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Alles über Menstruationstassen: Preise, Modelle, Anwendungstipps

Wie funktionieren Menstruationstassen und welche passt am besten? IMTEST klärt die wichtigsten Fragen.

Frau hält Menstruationstasse in der Hand, in der sich Blumen befinden
© Cottonbro Studio / Pexels

Etwa fünfhundert Mal menstruiert eine Frau in ihrem Leben, geht man von einer Gebärfähigkeit von 38 Jahren aus. Insgesamt betrachtet sind das sieben Jahre, in denen ganze 30 Liter Blut ausgeschieden werden. Sich mit dem Thema Menstruationshygiene zu befassen, ist also lohnend. Inzwischen bieten Drogeriemärkte dafür weit mehr als Tampons und Binden an, so versprechen Alternativen wie Menstruationstassen und Periodenunterwäsche vor allem, ökologisch nachhaltig zu sein. Doch daneben bieten sie weitere Vorteile. IMTEST klärt alle wichtigen Fragen rund um Menstruationstassen.



Man könnte meinen, Menstruationstassen seien eine Erfindung des 21. Jahrhunderts, möglicherweise als Antwort auf die allgemeine Ressourcenknappheit. Diese Annahme ist jedoch weit gefehlt, so meldete die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Leona W. Chalmers bereits 1937 das erste Patent für eine Menstruationstasse an. Wie kann es dann sein, dass sich im Jahr 2020 trotzdem nur 15 Prozent der menstruierenden Frauen für die wiederverwendbare und kostengünstige Alternative zu Wegwerfprodukten entscheiden? Betrachtet man die zahlreichen Vorteile einer Menstruationstasse, so scheint es paradox, dass nach wie vor nur so wenige Frauen davon wissen oder diese nutzen.

Menstruationstassen: Doppelt sparsam

Eine mögliche Antwort ist, dass es sich für die Hersteller von Hygieneprodukten weniger rentiert, würden Menstruierende zu der günstigeren Alternative greifen und eine einmalige Anschaffung tätigen. Eine Beispielrechnung kann dies verdeutlichen. Verwendet man herkömmliche Tampons, gibt man dafür etwa 20 bis 30 Euro pro Jahr aus. Von etwaigen (notwendigen) Zusatzprodukten mal abgesehen. Eine Menstruationstasse kostet zwischen 15 und 30 Euro und kann bei guter Pflege bis zu 10 Jahre lang verwendet werden. Man sieht, anfangs ist die Tasse zwar teurer, jedoch lohnt sich die Anschaffung bereits nach einem Jahr.

Eine Tasse liegt inmitten von Slipeinlagen.
Menstruationstassen können eine Unmenge an Einwegprodukten, wie Slipeinlagen an den Tagen vor der Periode, ersetzen. © Cliff Booth / Pexels

Noch viel größer ist der Effekt, wenn man die ökologische Komponente betrachtet. Einwegprodukte verursachen naturgemäß Abfall, während hingegen wiederverwendbare Menstruationsprodukte dies nicht tun. Einer Berechnung zufolge spart das Verwenden einer Tasse im Gegensatz zu Tampons etwa 70 bis 90 Prozent CO2 ein.

Den ganzen Tag lang geschützt

Eine Menstruationstasse ist zwischen 4,5 und 6,5 Zentimeter lang, besteht aus Silikon, Kunststoff oder Latex. Manchmal ist sie eingefärbt, immer jedoch verfügt sie über einen unterschiedlich geformten Griff zum Zurückholen. Eine Tasse kann bis zu 30 Milliliter Blut fassen, daher reicht es aus, sie alle sechs bis zwölf Stunden zu wechseln. Das Einführen und Wechseln sind für viele Frauen ein Hemmnis, denn die Handhabung braucht ein wenig Übung.

Eine Frau nimmt eine Menstruationstasse aus einer Hülle.
Im Normalfall wird ein Baumwollsäckchen zur Lagerung zwischen den Blutungen mitgeliefert. © Oana Cristina / Unsplash

Ist die Menstruationstasse voll, kann das Blut einfach in die Toilette gekippt werden. Bevor sie wieder eingesetzt wird, sollte sie zumindest abgewischt oder im Idealfall mit Wasser abgespült werden. Da sie vergleichsweise lange im Körper bleiben kann, ist die Notwendigkeit, sie auf öffentlichen Toiletten zu wechseln eher gering. Ist die Periode vorüber, muss die Tasse fünf bis zehn Minuten lang abgekocht werden, wahlweise mit einem Schuss Essig. Diese Maßnahme genügt jedoch bereits, um das Produkt lange nutzen zu können.

