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F1 23 im Test: Formel Fahrspaß

Mit F1 23 veröffentlichen Codemasters das offizielle Rennspiel zur Formel-1-Saison 2023. IMTEST zeigt, ob die virtuellen Rennen überzeugen.

Das Starterfeld eines F1-Rennens vor der Kulisse von Las Vegas
© Electronic Arts

Für virtuelle Raser ist es schon seit Jahren ein eingeübtes Ritual. Die Formel-1-Saison ist in vollem Gange – und während sich auf der realen Rennstrecke längst zeigt, wer in einem Sieger-Auto sitzt, springt die virtuelle Startampel erst Mitte Juni auf „Start“. F1 23 ist der jüngste Spross der Rennspiel-Serie mit offizieller Formel-1-Lizenz und rollt am 16. Juni auf PC, PS5 und Xbox Series X|S in die Startaufstellung. IMTEST hat im Test hunderte Runden abgespult und zeigt, ob die virtuelle F1 auch 2023 überzeugen kann.

Überblick

  • PC, Xbox Series X|S, PlayStation 5, Xbox One, PlayStation 4
  • 79,99 (Konsole), 69,99 (PC)
  • 6-8 Stunden (Story) 100+ Stunden (Karriere)
  • Ab 0
  • 56 GB
  • Rennspiel

F1 23: Fast wie auf Netflix

Die Formel 1 ist 2023 weltweit so populär wie lange nicht mehr. Der Grund dafür ist, neben jungen Fahrern wie Norris, Verstappen oder Leclerc, die auch neben der Rennstrecke in den sozialen Medien und auf YouTube Präsenz zeigen, vor allem Netflix. Die Doku-Serie „Drive to Survive“ führte zu einer erheblichen Reichweiten-Steigerung der Rennserie, da sie ein neues, jüngeres Publikum vor die TV-Bildschirme zog. Überdramatisiert werden hier in starken Bildern Geschichten rund um die Rennen der letzten Formel-Eins-Saison erzählt. Mit menschlichen Dramen und ordentlich Rivalität auf der Rennstrecke.



Kein Wunder also, dass auch das offizielle F1-Rennspiel diese Form der Inszenierung aufgreift. In F1 23 kehrt der 2021 eingeführte Story-Modus „Braking Point“ zurück. Über Interviews im Netflix-Look erzählt die Handlung die Geschichte der aufstrebenden Fahrer Devon Butler und Aiden Jackson. Die waren im ersten Teil erbitterte Rivalen waren. Jetzt fahren sie mehr oder weniger gemeinsam für das fiktive Team Konnersport Racing, das in seiner ersten Saison mit Problemen am Auto kämpft. Ebenfalls eine Rolle spielt die junge Fahrerin Callie Mayer. Die frischgebackene F2-Gewinnerin strebt als erste weibliche Pilotin in die Formel 1.

Interviewsituation mit dem Teamchef von Konnersport aus der Story-Kampagne von F1 23.
Die Story von Braking Point 2 wird unter anderem in Interviews erzählt, deren Inszenierung sich stark an Drive to Survive orientiert. © IMTEST / Electronic Arts

Viel Story für ein Rennspiel

Die erstaunlich wendungsreiche Handlung wird in ansehnlichen Zwischensequenzen im Drive-to-Survive-Stil präsentiert, während die eigentliche Action natürlich auf der Rennstrecke stattfindet. Meist muss der Spieler hier einen bestimmten Platz erreichen, eine Position halten oder das Rennen nach einem Fahrfehler oder versemmelten Boxenstopp doch noch irgendwie retten.

Die Ziele sind dabei recht abwechslungsreich. Allerdings ist es schade, dass auch längere Rennen komplett wiederholt werden müssen, wenn Ziele verfehlt werden. Hier wäre eine dynamische Reaktion auf die Leistung der Fahrer stimmiger gewesen. Trotzdem ist Braking Point 2 eine schöne Ergänzung des F1-Repertoires und gleichzeitig ein gelungener Startpunkt für F1-Neulinge. Eben genau wie Drive to Survive.

Blick auf ein F1-Auto von Red Bull. Kamera knapp über dem Fahrer. Davor weitere F1-Fahrzeuge.
Stau am Red-Bull-Ring. Die KI zeigt sich in F1 23 überwiegend gut und fair im Rennen. Allerdings unterscheidet sich die Fähigkeit von Strecke zu Strecke deutlich. © IMTEST / Electronic Arts

Die Karriere im Mittelpunkt

Wichtigster Spielmodus von F1 23 bleibt aber die Karriere. Hier kann der Spieler sich als Fahrer für eines der realen F1-Teams verdingen oder eine eigene Racing-Bude an den Start bringen. Diese Spielvarianten sind in den letzten F1-Jahren immer weiter angewachsen und bieten im Grunde alles, was man sich von einer Karriere in der Formel 1 erwartet. So können etwa alle Rennwochenenden einer F1-Saison auf Wunsch in voller Länge absolviert werden. Vom freien Training bis zum Rennen am Sonntag. Wer keine Zeit für knappe zwei Stunden pro Renn-Session mitbringt, kann zwischen unterschiedlichen Längen-Varianten wählen. Diese reichen von Sprints mit fünf Runden bis zu 50% der Renndistanz. Neu ist die Möglichkeit, 35% der realen Rennlänge zu absolvieren. Bisher gab es hier nur die Varianten 25% und 50% – für viele Racing-Fans fehlte hier der Spielzeit-Sweetspot.

