Falt-E-Bikes sind unter den Fahrrädern sicher eher ein Nischenprodukt, erfreuen sich aber gerade bei Pendlern und Reisenden großer Beliebtheit. Zusammengefaltet passen sie unkompliziert in den Kofferraum, ins Reisemobil oder können kostenfrei in der Bahn mitgenommen werden. IMTEST hat fünf aktuelle Modelle von Coast, Brompton, Decathlon, Ado E-Bike und Tern ausgiebig geklappt und Probe gefahren.
Vorneweg sei gesagt, dass Falt-E-Bikes in erster Linie auf das Fahren von Kurzstrecken ausgelegt sind. Daher darf man von ihnen auch nicht allzu viel Komfort oder eine hohe Reichweite erwarten. Ihre Stärke liegt, wie der Name schon sagt, in der Möglichkeit des Faltens. Die Bauweisen und Falttechniken unterscheiden sich dabei ein wenig, etwas Übung braucht man bei allen fünf Testkandidaten.
Die Magie des Faltens beim Brompton
Brompton nutzt eine vom Firmengründer Andrew Ritchie eigens entwickelte Technik, die sich etwas von der der Konkurrenten unterscheidet. Doch bevor man das Rad in der Größe minimiert, muss man den Akku entfernen. Dieser befindet sich in einer Tasche an der Lenkerstange.
Zum Aufladen des Akkus lässt sich die Tasche einfach mit in die Wohnung nehmen. Allerdings hat man dadurch immer ein zweites Teil dabei, welches der Radfahrer mitunter auch schnell im Zug vergessen kann. Den Schultergurt der Tasche muss man beim Fahren entweder etwas aufwändig mit in die Tasche quetschen oder aber einfach hängen lassen, was nicht ganz ungefährlich ist.
Ist der Akku abgenommen, wird das Falt-E-Bike von Brompton folgendermaßen gefaltet:
- Zunächst drückt man einen kleinen Hebel, der sich am Rahmen unterm Sattel befindet und habt das Hinterrad etwas an. Fast automatisch klappt es sich nun um die eigene Achse unter den Rahmen.
- Im zweiten Schritt dreht man eine Schraube auf, die sich am Rahmen befindet, um das E-Bike mittig zu klappen. Mithilfe eines kleinen Hakens werden die beiden Radteile aneinandergehalten, dass sich beim Tragen nichts unnötig hin- und herbewegt.
- Zum Schluss braucht man nur noch den Sattel einfahren und den Lenker umklappen. Für Letzteren ist eine Arrtierung am Rahmen angebracht, dass keine Fahrradteile herumschlackern. Alle “schmutzigen” Parts befinden sich dann im Inneren, sodass man nun das E-Bike gut tragen kann.
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Im Test hat das Falten des Lenkers jedoch nicht einwandfrei funktioniert. Um die Bremsen besser greifen zu können, hat das Testteam sie im Winkel verstellt. Dadurch konnte der Lenker nicht in die Arretierung einrasten, was das Tragen folglich erschwert hat.
Klappmechanismus beim Coast, Tern, Ado E-Bike und Decathlon
Die vier Falt-E-Bikes von Coast, Tern, Ado E-Bike und Decathlon haben einen ähnlichen Mechanismus, bei dem das Rad erst mittig im Rahmen zur Seite geklappt und im weiteren Schritt der Lenker umgelegt wird. Dabei muss der Radfahrer jeweils einen kleinen Hebel betätigen. Beim Coast und Tern kostete dies etwas mehr Kraft, beim Decathon und Ado E-Bike gelang dies dank eines Schnellspanners sehr leicht.
Was das Falten hier für Ungeübte erschwert, ist das Gewicht. Die drei Räder von Coast, Decathlon und Tern liegen bei etwa 22 Kilogramm, wofür man eine gewisse Kraft braucht, um die eine Radhälfte gegen die andere zu bringen. Bei den E-Bikes von Tern und Coast hält praktischerweise ein Magnet die Radhälften zusammen, beim Decathlon-Rad gibt es eine Gummilasche.
