Für Extremsportler, Rennfahrer und Weltenbummler ist eine sogenannte Action Cam das Mittel der Wahl. Hersteller GoPro behauptet sich seit Jahren als Marktführer der winzigen Kameras und liefert mit der neuen GoPro Hero11 Black ein Stück äußerst robuster, aber auch leistungsstarker Kameratechnik. Denn wer Action sucht und etwa den perfekten Schnappschuss erhaschen will, während er im freien Fall aus einem Flugzeug stürzt, kommt mit einer klassischen Systemkamera nicht weit.
Diese sind eher für diejenigen Fotografinnen und Fotografen, die ihr Hobby – oder gar ihre Berufung – auch als etwas Entspannendes ansehen. Landschaftsaufnahmen in der Morgendämmerung laden ein zum Verweilen im frischen Thau. Lang belichtete Nachtaufnahmen sorgen für Gänsehaut an den Ufern stiller Bachläufe. Wofür sich dagegen das neusten GoPro-Modell eignet und was es alles auf dem Kasten hat, zeigt der Test.
GoPro Hero11 Black sieht aus wie Vorgänger
Wer die Hero10 Black schon kennt, bekommt beim Anblick der GoPro Hero11 Black ein Déjà-vu. Die Kameras gleichen sich nahezu komplett, mit 154 Gramm wiegt der Neuling ganz genau so viel wie der Vorgänger. Das kompakte Gehäuse wirkt sehr stabil, nur zwei Knöpfe (zum Ein- und Ausschalten und für den Start einer Aufnahme) säumen die Ränder der GoPro.
Für die restlichen Eingaben steht ein 2,3 Zoll (5,8 Zentimeter) großes Touch-Display auf der Rückseite zur Verfügung. Dort wischt und schiebt man sich mit dem Zeigefinger durch die aufgeräumten Menüs und wählt etwa den Bildmodus oder passt die Auflösung einer Aufnahme an. Das klappt eingängig und meistens auch präzise, nur mit nassen Fingern streikt die Eingabefläche hin und wieder. Frontseitig zeigt ein kleinerer Bildschirm eine Live-Vorschau an, was etwa beim Knipsen von Selfies oder beim Live-Streaming sehr praktisch ist.
Auf der Unterseite finden sich zwei aufklappbare Kunststoff-Flügel, mit deren Hilfe die GoPro Hero 11 Black per Gewindeschraube an allerhand Zubehör angedockt wird. Der Kamera liegt zum Beispiel ein passender Kunststoff-Clip bei, mit dem die sie dank einer Klebefläche erfreulich hartnäckig an Helmen oder Motorhauben hält. Das Gehäuse selbst ist luft- und wasserdicht verschlossen, Tauchgänge bis 10 Meter übersteht die GoPro also ohne Zusatzequipment. Wenn es einmal tiefer gehen soll, bietet der Hersteller passende Tauchgehäuse an.
Moderate Upgrades für die GoPro Hero11 Black
An der Technik schraubt GoPro bei seinen Action Cams in den letzten Jahren nur behutsam. So auch bei der Hero11: Der Fotosensor stemmt jetzt 27 statt 23 Megapixel, an der Videoleistung ändert sich vorerst nichts. 5,3K (5312 x 2988 Pixel) mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde und 4K (3840 x 2160 Pixel) mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde schaffte auch bereits der Vorgänger. Für Aufnahmen in Slow-Motion eignet sich, wie von der letzten Generation gewohnt, erneut die Auflösung 2,7K (2720×1530 Pixel) mit 240 Bildern pro Sekunde.
Verbesserungen bestehender Action-Cam-Technik
Ähnlich wie bei aktuellen Smartphones liegt der Fokus des Herstellers auf der Verfeinerung bestehender Technik, statt auf der Suche nach neuen Innovationen. So erlaubt die GoPro Hero11 Black bei Fotos und Videos jetzt zum Beispiel die Nutzung der gesamten Sensorfläche. Die sich daraus ergebenden Inhalte besitzen technisch bedingt das Seitenverhältnis 8:7. Für den perfekten Schnappschuss croppen Fotografinnen und Fotografen am Ende einfach das Bild auf die gewünschte Größe, etwa das bekannte 16:9-Kinoformat.
