Profisportler benutzen sie, um ihren Körper bis ins kleinste Detail zu erforschen und mit dem gewonnenen Wissen ihre Leistungen zu steigern. Aber auch für gesundheitsbewusste Verbraucher werden Körperfettwaagen immer interessanter. Die meisten Modelle ähneln dabei ganz normalen Personenwaagen. Doch zusätzlich zum Körpergewicht zeigen sie verschiedene Faktoren an, anhand derer sich der Gesundheitszustand der gewogenen Person ablesen lassen soll. Grundsätzlich sind immer die folgenden Werte dabei: Körperfettanteil, Muskelanteil und Wasseranteil. IMTEST will wissen: Wie präzise sind diese Waagen? Und kann wirklicher jeder sie bedienen? Überzeugen die Körperfettwaagen im Test sowohl bei den Messungen als auch im Handling? Um das herauszufinden hat die Redaktion sechs verschiedene Körperfettwaagen getestet und mit einer professionellen Messung verglichen. Alle Ergebnisse gibt es hier im Test.
Inhaltsverzeichnis
- Vorteile von Körperfettwaagen
- So funktioniert die Messung
- Der Körperfettwaagen-Test
- Lieferumfang und Anleitungen
- Für jede Waage eine App
- Kinderspiel vs. 1001 Versuche: Nur die Hälfte der Waagen verbinden sich sofort
- Körperfettwaagen ohne App benutzen
- Körperfettwaagen gegen Profi-Geräte: So gut sind die Messwerte
- Große Unterschiede bei den Ergebnissen: Körperfettwaagen nicht immer präzise
- Fazit und Testsieger
Vorteile von Körperfettwaagen
Oft berechnen Körperfettwaagen zusätzlich den Body-Mass-Index (BMI), die Knochenmasse und einen Grundumsatz an Kalorien pro Tag. Zudem unterscheiden manche Modelle zwischen viszeralem und anderem Fett. Viszerales Fett, auch als Bauchfett bekannt, ist hormonell stark aktiv und liegt obendrein nahe an wichtigen Organen. Deshalb ist es gefährlicher als beispielsweise Fett an den Oberschenkeln. Zudem sei es wichtig, die Verhältnisse im Körper genauer unter die Lupe zu nehmen, verrät etwa Prof. Dr. Ingo Froböse, Wissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule in Köln, auf seinem YouTube-Kanal. Das Verhältnis von aktiver Masse, also Muskelmasse, zu passiver Masse – Fettmasse – sei der springende Punkt, wenn es um die Gesundheit geht, so der Sportwissenschaftler.
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Mit Hilfe von Körperfettwaagen versuchen Profis wie Privatpersonen diese und andere Werte besser im Blick zu behalten. Das ist in jedem Fall sinnvoller als nur das Gewicht zu tracken, weiß auch Prof. Dr. Froböse. Denn normale Personenwaagen unterscheiden nicht zwischen einem Kilogramm Muskel– oder Fettmasse. Dieses Problem hat auch der Body-Mass-Index, kurz: BMI. Er bescheinigt beispielsweise Bodybuildern Fettleibigkeit, weil er nur das Verhältnis von Größe und Gewicht berücksichtigt, ohne die Zusammensetzung des Körpers zu kennen.
So funktioniert die Messung
Körperfettwaagen arbeiten dagegen präziser. Sie schicken einen leichten, nicht wahrnehmbaren, elektrischen Strom durch den Körper und messen den Widerstand der verschiedenen Gewebsschichten. Wasser leitet Strom sehr gut und Muskeln bestehen immerhin zu rund 75 Prozent aus Wasser. Körperfett hat dagegen nur einen Wasseranteil von etwa 25 Prozent. Bei Knochen liegt er mit bis 20 bis 25 Prozent knapp dahinter. Anhand der unterschiedlichen Widerstände erkennt die Waage, um welches Gewebe es sich handelt und wieviel davon vorhanden ist.
