Die Zukunft der freien Berufe wird eine sein, in der Mensch und KI kooperieren, statt zu konkurrieren. Das ist kein Zweckoptimismus, sondern eine ziemlich sichere Wette. Menschen werden ständig dazu lernen, wie sie den Prozess und das Ergebnis effizienter gestalten können.

Nur der Mensch ist kreativ

Mehr als 80% der Experten sind der Meinung, dass Technologien bis 2035 repetitive und minderwertige Aufgaben automatisieren werden, wodurch sich die Arbeitnehmer auf sinnvollere Tätigkeiten konzentrieren können. Dies geht aus einem Bericht des Cloud-Computing-Unternehmens Citrix hervor.

Künstliche Intelligenz vor einem Notebook
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial die Produktivität zu erhöhen, aber wie viele Arbeitsplätze wird sie vernichten? © Susan Cipriano auf Pixabay

Maschinen und Computer können zwar viele Aufgaben schneller und präziser erledigen als menschliche Arbeitskräfte. Doch gerade in kreativen Berufen wie dem Journalismus ist die menschliche Note nach wie vor gefragt. Texter können beispielsweise Copywriting-Tools verwenden, um Grammatikfehler zu korrigieren oder Synonyme zu finden. Jedes Tool hat jedoch seine Grenzen. Letztendlich ist es immer noch der Mensch, der ein Thema für einen Artikel auswählt, eine Gliederung entwirft und einen Entwurf erstellt. Mit anderen Worten: Die Aufgabe des Menschen ist es, eine Idee zu entwickeln, und die Aufgabe der KI ist es, sie in die Tat umzusetzen. Laut Citrix glauben fast drei Viertel der Unternehmensleiter, dass Technologie und Künstliche Intelligenz die Produktivität der Arbeitnehmer bis 2035 mindestens verdoppeln werden. Dennoch betonen die Experten, dass die Technologie die Arbeitnehmer ergänzt und nicht ersetzt.

Selbstständige müssen am Ball bleiben

Obwohl manche Berufe möglicherweise obsolet werden, wird die Künstliche Intelligenz neue, unkonventionelle Karrierewege aufzeigen. Viele Führungskräfte sehen zum Beispiel Potenzial für Positionen wie KI-Trainer, Roboter-Trainer und erfahrene Datenwissenschaftler. Für Freelancer, die sich in der Regel schnell neue Fähigkeiten aneignen, könnte dies eine gute Chance darstellen, ihre Karriere in eine neue Richtung zu lenken. Da sich die Beziehung zwischen Mensch und KI ständig weiterentwickelt, genießen Fachkräfte, die mit der Technologie Schritt halten, einen klaren Wettbewerbsvorteil. Sie arbeiten nicht nur schneller und sauberer, sondern haben auch mehr Zeit, sich auf den kreativen Teil ihrer Arbeit zu konzentrieren. Die größte Herausforderung für Selbstständige besteht daher darin, mit dem ständigen technologischen Wandel Schritt zu halten.




Fazit

Wir stehen weiterhin am Anfang einer umfassenden digitalen Transformation. In vielen Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, wurden bislang nur die notwendigen digitalen Veränderungen vorgenommen. Daher besteht nur wenig Risiko, dass künstliche Intelligenz in den kommenden Tagen unerwartet scheitert. Trotzdem sollten Sie sich unbedingt Zeit nehmen und ausprobieren, wie auch Sie Ihren Arbeitsalltag durch KI einfacher und effizienter gestalten können.

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.