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IPTV im Test: Deutschlands bestes Fernsehen aus dem Internet

Wie stabil der digitale „Empfang“ ist, hat IMTEST mit zafaco geprüft.

Verschiedenfarbige Kabel vor bläulichem Grund
© Getty Images

Vor einiger Zeit war sicherlich nicht alles besser, aber in vielen Aspekten definitiv unkomplizierter und weniger komplex. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Fernsehen. Während heutzutage das Internet mit seinen Streaming- und IPTV-Optionen zahlreiche Möglichkeiten bietet, gab es vor etwa vierzig Jahren in Deutschland nur ein Gerät zur Fernsehübertragung und lediglich drei verschiedene Fernsehsender: ARD, ZDF und die regionalen Dritten Programme.

In technischer Hinsicht war das Fernsehen damals ein Kinderspiel – man musste lediglich die Antenne anschließen, das Gerät einschalten, den gewünschten Sender auswählen und schon konnte man loslegen. Allerdings war die Auswahl an Inhalten entsprechend begrenzt. Man konnte nur das sehen, was der jeweilige Sender zu einer bestimmten Zeit ausstrahlte – oder man schaute wortwörtlich “in die Röhre”. Das Internetfernsehen hingegen bietet eine deutlich größere Auswahl an Möglichkeiten. Aber welche Vorteile bringt IPTV noch mit sich? Wie funktioniert digitales Fernsehen überhaupt, und welcher Anbieter bietet das beste Paket dafür an?

Internet und Fernsehen: Auf allen Kanälen, rund um die Uhr

Der Start der Privatsender war der erste starke Umbruch, der zweite folgte mit Beginn des digitalen Internet-Zeitalters. Noch in den Neunzigern und Zweitausendern sorgte die schiere Programmvielfalt für Begeisterung der TV-Zuschauer. Aber die Digitalisierung mit der Entwicklung immer schnellerer und stabilerer Internetverbindungen brachte Alternativen wie IPTV, die dem klassischen TV immer stärker den Rang abliefen. Das lineare Fernsehen – also das TV-Programm, das nur zu bestimmten Zeiten ausgestrahlt wird – führt inzwischen mehr und mehr ein Nischendasein.

Immer mehr Menschen wollen selbst entscheiden, wann, wo, was und auf welchem Gerät sie schauen, und sich nicht nach dem festgelegten Sendeprogramm richten – YouTube, Amazon Prime, Netflix und viele weitere Streaming-Anbieter lassen grüßen. Diese sogenannten „On-Demand-Anbieter“ (übersetzt etwa: Programm auf Verlangen), die vor allem Filme, Serien oder Videoclips liefern, haben aber nichts am Wunsch der Zuschauer nach klassischem Fernsehprogramm ändern können. „Tagesschau“, „Sportstudio“ und „Tatort“ bleiben wichtig und gewünscht – aber gerne auch mobil und zu selbst festgelegten Zeiten.



IPTV oder: TV überall und digital

Und das funktioniert auch: Dank immer leistungsstärkerer Verbindungen kann Fernsehen mittlerweile auch übers Internet empfangen und besser den eigenen Ansprüchen entsprechend konsumiert werden. Das Ganze nennt sich IPTV. IPTV steht für „Internet Protocol Television“ und meint eine Übertragungsart von Fernsehprogrammen und anderen Medieninhalten übers Internet. Demgegenüber steht das klassische Fernsehen über Satellit (DVB-S), Kabel (DVB-C) oder terrestrische Antennen (DVB-T).

Die Übertragung der Inhalte findet bei IPTV also über das Internet Protocol statt, und das klappt überall: am Wohnzimmer-TV, am Computer oder Handy. Aber dazu sind ein paar Voraussetzungen nötig, die im Folgenden erklärt werden. Wie gut und stabil das Fernsehprogramm übers Internet „läuft“, hat IMTEST zudem mit zafaco, Deutschlands Markt- und Technologieführer für Breitband-Netztests, überprüft.

