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Die beste elektrische Wasserpistole: Xiaomi Mijia Pulse vs. SpyraThree

Wasserpistolen für Erwachsene – der heißeste Sommertrend? Zwei beliebte Modelle im Test-Duell

Zwei Personen mit Wasserpistolen von Xiaomi und Spyra.
© IMTEST

Alle Sommer wieder kommt sie, die große Lust aufs kühle Nass. Egal ob im Freibad, auf dem Campingplatz oder im heimischen Garten – seit Generationen werden spielerische Kämpfe mit Wasserpistolen ausgetragen. Daher ist es Zeit, dass IMTEST zwei spannende Geräte für Erwachsene ins Testlabor schickt.

Der Testsieger: SpyraThree

Die SpyraThree geht mit der Test-Note 2,1 als klarer Sieger aus dem Zweikampf hervor: Sie liegt besser in der Hand und bietet beim Schuss einen deutlich verbesserten Rückstoß. Zudem ist sie in Bezug auf Wucht und Wassermenge pro Schuss erheblich stärker.

  • PRO
    • Hohe Wassermenge beim Schießen, kräftiger Wasserstrahl
  • KONTRA
    • etwas hohes Gewicht

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

Xiaomi Mijia Pulse: Kopie der deutschen Spyra?

Unlängst schlug in China eine neue elektronische Wasserpistole auf: die Mijia Pulse vom Technologie-Giganten Xiaomi. Bislang hat es das Action-Gadget nicht in den Westen geschafft, es existieren bei Xiaomi aktuell scheinbar noch gar keine Pläne für einen Release in Europa. Der chinesische Preis von 649 Yuan entspricht übrigens rund 82 Euro. Wer die leuchtend weiße Hightech-Wasserpistole über das Internet bestellt, der muss bei Import-Händlern wie AliExpress allerdings bis zu 240 Euro bezahlen.

IMTEST war neugierig, wie gut die Xiaomi Mijia Pulse im Vergleich zur SpyraThree abschneidet. Das Duell ist zudem nicht nur aus reiner Produktsicht interessant, sondern besitzt auch eine spannende rechtliche Komponente. Xiaomi ist zwar nicht der erste Hersteller, der die Funktionsweise der deutschen Spyra-Wasserpistole nachahmt, aber bei weitem der prominenteste.

Foto dreier Wasserpistolen, einmal eine weiße von Xiaomi und eine blaue sowie eine rote von Spyra.
Die Xiaomi Mijia Pulse (oben) gibt es nur in Weiß, die SpyraThree (unten) ist in rot und blau erhältlich. © IMTEST

Spyra-Gründer und CEO Sebastian Walter äußerte sich gegenüber dem Tech-Blog Smartdroid.de so: „Das Produkt von Xiaomi ist leider auch eine weitere technologische Kopie unserer Innovation. Die Bereitschaft, sich Erfindungen anzueignen, ist in China bekanntermaßen sehr verbreitet.“ Walter geht noch weiter: „Wir prüfen derzeit noch, welche Patente verletzt werden, in jedem Fall handelt es sich hierbei keineswegs um Innovation, sondern eine günstige und direkte Kopie von uns.“

Xiaomi vs. Spyra: Das Duell

Die rechtlichen Umstände wollen IMTEST an dieser Stelle aber nicht weiter beschäftigen, hier geht es um Leistung, Handhabung, Spaß-Faktor & Co. mit den beiden elektrischen Wasserpistolen. IMTEST hat beide bei sonnigem August-Wetter in mehreren actiongeladenen Runden im heimischen Garten getestet, mutig hinter Zäunen und Gartenhäuschen hervorgelugt und ist dabei mehrfach komplett nass geworden.

Los geht’s mit der SpyraThree: Beim Erstkontakt mit dem aufregend designten Spielzeug fällt nicht nur die hohe Verarbeitungsqualität, sondern auch das hohe Gewicht aus. Die Plastik-Knarre liegt zwar gut in der Hand und an der Schulter an, dennoch überrascht das Gewicht von über 2 kg, wenn man es nicht gewohnt ist. Aufgeladen wird die Three natürlich mit möglichst sauberem Wasser, zum Beispiel bieten sich ein großer Eimer oder das unvermeidliche Planschbecken an. In jedem Fall muss das Gefäß so groß sein, dass die Spitze der Wasserpistole gut hineinpasst.