Außerdem liefert GoPro dank 10-Bit-Farbaufklösung jetzt so viele Farbtöne wie noch nie. Eine Milliarde stufenfreie Nuancen sollen so möglich sein. Auch GoPros hauseigener Bildstabilisator HyperSmooth ist natürlich wieder in der neuen Version 5.0 mit von der Partie und wurde entsprechend verbessert. Er beherrscht neben der klassischen Horizontausrichtung zum Begradigen des Bildmaterials auch eine komplette Horizontsperre. Selbst beim Drehen der Kamera um 360° tackert HyperSmooth die Horizontlinie fest und waagerecht ins Bild – beeindruckend.
GoPro Hero11 Black bietet neue Effekte für Nachtaufnahmen
Hobbyfilmern gibt GoPro eine ganze Reihe unterschiedlicher Filmmodi an die Hand, um Aufnahmen effektvoll aufzupeppen. Mit dabei sind etwa Zeitlupe, Zeitraffer oder Videoschleife. Wer mag, spielt mithilfe einer WLAN-Verbindung und eines Smartphones Videos auch direkt als Livestream ins Netz. Diese Funktionen kennt man allerdings schon aus dem letzten Jahr.
Neu sind mit der GoPro Hero11 Black hingegen Modi für verspielte Nachtaufnahmen mit längerer Belichtungszeit. Beim Modus „Lichtmalerei“ zeichnen Nutzerinnen und Nutzer etwa mit einer Taschenlampe eine Lichtspur ins Bild. Der Modus „Startrails“ gibt die Bewegung des Sternenhimmels wieder und „Auto-Lichtspuren“ lässt Aufnahmen von Straßen zu Rot-Gelben Scheinwerferlicht-Aquarellen werden. Hier gleicht GoPro eine Schwäche der Vergangenheit ein wenig aus, denn die Hero10 und die Hero9 hatten so ihre Probleme mit schlecht ausgeleuchteten Umgebungen und Bildrauschen.
4K, Fotomodus, Zeitraffer, Nachtaufnahme – das Jonglieren mit Extras und Einstellungen gestaltet sich auf dem kleinen Display der Hero11 schwierig. Für Neulinge und Suchfaule gibt es daher einen neuen vereinfachten Steuermodus mit reduzierten Menüs. So gelingen fixe Schnappschüsse unterwegs. Profis aktivieren hingegen den vollen Funktionsumfang über eine entsprechende Schaltfläche in den Einstellungen.
GoPro Hero11 Black läuft im Test zu heiß
Mit rund 67 Minuten Akkulaufzeit bei dauerhafter 4K-Aufnahme arbeitet die neue GoPro Hero11 Black in etwa so lange, wie das Vorgängermodell mit der 10 im Namen. Bei geringerer Auflösung, bei weniger Bildern pro Sekunde oder im Modus „verlängerte Akkulaufzeit“ steigt die Filmdauer entsprechend an. Das ist genügend Zeit für die meisten Action-Ausflüge, wenn auch etwas knapp bemessen. Spannendes Detail: Auf dem Teststand schaltete sich die GoPro bei etwa 50 Prozent Akkuleistung ab, weil sie überhitzte.
Dies geschah aber in einer geschlossenen Testumgebung, bei Outdoor-Sport dürfte die Kamera ausreichend gekühlt werden. Sollte einem Akku dann doch einmal der Saft ausgehen, lässt er sich einfach gegen einen neuen austauschen. Schade: Der GoPro Hero11 Black liegt nicht mehr so viel Zubehör bei, wie dem Vorgängermodell – so auch nur ein einziger Akku.