„INSGESAMT EIN RICHTIG GUTES ERGEBNIS. ABER DER BLICK AUFS DETAIL ZEIGT, WO NOCH LUFT NACH OBEN IST.“

Älterer Mann mit Brille und Glatze im Anzug lächelnd vor Glasfront in schwarz weiß
Christoph SudhuesGeschäftsführer zafaco

Die Testergebnisse im Detail

Was man für IPTV benötigt

Wer das klassische Fernsehprogramm nicht mehr übers Kabel oder Antenne, sondern über die Internetverbindung empfangen möchte, hat dazu mehrere Möglichkeiten. Die entscheidende Voraussetzung ist allerdings: eine schnelle Internetverbindung, also ein Breitband-Internetanschluss per Kabel, (V)DSL oder Glasfaser.

Die Internetverbindung sollte schnell genug sein, der gebuchte Tarif also eine ausreichende Übertragungsrate liefern: Für den Empfang von Full-HD sind mindestens 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) nötig, für Ultra-HD (4K) mindestens 25 Mbit/s. Mit einem gebuchten IPTV-Tarif beim jeweiligen Internetanbieter – momentan ist das beispielsweise bei der Telekom, Vodafone, 1&1 und regional auch bei NetCologne möglich – kann es dann auf mehrere Arten losgehen

Set-Top-Box

Bei der Buchung eines IPTV-Tarifs wird die Box vom Provider als Leihgerät zur Verfügung gestellt und dient als Verbindung zwischen Router und Fernseher. Alle Messungen und Bewertungen der Anbieter im vorliegenden Test wurden mit diesen bereitgestellten Boxen durchgeführt. Darunter Produkte von 1&1, Telekom und Vodafone.

Soll Internetfernsehen, das über den Provider gebucht wurde, auf mehreren TV-Geräten genutzt werden, wird zusätzlich eine weitere Set-Top-Box benötigt – das gilt zumindest dann, wenn die Fernseher selbst nicht internetfähig („Smart-TV“) sind. Außerdem wird dann ein schneller Internetzugang mit 50 Mbit/s oder höher benötigt, ansonsten müssen Abstriche bei der Video-Qualität hingenommen werden.

Smart-TV fürs Internet-TV

Röhrenfernseher sind schon längst aus den meisten Wohnzimmern verschwunden und wurden durch flache, große LED-Bildschirme ersetzt. Alle aktuellen, aber auch die meisten etwas älteren Fernseher sind zudem „smart“, können also direkt übers WLAN oder per Netzwerkkabel mit dem Internet verbunden werden und sind mit Betriebssystem, Apps und Co. ausgestattet. Damit sind sie ideal fürs IPTV geeignet.

Streaming-Sticks und -boxen

Von Fire-TV bis Apple-TV – Streamingboxen und -sticks von Drittanbietern ermöglichen ebenfalls den Empfang von Internet-Fernsehern und Streaming-Diensten direkt über einen HDMI-Anschluss des Fernsehgeräts. Sie funktionieren direkt oder mit den entsprechenden Apps der Anbieter auch als Alternative zur Set-Top-Box des Providers. So ist der IPTV-Tarif von Vodafone auch gleich mit einem Apple-TV-Gerät statt der Standardbox buchbar. Sogar ganz ohne gebuchten TV-Tarif ist das klassische Fernsehen über diese Geräte abrufbar, dann allerdings über Anbieter wie Waipu-TV oder Zattoo.

Fernseher davor Tablet und Smartphone und graue quadratische Box mit Streaming app Kacheln auf Bildschirmen vor weißem Hintergrund
Digitales Fernsehen überall Alle IPTV-Angebote der Kandidaten lassen sich auf beliebigen internetfähigen Geräten nutzen – bei 1&1 und NetCologne aber nur im heimischen Netzwerk mit Anbindung an den Tarif. © Vodafone

Über Smartphone, Tablet, Notebook fernsehen

IPTV kann neben dem klassischen TV-Gerät auch auf jeglichen internetfähigen mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Notebook empfangen werden. Denn für die gängigen Betriebssysteme bieten Provider kompatible Apps zum Installieren an. Alternativ ist mit den Zugangsdaten auch ein Log-in im Browser möglich.

Die Vorteile von IPTV

Neben dem reinen TV-Angebot bieten IPTV-Tarife mit Set-Top-Box eine Reihe weiterer Vorteile zum klassischen Fernsehen:

Mitten in einer laufenden Sendung kurz stoppen, um den Getränke- und Knabbervorrat aufzufüllen, oder gar ganze Sendungen aufnehmen oder später anschauen – beim klassischen Fernsehempfang über Kabel oder Satellit ist das nicht ohne Weiteres möglich, mit den Funktionen der IPTV-Angebote in Kombination mit der Set-Top-Box aber bei fast allen Anbietern.