Die Wasserpistole von Xiaomi beim Aufladevorgang.
Aufladen leicht gemacht: Bei diesen elektrischen Wasserpistolen wird nicht gepumpt, sondern in wenigen Sekunden der Tank vollgesaugt. © IMTEST

Und… aufladen!

Drückt man den Abzug nach vorn, ertönt ein lautes Brummen – die SpyraThree hat nämlich einen Akku verbaut und saugt das Wasser selbstständig an. Nach gut zehn Sekunden zeigt das kleine Display an, dass die Knarre voll ist und man rückt den Abzug wieder in den Normalzustand. Jetzt kann die Action beginnen: Beim ersten Schuss wird man vom spürbaren, wohldosierten Rückstoß positiv überrascht. Das fühlt sich an Unterarm und Schulter richtig wuchtig an. Die Wasser-Dosis von rund 30 ml wird mit hohem Tempo aus der Wasserpistole katapultiert und saust rund acht Meter weit durch die Luft. Kurz nach dem Austritt ist das knapp einen Meter lange Wasser-Geschoss am kompaktesten, nach fünf oder sechs Meter Flug fächert sich die nasse Ladung natürlich etwas auf.

Dennoch überraschen der Druck und die Wassermenge bei Treffern positiv: Man spürt keinen Schmerz, den Aufprall aber dennoch deutlich. Auch am Kopf und sogar im Gesicht lassen sich direkte Treffer aushalten – natürlich sollte man auf keinen Fall in geöffnete Augen feuern. Die Menge an Wassern sorgt bei satten Treffern dafür, dass das Ziel in wenigen Sekunden komplett nass ist. So reichen z. B. schon zwei, drei Schüsse, damit das Shirt am nassen Rücken klebt.

Mann mit Argentinien-Trikot, der mit einer Wasserpistole in Blickrichtung des Fotografen feuert.
Der Strahl aus der SpyraThree ist kräftig und macht den Gegner mit nur wenigen Treffern patschnass. © IMTEST

Im Nu leergeschossen?

Die SpyraThree – die es in rot und blau gibt – feuert im normalen Modus ungefähr einen Schuss pro Sekunde, nach 21 Schüssen ist der 750-ml-Tank leer. Dann heißt es zurück zum Wasser-Bassin und aufladen. In jedem Fall empfiehlt es sich, diese Eigenschaft in die eigenen Spielregeln im Garten oder Park mit aufzunehmen. Denn wer während des Aufladens von einem Gegenspieler mit vollem Tank erwischt wird, kann sich auf eine komplette Dusche freuen.

Die zweckmäßige Digital-Anzeige oben auf der SpyraThree gibt neben dem Ladezustand den Wasserfüllgrad in Prozent an. Die leert sich deutlich schneller, wenn man per Schalter in den Burst-Modus wechselt. Dann feuert die Spyra sieben wuchtige Dreier-Salven bevor der Tank leer ist. Schließlich ist da noch Variante 3, der League-Modus: Hier löst der Abzug zuerst einen normalen Schuss aus, doch bleibt der Trigger durchgedrückt, ertönt nach kurzer Auflade-Zeit ein knarrendes Geräusch. Dann ist er Power-Schuss bereit. Der feuert eine spürbar größere Wassermenge auf die Mitspieler und fliegt sogar deutlich über zehn Meter durch die Luft.

Detailaufnahme der Wasserpistole SpyraThree, es ist das Einsaug-Sieb zu sehen.
Ein kleines Metallsieb an der Front der SpyraThree soll verhindern, dass Fremdkörper in die Wasserpistole gelangen. © IMTEST

Und die Konkurrenz von Xiaomi?

Im Grunde funktioniert die Miija Pulse Wasserpistole sehr ähnlich wie die SpyraThree. Auch sie nimmt das Wasser durch ein Ansaug-Ventil vorn am Gerät auf, wenn man den Abzug nach vorne schiebt. Auch hier dauert es nur einige Sekunden bis die Mijia Pulse voll ist, das Brummen ist dabei ein Stück leiser als bei der Spyra. Den Ladezustand sieht man am etwas detaillierteren Display oben auf der Waffe oder liest ihn – sehr elegant – an der blauen Lichtleiste an der Geräteseite ab. Auch Schüsse werden bei der Mijia Pulse von einem hellblauen Licht-Stoß an der Seite begleitet. Das ist in der Theorie ein cooles Bonus-Feature – nur sieht man draußen im Sonnenlicht rein gar nichts davon.

