Kaum eine Videospiel-Figur kann so viele Hauptteile, Spin-offs und Genre-Experimente aufweisen wie Sonic the Hedgehog. Der japanische Hüpfspiel-Charakter ist seit 1991 eines der enfants terribles der Gaming-Welt. Mehrmals wurde er schon angezählt oder totgesagt, doch jedes Mal kam das Stehaufmännchen zurück. Mal mit einem überraschend guten Rennspiel, mal mit einem wilden Mehrgenerationen-Mix aus 2D und 3D. Kürzlich war er sogar zwei Mal auf der Kinoleinwand zu sehen, die beiden Filme spielten zusammen rund 650 Millionen Euro ein.
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Der nächste Streich vom blauen Blitz hört auf den Namen Sonic Superstars und wird ein grafisch drei-, spielerisch aber zweidimensionales Jump’n’Run. Es erscheint am 17. Oktober – also drei Tage vor dem Mega-Konkurrenten Super Mario Bros. Wonder – für alle aktuellen Plattformen und kostet 60 Euro.
Entwickelt wird der flotte Hüpfer von einem Dreamteam aus Takashi Iizuka, der seit 15 Jahren alle Sonic-Fäden zusammenführt, und dem Studio Arzest. Das ist spannend, denn Arzest ist die Firma von Naoto Oshima, jedem Designer, der den blauen Igel im Jahr 1991 auf dem Zeichenbrett erfand. Arzests letztes großes Projekt, der 3D-Plattformer, Balan Wonderworld ging allerdings ziemlich in die Hose. Kann sich Arzest mit Sonic Superstars rehabilitieren?
Neue Grafik, alter Charme
Die ersten Screenshots und Trailer verrieten bereits, dass trotz des klassischen 2D-Spielprinzips moderne 3D-Grafik zum Einsatz kommt, und dass die ziemlich gut aussieht. Wenn man als Redakteur dann selbst vor dem TV-Gerät sitzt, mit PS5-Controller in der Hand, dann geht es schon mal euphorischer zu. Sonic Superstars sieht nämlich ausgesprochen charmant aus: Die fröhlichen Farben des Hüpfspiels sorgen stante pede für gute Laune, die Hintergründe und Figuren fangen den Charme der pixeligen 90er-Originale ein, ohne altbacken zu wirken.
Und dann gibt es noch ziemlich viel Zuckerguss: In einer Art Cyberspace-Welt kommt es immer wieder zu absichtlichen Bild-Verzerrungen, zudem haben die Charaktere dort plötzlich einen knuffigen Voxel-Look. Andernorts sorgen beim Sprint durch Loopings oder im kreischbunten Flipper-Level Highspeed-Effekte und herumfliegende Ringe für modernen Flair.
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Igel mit Gewicht
Liebhaber der klassischen Sonic-Episoden wissen, dass das Sega-Maskottchen nicht losflitzt wie andere Hüpfhelden, sondern erst Momentum aufbauen muss. Könner dirigieren die Figur dann mit einem Affenzahn durch die Areale, Neulinge hingegen verhungern schon mal beim Anlauf in den Looping oder müssen nach Kontakt mit einer Stachelfalle erst zäh wieder Tempo aufbauen. Dieses Konzept ist auch bei Sonic Superstars wieder am Start, aber nie zuvor hat es sich besser angefühlt. Das Spiel vereint damit klassische Serientugenden, wirkt aber gleichzeitig modern und zugänglich.
In puncto Leveldesign haben die ersten vier spielbaren Stages IMTEST auf der Gamescom überzeugt: Sonic Superstars steht für Tempo, Überkopf-Kapriolen & Co., aber auch für sich vielfältig verzweigende Stages voller Geheimgänge, Abzweigungen und pfiffiger Wechsel zwischen Bildvorder- und Bildhintergrund. Dazu gibt es immer wieder Stellen, wo die Helden sich automatisch oder auf Knopfdruck verwandeln: Als Qualle schwimmt man vertikal Wasserfälle hoch, als Rakete bahnt man sich seinen Weg durch den Hindernisparcours. Die Transformationen stehen nicht so sehr im Vordergrund wie bei Sonic Colors, verleihen dem Titel aber dennoch eine Prise Tiefgang.
Sonic Superstars – ein großer Koop-Spaß?
Auch ein paar Bosskämpfe waren in der exklusiv für die Presse spielbaren Gamescom-Fassung enthalten. Die waren angenehm anspruchsvoll und gelungen. Natürlich ging es – mal wieder – gegen die Roboter-Schergen vom Erzfeind Dr. Eggman, doch die Auseinandersetzungen mit Riesen-Mech & Co. waren für Sonic-Verhältnisse erfreulich abwechslungsreich und hochwertig.
Besonders gespannt war IMTEST natürlich auf den Koop-Modus, mit dem sich Sega in die umkämpften Gefilde von Super Mario, Rayman & Co. wagt. Mit bis zu vier Charakteren (Sonic, Amy, Tails, Knuckles) gleichzeitig durch die 2D-Welten flitzen und derweil um Ringe, Power-Ups & Co. wetteifern – das klingt in der Theorie natürlich sehr spaßig. Im Praxistest hat der Zusammenspiel-Modus allerdings einen gewaltigen Nachteil: Aufgrund der hohen Geschwindigkeit ist es schon bei zwei Figuren wahnsinnig schwer, dass man immer “im Bild” bleibt. Alle paar Sekunden flitzt einer davon und die andere Figur rutscht aus dem Bild. Zwar haben die Macher einen Respawn beim “führenden” Spieler auf Knopfdruck eingebaut – besonders spaßig ist das ständige Abhängen oder Abgehängt-Werden aber nicht.
So wird Sonic Superstars wohl ein richtig gutes Jump’n’Run mit feinen Stages und schicker Grafik, einen uneingeschränkt empfehlenswerten Koop-Spaß sieht IMTEST nach dem Probespiel aber nicht auf die Spielerinnen und Spieler zurasen…