Das Faltrad von Ado-E-Bikes kann diesbezüglich mit einem etwas geringerem Gewicht von etwa 17 Kilogramm punkten, was das eigentliche Falten relativ einfach gestaltet. Um das Tragen im geklappten Zustand zu vereinfachen, muss der Nutzer vorerst allerdings einen mitgelieferten Magneten an beide Fahrradhälften anbringen. Verzichtet man darauf, muss der Radler acht geben, dass der Lack nicht verkratzt.
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Die E-Bikes von Tern, Ado E-Bike und Coast haben praktischerweise einen Kabelschutz aus Plastik, beim Decathlon ist dieser aus Neopren. So soll beim Falten nichts versehentlich eingequetscht werden. Ein Griff unter dem Sattel erleichtert es beim E-Fold 500 zudem, das Fahrrad zum Klappen etwas anzuheben. Ebenso befindet sich eine Stütze unterm Rad, die verhindert, dass das Kettenblatt auf den Boden stößt. Ein derartiger Schutz fehlt beim Ado Air 20.
Vergleicht man die Falttechnik der fünf Räder, hat das Brompton etwas die Nase vorn, auch schon aufgrund des geringeren Gewichts und der Tatsache, dass es sich dadurch einfacher mit nur einer Hand tragen lässt. Dies ist beim Tern und beim Decathlon aufgrund des wuchtigen Rahmens kaum möglich, das E-Bike von Coast hat immerhin einen Tragegriff.
Am Bahnsteig kann man E-Fold 500, das Vektron Q9 und das Vybe light zusammengefaltet gut mithilfe des ausgefahrenen Sattels schieben. Beim Brompton nimmt der Radler stattdessen den Lenker, wobei hier nicht die Räder, sondern die Gepäckträgerrollen das Schieben vereinfachen. Das Rad von Ado E-Bike hat praktischerweise einen Schiebemodus, sodass der Nutzer selbst im zusammengefalteteten Zustand kaum Mühe aufwenden muss.
Fahrgefühl: So liegen die der Falträder auf der Straße
Von der Wohnung bis zur Bahn, ein paar Stationen fahren, und dann vom Bahnhof zur Arbeit weiter. Oft sind es nur ganz kurze Wege, die ein Falt-E-Bike zurücklegt. Aber wie angenehm fühlen sich diese mit den fünf Testkandidaten an?
Mit nur 16 Zoll hat das Brompton nicht nur die kleinsten Räder (die anderen beiden haben 20 Zoll-Reifen), sondern auch die dünnsten. Dadurch reduziert sich zwar das Gesamtgewicht, macht sich beim Fahren jedoch deutlich bemerkbar. Auf glattem Asphalt geht es flott und geschmeidig voran, aber sobald eine Unebenheit kommt, wird der Fahrer direkt durchgeschüttelt. Die dickeren Reifen beim Coast, Decathlon, Ado E-Bike und Tern verleihen beim Fahren auf Schotter oder Kopfsteinpflaster viel mehr Dämpfung.
Des Weiteren wurde beim Electric P-Line auf ein Display verzichtet, die drei Unterstützungsstufen kann man am Akku direkt einstellen. Wer etwas mehr Überblick wünscht, kann sein Smartphone nutzen, mit der Brompton-App koppeln und auch hierüber die Unterstützungsstufen steuern. Als Gangschaltung fungierte eine Vier-Gang-Kettenschaltung sowie Felgenbremsen, die im Gegensatz zu Bremsschreiben weniger wiegen.
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Beim Coast Vybe light hingegen helfen fünf Unterstützungsstufen und sieben Gänge, dass der Fahrer bei jeder Gelegenheit den richtigen Tritt findet und schnell in der Stadt vorankommt. Der Hinterradnabenmotor von Bafang hat ein maximales Drehmoment mit 32 Newtonmetern, die Unterstützungsstufen, die Geschwindigkeit und der Akkustand lassen sich auf einem kleinen Display an der linken Lenkerseite ablesen und steuern. Der Motor läuft halbwegs gleichmäßig, gibt aber, typischerweise für Hecknabenmotoren, ab und an schubweise Schwung an den Fahrer.
