Samsung hat Klapp- und Falt-Smartphones 2019 mit seinen Galaxy-Z-Flip- und Z-Fold-Modellen salonfähig gemacht. Kurz darauf zogen Hersteller wie Huawei und Oppo nach und schickten ihre eigenen Pendants ins Rennen. Zwar muss man in deutschen Großstädten immer noch kräftig suchen, bis einem eine Person mit einem Klapp-Telefon über den Weg läuft – Experten sind sich jedoch sicher: Dieser Trend reißt so schnell nicht ab. Mit Motorola legt nun ein Schwergewicht mit langer Vergangenheit nach. Schließlich dominierte der US-Konzern Anfang der 2000er-Jahre den Handy-Markt mit seinen ikonischen Klapp-Telefonen. Ein paar Generationen später soll das Motorola Razr 2022 jetzt die Gunst der deutschen Käuferschaft gewinnen. Ein gelungenes Comeback? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat IMTEST das neue Klapp-Smartphone von Motorola ausgiebig getestet.
Technische Daten im Überblick
Das sind die technischen Details laut Hersteller:
- Außendisplay: 2,7 Zoll Diagonale, 60 Hertz
- Aufgeklapptes Innen-Display: 6,7 Zoll Diagonale, bis zu 144 Hertz Bildwiederholrate
- Duo-Kamera: Hauptkamera 50 Megapixel, Ultraweitwinkel 13 Megapixel
- Prozessor: Snapdragon 8+ Gen1
- Speicher: 256 Gigabyte
- Betriebssystem: Android 12
- Sicherheit: Fingerabdrucksensor & Gesichtserkennung
- Mobilfunkanbindung: 5G
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Motorola Razr 2022: Handy für die Hosentasche
Wie das Huawei P50 Pocket und das Samsung Galaxy Z Flip4 erinnert auch das Motorola Razr 2022 auf den ersten Blick an einen Schminkspiegel. Doch binnen Sekunden offenbart das Quick-View-Display samt Uhr-Anzeige, dass es sich um ein Smartphone handelt. Genau genommen nennt man diese Bauart Clamshell-Phones, umgangssprachlich auch Klapp-Telefone genannt. Der Mechanismus ist bekannt: Der Bildschirm lässt sich in der Mitte knicken und so auf ein kompaktes Maß falten. Und darin liegt auch schon eine große Stärke des Formfaktors. Im zusammengeklappten Zustand ist das Motorola Razr 2022 schön handlich und gerade mal acht Zentimeter breit. Heißt: Selbst in kleineren Hosentaschen wird es nicht eng. Minimales Manko: Eingeklappt ist das Telefon rund 1,7 Zentimeter dick – manch einem könnte das zu klobig sein. So oder so: Ob man den Klapp-Mechanismus mag oder nicht, bleibt ohnehin Geschmackssache.
Deutlicher ist hingegen, dass die Verarbeitung des Motorola-Modells hochwertig ist. Das Gehäuse wirkt robust und sieht mit seinen abgerundeten Ecken schick aus. Unschön ist hingegen, dass es sehr anfällig für Fingerabdrücke ist. Schon nach kurzer Zeit war nahezu das ganze Handy voll davon. Um das zu verhindern, sollte man das beiliegende Plastik-Cover anlegen, welches im Lieferumfang enthalten ist. Zusätzlich schützt das auch noch das Smartphone bei Stürzen.
Die Verpackung des Handys ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sieht sie sehr edel aus und lässt sich – wie von Motorola so beworben – alternativ auch als Handy-Halterung nutzen. Trotzdem fällt beim Auspackprozess viel Verpackungsmüll an, der vermeidbar gewesen wäre. In Zeiten von Ressourcenschonung ist das besonders bitter.
Bildschirm: Ein Handy, viele Displays
Wie zuvor bereits erwähnt, hat Motorola auf der Rückseite ein Quick-View-Display eingebaut, welches 2,7 Zoll in der Diagonale misst und mit 800 x 573 Bildpunkten auflöst. Die Bildwiederholrate beträgt 60 Hertz, was für ein Bildschirm für schnelle Anzeigen völlig ausreicht. Das Display zeigt beispielsweise WhatsApp-Nachrichten, eingegangene E-Mails oder den aktuell abgespielten Song von Spotify an. Aufgeklappt kommt der 6,67 Zoll große Hauptbildschirm zum Einsatz, der Inhalte scharf anzeigt (394 ppi).
Dank der Display-Technik AMOLED sehen selbst knallige und intensive Farben des erweiterten Farbraums klar aus. Spitzen-Kontraste runden das brillante Bild ab – was unter anderem Streaming-Inhalten und Spielen zugutekommt. Besonders letztere profitieren auch noch von der flüssigen Bildwiederholrate, die in der Spitze bei 144 Hertz liegt, – jedoch nur bei Gaming-Inhalten. Apropos spitze: Im Testlabor lag die Maximalhelligkeit des Razr bei 539 Candela pro Quadratmeter – ein guter Wert, wodurch auf dem Display auch bei Sonnenschein noch alles erkennbar bleibt.
In einem optischen Punkt ist das Motorola Razr 2022 dem Samsung Galaxy Z Flip4 voraus. Die Knickfalte ist im aufgeklappten Zustand nahezu unsichtbar. Beim Samsung-Pendant ist sie viel sichtbarer. Wie sich das nach längerer Nutzung verhält, wird der Langzeittest zeigen.