Leistungsstrake App von GoPro
Ein Herzstück der GoPro-Erfahrung ist seit einigen Jahren die zugehörige Quik-App. Mit dem Programm wird das Smartphone zur GoPro-Fernbedienung, inklusive Video-Vorschau. So lässt sich auch mit der GoPro Hero11 Black streamen oder kabellos ein Update über das WLAN in die Kamera einspielen. Integrierte Schnitt- und Effektfunktionen erlauben außerdem das Bearbeiten von Inhalten, wenn gerade kein Computer zur Hand ist.
Das Ergebnis sind kurzweilige Videoclips, die sich anschließend nahtlos in den gängigen Social-Media-Kanälen hochladen lassen. Den vollen Funktionsumfang der Quik-App gibt es allerdings nur in einem kostenpflichtigen Abo-Modell. Rund zwei Euro veranschlagt GoPro dafür im Monat, liefert aber auch Komfortfunktionen wie automatisierten Upload von Footage in die Cloud.
Der Action-Cam-Test: Welche Kamera macht die besten Aufnahmen?
Action-Cams sind jeder Situation gewachsen. IMTEST hat fünf Modelle getestet.
GoPro liefert gute Bildqualität im Labor
Aber wie gut sind denn nun die Aufnahmen, die eine GoPro schießt? Um das zu ermitteln, musste sich die kleine Action Cam auf dem großen FOTOTEST-Teststand beweisen, den auch die großen Kameras durchlaufen. Die Ergebnisse bewegen sich dabei im guten Bereich, lassen aber noch einige Luft nach oben. Die GoPro Hero11 Black zeichnet sich durch eine hohe Detailgenauigkeit in der Bildmitte aus, die zum Rand hin aber spürbar abnimmt. Die Farbwiedergabe ist angenehm natürlich und strahlend, ohne dabei zu übersättigen.
Auch das Bildrauschen hält sich in Grenzen, jedenfalls so lange genug Licht zur Verfügung steht. In dunkler Umgebung werden die Inhalte der Kamera schnell körnig – wenn auch nicht mehr so stark, wie noch bei den Vorgängermodellen. Schlussendlich ist der Dynamikumfang der Action Cam ein wenig zu gering und dürfte für lebhaftere Aufnahmen höher ausfallen.
GoPro Hero11 Black gehört nach draußen
Doch schon während des Tests fällt auf: Diese Kamera ist nicht für Teststände und Labormessungen konzipiert. Um die Messfelder korrekt abzulichten, muss die faustgroße GoPro Hero11 Black bis auf wenige Zentimeter vor die Bildtafeln geschoben werden. Zum Vergleich: Konventionelle Kameras stehen je nach Objektiv in einigen Metern Entfernung. Auch sorgt der starke Weitwinkel der GoPro-Linse für Verzerrungen und Unsauberkeiten auf den Testbildern.
Kurzum: Die Action Cam spielt ihre Stärken unter freiem (und bestenfalls blauem) Himmel aus – und dann auch eher bei Videoaufnahmen, als bei Fotos. Hier liefert der Sichttest großartige Aufnahmen mit lebhafter Dynamik und messerscharfen Konturen. Selbst bei schnellen Bewegungen bleiben die Bildwechsel sauber und fangen actionreiche Szenen aus einzigartigen Blickwinkeln ein.
Fazit
Die GoPro Hero11 Black bietet mehr von der bewährten Kost, die Action-Cam-Nutzer seit Jahren von GoPro gewohnt sind. Das ist aber etwas Gutes, denn die Cam überzeugt mit einfacher Nutzung, tollen Aufnahmen und robuster Bauweise. Wer die Hero10 besitzt, muss allerdings nicht zwingend auf das neuste Modell nachrüsten. Aber: Mehr Akkulaufzeit und Zubehör im Lieferumfang wären wünschenswert.
- PRO
- Überzeugende Videoaufnahmen, gute Bilder, umfangreiche App
- KONTRA
- Akkulauzeit etwas knapp bemessen, bei wenig Licht körnige Aufnahmen