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Nissan X-Trail e-Power im Test: Der Elektro-Schocker

Der neue Familien-SUV fährt vollelektrisch, muss aber nie an die Ladesäule, sondern zur Tankstelle.

Der Nissan X-Trail auf der Straße
© Nissan

Elektrisch, mit Verbrennermotor oder als Plug-In-Hybrid eine Mischung aus beidem: Das sind die gängigsten Optionen beim Fahrzeugkauf. Doch nun nun, ganz neu, gibt es den Nissan X-Trail e-Power: Das fünftürige und bis zu siebensitzige Familien-SUV wird vollständig elektrisch angetrieben. Der Verbrennermotor, der aber auch noch im Nissan steckt, dient lediglich dazu, die Batterie wieder aufzuladen. Das bedeutet, dass der X-Trail nie aufgeladen werden muss, also auch gar keine Ladebuchse hat, dafür aber von Zeit zu Zeit zum Tanken muss.

Das fühlt sich im Autofahr-Alltag zwar gewohnt und praktisch an, bremst aber auch deutlich das gute Gefühl, umweltbewusst unterwegs zu sein. Zu Unrecht? Der Test mit dem Nissan X-Trail liefert Antworten.

Produktdetails

  • 5-türig / SUV
  • Antrieb/Tempo: Allrad / 180 km/h
  • max. Leistung in kW (PS): 157 (214)
  • ab 37.000 Euro

Nissan X-Trail: Elektroauto mit hohem Benzinverbrauch

IMTEST hat mit dem Nissan X-Trail während mehrerer Testfahrten rund 670 Kilometer zurückgelegt, und zwar kombiniert im dichten Stadtverkehr von Hamburg, auf Landstraßen und auf langen Strecken auf der Autobahn. Auch abseits von Norm-Messungen darf der so ermittelte Benzinverbrauch getrost als „kombinierte Verbrauchsmessung“ bezeichnet werden, denn aus dem Verhältnis zu allen gefahrenen Kilometern und der hierfür getankten Benzinmenge errechnete IMTEST einen alltagstauglichen Kraftstoffverbrauch. Und der lag mit 8,6 Litern pro 100 Kilometer vergleichsweise sehr hoch.

Hand an Griff von silberner Auo-Tür
Der X-Trail lässt sich per Tipp auf die geriffelte Fläche schließen und öffnen („Keyless go“).
Silberner Nissan X-Trail schräg von vorne
Silbernes Auto von hinten
Silberner Nissan X-Trail draußen von der Seite
Silbernes Auto von vorne

Denn, zur Erinnerung: Der Benzinmotor dient nach Angaben von Nissan ausschließlich dazu, die Batterien aufzuladen und nicht dazu, den Wagen anzutreiben. Das übernehmen im Allrad-Testmodell die beiden Elektromotoren mit 150 (vorne) und 100 Kilowatt (kW) Leistung. Dass der gemessene Benzinverbrauch zum Laden rund zwei Liter über der vergleichbaren Angabe von Nissan selbst lag, überraschte auch die Tester – und sorgte insgesamt für eine Bewertung im Mittelwert. Denn betrachtet man den gesamten Rest des Nissan X-Trail und lässt die Verbrauchswerte außer Acht, fällt das Urteil deutlich besser aus.

Ein Auto, zwei Meinungen

Frau im Auto an Steuer schaut in die Kamera nach hinten
© IMTEST

„Der Nissan ist supergeräumig, sehr bequem und bietet ein erstklassiges Fahrerlebnis – ein tolles Reiseauto für längere Strecken. Schade: Längere Fahrten im Elektromodus sind weder in der Stadt noch auf der Autobahn möglich.“

Caroline Neumann, Art Directorin IMTEST

Mann im Auto an Steuer schaut in Kamera nach hinten
© IMTEST

„Der Fahrkomfort des X-Trail ist klasse, der Komfortlevel ist hoch und das Platzangebot für Familien ideal, vor allem in der Siebensitzer-Variante. Dass der X-Trail elektrisch fährt, aber keine Ladesäule braucht, ist zumindest praktisch.“

Jan Bruns, IMTEST-Experte

Testergebniss des Nissan X-Trail

Nissam bietet im X-Trail viel Komfort

Was sofort auffällt beim Nissan X-Trail im Test: Der Wagen ist extrem geräumig, selbst wenn man nicht die optionale 7-Sitzer-Version wählt, bei der im Kofferraum noch zwei zusätzliche Sitze hochgeklappt werden können. Weit zu öffnende Türen erleichtern das Einsteigen, und wenn man einmal sitzt, freut man sich über eine erhabene Sitzposition und einen sehr guten Rundumblick – auch hinten und auch ohne Verwendung der 360-Grad-Kamera. Sie gehört übrigens zu einem ganzen Paket an Fahrassistenten, das auf Reisen für Entspannung sorgt:

Fahrspurassistent, Tempomat und Gefahrenerkennung (auch für Fußgänger) beziehungsweise Gefahrenbremsung seien als wichtige Stichworte genannt. Auch ein automatischer Pannenruf ist bei dem Auto an Bord.