Coast hat den Akku bei seinem E-Bike sehr geschickt verbaut, denn er befindet sich im Sattelrohr. Per Schnellspanner lässt er sich schnell entnehmen, allerdings muss man beim zusammengefalteten Zustand darauf achten, dass man das untere Ende mit dem Kabel nicht einquetscht. Wie beim Falt-E-Bike von Brompton hat auch diese Akku-Variante kein Schloss, ein abschließbarer Schnellspanner kann separat erworben werden.
Terns Vektron Q9 mit Mittelmotor
Ungewöhnlicherweise für ein Falt-E-Bike hat das Vektron Q9 einen Mittelmotor der Bosch Active Line Plus mit 50 Newtonmetern sowie einen Akku mit angegebenen 400 Wattstunden. Obwohl IMTEST bei diesem Fünfervergleich nicht die Reichweite testen lassen hat, dürfte das Tern mit dieser Ausstattung wohl mit einer Akkuladung am weitesten kommen.
Dank der Bosch-Komponenten bietet das E-Bike ein kraftvolles und gleichmäßiges Fahrgefühl, im Vergleich zu den anderen vier E-Bikes das angenehmste. Neun Gänge und vier Unterstützungsstufen helfen bei der Feinabstimmung. Tern hat für sein Vektron Q9 den Bosch-Display-Typ Purion gewählt, welches die Basic-Variante unter allen Modellen ist. Eine Kopplung mit der Bosch eBike Flow-App ist mit dem Purion allerdings nicht möglich.
E-Fold 500 von Decathlon in Retro-Optik
Während das E-Fold 500 auf der einen Seite mit einer schicken Retro-Optik punktet, hat es den Akku aber nicht so elegant unter dem Gepäckträger angebracht. Dies sorgt beim Tragen im ungefalteten Zustand für eine unausgewogene Gewichtsverteilung, stört jedoch nicht bei der Fahrt.
Angetrieben wird das günstigste der fünf Testkandidaten (1.099 Euro) mit einem Hinterradnabenmotor von Vision Industry mit 35 Newtonmetern, der nicht ganz so gleichmäßig wie bei den vier anderen Rädern unterstützt. Die drei Unterstützungsstufen lassen sich über ein Bedienelement ohne Display bequem am Lenker auswählen, hierüber kann der Fahrer auch das Licht und das E-Bike an sich aus- und einschalten. Sechs Gänge helfen bei der Feinabstimmung beim Treten.
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Das Falt-E-Bike liegt gut auf der Straße und kommt flott voran, auch Schotter und Kopfsteinpflaster meistert es mühelos. Nur in Kurven fühlt es sich etwas wackeliger an, hier sollte der Fahrer am besten stets beide Hände am Lenker behalten.
Ado Air 20 setzt auf Riemenantrieb ohne Gangschaltung
Das Falt-E-Bike Ado Air 20 wird von einem Hinterradnabenmotor von Mivice mit 37 Newtonmetern angetrieben. In Kombination mit dem 345 Wattstunden-Akku sollen laut Hersteller bis zu 100 Kilometer erreicht werden können. Der Fahrer kann zwischen drei Unterstützungsstufen wählen, eine Gangschaltung gibt es nicht. Das machte sich bei der Testfahrt direkt bemerktbar. Denn beim Antritt musste man in jeder Unterstützungsstufe schon ordentlich reintreten, um in Schwung zu kommen. Rollt es dann endlich, wäre eine Feinabstimmung wünschenswert.
Insgesamt liegt das E-Bike mit seinen 47-Millimeter-dicken Reifen angenehm auf der Straße, und Unebenheiten werden gut abgedämpft. Allerdings fällt auf, dass der Vorbau etwas Spiel hat, wodurch das Sicherheitsgefühl etwas beeinträchtigt wird. Die Griffe und Bremshebel sind etwas rutschig, letztere reagieren aber prompt. Einen angenehmen Sitzkomfort bietet indes der Sattel. Wie beim E-Bike von Coast ist der Akku im Sattelrohr versteckt. Dieser lässt sich mithilfe eines Schnellspanners praktischerweise zum Laden schnell herausnehmen, bietet aber keinen Diebstahlschutz.
