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Baldur’s Gate 3 im Test: Ein Rollenspiel für Profis

Der Rollenspiel-Release des Jahres im großen Test.

Artwork zum Test von Baldur's Gate 3.
© Larian

Test-Update vom 8. August: Großer Erfolg für ein großes Rollenspiel

Am vergangenen Freitag erschien endlich die fertige Version Baldur’s Gate 3 – mehr als 20 Jahre nach dem legendären zweiten Teil. Der Rollenspiel-Hunger der PC-Gemeinde war offenbar gigantisch groß. Am ersten Wochenende spielten bis zu 814.000 Steam-Nutzer gleichzeitig Baldur’s Gate 3. Damit schoss das Spiel vom belgischen Studio Larian sogar in die ewige Top-10-Liste der Spiele mit den meisten Usern gleichzeitig bei Steam. Nach den ersten durchgezockten Tagen kann auch IMTEST bestätigen, dass es sich hier um ein Rollenspiel aus dem obersten Regal handelt. Doch wie bei Elden Ring sollte angemerkt werden, dass Baldur’s Gate 3 trotzdem kein Spiel für jedermann bzw. jedefrau ist.

Ein Screenshot aus dem PC-Spiel Baldur's Gate 3, der den Charakter-Editor zeigt.
Sehr beeindruckend: Im Charakter-Editor des Spiels designt man die eigene Spielfigur. Die Gesichter sehen extrem gut aus. © Larian / IMTEST

Vielmehr ist das auf dem Dungeons- & Dragons-Regelwerk fußende RPG ein komplexes Schwergewicht, ein Taktik-Biest und bisweilen auch ein Menü-Monster. Vermutlich ist es das ernsthafteste und ambitionierteste klassische Computer-Rollenspiel westlicher Machart seit Dragon Age: Origins von 2009! Wer gerne mal in actiongeladene RPGs reinschnuppert oder bei Diablo 4 mit seinem schnellen Gameplay ein paar Beutezüge unternimmt, der könnte von Baldur’s Gate 3 enttäuscht sein. Denn hier gibt es keinen schnellen Kills, kein Loslaufen und lockeres Schnetzeln. IMTEST will allen Interessierten damit keinesfalls die Lust nehmen – nur ein wenig Einordnung bieten, angesichts des aktuellen Hypes.



Nach dem Intro… ist vor dem Editor

Nach einem stimmungsvollen, düsteren Intro, bei dem die sogenannten Gedankenschinder – eine schauriges Völkchen mit Tentakeln im Gesicht – im Fokus stehen, gelangt man zur Charakter-Erstellung. Entweder entscheidet man sich für eine von mehreren sogenannten „Origins“-Figuren, von denen jeder und jede eine Geschichte mitbringt. Oder man baut sich einen eigenen Charakter. Die Optionen für die visuelle Gestaltung der Gesichtszüge ist dabei bei weitem nicht so üppig wie in anderen Spielen – trotzdem ist der Editor eine Wucht. Mit vielen tollen Frisuren, Tattoos, Narben, Schmink-Optionen & Co. lassen sich extrem ansehnliche oder verschlagen dreinblickende Helden erstellen.

Danach geht es erstmal in ein brennendes Luftschiff nach einem Absturz, bevor dann die Umgebung mit einem ansehnlichen Wald- und Gebirgs-Setting heller und freundlicher wird. Mittlerweile haben dann auch die Rollenspiel-Kenner begriffen, dass Baldur’s Gate 3 in spielerischer Hinsicht sehr nahe an der Divinity: Original Sin-Reihe ist. Man könnte auch sagen: Würden nicht in jedem dritten Dialog die Worte „Baldurs Tor“ auftauchen – so heißt die namensgebende Fantasy-Stadt auf deutsch – könnte man dieses Spiel glatt für Divinity: Original Sin 3 halten. Das ist per se nichts Schlechtes (beide Teile waren hervorragende Rollenspiele), doch so mancher alte Fan hätte sich zum Start mehr Baldur’s-Gate-DNA gewünscht.