Allerdings bringen die meisten Körperfettwaagen ein Problem mit sich: Da Körperfettwaagen wie klassische Personenwaagen nur mit den Füßen betreten werden, fließt der Strom direkt von einem Bein in das andere und zurück zur Waage. Somit wird nur der halbe Körper tatsächlich vermessen. Die weiteren Proportionen errechnet dann meist ein Algorithmus auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten. Allerdings gibt es mittlerweile auch Modelle, die versuchen, dieses Problem mit Hilfe eines ausfahrbaren Griffs zu lösen. Hier fließt der Strom dann auch durch die Hände und erfasst so größere Teile des Körpers.
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Der Körperfettwaagen-Test
IMTEST hat zwei solcher Waagen getestet – die Scale 3 Pro von Huawei und die Body Scan von Withings – sowie obendrein vier weitere, um herauszufinden, wie präzise die Geräte sind. Die anderen Waagen waren die Body Plus, ebenfalls vom Hersteller Withings, die “14 in 1 Körperanalysewaage aus Glas” von Pearl, die Shape Sense Connect 200 von Leifheit/Soehnle und die Index S2 Smart Scale white von Garmin. Der Test erfolgte an einer männlichen und einer weiblichen Person, um zuverlässige Messergebnisse sicherzustellen, unabhängig von Geschlecht und Proportionen. Zum Vergleich wurden der Proband und die Probandin beide auch mittels einer professionellen Bio-Impedanz-Analyse (BIA) gemessen.
Die BIA-Messung wurde in einem Hamburger Facharztzentrum vorgenommen. Mit dabei: alle sechs Körperfettwaagen. Denn um präzise Ergebnisse zu erhalten, musste IMTEST sicherstellen, dass die beiden Testpersonen bei der BIA-Messung sowie allen Messungen mit den verschiedenen Waagen exakt die gleich körperlichen Werte mitbringen würden. Das ließ sich erreichen, indem alle Messungen direkt hintereinander stattfanden. Währenddessen durften die Testpersonen weder essen noch trinken und sich auch nicht erleichtern. So konnten die exakten prozentualen Unterschiede zwischen den Geräten ermittelt werden.
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Lieferumfang und Anleitungen
Bis auf die Body Scan werden alle getesteten Waagen mit samt Batterien und mit einer mehr oder weniger ausführlichen Bedienungsanleitung geliefert. Die Spannweite reicht hier von einer hübsch verpackten Broschüre wie bei Withings bis hin zu der Information: “Öffnen Sie die App und folgen Sie den Anweisungen”, im Fall Xiaomi.
Für jede Waage eine App
Außerdem gibt es zu jeder Waage eine App, die sowohl im App– als auch im Playstore kostenlos zur Verfügung steht. Dabei laufen die getesteten Withings-Produkte beide über die Withings Health Mate App. Die getestete Huawei-Waage Scale 3 Pro funktioniert über die Huawei Health App. In beiden Apps wird die Verteilung von Körperfett in den unterschiedlichen Bereichen des Körpers angezeigt, sofern eine entsprechende Waage für die Messung eingesetzt wird. Die diese beiden Exemplare sind die einzigen Waagen im Testfeld, die über einen ausfahrbaren Griff verfügen, der eine präzise Erfassung des gesamten Körpers ermöglicht, anstatt auf Algorithmen zu setzen.
Die Withings Body Plus dagegen, wie auch die “Pearl 14 in 1 Körperanalysewaage aus Glas”, die “Shape Sense Connect 200” von Soehnle und auch die “Index S2 Smart Scale white” von Garmin setzen dagegen auf eine rein rechnerische Schätzung oberhalb der Beine. Die Pearl arbeitet dabei mit der App Fitdays, die neben den grundlegenden Werten auch fettfreies Gewebe (auch fettfreie Masse, kurz FFM genannt), Knochenmasse, Unterhautfettgewebe, viszerales Fettgewebe, Proteine, den Grundumsatz an Kalorien (englisch: Basal Metabolic Rate, kurz BMR) und biologisches Alter anzeigt. Zudem lässt sich die Waage auch mit Apple Health und Google Fit nutzen. Die Verknüpfung ist dabei denkbar einfach. Pearl-Waage und App – getestet wurde Fitdays – verbinden sich automatisch per Bluetooth, sofern sie sich in der Nähe voneinander befinden. Steigt eine Person auf die Waage werden umgehend alle vom Hersteller versprochenen Werte angezeigt.