Alle IPTV-Tarife der getesteten Kandidaten bieten bei der Einrichtung automatisch einen einfachen Zugriff auf bestimmte Gratis-Videostreaming-Angebote, etwa den Zugriff auf YouTube oder die meisten Mediatheken. Zusätzlich ermöglichen sie durch die Einbindung der entsprechenden Apps einen einfachen Zugang zu den beliebtesten Streaminganbietern wie Amazon Video, Netflix, Disney+ oder DAZN. Dabei werden allerdings je nach gewähltem Tarifpaket auch die Abo-Gebühren für den jeweiligen Dienst fällig.

Unter dem Stichwort „Set Top Applications“ oder auch „Enhanced TV“ liefert IPTV zahlreiche Infos zum TV-Programm nebenher – vergleichbar mit Videotext, nur wesentlich umfangreicher und bequemer. Zu den gelieferten Infos gehören etwa Fakten zum laufenden Programm oder auch den Schauspielern in Filmen, aber in Einzelfällen auch Bestellmöglichkeiten und vieles mehr. In den USA gibt es darüber vereinzelt auch schon Gaming-Angebote, also einfache Spiele, die in erster Linie auf kurzweilige Unterhaltung am TV ohne große Grafikpower abzielen.

Nicht zuletzt ist die Kombination aus Internet- und Telefonanschluss mit einer gigantischen Auswahl an Fernseh- und Filmangeboten äußerst bequem, denn zusätzliche Geräte oder weitere Aboverträge wie etwa bei Waipu.tv oder Zattoo sind dann überflüssig, und bei Schwierigkeiten hat man für alles auch nur einen einzigen Ansprechpartner.



Die Fallstricke von IPTV im Test

Fernsehen übers Internet hat – angefangen bei meist besserer Bildqualität bis hin zu erweiterten Funktionalitäten und einem umfassenderen Angebot – eine ganze Menge Vorteile. Aber wo viel Licht ist, da ist natürlich auch Schatten, und genau hier setzt der IPTV-Test von IMTEST und zafaco an. Der größte Unterschied zu etwa Fernsehen über Antenne oder Satellit besteht darin, dass der TV-Datenstrom nicht exklusiv durch die Internetleitung fließt, sondern sie sich mit anderen Nutzern teilt.

Das sind vor allem alle anderen Geräte fürs Surfen oder Telefonieren, die das Internet nutzen. Darum besteht ein wesentlicher Teil des vorliegenden Tests auch darin, zu überprüfen, ob und wie sich die Stabilität und Qualität der Verbindung bei verschiedenen Nutzungsszenarien verändern. Konkret: Wie gut ist die Internetverbindung bei „ganz normaler“ Online-Nutzung, was passiert, wenn zusätzlich ferngesehen wird, was, wenn über die Leitung telefoniert wird, und was passiert bei verschiedenen Kombinationen dieser Nutzungsarten?

Prüfungen unter realistischem Nutzerverhalten

Zafaco prüfte unter diesen wechselnden Bedingungen also nicht nur die Qualität und Stabilität des TV-Empfangs, sondern eben auch die etwaigen Schwankungen in der Qualität bei Online-Aktivitäten wie Surfen und großen Datenübertragungen sowie die Auswirkungen auf Telefonie-Aktivitäten etwa im Hinblick auf Sprach- und Verbindungsqualität. Denn wer einen IPTV-Tarif bei seinem Internetprovider gebucht hat, möchte sich natürlich deswegen keine Einbußen beim Telefonieren oder beim Surfen einhandeln.

Wie der Test technisch aufgebaut ist und wie die Prüfungen im Einzelnen durchgeführt wurden, steht unten. Ein Blick in die ausführlichen Testergebnisse in der Tabelle oben zeigt, wie die Kandidaten in den einzelnen Disziplinen abgeschnitten und welches Gesamtergebnis sie erzielt haben. Es folgt die Zusammenfassung der Ergebnisse der Anbieter.

