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Sony WF-1000XM5 In-Ear-Kopfhörer im Test: Die Rückkehr des ANC-Königs

Wie gut sind Sonys neue In-Ear-Kopfhörer wirklich?

Sony WH-1000XM5 getragen vom Testredakteur
© IMTEST / Sony

Sony gilt mit seinen Over- und In-Ear-Kopfhörern als König der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC). Geräte wie die WF-1000XM4 gelten in ihrer Klasse als Referenz für Klang und ANC. Es ist also kein Wunder, dass sich Sony auch bei den neuen True-Wireless-Kopfhörern WF-1000XM5 im Test keine Blöße gibt.

Sony WF-1000XM5: Stolzer Preis, starker Sound

Ja, 320 Euro für In-Ear-Kopfhörer sind kein kleines Budget. Aber Sony weiß eben auch, wie es das Investment von Musikfans in Hörspaß ummünzt. Anders formuliert: Sonys neue In-Ear-Kopfhörer klingen richtig gut. Die WF-1000XM5 bieten ein wunderbar authentisches Klangbild, das von Bass bis Höhen mit klarer, geräumiger und differenzierter Darstellung brilliert.

Die grauen Sony In-Ear-Kopfhörer vor ihrem Ladecase auf einem Holztisch.
Schick: Das Ladecase ist stilsicher. Der Schaumstoff der Stöpsel Geschmackssache.

Der Tiefton ist wuchtig und knackig, ohne übertrieben zu dominieren. Die Mitten sind voll und detailreich, die Höhen warm und gleichzeitig klar. Der Klang überzeugt dabei sowohl bei sanftem Pop als auch bei härterem Rock oder elektronischer Musik. Sony beweist, dass ihnen in Sachen kabelloser Ton beim Preispunkt um 300 Euro so schnell niemand etwas vormacht. Insbesondere bei der anspruchsvollen Orchester-Darstellung des Jurassic-Park-Themas von John Williams trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier erzeugen die Sony-In-Ear-Kopfhörer viel Tiefe, Räumlichkeit und Dynamik.

Für Kopfhörer-Tests hört IMTEST unterschiedlichste Genres in einer für den Nutzer wahrscheinlichen Hörumgebung. Dafür wird die höchste Download-Qualität von Spotify auf einem iPhone als Maßstab genommen. Gehörte Songs erstrecken sich von Pop (Taylor Swift: Red, Style) über Electronica (Massive Attack: Angel) und Trance bis Rock, Metal (In Flames, Killswitch Engage, Lorna Shore) und orchestrale Soundtracks (John Williams: Jurassic Park Theme). Dabei wird die neutralste Einstellung der Kopfhörer ohne ANC als Sound-Basis gewählt. Die meisten Kopfhörer bieten in ihren Apps Equalizer und Presets an, mit denen sich das Klangbild individualisieren lässt. Darauf wird hingewiesen – die Wertung orientiert sich aber überwiegend am neutralsten Klang.

Starkes Active Noise Cancelling

Auch bei der Geräuschminderung sind die Sony-Earbuds erste Wahl. Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) ist effektiv, ohne zu starken Einfluss auf den Sound zu nehmen, auch wenn sich wie gewohnt eine leichte Bassanhebung nicht vermeiden lässt. Umgebungsgeräusche werden deutlich reduziert.

Eine automatische Sprech-Funktion sorgt zudem für ein Umschalten in den ebenfalls vorhandenen Ambient-Modus, der Außengeräusche über die Außenmikros verstärkt weitergibt. So hört man sein Gegenüber, ohne die In-Ears aus dem Ohr zu nehmen. Ebenfallst typisch für Sony-Kopfhörer: Die gut, adaptive Geräuschsteuerung, die je nach Umgebungssituation zwischen ANC und Ambient-Modus verschiedener Stärken umschaltet, um immer den besten Kompromiss zwischen Ruhe und situativer Wahrnehmung zu bieten.