Ado E-Bike gibt 10 Jahre Garantie auf den Rahmen, ein Jahr auf den Motor. Mit 1.399 Euro liegt es preislich nur knapp über dem Faltrad von Decathlon.
Pendel- oder Reiserad
Während der Mittelmotor beim Tern zwar ein tolles Fahrgefühl vermittelt, lässt er das E-Bike optisch aber auch sehr klobig wirken. Bei der Überlegung, welches Rad sich mehr als Reise- oder mehr als Pendlerrad eignet, käme das Tern vermutlich eher als Reiserad infrage. Einmal im Kofferraum verstaut, braucht der E-Bike-Fahrer es erstmal nicht weitertragen und hat vor Ort ein Rad für kleine oder längere Touren.
Das Electric-P-Line von Brompton ist dem gegenüber nur auf Kurzstrecken in der Stadt und nicht auf mögliche Radtouren im Urlaub ausgelegt, während sich das Coast, das Ado E-Bike und das Decathlon in der Mitte einreihen, sie vereinen die Vorteile beider Räder.
Die fünf Falt-E-Bikes im Kurzüberblick
Brompton Electric-P-Line
- Vorderradnabenmotor Williams Advanced Engineering
- 3 Unterstützungsstufen
- Akku mit 300 Wattstunden
- 4-Gang Kettenschaltung von Brompton
- Gewicht: 15,6 kg ohne Rollgestell
- Preis: 4.195 Euro
Tern Vektron Q9
- Mittelmotor Bosch Active Line Plus, 50 Newtonmeter
- 4 Unterstützungsstufen
- Akku mit 400 Wattstunden
- 9-Gang Kettenschaltung von Shimano
- Gewicht: 21,9 kg
- Preis: 4.199 Euro
Coast Vybe light
- Hinterradnabenmotor Bafang H300, 32 Newtonmeter
- 5 Unterstützungsstufen
- Akku mit 378 Wattstunden
- 7-Gang Kettenschaltung von Shimano
- Gewicht: 22,3 kg
- Preis: 1.999 Euro
Decathlon E-Fold 500
- Vision Industry Hinterradnabenmotor, 35 Newtonmeter
- 3 Unterstützungsstufen
- Akku mit 252 Wattstunden
- 6-Gang Kettenschaltung von Shimano
- Gewicht: 21,4 kg
- Preis: 1.099 Euro
Ado E-Bike Ado Air 20
Produktdetails
- Hinterradnabenmotor von Mivice, 37 Newtonmeter
- 3 Unterstützungsstufen plus Schiebehilfe
- Akku mit 345 Wattstunden
- Carbonriemen, Single Speed
- Gewicht: etwa 17 Kilogramm
- Preis: 1.299 Euro
Fazit
Wer vor allem ein leichtes, schnell zu faltendes, aber dennoch elektrisch unterstütztes E-Bike sucht und nur kurze Strecken unterwegs ist, findet an dem Brompton Gefallen. Das Tern hingegen bietet das beste Fahrgefühl und ist ein guter Begleiter, wenn man im Urlaub auch mal Touren mit ihm unternimmt. Beide E-Bikes liegen mit knapp über 4.000 Euro preislich sehr weit oben, wenn man bedenkt, dass man ein Falt-E-Bike vermutlich eher als Zweitrad nutzt.
Das Coast besticht vor allem durch seine frische Optik, seiner Vielseitigkeit und seiner guten Handhabung. Der Interessent findet mit ihm ein solides Falt-E-Bike zu einem guten Preis, was sich gleichermaßen zum Pendeln und für den Urlaub eignet. Mit 1.099 Euro ist das Falt-E-Bike von Decathlon ein echtes Schnäppchen, reiht sich vom Fahrgefühl her aber hinter dem Coast und Tern ein. Es empfiehlt sich, ebenso wie das Ado Air 20, für all diejenigen, die nicht täglich beziehungsweise nur kurze Strecken damit pendeln.
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