Zusammen mit der großzügigen Beinfreiheit vorne und hinten auch für große Insassen lässt sich der Sitzkomfort des Nissan X-Trail durchweg als richtig gut bezeichnen – die elektrische Sitzeinstellung mit Memoryfunktion unterstützt die individuelle Anpassung perfekt. Anders gesagt: Viel bequemer lässt sich in einem Auto kaum Platz nehmen. Auch darum ist die Bezeichnung Familien-SUV, mit der Nissan an den Markt geht, durchaus berechtigt.



Nissan X-Trail als Kleinraumdisco

Weniger für Ruhe als vielmehr für klangvolle Aufregung sorgt das sehr gute Soundsystem, das bei Bedarf den Innenraum zur Kleinraumdisco macht, aber – ganz praktisch – auch Sprachansagen sehr klar und verständlich darstellt – auch bei Tempo 130. Schade nur, dass die Sprachsteuerung sehr strikt an bestimmte Befehlsketten gebunden ist. Sie reagiert auf „Hey, Nissan“, doch frei formulierte „Wünsche“ münden im Test sehr oft in aufreibende Missverständnisse. Am Ende führen sie oft dazu, dass man sich händisch durchs Menü zurück zum Anfang klicken muss, was bei Fahrten ohne helfenden Beifahrer nicht zu empfehlen ist.

Davon abgesehen ist das gesamte Funktionsverwaltungs- und Medienmanagementsystem im Nissan sehr komfortabel. Fahrerprofile lassen sich erstellen und die Routenführung durch das Navi funktioniert gut. Die Echtzeit-Navigation ist optional mit einer Laufzeit von drei Jahren erhältlich. Letztlich sorgt auch das große, übersichtliche und brillante 12,3-Zoll-Display für eine reibungslose Bedienung.

Silbernes Auto geöffnet von der Seite
Silbernes Auto geöffnet von der Seite
Hellgraue Mittelkonsole von Nissan X-Trail
Lenkrad von Nissan X-Trail
Lenkrad von Nissan X-Trail mit eingeschaltetem Navi im Hintergrund
Detail Fahrersitz von Auto
Bildschirm in Nissan X-Trail
Kofferraum von Nissan X-Trail
Kofferraum mit umgeklappten Rücksitzen

Elektroauto abgestimmt auf Smartphone-Nutzung

In der getesteten Ausstattungsvariante des Nissan X-Trail klappt übrigens auch die drahtlose Verbindung sowohl von Android- als auch Apple-Smartphones problemlos. Und während man dann übers Display etwa via Apple CarPlay direkt aufs Handy (inklusive Siri) und die wichtigsten Apps darauf zugreifen kann, lässt sich das Smartphone ebenfalls drahtlos im vorderen Bereich der Mittelkonsole laden. Kabelverbindungen sind im Testfahrzeug per USB-A und USB-C möglich, von denen es vorne und hinten jeweils eine Buchse gibt. Die typischen 12-Volt-Bordanschlussbuchsen („Zigarettenanzünder-Anschluss“) finden sich vorne und im Kofferraum des X-Trail.

So fährt sich der Nissan X-Trail im Test

Dass der Nissan X-Trail elektrisch angetrieben wird, fällt im Test bevorzugt beim Anfahren auf. Das für Elektroantriebe typisch hohe, und sofort verfügbare Drehmoment erzeugt eine Beschleunigung, das an kleinere Motorräder erinnert. Immer wieder irritiert es ein wenig, wenn der Benzinmotor scheinbar unwillkürlich hörbar anspringt. Zwar lässt sich auch ein reiner E-Modus einstellen, allerdings funktioniert der immer nur kurzfristig, weil die Batterie aufgrund der geringen Kapazität schnell an ihre Grenzen gerät.

Dafür ist das Hinzuschalten des „e-Pedal“ nützlich, was den Wagen stetig leicht abbremst, wenn man kein Gas gibt, und so die Rekuperationsleistung maximiert. Insgesamt stehen Fahrer oder Fahrerin vier Fahr-Modi zur Verfügung.

Fazit

Tolles Fahrverhalten, gute Fahrdynamik, viel Platz und ein ansprechendes Interieur sorgen beim Nissan X-Trail im Test für echtes Fahrvergnügen. Da bei diesem Elektro-Konzept keine Lade-, sondern nur Tankstopps anfallen, müssen sich routinierte Autofahrer kein bisschen umgewöhnen. Das gilt offenbar aber leider auch bei der Benzinrechnung, denn der Verbrauch liegt im Test nicht niedriger als der eines reinen Benziners mit etwas weniger Leistung. Fürs ungetrübte Öko-Gewissen ist der X-Trail also nur sehr bedingt tauglich.

  • PRO
    • Hoher Fahrkomfort, viele Assistenzsysteme, geräumig mit viel Platz
  • KONTRA
    • Benzinverbrauch trotz vollelektrischem Antrieb hoch

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 3,0

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.