Ein Screenshot aus dem PC-Spiel Baldur's Gate 3, der die Spielwelt zeigt.
Heißt noch Baldur’s Gate, ist aber voll in 3D gerendert. Die Grafikkulissen sind bunt und technisch ansehnlich. © Larian / IMTEST

Baldur’s Gate 3: Kein Vorwissen erforderlich

Die Handlung von Teil 3 spielt 100 Jahre nach den Ereignissen von Baldur’s Gate 2. Wer die Rollenspiel-Klassiker kennt, der stolpert über ein paar bekannte Namen von Feinden und In-Game-Völkern, sonst ergeben sich in den ersten Stunden aber keine Vorteile. Auch das Kampfsystem hat sich geändert: Einst wirkten die Kämpfe wie eine verlangsamte, pausierbare Version der Diablo-Action, heute sind es strikt rundenbasierte Gefechte, die generell viel Zeit pro Auseinandersetzung benötigen. Zudem verschleiert das Spiel zu keinem Zeitpunkt, dass Treffer-Chancen oder die Möglichkeit, einen Charakter im Dialog zu überzeugen, auf Würfel-Wahrscheinlichkeiten basieren. Dungeons & Dragons eben.

Immer wieder gehen Attacken ins Leere – das ist vielleicht mal ärgerlich, aber nicht schlimm, weil auch die Feinde danebenhauen. Auch Versuche, etwas von Toten zu erfahren, ein Versteck zu enttarnen oder einen Widersacher im Dialog zu überlisten, können am gewürfelten Ergebnis scheitern, wenn die Zufalls-Zahl niedriger als die geforderte ist. Perfektionisten bemühen dann die Quick-Load-Funktion, alle anderen finden sich mit dem Ergebnis ab und gelangen auf andere Art zu ihrem Ziel.

Ein Screenshot aus dem PC-Spiel Baldur's Gate 3, der das Inventar zeigt.
Bisschen komplex: Schon nach wenigen Stunden quillt das Inventar über. Dazu kommen dutzende Icons, Anzeigen und Schaltflächen – Baldur’s Gate 3 ist ein Spiel für Rollenspiel-Profis. © Larian / IMTEST

Baldur’s Gate 3 ist übrigens schon in der aktuellen PC-Fassung gut mit einem Controller spielbar, die Kameradrehung findet IMTEST damit sogar intuitiver. Aber natürlich sind Maus und Tastatur an vielen Stellen sehr willkommen, das Interface ist nämlich durchaus komplex.

Baldur’s Gate 3: Kein leichtes Spiel

In den Screenshots sieht man es schon: Baldur’s Gate 3 zeigt dem Spieler je nach Situation ausufernde Inventar-Menüs, dutzende mögliche Aktionen gleichzeitig, dazu Statuswerte, Treffer-Wahrscheinlichkeiten, Energie-Leisten sowie die Zugreihenfolge der Figuren in den rundenbasierten Kämpfen. Trotzdem muss einem nicht bange werden – wer taktisch knifflige Fights scheut, der dreht einfach die Schwierigkeit runter.

Das Spiel verzichtet zwar auf ein ausführliches Tutorial, trotzdem findet man nach und nach gut in die komplexen Gefechte hinein. Larian-typisch haben sowohl die Beschaffenheit der Umgebung (Stichwort: Höhenunterschiede) als auch verschiedene physikalische und magische Effekte einen großen Einfluss auf den Ausgang. Zudem sind viele Aktionen und Optionen von den Fähigkeiten der Figuren abhängig. Es gibt zahllose Möglichkeiten, die Kämpfe in eine günstige Richtung zu lenken oder mitunter sogar ganz zu vermeiden, wenn nur die Charaktere über die nötigen Talente und Werte verfügen.

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Vier Freunde sollt ihr sein

Anders als in Teil 1 und 2, wo man als Spieler bis zu sechs Figuren in seine Party aufnehmen und damit über die Karten ziehen konnte, besteht die Gruppe in Baldur’s Gate 3 aus maximal vier Figuren. Schon in den ersten Stunden lernt man eine Menge wichtiger Figuren kennen, so dass man sich entscheiden muss, wer mit ins Gelände darf. Die anderen Heldinnen und Helden sind damit natürlich nicht aus dem Spiel – man kann sie ins Lager schicken und zu einem späteren Zeitpunkt dort abholen.

Eine deutsche Sprachausgabe gibt es bei Baldur’s Gate 3 übrigens nicht – dafür stark vertonte englische Dialoge und deutsche Übersetzungen für alle Menüs und Texte. Auf die Qualität der Geschichte und des Quest-Designs, auf Feinheiten im Kampfsystem und viele weitere Aspekte geht IMTEST dann im nächsten Test-Update in Bälde genauer ein. Technisch macht das PC-Spiel schon einen sehr guten Eindruck: In der bisherigen Testphase gab es keinerlei Abstürze und zumeist eine sehr saubere Bildrate. Stark sind viele Texturen und die Gesichter der Helden, etwas ungelenkt hingegen manche Animation.