Betritt anschließend eine weitere Person mit signifikant anderem Gewicht die Waage, erkundigt sich die App, ob die Werte zur selben Person gehören oder nicht. Fitdays generiert aus den Werten der Pearl-Waage Diagramme zu den Gewichtsschwankungen und Gesundheitswerten von bis zu 24 Personen. Damit ist sie mit ihrer App der Spitzenreiter. Soehnle und die beiden Withings-Waagen schaffen nur acht Profile, womit sie aber für einen durchschnittlichen Haushalt immer noch mehr als ausreichend sind. Die Huawei-Waage unterscheidet zwischen 10 verschiedenen Personen, die Garmin sogar zwischen 16.
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Körperanalysewaagen zeigen neben dem Gewicht auch die Zusammensetzung des Körpers. IMTEST hat 5 Waagen getestet.
Kinderspiel vs. 1001 Versuche: Nur die Hälfte der Waagen verbinden sich sofort
Die Verbindung mit der App funktioniert bei Pearl, Soehnle und Withings völlig problemlos. Die Anleitungen waren meist relativ knappgehalten, aber verständlich. Alle drei Apps fanden ihre zugehörige Waage problemlos. Bei Huawei war es nicht möglich, wie angegeben den QR-Code auf der Waage zu scannen, um eine Verbindung herzustellen. Allerdings ließ sich das Problem einfach umgehen: Wenn die App selbst per Bluetooth -Verbindung nach kompatiblen Geräten in der Nähe suchen durfte, klappte auch hier die Verbindung einwandfrei.
Störrisch zeigte sich dagegen nur die Garmin. Eine Verbindung ließ sich erst nach vielfacher Wiederholung des Connect-Vorgangs herstellen. Auch die Übertragung der Daten von der Waage zur App funktionierte deutlich weniger zuverlässig als bei den oben genannten Vergleichsmodellen, insbesondere dann, wenn die Waage von unterschiedlichen Personen genutzt wurde. Die meisten anderen Apps erkannten unterschiedliche Nutzer dagegen selbstständig. Lediglich die Withings-App möchte, dass Nutzerinnen und Nutzer manuell das Profil wechseln. Zudem musste IMTEST hier darauf achten, dass Waage und App nicht nur per Bluetooth gekoppelt waren, sondern sich parallel dazu in einem gemeinsamen WLAN-Netz befanden. Andernfalls klappte auch bei der Withings die Datenübermittlung nicht mehr zuverlässig.
Körperfettwaagen ohne App benutzen
Die Nutzung ohne App ist dagegen bei den meisten Waagen ernüchternd. Nur die Soehnle-Waage ließ sich überhaupt manuell einrichten. Bei der anschließenden Benutzung sieht es etwas besser aus. Pearl und Huawei zeigten auf dem Display maximal zwei Werte an (beide Gewicht, Xiaomi auch die Herzfrequenz). Die anderen Waagen zeigten jedoch auch ohne App vier bis acht Werte an, darunter immer die Basics: Wasser-, Muskel und Fettanteil und natürlich Gewicht sowie häufig den BMI. Besonders gut schnitten dabei Garmin, Body Plus, Body Scan und der Testsieger Soehnle ab. Denn sie informierten zusätzlich noch über den Grundbedarf an Kalorien und oder die Herzfrequenz.
Körperfettwaagen gegen Profi-Geräte: So gut sind die Messwerte
Um die Genauigkeit der Körperfettwaagen zu testen, hat IMTEST ihre Messwerte mit den Ergebnissen einer professionellen BIA-Körperanalyse verglichen.
