Das französische Start-up Unistellar produziert Teleskope, die nicht nur der Mond und unsere größten Nachbarn Saturn und Jupiter erfassen können, sondern auch einen Blick in ferne Galaxien zu Nebeln und Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems erlauben. Dabei legt Unistellar seinen Kundenfokus nicht wie viele andere auf Forschungseinrichtungen, sondern auf Autonormalverbraucher mit astronomischem Interesse und ein paar Euro in der Rückhand. Auf der Fachmesse CES 2023 wird das Start-up seine Neuerscheinung präsentieren. Das eQuinox 2 ist das bislang vierte Produkt des noch jungen Unternehmens. Es folgt auf das vielfach ausgezeichnete eVscope 2 und soll dabei nach eigenen Angaben zu den leistungsstärksten Digitalteleskopen der Welt gehören. Unistellar kooperiert daher sogar mit der NASA – und seine Kunden dürfen mitmachen.
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Unistellar öffnet das All
Bis dato war Weltraum-Beobachtung vor allem Sache astronomischer Institute. Mit einem handelsüblichen Teleskop für Privatpersonen ließ sich der Mond in guten Nächten auch mal Saturn oder Jupiter sehen. Doch dann kam das System an seine Grenzen. Unistellar will daran etwas ändern. Das französische Start-up wurde 2015 von vier Physikern gegründet. Seitdem arbeiten sie und ihr Team daran, die Türen zum All für alle Interessierten zu öffnen. Und das sind viele, glaubt Mitgründer und CEO Laurent Marfisi: “Jeder hat irgendeinen Bezug zu den Sternen”, sagt er im Interview mit IMTEST. Um dieses Interesse zu befriedigen, wolle Unistellar Menschen die Möglichkeit geben, entsprechend einfach und in ihrer Freizeit die Sterne zu beobachten.
Das Konzept des Unternehmens beruhe auf einer Kombination aus Einfachheit und Effizienz, so Marfisi. Das scheint zu funktionieren. 2017 stellt Unistellar erstmals das eVscope-Teleskop auf der CES in Las Vegas vor – und macht dabei Eindruck. Noch im selben Jahr kommt es zu einer Partnerschaft mit dem SETI-Institut und einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne. Rund 2,2 Millionen US-Dollar kommen zusammen, damit ist es die größte Tech-Crowdfunding-Kampagne in Frankreich und zweitgrößte bis dato in Europa.
Privatkunden forschen mit Unistellar für die NASA
Es folgen diverse Auszeichnungen, weitere Modelle und erste “Citizen-Science-Erfolge”. Denn wer ein Unistellar-Teleskop besitzt, darf auch für die NASA arbeiten, erklärt Marfisi. Im Prinzip sei es ganz einfach: Die Teleskope von Unistellar würden alle per App gesteuert. Daher sei es enorm viel einfacher, bestimmte Himmelskörper anzuvisieren. Wer mit seinem Teleskop dann nebenbei auch noch einen Beitrag zur Wissenschaft leisten wolle, könne sich in einem E-Mail-Verteiler registrieren und bekäme daraufhin eine Mail von der NASA mit einem Link. Dieser könne mit einem Klick aktiviert werden und würde dann automatisch Daten an die Unistellar-App auf demselben Gerät senden. Die App würde dann das Teleskop entsprechend ausrichten und die aufgenommenen Daten zu den Himmelskörpern an die NASA senden. Auch soll es hier Empfehlungen geben, welche Objekte sich entsprechend dem Standort und der Uhrzeit gerade besonders gut beobachten ließen.
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Höher, weiter, Weltraum
Selbstverständlich sei es auch möglich, dass Kunden die App schlicht privat nutzten. Sie sei zudem nicht nur dazu da, das Teleskop zu konfigurieren, sondern könne auch Aufnahmen des Gesehenen speichern, sodass mühseliges Abfotografieren nicht mehr nötig sei. Das soll selbst in lichtverschmutzten Städten möglich sein, verspricht CEO Marfisi. Denn bereits das eVscope eQuinox, das zweite Modell der Reihe von Unistellar sei das damals “neueste und leistungsfähigste digitale Teleskop der Welt” gewesen. Nun aber hat es bereits einen Nachfolger, das eVscope 2, das Unistellar im September 2021 gemeinsam mit Nikon entwickelt hatte. Und ein weiteres Teleskop ist im Kommen.
Details zum Newton-Teleskop: eQuinox 2
Nach Unistellars umfangreichen Erfolgen in den ersten Jahren ist es kaum verwunderlich, dass das Unternehmen auch im kommenden Jahr auf der CES 2023 eine Neuheit präsentieren will. Auf das eVscope 2, folgt nun dann das eQuinox 2. Es ist seit dem 03. Januar zum Vorverkauf freigegeben und soll ab Februar 2023 weltweit verfügbar sein, zu einem Preis von 2.499 Euro erhältlich auf der Website von Unistellar.
Das eQuinox 2 ist mit Unistellars Smart Light Pollution Reduction ausgestattet, die auch Städtern ermöglichen soll, selbst weit entfernte Phänomene wie die Ringe des Saturn oder die Farben des Hantelnebels in Echtzeit zu sehen. Für eine verbesserte Livebildbearbeitung nutzt das Teleskop dabei Enhanced Vision-Technologie, die damit erstmals auch in der Amateurastronomie zum Einsatz kommt. Um Laien auch noch die Orientierung im zu erleichtern, verwendet das eQuinox 2 Autonomous Field Detection, nach eigenen Angaben die “wohl einfachste und leistungsfähigste Ausrichtungstechnologie für Teleskope zur automatischen Justierung”. Die Steuerung erfolgt dabei wie auch schon bei den Vorgängern über die Unistellar App, die sowohl mit Smartphones als auch mit Tablets kompatibel ist.
Simple Lösungen für Hightech?
Da das Teleskop inklusive Stativ nur neun Kilogramm wiegen soll, wäre es einigermaßen gut transportabel und mit seinem 11-Stunden-Akku auch für Einsätze im Freien geeignet. Wollen dabei mehrere Leute gleichzeitig an dem Erlebnis teilhaben, bietet die App laut Unistellar die Möglichkeit, sich mit bis zu 10 Personen in der Nähe zu verbinden, um die Bilder aus dem Teleskop live zu streamen. Zudem lassen sich die Aufnahmen hier abspeichern. Dazu stehen 64 Gigabyte Speicherplatz zur Verfügung.
Fazit: Ein Teleskop, das spielend per App zu bedienen sein soll? Und das dabei Bilder liefert, die in ihrer Qualität der NASA genügen? Das muss überprüft werden! Das eQuinox 2 ist leider noch nicht freigegeben, doch IMTEST freut sich auf einen ausstehenden Test mit dem eVscope 2 – bis zur CES 2023 das leistungsfähigste Digitalteleskop der Welt laut Unistellar.