Mann in hohem Gras, mit der Wasserpistole von Xiaomi nach rechts schießend.
Die Wasserpistole von Xiaomi ist schwer und wuchtig, liegt aber dennoch ordentlich in der Hand. © IMTEST

Die Mijia von Xiaomi feuert ebenfalls rund acht Meter weit, und ebenfalls schön präzise. Die Schussfrequenz ist dabei sogar etwas höher und – trotz des kleineren Wassertanks von nur 500 ml – gibt die Wasserknarre sogar 26 Schüsse ab. Das hat allerdings seinen Preis: Die Treffer fühlen sich deutlich weniger wuchtig an und machen bei weitem nicht so schnell nass. Auch kann der durchaus noch spürbare Rückstoß beim Schießen nicht mit dem der SpyraThree mithalten.



Schwere Waffen

Die Wasserpistole von Xiaomi wiegt in ungefülltem Zustand bereits 2,7 kg, mit Wasser sind es dann circa 3,2 kg. Die volle Spyra-Three kommt auf 3,0 kg. Damit fühlt sich das Gerät von Xiaomi etwas schwerer und unhandlicher an. Trotzdem liegt sie letztlich aber noch ordentlich in der Hand.

Die in der Feature-Liste der Xiaomi-Pistole angepriesenen drei Schuss-Modi entpuppen sich in der Praxis eigentlich als zwei: Neben der Einzelschuss-Variante und dem Power-Schuss (mit doppelt so viel Wasser) gibt es noch einen Dauerfeuer-Modus; der geht bei IMTEST aber nicht als echte dritte Variante durch. Denn das kann die Spyra auch. Anders als bei der Spyra erfolgt der Modus-Wechsel nicht durch einen einrastenden Plastik-Schalter sondern durch das Drücken eines Buttons. Das ist in der Action weniger praktisch, weil man kurz aufs Display schauen muss, um sich über den gewählten Modus zu informieren.

Elektrische Wasserpistolen: Nichts für Kinder?

Mit einem Gewicht (bei vollem Tank) von drei bzw. knapp über drei Kilogramm sind beide elektrischen Wasserpistolen nicht für die Hände von kleineren Kindern gemacht. Spyra empfiehlt übrigens ein Mindestalter von 14 Jahren für die Benutzung. Wer jünger ist, der sollte mit den Geräten – egal ob von Spyra oder Xiaomi – nur unter der Aufsicht von Erwachsenen spielen. Dazu passt auch eine Warnung der Hersteller: Beide Pistolen dürfen nicht vollständig untergetaucht werden. Stattdessen soll man die Vorderseite nur ein paar Zentimeter ins Wasser halten; eine kleine Linie gibt einen weiteren Hinweis darauf. Damit fällt übrigens die Wasserschlacht direkt im Pool oder See aus.

Eine Detailaufnahme des Displays der SpyraThree.
Oben auf der SpyraThree sitzt ein kleines Display, dass den Wasserstand in Prozent angibt. Die Anzeige ist auch im Sonnenschein gut lesbar. © IMTEST

Ein weiterer Punkt ist die Stärke der Wassergeschosse: Während das mehr an Power und Wasser pro Schuss bei der SpyraThree im Test mit erwachsenen Spieler positiv auffiel, stellt dies in Kinderhänden natürlich ein Risiko dar. Wie weiter oben erwähnt, sollte man generell darauf verzichten, ins Gesicht, auf Augenhöhe oder in Richtung der Ohren zu feuern – aber natürlich kann das im Eifer des Gefechts passieren. Vor allem bei der Spyra sorgt die Wucht dafür, dass Wasser auch in die Nase oder durch die nur leicht geschlossenen Lippen in den Mund eindringt.

Akkus, Anleitung, Zubehör & Co.

