Die Verbraucherzentrale attestiert nach 100 Tagen Deutschlandticket “erheblichen Nachbesserungsbedarf“. Das geht aus der Auswertung von 350 Verbrauchermeldungen hervor, in denen unter anderem von technischen Problemen die Rede ist sowie von unzureichender Kundenhilfe. Mitunter soll sogar ein schlechter Schufa-Score den Ticketkauf verhindert haben. Selbst bei der Kündigung scheint es Probleme zu geben.
Deutschlandticket: Das sind die Ausnahme-Strecken
Reisende mit dem Deutschlandticket müssen hier aufpassen.
Wenig Flexibilität beim Deutschlandticket
Die Deutsche Bahn ist nicht gerade für Zuverlässigkeit und gute Organisation bekannt. Auch jetzt, wo das Deutschlandticket (alias 49-Euro-Ticket) alles einfacher machen sollte, kommt es immer wieder zu Problemen. Kundinnen und Kunden berichten beispielsweise von abgebrochenen Bestell- und Kündigungsprozessen, wiederholten Buchungsversuchen und Fällen, in denen das Ticket “nicht in der entsprechenden App aufgetaucht” ist, so die Verbraucherzentrale in einer Pressemitteilung.
Auch beim Wechsel von Nahverkehr-Abos zum Deutschlandticket scheint es mitunter Probleme zu geben. “Chipkarten kamen nicht rechtzeitig an oder die neuen Deutschlandtickets waren bei Fahrkartenkontrollen nicht lesbar”.
“Das Deutschlandticket soll die Mobilität der Menschen vereinfachen. Das wird aber nicht gelingen, solange Kauf und Kündigung des Tickets Verbraucher:innen vor Probleme stellt”, bilanziert Ramona Pop, Vorständin der Verbraucherzentrale (vzbz).
“Kein Ticket für alle”
Das Deutschlandticket gibt es nur online und bislang nur im Abo. Ein weiterer Kritikpunkt, zumal wenn man bedenkt, dass einige der zahlreichen regionalen Anbieter einen Schufa-Nachweis einfordern. Die Verbraucherzentrale berichtet in diesem Zusammenhang von einer Person, der “aufgrund einer früheren Privatinsolvenz der Kauf des Tickets verwehrt” wurde. Das ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass das Deutschlandticket vor allem die Mobilität der unteren Einkommensgruppen verbessern sollte.
“Alle Verbraucher:innen müssen Zugang zum Deutschlandticket haben”, fordert daher Pop. “Bund und Länder sollten auf die Deutsche Bahn AG und die Verkehrsunternehmen einwirken, dass der Kauf des Deutschlandtickets für alle auch ohne Bonitätsprüfung möglich ist – zum Beispiel durch das Angebot anderer Zahlverfahren”.
Besserer Kundenservice nötig
Auch die Unterstützung bei Problemen ließ laut der Befragung der Verbraucherzentrale zu wünschen übrig. “Anrufe bei Kundenhotlines gingen ins Leere und auf E-Mails werde nicht geantwortet. Zudem wurde berichtet, dass der Bestellvorgang an manchen Stellen zu kompliziert sei: zum Beispiel müsse auch wenn das Deutschlandticket für Kinder gekauft wird, mitunter eine separate E-Mail-Adresse angegeben werden”.
Fazit: “Wechsel von bestehenden Abos, Neukauf und Kündigung des Deutschlandtickets ist schwieriger als nötig”, so die Verbraucherzentrale. “Wenn Politik und Branche ein digitales Ticket beschließen, muss auch sichergestellt werden, dass dafür die technischen Prozesse funktionieren”, sagt dazu vzbz-Vorständnin Ramona Pop “damit es ein Angebot für jede:n wird”.