Der Gewichtswert unterschied sich dabei bei der Huawei Scale 3 Pro mit 0,18 Prozent bei dem männlichen Probanden und 1,92 Prozent bei der Probandin nur sehr geringfügig von den zuvor professionell ermittelten Werten. Anders sah es dagegen bei den Referenzwerten zu BMI, Wasseranteil, Fett- und Muskelmasse aus. Hier betrugen die Abweichungen der Huawei-Waage zwischen drei und 27 Prozent. Bei dem Probanden waren die Abweichungen dabei durchschnittlich dabei etwas geringer als bei der Probandin. Dieser Trend war jedoch nicht konsequent bei allen Waagen zu erkennen.
Alle Waagen wurden auf hartem Grund getestet. Bei einer Referenzmessung auf sehr dünnem Teppichboden kam es bei der Pearl zu erheblichen Abweichungen (bis zu 10 Kilogramm). Sie zeigte sich hier ausgesprochen sensibel, während die anderen Waagen auch auf weniger hartem Boden nur geringfügige Gewichtsschwankungen anzeigten.
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Große Unterschiede bei den Ergebnissen: Körperfettwaagen nicht immer präzise
Im Vergleich zur Gewichtserfassung wichen bei den übrigen Messungen alle Waagen deutlich stärker von den professionell ermittelten Werten ab. Am drastischsten war hierbei ein Ergebnis der Pearl: Sie sprach der Probandin im Verhältnis zur professionellen Messung satte 65 Prozent mehr Muskelmasse zu. Der Proband bekam immerhin einen Muskelzuschuss von 38,2 Prozent, dafür aber rund 19 Prozent weniger Körperwasser sowie 17 Prozent weniger Fett.
Deutlich zuverlässiger schnitt dagegen der Testsieger von Soehnle ab: Die Abweichungen bei seiner Waage, der Shape Sense Connect 200 betrugen – abgesehen von zwei Ausrutschern – im Schnitt lediglich 3,22 Prozent. Ausnahmen waren nur ein 20 Prozent zu geringer BMI sowie rund 37 Prozent zu wenig Muskelanteil für den männlichen Probanden. Insgesamt konnte diese Waage sich für ihre Messwerte die Note 1,7 sichern – was auch ihrem Endergebnis entspricht.
Ähnlich gut schnitt in diesem Bereich die Huawei-Waage mit 2,0 ab. Die Garmin lag mit einer 2,1 für ihre eher geringen Messabweichungen nur knapp dahinter.
Allerdings ist bei allen Ergebnissen anzumerken, dass sie sich aus weitgehend guten bis sehr guten Messwerten und einzelnen Ausrutschern zusammensetzen. So zeigte die Body Scan etwa fünf Werte mit nur einstelliger prozentualer Abweichung an. Die Werte beider Testpersonen wichen beim Fettanteil jedoch um rund 20 Prozent von der professionellen Messung ab, der Muskelanteil sogar mehr als 50 Prozent.
In diesem Sinne bleibt festzuhalten, dass auch die getesteten Waagen mit Griff keine medizinische BIA-Messung ersetzen können. Sie liefern eine grobe Einschätzung der körperlichen Zusammensetzung, unterscheiden sich dabei aber nur geringfügig von sehr guten Körperfettwaagen ohne Griff. Eine detaillierte Übersicht der Testergebnisse hat IMTEST in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
Fazit und Testsieger
Die Shape Sense Connect 200 von Soehnle ist mit weitestgehend sehr guten Messwerten der Testsieger des Körperfettwaagen-Tests. Sie überzeugte sowohl in der Handhabung als auch hinsichtlich der Messwerte.
Die Abweichungen bei der Pearl-Waage “14 in 1 Körperanalysewaage aus Glas” waren zwar etwas größer, doch mit der Note 2,4 im noch guten Bereich. In Kombination mit ihrer sehr einfachen Bedienung und dem unschlagbaren Preis von derzeit 29,95 Euro ist sie damit ein klarer Fall für den Preis-Leistungssieger.