Das bieten die IPTV-Angebote im Test

Die Qualitätsmessungen beim IPTV-Test von zafaco und IMTEST wurden mit den unten aufgeführten Set-Top-Boxen durchgeführt. Die folgende Auflistung zeigt die wichtigsten Funktionen, Ausstattungsmerkmale sowie jeweils möglichen Tarifoptionen der Boxen im Überblick.

Telekom MagentaTV OneVodafone GigaTV Net Box1&1 TV-BoxNetCologne NetTV Box
AngebotDas IPTV-Paket ist auch ohne Telekom-Internettarif buchbar. Kosten: ab 10 € monatlich.GigaTV Net ist auch ohne Internetanschluss von Vodafone nutzbar. Kosten: ab 14,99 € monatlich.  1&1 HD TV gibt es nur im DSL-Paket von 1&1.
Kosten: ab 4,99 € monatlich zusätzlich.
NetCologne ist eine echte Alternative im Raum Köln, Bonn und Aachen. Kosten: 7 Euro im Monat.
Unterstützte FormateHD, 4K, HDR, Dolby Atmos, Dolby VisionHD, 4KHD, 4KHD
InklusivangebotSerien, Filmen, Dokus und Shows in der MagentaTV „Megathek“Serien, Filmen, Dokus und
Shows in der Vodafone-Mediathek
Kein eigenes Mediatheken-
Angebot, Spartenpakete separat buchbar.
Kein eigenes Mediatheken-
Angebot, klassische Mediatheken empfangbar.
TV-Angebot180 Sender, davon über 60 in HD. Pay-TV-Kanäle separat zubuchbar.121 Sender, davon über 57 in HD,
weitere Kanäle separat zubuchbar.
100 Sender, davon 50 in HD, weitere Kanäle separat zubuchbar.  80 Sender, Anzahl empfangbarer
HD-Kanäle schwankt.
Parallele NutzungBis zu drei gleichzeitige Streams auf verschiedenen Geräten.Bis zu drei gleichzeitige
Streams auf verschiedenen Geräten.
Bis zu vier gleichzeitige
Streams auf verschiedenen Geräten.
Parallele Nutzung ist über
den im Tarif enthaltenen App-Zugang möglich.  
Recording-FunktionJe nach Tarif zwischen 24 und 50 Stunden Aufnahme.Keine Aufnahmefunktionen enthalten.Aufnahmefunktion-en
und zeitversetztes TV im Tarif inklusive.
Bis zu 200 Stunden
Aufnahmezeit in der 1&1-Cloud.
StreamingdiensteNetflix, Disney+, RTL+, Prime Video und weitere (je nach Tarif).Netflix (je nach Tarifauswahl inklusive), Disney+, RTL+, Prime Video und weitere (erfordert separates Abo).Netflix (je nach Tarifauswahl inklusive), Disney+, RTL+, Prime Video und weitere (erfordert separates Abo).Netflix, Disney+, RTL+,
Prime Video und weitere (erfordern ein separates
Abo beim Streaminganbieter).

Anbieter von IPTV im Test: Zusammenfassung

Die Tests und deren Ergebnisse belegen, dass sich die Qualität von IPTV insgesamt auf einem hohen Niveau befindet. Dennoch zeigen alle Anbieter ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen, vor allem bei den typischen Nutzungsszenarien „Start der Set-Top-Box“, „Kanalwechsel“ und „Bildqualität“. Und das sowohl bei gleichzeitiger Belastung durch Telefonie und Internetnutzung als auch ohne.

IPTV mit der Telekom: MagentaTV

Die Deutsche Telekom bietet seit 17 Jahren IPTV unter dem Namen Entertain an. 2017 gab es eine Aktualisierung des Media Receivers, um auch Ultra-HD (4K) empfangen zu können. Im Rahmen der Umstellung auf MagentaTV-Anfang 2019 wurde die neue Set-Top-Box MagentaTV One (G6) eingeführt. MagentaTV kann über eine App am Handy oder Tablet sowie am Fernseher über die MagentaTV-One-Box, über TV-Stick oder per App direkt am Smart-TV genutzt werden. Jahrelang war es nur möglich, MagentaTV zusammen mit einem Internetanschluss der Telekom zu bestellen. Inzwischen lässt sich das neue Angebot aber auch unabhängig vom Internetzugang buchen.

