Die Entscheidung ist gefallen: Ein älteres Ehepaar hat sich ganz bewusst entschieden, so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Die beiden Senioren wissen, dass ihre Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug in Zukunft zum Problem werden kann. Zufällig wird im Erdgeschoss eine Wohnung frei. Die beiden greifen zu. Um in die neue, baugleiche Wohnung mit 71 Quadratmetern zu gelangen, sind immer noch sechs Treppenstufen zu überwinden. Genau genommen ist das zwar kein barrierefreies Wohnen, aber diesen Kompromiss nehmen sie in Kauf. Die Wohnung muss komplett renoviert werden, der Wohnungsumbau steht an. Dabei lassen sich zahlreiche Details berücksichtigen, um künftig altersgerecht wohnen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Beim Badkomfort an morgen denken beim Wohnungsumbau
Im Bad wollen wir uns wohlfühlen, aber auch sicher bewegen können; die Ausstattung soll unseren heutigen Anforderungen entsprechen, uns aber auch noch morgen unterstützen. Dabei lässt sich schon mit kleinen Veränderungen viel verbessern: Eine Handtuchstange, auf der man sich lieber nicht abstützen sollte, lässt sich durch einen stabilen Haltegriff mit Ablagefunktion fürs Handtuch ersetzen. Die feste Verankerung in der Wand sollte ein Profi übernehmen. Kein großer Umbau ist auch der Austausch des alten Waschbeckens gegen ein neues mit Beinfreiheit, sodass man einen Stuhl oder Hocker heranrücken kann. Noch mehr Komfort bieten Waschtische mit seitlich eingearbeiteten Mulden zum Festhalten. Solche Modelle müssen nicht wie die von der Pflegestation aussehen, sie sind auch in stilvollem Design erhältlich. Der neue Einhandmischer, wenn gewünscht mit verlängertem Bedienhebel, ist ebenfalls eine kleine Verbesserung.
Zu empfehlen ist auch ein kippbarer Spiegel, der so eingestellt werden kann, dass man sich auch im Sitzen gut sehen kann. Solche Badspiegel sind im Kommen. Helle Beleuchtung von beiden Seiten ist eine Wohltat. Licht ist generell nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern bei eingeschränkter Sehfähigkeit ein Sicherheitsfaktor. Das Generationenbad bietet Badkomfort für den Benutzer “in den besten Jahren” bis ins hohe Alter.
Die Badewanne mit Tür dank Wohnungsumbau
Wenn es um die zukunftssichere Badmodernisierung geht, ist fast immer vom Ersatz der alten Wanne durch eine bodengleiche Dusche die Rede. Dabei fällt ein Verzicht auf das lieb gewordene Eintauchen ins warme Wasser mit seinen hausmedizinischen Vorzügen mitunter schwer. Zwar punktet die barrierefreie Dusche mit leichter Erreichbarkeit, andererseits sind Entspannungsbäder für Muskeln und Gelenke sowie Erkältungsbäder wichtige Argumente für die Wanne. Nicht von ungefähr stellt sich daher die Frage nach einer 2-in-1-Lösung: Duschbadewannen, die hinter einer niedrigen Schwelle geräumigen Platz zum Brausen bieten und sich bei Bedarf in eine vollwertige Badewanne verwandeln lassen. Solche Wannen mit einer verschließbaren Türöffnung sind zunehmend im Sanitärfachgroßhandel verfügbar.
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Die Bade-Duschwannen-Kombinationen lassen sich am besten als barrierearm beschreiben: Die Nutzung der Wanne ist zwar nicht bodengleich, es geht hier um die Höhe von etwa einer Treppenstufe. Dafür muss jedoch keine Oberkante von 50 Zentimetern mehr überwunden werden. Die Kombi-Wannen bieten sich für Senioren ebenso an wie in Haushalten, in denen sowohl geduscht als auch gebadet wird und kein Platz für zwei Installationen nebeneinander ist.