Baldur’s Gate 3: Release am 3. August

Die Wartezeit hat ein Ende: Am heutigen 3. August erscheint – 23 Jahre nach Teil 2 – endlich das Rollenspiel-Schwergewicht Baldur’s Gate 3. Liebhaber westlicher Rollenspiel-Kunst bekommen beim Klang des Namens Gänsehaut: Baldur’s Gate (von 1998) und Baldur’s Gate 2 (von 2000) sowie ihre jeweiligen Erweiterungen gelten als Meilensteine des Rollenspiel-Genres, brillierten schon damals mit Quest-Freiheit, starker Sprachausgabe und düsterer Atmosphäre. Sie begründeten den unvergleichlichen Ruf des Entwicklers BioWare.

Das belgische Studio Larian wiederum hat zwei hervorragende Teile von Divinity: Original Sin entwickelt – beide Spiele kommen bei der Wertungs-Sammelstelle Metacritic auf einen Spielspaß-Schnitt von über 92%. Und das ist der Grund, warum der Baldur’s-Gate-Rechteinhaber Wizards of the Coast die legendäre Marke in die Hände der Belgier gab. Dort ließ man sich nicht hetzen: 2019 wurde Baldur’s Gate 3 enthüllt, im Oktober des Jahres 2020 startete die Early-Access-Phase via Steam. Beinahe drei Jahre später kommt das fertige Spiel auf den Markt, am 3. August 2023. Ebenfalls via Steam und über die Plattform GOG.com. Kostenpunkt: 59,99 Euro. Der Startschuss fällt um 17 Uhr deutscher Zeit.

Baldur’s Gate 3: System-Voraussetzungen

Baldur’s Gate 3 ist nicht nur in puncto Dialoge, Story & Co. ein riesiges Spiel, sondern auch eines mit einer aufwändigen 3D-Grafik. Dementsprechend sollte ein ordentlicher Rechner zur Verfügung stehen, um das Spiel vollumfänglich genießen zu können.

Die Macher geben folgende Mindest-Anforderungen für Spiele-PCs an:

  • Prozessor: Intel I5 4690 / AMD FX 8350
  • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
  • Grafikkarte: Nvidia GTX 970 / RX 480 (4GB+ VRAM)
  • DirectX: Version 11
  • Speicherplatz: 150 GB
  • Festplatte: SSD wird benötigt

Damit das Game auch in der höchsten Grafik-Güte sauber läuft, gibt Larian folgende empfohlenen Systemanforderungen durch:

  • Prozessor: Intel i7 8700K / AMD r5 3600
  • Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
  • Grafikkarte: Nvidia 2060 Super / RX 5700 XT (8GB+ VRAM)
  • DirectX: Version 11
  • Speicherplatz: 150 GB
  • Festplatte: SSD wird benötigt

Größe, Preload, Speicherstände & Co.

Satte 122 GB an Daten müssen zum Launch heruntergeladen werden – leider stellt Larian keine Option zum Preload zur Verfügung. Das bedeutet: Die Riesenmenge an Daten kann erst am dem offiziellen Launch-Zeitpunkt um 17 Uhr deutscher Zeit auf den Rechner wandern. Ein Vorab-Download (währenddessen das Spiel noch nicht funktioniert) ist nicht möglich. Wohl dem, der ein sehr schnelles Internet hat…

Larian warnt die Spieler der langen Early-Access-Phase, dass ihre Spielstände nicht mit der fertigen Release-Version kompatibel sind – dafür habe sich schlicht zu viel geändert. Mehr Nutzerkomfort gibt es dafür beim Punkt Cross-Save: Wer das Spiel jetzt auf dem PC startet, der kann ab dem 6. September zur PS5 wechseln (diese Version erscheint dann erst) und mit seinem Speicherstand weitermachen. Allerdings muss man das Spiel dazu auf beiden Plattformen kaufen.

In technischer Hinsicht verspricht Larian auf dem PC 4K-Unterstützung, zudem gibt Ultra-Wide-Support für besonders breite Monitore. Und auf dem Steam Deck läuft Baldur’s Gate 3 auch.

Baldur’s Gate 3: Wann kommt der Test?

Natürlich arbeitet IMTEST bereits an einem Test von Baldur’s Gate 3. Allerdings konnte Larian die Test-Fassung erst sehr kurz vor dem heutigen Release zur Verfügung stellen. Angesichts des enormen Umfangs – die Macher sprechen von allein 80 bis 100 Stunden für das Absolvieren der Story-Kampagne – wird es leider noch dauern, bis Sie den Test von Baldur’s Gate 3 auf IMTEST.de finden. Deshalb gibt es hier bald einen ausführlichen Erst-Eindruck zu lesen, der dann Stück für Stück zum großen Test ausgebaut wird.

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Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.