Quadratische schwarze Box mit abgerundeten Ecken und Fernbedienung oben drauf auf weißem Hintergrund
MagentaTV von der Telekom beinhaltet neben IPTV das beste Telefonie-Angebot im Test. © Telekom

Die Testergebnisse bei den IPTV-Messungen waren insgesamt zwar etwas durchwachsen, aber durchaus gut: Der Start der Box aus dem Stand-by-Modus dauerte im Test knapp 1,2 Sekunden. Beim Starten der Set-Top-Box fielen aber etwa in 90 Prozent der Messwerte erhöhte Zeiten im Vergleich zu den anderen Kandidaten auf. In weniger als 0,4 Prozent der Messungen klappte der Start der Set-Top-Box gar nicht, aber nur, wenn parallel noch weitere Nutzer fernsahen, Up- und Downloads erfolgten und Sprachverbindungen bestanden.

Kanalwechsel erfolgten schnell, und zwar unabhängig davon, ob über die Zifferntasten, die Vor-/Zurück-Tasten oder über den elektronischen Programmführer (EPG). Nur in knapp 1,3 Prozent der Messungen in allen Zapping-Szenarien hat der Kanalwechsel gar nicht geklappt. Die Bildqualität war bis auf wenige Messungen sehr gut, ebenso die Messwerte für reine Internetverbindungen und für die Qualität von Sprachverbindungen.

Internet-TV mit Vodafone und GigaTV Net

Die TV-Plattform von Vodafone kann in unterschiedlichen Varianten genutzt werden: GigaTV Cable steht für den TV-Empfang am klassischen Kabelanschluss. GigaTV Net wiederum bringt das TV-Programm über jeden beliebigen Internetanschluss ins Haus. Vodafone kündigte Anfang 2011 mit dem Vodafone TV und dem TV Center 1000 sein erstes IPTV-Produkt an. 2015 wurde der Media Receiver TV Center 2000 veröffentlicht, der dann auch Ultra-HD (4K) beherrschte. Nachdem Vodafone seine IPTV-Plattform GigaTV lange Zeit nur per Kabel-Anschluss angeboten hatte, ist der Dienst seit Ende 2018 auch für DSL-Kunden verfügbar und ersetzt damit das ältere Vodafone TV. Vodafone GigaTV Net kann unabhängig vom Internetzugang betrieben werden. Im Jahr 2021 kam mit dem GigaTV-Produkt die Android-basierte Ultra-HD (4K) GigaTV Net Box auf den Markt.

Längliche schwarze Box mit Fernbedienung an der Seite auf weißem Hintergrund
Für GigaTV Net ist kein Internetanschluss bei Vodafone notwendig. © Vodafone

Die Testergebnisse der IPTV-Messungen fielen auch bei Vodafone gemischt aus: Der Start der Box aus dem Stand-by-Modus dauerte im Test nur etwas mehr als eine Sekunde. Mit weiteren, gleichzeitigen Nutzern, Datentransfers und Telefonaten fällt die Leistung rapide ab: Bis zu knapp 22 Sekunden dauert der Start dann aus dem Stand-by-Modus. In knapp 0,7 Prozent der Messungen klappte der Start der Set-Top-Box gar nicht.

Kanalwechsel erfolgten sehr schnell, vor allem über die Zifferntasten und den elektronischen Programmführer (EPG). Über die Vor-/Zurück-Taste dauerte es sehr lange bei zusätzlicher Datenlast. Die Bildqualität war nur ohne parallele Nutzung sehr gut, andernfalls noch ausreichend, aber im Vergleich zu den anderen Kandidaten deutlich schlechter. Die Ergebnisse für reine Internetverbindungen und für die Qualität von Sprachverbindungen fielen eher durchschnittlich aus.

Fernsehen per Internet mit 1&1 HD TV

Bei 1&1 umfasst das TV-Produkt neben einer Set-Top-Box auch Apps für Apple TV, Amazon Fire TV, iOS, Android sowie für alle gängigen Browser und ist zudem über Google Chromecast nutzbar. Ende 2019 wurde eine neue Ultra-HD-fähige 1&1-TV-Box eingeführt. Größter Unterschied zu Telekom & Co.: 1&1 HD TV funktioniert grundsätzlich nur an einem 1&1-Anschluss. Zwar kann die 1&1-TV-App auch auf einem Tablet oder Smartphone installiert werden, doch ist die Nutzung außerhalb eines Heimnetzwerkes nicht möglich.