Die Innovationen für mehr Wannenkomfort gehen bei einigen Kombis noch darüber hinaus. Es sind Modelle mit integriertem Hebesitz verfügbar, wo man auf Tastendruck per Motor ins Wasser abgesenkt und wieder zurückgeholt wird. Auch hierbei handelt es sich um eine Lösung mit niedrigschwelliger Türöffnung und bequemer Duschfläche.
Welche Fußböden sind schön und praktisch?
Fliesen in Bad, Küche und Flur sowie Parkett im Wohnzimmer – das hat sich bewährt. Doch ein schöner beigefarbener Teppichboden im Schlafzimmer kann sich schnell als Planungsfehler herausstellen. Zum Beispiel, wenn die Bewohnerin etwas zitterig ist und gern ihre morgendliche Tasse Tee auf der Bettkante trinkt. Da kleckert schon mal etwas zu Boden. Nach kurzer Zeit muss die Auslegeware ersetzt werden. Eine Alternative ist das sogenannte Design-Parkett. Dieser Vinyl-Belag sieht durch seine Maserung täuschend echt aus, fühlt sich aufgrund der Prägung fast so an wie ein echter Holzfußboden und erzeugt weniger Gehgeräusche als Laminat. Vinyl-Belag ist unempfindlicher gegen Kratzer als Echtholzparkett und lässt sich gut sauber halten.
Die seniorenfreundliche Küchenplanung
Selbstständig bleiben, den Alltag meistern: Gerade in der Küche sind die Herausforderungen mit zunehmendem Alter spürbar. Das liegt weniger an der Ausstattung mit Geräten, Kochgeschirr und Zutaten, sondern an der Organisation, die nicht mehr passt. Gute Erreichbarkeit, Arbeitshöhe und nicht zuletzt Aspekte der Sicherheit, gewinnen an Gewicht. Das gerade Benötigte könnte leichter zur Hand sein, der Rücken entlastet werden. Gute Ergonomie ist mit ein paar praktischen Veränderungen gar nicht schwierig umzusetzen.
So sollten große und oftmals schwere Töpfe besser in breiten Schubladen unter der Arbeitsfläche verstaut sein, als dass sie in der Hockstellung aus dem Unterschrank geholt werden müssen. Das gilt auch für Kochzutaten und kleine Vorräte, die auf Augenhöhe in Apothekerschränke passen, ohne dass man sich bücken oder in den Oberschrank angeln muss. Schränke sind mit Ablagen verfügbar, die sich beim Öffnen zum Benutzer herausdrehen, und dies sogar über Eck aus dem hintersten Winkel. Stichwort Arbeitshöhe: Rückenschonend ist es, wenn die Vorbereitungsfläche zur Körpergröße passt. Für eine niedrigere Arbeitsplatte sind entsprechende Unterschränke verfügbar. Aber auch die Oberschränke sind in ihrer Anordnung und Dimension zu überdenken. Braucht man zwei Etagen, wenn der obere Stauraum nur per Stufentritt zu erreichen ist? Wer mehr investieren will, lässt sich im Fachhandel über elektromotorische Oberschränke und Arbeitshöhen beraten: Per Fernbedienung kommen einem dann Schrank und Arbeitsplatte entgegen.
Zu berücksichtigen ist auch der Bedienkomfort an den Elektrogeräten: Vor allem am Herd sollte die Temperatureinstellung auf den ersten Blick sichtbar und einfach zu betätigen sein. Eine Leuchtanzeige mit klaren Ziffern, von oben ablesbar, hilft. Nicht zuletzt schützt Induktionstechnik davor, dass die unbewusst auf dem Herd abgelegte Zeitung Feuer fängt oder ein irrtümlich eingeschaltetes Kochfeld glüht. Erhitzt werden nur Töpfe mit einem magnetischen Boden, damit bleiben alle Platten ohne Topf kalt.
Der vorliegende Text stammt aus dem Ratgeber “Der Pflegekompass” von Jochen Mertens e.K., erstmals erschienen 2021 bei der Funke Mediengruppe.
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