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Leistung: Snapdragon macht Dampf
Unter der Haube weiß das Motorola Razr 2022 ebenfalls zu überzeugen. Mit dem Qualcomm-Prozessor Snapdragon 8+ der ersten Generation pocht im Handy ein leistungsstarkes Herz. Dem Chip stehen acht Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 256 GB Festspeicher für Dateien und Programme zur Seite. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 5 räumte die CPU 3.240 Punkte ab, womit sich Motorolas Klapp-Telefon vor das Huawei P50 Pocket schiebt – wenngleich es noch hinter dem Samsung Galaxy Z Flip4 liegt. Beim Berechnen von grafisch aufwendigen Bildern im Benchmark 3DMark Slingshot Extreme knackte das Motorola Razr 2022 wie seine Artgenossen den Maximalwert.
Rudimentäre Anwendungen wie WhatsApp und Co. sind für das Handy ein Kinderspiel und selbst aufwendigere Apps wie “Genshin Impact” laufen flüssig. Wer gerne unterwegs spielt, kann beim Motorola Razr 2022 also problemlos zugreifen. Flüssiges Online-Gaming ist dank 5G-Unterstützung und blitzschnellem Wifi-6-Modul ebenfalls drin. Auch die App-Auswahl ist dank vorinstalliertem Android 12 samt Google Play Store enorm.
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Kamera: Starke Hauptlinse
Oberhalb des Quick-View-Displays setzt Motorola auf eine Duo-Kamera, die sich aus einer 50 Megapixel (MP) Hauptlinse und einem 13 MP Ultraweitwinkel zusammensetzt. Im aufgeklappten Zustand kommt dann die Selfie-Kamera zum Vorschein, die Bilder mit 32 MP aufnimmt. Videoaufnahmen lassen sich mit der Rückkamera sogar in 8K-Auflösung drehen – mit den Pendants von Huawei und Samsung ist “nur” 4K drin.
Im IMTEST-Testlabor mussten sich die Haupt- und Selfiekamera simulierten Szenarien bei Tages- und Abendlicht stellen. Hinzu kommt eine Probe des Zooms und Aufnahmen in echter Umgebung.
Hierbei sackte die 50 MP Hauptkamera die meisten Pluspunkte ein. Bei Tageslicht geschossene Aufnahmen weisen einen hohen Detailreichtum auf. Erkennbar wird das beispielsweise am Hamburger Rathaus, dessen Fassade auf den Fotos noch feine Unterschiede aufweist. Farben sehen natürlich aus und im Horizont sind selbst kleinere Nuancen erkennbar. Und auch wenn dem Sensor wenig Licht zur Verfügung steht, kommen noch brauchbare Schnappschüsse raus. Minimale Abstriche muss man hinnehmen, so schleicht sich unter anderem etwas mehr Bildrauschen ein und nicht alles ist immer vollends scharf.
Bei der Selfiekamera zeigt sich leider ein anderes Bild. Selbst bei Tag geschossene Bilder verschlucken Details. Zur Ehrenrettung muss man jedoch sagen, dass die Farbdarstellung immer noch “gut” ist – Farben sind nicht überzeichnet und nur bei Abendlicht recht blass. Wenn wenig Licht vorhanden ist, verrauschen die Bilder aber massiv.
Akku: Zweistelliges Ergebnis
Dass Leistung und Energiehunger sehr gut aufeinander abgestimmt sind, hat das Motorola Razr 2022 im Akku-Test bewiesen. Bei permanenter Videowiedergabe und einer gleichbleibenden Helligkeit von 300 Candela pro Quadratmeter gingen erst nach zehn Stunden und 34 Minuten die Lichter aus. Zum Vergleich: Damit liegt es nur knapp hinter dem Oppo Find N und klar vor dem Samsung Galaxy Z Flip4. Letzteres kam unter gleichen Voraussetzungen nur auf knapp über 8 Stunden.
Keine Selbstverständlichkeit ist es, dass Motorola seinem Handy ein Netzteil beilegt. Damit war das Handy nach nur einer Stunde und vier Minuten bereits von null auf 100 Prozent geladen – das ist kurz. Eben mal das Handy aufladen und es lange weiterbenutzen ist mit dem Motorola Razr 2022 also kein Ding der Unmöglichkeit.
Fazit
Quadratisch, praktisch, gut: Mit dem Razr 2022 feiert Motorola eine ruhmreiche Rückkehr auf dem deutschen Markt der Klapp-Telefone. Denn im Test hat das Smartphone nahezu durch die Bank weg überzeugt. Das Display glänzt mit brillanter Farbdarstellung und hoher Helligkeit, die Hauptkamera mit tollen Aufnahmen und der Snapdragon-Chip mit rasanter Geschwindigkeit. Besonders erstaunlich ist es, wie Motorola den optischen Knick versteckt hat – was die Nutzung angenehmer macht. Dieses technische Gesamtpaket rechtfertigt den Preis von 1.199 Euro. Das ist zwar immer noch viel Geld für ein Smartphone, jedoch liegt beispielsweise das Huawei P50 Pocket preislich noch darüber, schnitt im Test jedoch nicht so gut ab.
- PRO
- Brillantes Display zum Klappen, sehr starke Akku und kurze Ladedauer, Snapdragon-Prozessor mit sehr viel Leistung, Hauptkamera liefert tolle, detailreiche Aufnahmen
- KONTRA
- Viel Verpackungsmaterial, im eingeklappten Zustand etwas klobig, kein kabelloses Laden.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,2