Quadratische schwarze Box mit runden Ecken und Fernbedienung davor auf weißem Hintergrund
Von den großen Anbietern überzeugte die TV-Box von 1&1 im Test am meisten. © 1&1

Die Messergebnisse fürs IPTV fielen bei 1&1 durchweg sehr gut aus. Der Start der Set-Top-Box erfolgte sehr schnell, und zwar unabhängig davon, ob weitere Datenlasten wie Up- und Downloads oder Telefonieaktivitäten bestanden. Gleiches galt für die Kanalwechsel über die Zifferntasten, Vor- und Zurück-Tasten oder den elektronischen Programmführer – egal ob mit oder ohne zusätzliche Datenlast. Die Qualität der Videos war ebenfalls in allen getesteten Szenarien sehr gut, ebenso wie die reinen Messwerte nur für die Internetverbindung. Lediglich beim Telefonieren lag die Quote der Verbindungen, die nicht korrekt zustande kamen, etwas höher als bei den anderen Kandidaten.

Regionales IPTV mit NetCologne und NetTV

Für den regionalen Raum Köln, Bonn und Aachen steht in Sachen IPTV auch NetCologne zur Auswahl, und wird darum hier zwar auch mit aufgeführt, allerdings nicht platziert, da er nur für wenige Nutzer verfügbar ist. Für die allerdings ist er eine hervorragende Alternative: Insgesamt fielen sowohl die Messwerte fürs IPTV sehr gut aus als auch die fürs Highspeed-Internet und für Telefonie. Besonders hervorzuheben sind die sehr schnellen Startzeiten für die Set-Top-Box, keine Ausfälle bei Datenlast, kurze Programmwechsel-Zeiten sowie in allen Testszenarien sehr gute Videoqualität. NetCologne ist regional also eine exzellente Alternative zu den großen Anbietern.

Quadratische schwarze Box mit Fernbedienung oben drauf auf weißem Hintergrund
Optisch macht die Box von NetCologne keinen modernen Eindruck. Dafür ist das IPTV-Angebot sehr gut. © NetCologne

So lief der IPTV-Test

Einen Monat lang hat das Unternehmen zafaco mit eigener Messinfrastruktur die Qualität von IPTV-Verbindungen der großen Internetanbieter geprüft. Wie die Messungen ablaufen, erklärt IMTEST im Folgenden.

Der deutsche Markt- und Technologieführer für Breitband-Netztest, das Ismaninger Unternehmen zafaco, führte im Februar 2023 einen Test des IPTV-Angebots der großen deutschen Internetanbieter Telekom, Vodafone und 1&1 durch. Im Kölner Raum wurde zusätzlich der regionale Anbieter NetCologne berücksichtigt. Zwei weitere Anbieter, EWE und M-Net, konnten in diesem Jahr nicht an dem Test teilnehmen, weil die benötigten unverschlüsselten öffentlich-rechtlichen Programme vom IPTV-Lösungsanbieter Ocilion nicht rechtzeitig vor dem Test zur Verfügung gestellt werden konnten.

Technische Installation in hochkantigem Metallregal
Feste Installationen, verteilt über Standorte in ganz Deutschland, sind das Herzstück des Tests. © zafaco

Im Testzeitraum wurden insgesamt 501.320 Messungen durchgeführt. Sie setzten sich im Einzelnen zusammen aus 37.845 Sprachverbindungen, 23.232 Highspeed-Internet-Messungen und 440.243 IPTV-Messungen. Damit unaufschiebbare Wartungen durchgeführt werden konnten, ohne dadurch die Testergebnisse zu beeinträchtigen, wurde ein tägliches Wartungsfenster zwischen zwei Uhr und sechs Uhr morgens festgelegt. Die Messwerte aus diesem Zeitraum wurden herausgefiltert und bei der Bewertung nicht berücksichtigt.

IPTV-Messung

Für den Test des IPTV-Angebots als Teil des Internet-Gesamtpakets wurden insgesamt fünf Aspekte geprüft:

  • die Dauer bis zum Start der Set-up-Box,
  • die Fehlerquote beim Einschalten der Box,
  • die Geschwindigkeit beim Kanalwechsel („zappen“) über die Zahlen-, die Vor- und Zurück-Tasten sowie über den elektronischen Programmführer („EPG“),
  • die Fehlerquote beim Zappen,
  • die Qualität der Videostreams selbst.

