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iFixit ausprobiert: Smartphones selbst reparieren

So gut funktioniert das Reparatur-Set von iFixit.

Das gesamte Set von iFixit, um ein Display auszutauschen.
© IMTEST

Es braucht nur eine falsche Bewegung und plötzlich liegt das Smartphone auf dem Steinboden. Falsch herum, wie könnte es auch anders sein. Aus einer unachtsamen Sekunde wird also ein grober Schaden, der das Gerät nahezu unbrauchbar macht. Am naheliegendsten ist nun, das Smartphone reparieren zu lassen oder gar ein neues zu kaufen. Beide Varianten sind jedoch kostspielig, zumal der Preis für eine professionelle Reparatur im Zweifel den aktuellen Wert übersteigt. Eine Alternative dazu bietet der Reparatur-Anbieter iFixit. Mit dem passenden Kit und der entsprechenden Anleitung sollen Laien dazu befähigt werden, ihr Smartphone eigenständig reparieren zu können. IMTEST hat es ausprobiert.



Die Gründe, ein defektes Smartphone zu reparieren, statt ein neues zu kaufen, können über den Kostenaspekt hinweg reichen. Denn jedes neue Gerät benötigt wertvolle und knappe Ressourcen. Ein nachhaltiger Ansatz ist beispielsweise, das Smartphone komplett modular zu gestalten, sodass Einzelteile bei Bedarf ausgetauscht werden können, ohne dass gleich ein neues Gerät gekauft werden muss. Fairphone ist in diesem Feld Vorreiter, doch auch Einzelteile anderer Smartphones lassen sich grundsätzlich austauschen.

iFixit: Tausende Anleitungen

Das US-amerikanische Unternehmen iFixit hat sich auf passgenaue Sets, bestehend aus Ersatzteilen und Werkzeugen, spezialisiert. Die dazugehörigen Anleitungen sind einfach formuliert, mit Bildern versehen und auf der Website gebührenfrei einsehbar. Repariert werden kann mit iFixit so einiges: Neben Anleitungen zu Smartphones, Tablets, Desktop-PCs, Konsolen, Kameras, GoPros und Laptops gibt es auf der Website unzählige Beiträge zu allen möglichen Reparaturen in den Bereichen Haushalt, Hobby oder Fahrzeuge. Über 88.000 Anleitungen sind laut Website komplett kostenlos verfügbar.

Screenshot der Anleitung bei iFixit.
Die Anleitung ist detailliert und trotzdem leicht verständlich. © iFixit

Auch in den einzelnen Kategorien ist die Bandbreite riesig: So kann man bei einem Smartphone Akku, Kamera, Display Sensoren, Linsen, Ladeanschlüsse und vieles mehr austauschen. In dem Testszenario repariert IMTEST ein Google Pixel 4a mit einem gesprungenen Display. Dafür notwendig ist ein bereits vordefiniertes Set, bestehend aus dem Ersatzdisplay und allen notwendigen Werkzeugen. Dieser Punkt ist deshalb erwähnenswert, weil man auch Werkzeuge und Ersatzteile separat bestellen kann, beispielsweise wenn schon Werkzeug vorhanden ist.

Ein Google Pixel 4a mit gebrochenem Display.
Mit einem gebrochenen Display lässt sich nicht viel anfangen – trotzdem kein Grund für einen Neukauf. © IMTEST

Klarer Kostenvorteil

Der deutsche Sitz von iFixit ist in Stuttgart, von wo auch das Paket mit dem Reparier-Set kommt. Im Vorfeld des Tests war das exakt passende Set allerdings nicht vorrätig. Aus diesem Grund mussten die Werkzeuge sowie das Ersatzdisplay einzeln im Warenkorb zusammengestellt werden. Dadurch war schlussendlich mehr Material vorhanden, als nötig gewesen wäre. Dieser Fakt ist insofern relevant, als dass man im Normalfall von einem Kostenpunkt von knapp 95 Euro ausgehen kann. Ab einem Warenwert von 65 Euro versendet iFixit das Paket ohne Kosten für den Käufer.

Das ausgepackte Set von iFixit zum Austauschen des Displays.
iFixit bietet alles, was für die Reparatur des Smartphones nötig ist. © IMTEST

Zum Vergleich: Dieselbe Reparatur von einem Dienstleister kostet beispielsweise 269 Euro. Dass mit der eigenständigen Reparatur also neben Ressourcen auch noch Geld gespart werden kann, wird spätestens hier klar. Wer Zweifel an der Qualität des Ersatzteils hat, muss sich keine Sorgen machen, denn iFixit geht Kooperationen mit Herstellern ein, sodass teilweise sogar Originalteile verkauft werden. Ansonsten handelt es sich um Ersatzteile von Komponentenherstellern oder Sekundärmarkt-Lieferanten.



Zeit und Nerven erforderlich

Allerdings – und das ist lediglich als Erinnerung und nicht als Warnung gemeint – erfordert die eigenständige Reparatur eines technischen Gerätes einen gewissen zeitlichen Aufwand, eine ruhige Hand und ein wenig technisches Geschick. Die Anleitung für den Austausch des Displays des Google Pixel 4a gibt einen Zeitaufwand von 30 bis 60 Minuten an, sowie die Schwierigkeitsstufe “Mittel”. Im Test hat die Reparatur etwa 75 Minuten gedauert, aufgrund dessen, da einige Schritte mehrere Versuche gebraucht haben. Da das Ergebnis – ein perfekt funktionierendes, neues Display – jedoch die Erwartungen voll erfüllt hat, kann man über die Verzögerung hinwegsehen.

Eine Frau legt den iOpener von iFixit in die Mikrowelle.
Der iOpener muss in der Mikrowelle erhitzt werden, um den Kleber an der rechten Display-Seite zu lösen. © IMTEST

Fazit

Wer sein Smartphone – oder nahezu jedes andere technische Gerät – reparieren will, braucht dafür keine tiefen Hardware-Kenntnisse. Die passgenauen Sets und Anleitungen von iFixit befähigen jeden dazu, Schäden selbst zu beheben. Insofern zeigt der Test, dass das Reparieren von leicht beschädigter oder in die Jahre gekommener Technik durchaus eine Möglichkeit ist, Geld zu sparen sowie einen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten.

Rachel Cale

Rachel Calé ist seit Mai 2022 Teil der IMTEST-Redaktion, wo sie sich am liebsten mit Themen rund um Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz beschäftigt. Stehen Produkttests an, taucht sie gerne in die neue Materie ein - stets mit dem Ziel, den eigentlichen Mehrwert für den Konsumenten zu ermitteln. Seit 2013 veröffentlicht Rachel Calé ehrenamtlich und als freie Autorin verschiedenste Beiträge, die letzte Station vor IMTEST war für die gelernte Kauffrau eine Tätigkeit bei einem nachhaltigen StartUp.