In manchen Momenten wünscht man sich, die Gardinen würden sich ganz von selbst öffnen oder schließen. Per Knopfdruck, oder besser noch per Sprachbefehl, regulieren die Vorhänge wie von Geisterhand den Lichteinfall im Zimmer. Das kann am frühen Morgen sein, nach dem Mittagsschlaf oder unmittelbar vor dem Serienmarathon. Ist das möglich? Mit der Neuversion des Curtain Rod von SwitchBot schon, so der Hersteller von Smart-Home-Technologie. IMTEST hat den Gardinen-Roboter getestet.
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Die Möglichkeiten von Smart-Home-Technologie scheinen grenzenlos zu sein, denkt man sich möglicherweise, wenn man zum ersten Mal auf das Gerät stößt. Zunächst sollte gesagt sein, dass es das Produkt schon seit ein paar Jahren gibt. Allerdings hatten Nutzer der Vorgänger-Versionen noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Beispielsweise verhakte sich der SwitchBot an Teleskop-Gardinenstangen. Jetzt sollen die SwitchBot Curtain Rod 2 jeden Skeptiker überzeugen und – wahlweise – Licht ins Dunkle bringen.
SwitchBot Curtain Rod 2: Motorisierte Fledermäuse
Das Gerät erinnert stark an eine Fledermaus oder jegliches anderes Tier, welches sich an stangenförmige Dinge hängt. Mithilfe der kleinen “Arme” befestigt man den Curtain Rod an der Gardinenstange, wo er automatisiert oder auf Befehl die Vorhänge von links nach rechts oder umgekehrt verschiebt. Dabei sollen die Gardinen-Roboter laut SwitchBot Vorhänge mit einem Eigengewicht von fünf bis acht Kilogramm verschieben können, und das auf einer Stange mit einem Durchmesser zwischen 1,5 und etwa 4,5 Zentimetern.
Für den Gebrauch des SwitchBot Curtain Rod 2 benötigt man die kostenfreie SwitchBot-App (Android/iOS). Außerdem gibt es diverses Zubehör, wie beispielsweise einen Hub, Solarpaneele, ein Temperaturmessgerät sowie eine Fernbedienung, doch dazu später mehr. Wem der Curtain Rod 2 selbst ausreicht, wird für die Inbetriebnahme nicht mehr als die versprochenen 30 Sekunden brauchen.
Inbetriebnahme des Curtain Rod 2
Vor der Kopplung hängt man den Curtain Rod 2 an die gewünschte Stelle. Um anschließend je nach Bedarf ein oder zwei Geräte mit der App zu verbinden, ist lediglich eine Bluetooth-Konnektivität notwendig. Per Knopfdruck startet der Kopplungsprozess, ab dem Moment ist die Installation nahezu abgeschlossen. Die Kalibrierung kann man automatisch ablaufen lassen, oder man nimmt diese manuell vor. Tatsächlich musste die Kalibrierung im Test mehrfach vorgenommen werden, und das, obwohl zwischen Smartphone und Curtain Rods kaum mehr Abstand als ein Meter war.
Auf der Hauptseite der App wird unter anderem angezeigt, zu wie viel Prozent die Vorhänge verschlossen sind. Per Shortcut kann man diese nun bequem am Smartphone öffnen oder schließen – der Knopf “Pause” sorgt für einen Zwischenstopp. Darüber hinaus kann man auch ins Detail gehen und die diversen Zusatzfunktionen der SwitchBot Curtain Rods ausprobieren. Unter anderem kann man zwischen einem Ruhe- und Leistungsmodus wählen. Ersterer soll leiser vonstatten gehen – im Test haben allerdings beide Modi eine Lautstärke von etwa 55 Dezibel aufgewiesen.
Vorhang auf beim Betreten der Wohnung
Zu den Funktionen gehört beispielsweise auch ein Timer. Klingt logisch, denn einer der Hauptanwendungsfälle wird in den Morgenstunden liegen. Mit geöffneten Vorhängen schlafen viele ungern, doch vom Sonnenlicht geweckt werden, ist wiederum beliebt. Hier würde sich beispielsweise der Ruhemodus eignen, wäre er denn in der Praxis wirklich leiser. Darüber hinaus kann man einstellen, dass sich die Gardinen ab einer bestimmten Temperatur oder Helligkeit bewegen sollen. Im Hochsommer dürfte das von Nutzen sein, um zu verhindern, dass sich Räume zur Tagesmitte hin zu sehr erhitzen.
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Es geht weiter mit den Zusatzfunktionen, denn das war noch längst nicht alles. Mit dem (separat erhältlichen) Türsensor kann man dafür sorgen, dass sich die Vorhänge genau dann öffnen, wenn man die Haustür betritt. Eine andere Funktion ist die “Touch & Go”-Funktion. Bei dieser geht es darum, dass man die Vorhänge von Hand anstößt, um sie dadurch nicht mehr vollständig aufziehen zu müssen.
Laut SwitchBot soll dieser Spaß eine ganze Weile funktionieren, denn der Akku hält angeblich acht Monate lang durch. Für welche Intensität der Anwendung, erläutert SwitchBot nicht genauer. Doch für viele dürfte das kein Problem sein, denn zu einem Preis von 25 Euro pro Stück kann man ein Solarpaneel dazu erwerben. Dieses kann man per USB-C-Stecker an der sonnenzugewandten Rückseite befestigen, wodurch sich das Gerät autark mit Strom versorgt.
SwitchBot mit Sprachproblemen
Etwas beängstigend ist ein Übersetzungsfehler in der App. Aus den vermeintlichen einmaligen oder sich wiederholenden Ausführungen (Englisch: “Executions”) beim Zeitplan wurden kurzerhand Hinrichtungen. Man sieht, die Invasion der Roboter ist nicht weit entfernt. Spaß beiseite – Routinen einzurichten, beispielsweise für Werktage oder Wochenende funktioniert in der SwitchBot-App ohne Probleme.
Fazit
Der SwitchBot Curtain Rod 2 ist eine durchdachte Ergänzung im Smart-Home-Portfolio und funktioniert dabei größtenteils einwandfrei. Die Installation ist einfach und in der App findet man sich schnell zurecht. Allerdings kann man dem Zweck des Ganzen durchaus skeptisch begegnen. Wenn man nicht aufgrund einer körperlichen Behinderung in seiner Mobilität eingeschränkt ist oder in einem Altbau mit fünf Meter hohen Decken wohnt, gehört die Notwendigkeit eines Roboters zum Öffnen und Verschließen der Gardinen definitiv in den Bereich der Luxusprobleme. Smart-Home-Enthusiasten können mit dem Curtain Rod 2 eine Bereicherung für ihr Repertoire finden, doch wirklich sinnvoll ist das Produkt bei einem Preis von 85 Euro pro Gerät nicht.
- PRO
- Betrieb läuft einwandfrei; das Zubehör sorgt für umfangreiche Funktionen; sehr einfache Inbetriebnahme.
- KONTRA
- Wirklicher Mehrwert ist nur in manchen Fällen gegeben.