Ein Rotes F1-Auto auf einer Rennstrecke, Sicht von knapp über dem Fahrer. Sonnenschein.
Freie Fahrt bei schönstem Wetter: Imola ist eine der besten Strecken im F1-Kalender. © IMTEST / Electronic Arts

Schön ist auch, dass die Ziele in den Trainings beibehalten wurden. Hier absolviert man bestimmte Programme von Pace-Messungen im Renntrimm bis zum Reifenverschleiß auf wenige Runden. Basis- und Bonus-Ziele in den jeweiligen Sessions bringen nicht nur wertvolle Punkte für Forschung und Entwicklung ein, sondern auch Vergünstigungen bei bestimmten Bauteilen. Die Trainings können auch simuliert werden. Hier wählt der Spieler auf einem separaten Bildschirm entsprechende Programme aus, die allerdings nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit abgeschlossen werden. Somit werden nur Boni abgeworfen, wenn die Ziele auch erreicht wurden. Gute Qualifikationen und Rennen bescheren dem Fahrer Reputation, die sein Standing im Fahrerfeld verbessern. In der Fahrer-Karriere kann man so auf Cockpits in besseren Teams hoffen, um am Ende die eigene Laufbahn mit dem einen oder anderen Weltmeister-Titel zu krönen.

Das eigene Team bei F1 23

In My Team geht es aber nicht nur um fahrerisches Können und die eigene Reputation. Stattdessen steht das ganze Team im Vordergrund. Hier müssen entsprechend nicht nur Rennen gewonnen, sondern auch Budgets verwaltet werden. Der Spieler muss die Fabrik verbessern, sein Marketing-Team auf Trab halten, Forschung und Entwicklung steuern und entscheiden, wer das andere Cockpit bei IMTEST Racing besetzt. Natürlich liegt auch das Design von Dienstfahrzeug und Renn-Overall in Spielerhänden, sodass My Team noch immer die umfassendste Formel-Eins-Erfahrung bei F1 23 ist. Schade ist, dass Codemasters weiterhin an den überflüssigen und zum Glück optionalen Events mit Sportwagen festhält, die sich auch 2023 nicht gut steuern und nicht ins Bild passen wollen. Hier wären Events mit legendären F1-Boliden der Vergangenheit viel besser gewesen.

Ein rotes Formel-1-Auto an der Box, von schräg oben gezeigt.
Natürlich gibt es auch bei F1 23 Boxenstopps. Die können wie im echten Leben über Sieg und Niederlage entscheiden. © IMTEST / Electronic Arts


Schön ist, dass man sich seine eigene Rennsaison zusammenstellen kann – wer nicht alle 22 Rennen der Saison fahren möchte, kann sich auf 16 oder 10 Rennwochenenden beschränken und zum Beispiel die anspruchsvollen Stadtkurse von Monaco und Singapur aus dem Programm werfen. Alles funktioniert schlüssig und lässt sich auch im Schwierigkeitsgrad angenehm fein an den eigenen Anspruch anpassen. Allerdings hat sich im Vergleich zum Vorjahr wirklich nicht viel getan. Es gibt im Grunde keine Änderungen beim Aufbau oder Ablauf, sodass Serien-Kenner vieles sofort bekannt vorkommen dürfte. Das ist zwar kein großes Problem, immerhin ist My Team ein richtig guter Modus. Trotzdem spielen die Entwickler von Codemasters hier etwas zu sehr auf Sicherheit. Cool ist: Die Karriere kann erneut kooperativ im Multiplayer angegangen werden.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Großen Umfang und tolle Fahrphysik – so überzeugt F1 23.

Portraitfoto des IMTEST-Redakteurs Eike Cramer

Eike ist Spiele- und Hardware-Redakteur aus Leidenschaft: Nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft zog es ihn direkt zur Spieleredaktion 4players.de in Hamburg, bei der er zwischen 2013 und 2023, mit einem zweijährigen Zwischenstopp beim Musikmagazin Metal Hammer, als Redakteur und Video-Redakteur beschäftigt war. Eike ist dabei ein echter Alleszocker, der, egal ob Indie oder AAA-Blockbuster, auf PC und Konsole zwischen Strategie, Action-Adventure, Rollenspiel und Shooter kaum ein Genre auslässt. Derzeit ist er als freier Autor aktiv.