Mäßiger Tragekomfort

Doch auch bei Sony In-Ear-Kopfhörern ist nicht alles Gold, was richtig gut klingt. Die Nachteile der XM5-Earbuds finden sich vor allem bei Tragekomfort, Bedienung und der Übersicht in der App. Vor allem der Komfort ist ausbaufähig – zwar tragen sich die Sony-In-Ears etwas besser als zum Beispiel die Liberty 4 NC von Anker, die etwas große, knubbelige Form der Ohr-Stecker ist dennoch wenig anschmiegsam.

Graue Sony WF-1000XM5 auf einem Holztisch fotografiert.
Der unregelmäßige Formfaktor der WF-1000XM5 liegt etwas unangenehm im Ohr. © IMTEST / Sony

Gleichzeitig wirken die Hörer am Ohr etwas schwer. Der gut abschließende Schaustoff der Hörer ist hingegen Geschmackssache – eine Silikon-Alternative liegt aber nicht bei. Dazu kommt, dass die Touchfläche auf der Außenseite etwas zu unkonkret auslöst. Kein großes Drama, aber trotzdem eine kleine Schwachstelle.

Unübersichtliche App und viele Extras

Eine weitere Schwachstelle ist die Sony-App. Zwar sind hier alle Funktionen vorhanden, allerdings verstecken sich viele Einstellungen in verschachtelten Untermenüs oder uneindeutigen Auswahl-Karten. Spannend ist auch der Sony-typische 3D-Sound-Modus, der per Ohrvermessung angepasst werden kann. Hier wird unter anderem der Musik-Streaming-Dienst Tidal unterstützt. Der Effekt, der über Spatial Audio erreicht wird, ist erstaunlich und faszinierend – mit bisher nur rund 360 verfügbaren Titeln in der täglichen Nutzung aber selten relevant.

Die Bildschirme der Sony-App nebeneinander angeordnet
Die Sony-App umfasst alle wichtigen Funktionen – ist im Vergleich aber überladen und unübersichtlich. © IMTEST / Sony

Wichtiger sind hier eher die kleinen Extras der Sony WF-1000XM5 wie die Anruf-Annahme per Kopfnicken oder das Audio-Upscaling DSEE-Extreme. Diese Technologie wertet digitale Tonaufnahmen mit niedrigen Bitraten auf – kostet aber mehr Akku als der normale Betrieb und lohnt sich bei Lossless-Formaten, hochwertigen MP3s oder Streaming-Diensten nicht. Auch die Mikro-Qualität passt, angesichts der Bauform dürfen aber auch hier keine Klangwunder erwartet werden.

Sony setzt erneut eine Messlatte im In-Ear-Bereich. Zwar sind die WF-1000XM5 mit 320 Euro nicht gerade günstig, liefern dafür aber auch an den richtigen Stellen ab. Vor allem der Klang überzeugt mit Fülle, Klarheit und Breite. Auch die aktive Geräuschunterdrückung ist erneut richtig gut und setzt Sonys Lauf im Kopfhörer-Bereich fort. Die leicht unkomfortable Passform und die unübersichtliche App trüben das Bild allerdings etwas. Trotzdem sind die Sony WF-1000XM5 richtig gute In-Ear-Kopfhörer, die vor allem bei Sound und Ausstatung überzeugen.       

  • PRO
    • Toller Sound, richtig gutes ANC, viele Sonderfunktionen & Extras
  • KONTRA
    • unkomfortable Passform, unübersichtliche App

IMTEST Ergebnis:

gut 1,6

Portraitfoto des IMTEST-Redakteurs Eike Cramer

Eike ist Spiele- und Hardware-Redakteur aus Leidenschaft: Nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft zog es ihn direkt zur Spieleredaktion 4players.de in Hamburg, bei der er zwischen 2013 und 2023, mit einem zweijährigen Zwischenstopp beim Musikmagazin Metal Hammer, als Redakteur und Video-Redakteur beschäftigt war. Eike ist dabei ein echter Alleszocker, der, egal ob Indie oder AAA-Blockbuster, auf PC und Konsole zwischen Strategie, Action-Adventure, Rollenspiel und Shooter kaum ein Genre auslässt.