Sämtliche Punkte werden sowohl ohne als auch mit weiterer Datenlast, also paralleler Mehrfachnutzung des TV-Angebots, Daten-Up- und Downloads und laufenden Telefonaten überprüft.

Mann in blauem Pullover an Schreibtisch mit Monitor und aufgebauten technischen Steckplätzen
Am offenen Herzen Im Ismaninger Zentrum von zafaco wurde ein Testszenario aufgebaut, das jederzeit von den Experten überwacht, justiert und gesteuert werden konnte. © zafaco

Telefonie und Internet im Test

Da die IPTV-Tarife der Anbieter selbstverständlich auch immer den reinen Internet- und Telefonanschluss enthalten, gehören auch Qualitätsmessungen dieser beiden Aspekte in eine Bewertung des IPTV-Angebots. Beim Telefonie-Test wurde gemessen, wie lange es dauert, bis eine Verbindung hergestellt wird, wie groß die Ausfallquote ist, also wie häufig überhaupt keine Verbindung hergestellt werden kann, wie gut die Sprachqualität und wie groß die Sprach-Verzögerung („Delay“) beim Telefonieren ist.

Zur Bewertung der Qualität der Highspeed-Internet-Verbindung der Produkte werden ebenfalls verschiedene Messungen durchgeführt: Die verfügbare Up- und Downloadbandbreite wird durch standardisierte Up- und Downloadmessungen bestimmt, die zu Daten-Referenz-Systemen erfolgen. Auch beim Telefonie- und Geschwindigkeitstest wurden alle Messungen sowohl ohne als auch mit Datenlast durchgeführt.

Zertifiziert Erstklassiges Qualitätsmanagement bei zafaco – vom TÜV bescheinigt. © zafaco

IPTV-Alternativen zum Provider

Wer IPTV genießen will, aber keinen Tarif bei seinem Internet-Anbieter gebucht hat, kann auf die Alternativen setzen:

Roku: Roku Express 4K wird per HDMI-Anschluss mit dem Fernseher verbunden und liefert nach Verbindung mit dem Heimnetzwerk viele öffentlich-rechtliche Sender gratis sowie Sonderkanäle und beliebte Streamingdienste wie Netflix oder Disney+ (gegen Gebühr).

Schwarze Fernbedienung mit bunten knöpfen vor schwarzem eckigen Gerät von Roku IPTV auf weißem Hintergrund
© Roku

Waipu.tv: Frei empfangbares Fernsehen, bis zu 60 Pay-TV-Kanäle, Streamingdienste wie Netflix sowie viele Extra-Funktionen wie etwa Aufnahmefunktionen sind beim Abo eines Waipu-Pakets genauso inklusive wie die 4K-Streaming-Box selbst.

Schwarze Fernbedienung liegend vor schwarzem Gerät von Waipu.tv
© Waipu.tv

Zattoo: Zattoo Premium bringt 162 TV-Sender (davon 147 in HD) auf Fernseher und Mobilgeräte. Der Dienst ist kompatibel mit fast allen Streaming-Geräten wie Amazon FireTV, Apple TV oder Chromecast und den meisten internetfähigen Fernsehgeräten. Preis: 9,99/Monat Euro. Infos: zattoo.com

Fernseher mit Smartphone und aufgeklapptem Laptop auf weißem Hintergrund
© Zattoo

Fazit

Fernsehen übers Internet macht nur Freude, wenn die Qualität des Netzes und die Ausstattung des Empfangsgerätes stimmen. Im IPTV-Test geht 1&1 mit seinem Angebot als bester Anbieter unter den großen hervor. Mit einer schnellen Set-Top-Box, einem flüssigen Wechsel der Kanäle und einer permanent guten Videoqualität überzeugte das Angebot am meisten. Doch der Test von NetCologne zeigt, dass es sich lohnt, auch regionale Angebote einzuholen. Denn in der Gesamtwertung macht der regionale Anbieter eine sehr gute Figur und steht 1&1 und Co. als Alternative in nichts nach.

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.