Beiden Wasserpistolen liegt außer einem USB-Kabel kein Zubehör bei, damit werden die Geräte geladen. Das dauert bei der SpyraThree knapp zwei Stunden, bei der Xiaomi nur anderthalb. Eine volle Ladung reicht für so einige Spielrunden – bevor der Akku nachgibt, ist der Nachfüll-Eimer mehrfach geleert. Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, mit einer Akku-Ladung stundenlange Wassergefechte austragen zu können.

Spyra bietet in seinem Webshop praktische, aber teure Plastik-Bassins an – eine „SpyraBase“ kostet 30 Euro und passt zusammengefaltet in jeden Rucksack. Die Anleitung liegt bei der Spyra in deutsch und englisch bei, bei Xiaomi erwartungsgemäß nur auf chinesisch. Beide Geräte haben vor der Einsaug-Öffnung ein kleines Metallsieb, das verhindert, dass Schmutzpartikel aus dem Wasser in die Pistole gelangen. Trotzdem empfiehlt Spyra die Verwendung von sauberem Leitungswasser.

Bild einer jungen Frau mit zwei Wasserpistolen vom Typ SpyraThree.
Farblich passend zu den beiden SpyraThree-Farben gibt es auch die Wasserbehältnisse in rot und blau. Kostenpunkt: 30 Euro je SpyraBase. © IMTEST

Verpackung und Reinigung

Positiv fällt bei der SpyraThree die komplett plastikfreie Verpackung aus recycelten Kartonagen auf. In puncto Gehäuse und Design kommt es rein auf den Geschmack an, denn beide Gadgets sind wertig und haben geringe Spaltmaße. Die SpyraThree erinnert an eine sehr hochwertige NERF-Knarre oder an beliebte Videospiele wie Halo. Die Mijia Pulse hingegen wirkt wie eine cleane, stylische Version einer Waffe aus dem Ego-Shooter Doom.



Beide Geräte lassen sich gut mit einem feuchten Tuch reinigen. Bei der Xiaomi kommt nach dem Spielen ein besserer Modus zum Entleeren zum Einsatz. Nach ein paar Einsaug- und Schuss-Vorgängen mit Luft fühlt sich die Mijia recht leer an, man hört kein Wasser-Glucksen mehr, wenn man sie schüttelt. Das ist bei der SpyraThree anders: Auch nach dem Entleerungsvorgang verbleibt noch deutlich hör- und spürbar Wasser im Gerät. Beiden Wasserpistolen ist jedoch gemein, dass auch Tage nach dem Spielen beim Hochheben oder Herumtragen ein kleine Menge Wasser austreten kann.

Die Test-Ergebnisse im Detail

In der ausführlichen Test-Tabelle finden Sie penibel aufgelistet alle wichtigen Infos und Bewertungen zur Xiaomi Mijia Pulse und der SpyraThree.

Fazit

„Deutsches Qualitätsprodukt schlägt China-Kopie“ wäre ein denkbares, aber doch stark verkürztes Resümee unter diesem Wasserpistolen-Duell. Denn: Erstens wird auch die SpyraThree nicht in Deutschland von Facharbeitern zusammengeschraubt, zweitens würde dies der Xiaomi Mijia Pulse (Test-Note: 2,7) nicht gerecht. Auch sie funktioniert gut, sorgte im Praxistest für viel Spaß und hat in einigen Kategorien (Frequenz, Schuss-Anzahl, Geräuschpegel) sogar die Nase vorn. Trotzdem geht die SpyraThree mit der Test-Note 2,1 als klarer Sieger aus dem Zweikampf hervor: Sie liegt besser in der Hand und sorgt beim Schuss für einen deutlichen besseren Rückstoß. Und in puncto Wucht und Wassermenge pro Schuss ist sie sogar erheblich stärker.

Das hohe Gewicht und die Power der Schüsse sorgen dafür, dass beide elektrischen Wasserpistolen nicht in die Hände von jüngeren Kindern gehören. Und schließlich muss natürlich jeder Interessierte selbst entscheiden, ob er bereit ist, den aufgerufenen Preis für den Testsieger zu zahlen. Was wie eine Binsenweisheit klingt, drängt sich hier förmlich auf: 169 Euro ist schlicht extrem viel Geld für eine Wasserpistole, mag sie auch noch so cool und hochwertig sein.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.