Vorteile von Menstruationstassen

Nun haben Produkte in der Regel nicht ausschließlich Vorteile. Im Folgenden soll deutlich werden, mit welchen positiven als auch negativen Auswirkungen man rechnen kann, sobald man sich an die anfangs doch etwas komplizierte Anwendung einer Menstruationstasse gewöhnt hat.

  • Unsichtbarkeit: Eine Menstruationstasse befindet sich vollständig im Körper. Deshalb gibt es weder ein Rückholbändchen, wie beim Tampon, noch ragen die Ränder einer Binde heraus.
  • Austrocknen: Das Milieu der Vagina ist hochkomplex und leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Tampons sorgen bei zu langem Tragen dafür, dass mehr Flüssigkeit als das Blut aufgesogen wird, wodurch Infektionen leichter entstehen können. Insofern werden die Vorteile einer Menstruationstasse in der Zeit vor und nach der Periode am deutlichsten, an denen man sich über die Blutungsstärke nicht sicher sein kann.
  • Sport und Beruf: Die Menstruationstasse ist – sofern sie korrekt sitzt – für die Trägerin überhaupt nicht spürbar. Insofern stört sie weder beim Arbeiten noch auf dem Fahrrad, beim Schwimmen, Reiten, Klettern, Wandern und sonst überall auch nicht.
Eine Frau dehnt sich vor oder nach dem Sport.
Sport während der Regelblutung? Mit einer Menstruationstasse völlig unproblematisch. © Jonathan Borba / Pexels
  • Urlaub: Manchmal ist die Periode unvorhersehbar, sei es durch Stress oder andere Einwirkungen. Soll man also auf den Wochenend-Trip Tampons und Co. mitnehmen, und wenn ja, wie viele davon? Um das Reisegepäck schmal halten zu können, eignet sich eine Menstruationstassen besonders gut, da sie minimal Platz benötigt und für jede Situation bereitsteht.
  • Geruchsneutral: Da das Blut vollständig im Körper bleibt, entsteht kein Geruch, der mitunter als störend empfunden wird. Darüber hinaus ist die Verwendung von Menstruationstassen bei richtiger Anwendung hygienisch unbedenklich, da sich an dem Material keine Bakterien ansiedeln können.
  • Umwelt und Finanzen: Wie bereits beschrieben, liegt der größte Vorteil in der Verwendung von Menstruationstassen darin, sowohl Abfall als auch Geld zu sparen.

Nachteile von Menstruationstassen

  • Blut sehen: Entscheidet man sich für eine Menstruationstasse, wird man nicht vermeiden können, sich mehr mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Anders als bei Tampons oder Binden wird man nämlich mit dem frischen Menstruationsblut inklusive Klumpen konfrontiert.
  • Reinigung unterwegs: So einfach die Handhabung nach einer Weile ist, so kompliziert bleibt die Reinigung, wenn man keinen Zugang zu einer Toilette mit Waschbecken hat. Speziell dafür angefertigte Feuchttücher oder eine Wasserflasche können Abhilfe leisten.
  • Toxisches Schocksyndrom (TSS): Wer Tampons zu lange im Körper belässt, läuft Gefahr, sich mit bestimmten Bakterien, den Staphylokokken, zu infizieren. Zu den Symptomen gehören vorrangig Fieber, der Verlauf des TSS kann mitunter sogar tödlich sein. Die Verwendung von Menstruationstassen schützt leider nicht vor dieser Erkrankung, daher sollte viel Wert auf das regelmäßige Leeren gelegt werden.
Eine blutige Menstruationstasse in der Hand einer Frau.
Auch wenn eine blutgetränkte Menstruationstasse zunächst eklig scheint, wird der Anblick schnell zur Normalität. © Karolina Grabowska / Pexels

Größe und Falttechnik

Um die Größe der Menstruationstasse zu wählen, reicht es nicht aus, sich wie bei anderen Menstruationsprodukten ausschließlich an der Stärke der Blutung zu orientieren. Denn für einen korrekten und stabilen Sitz ist es außerdem wichtig, einerseits die Herabsenkung des Muttermundes während der Periode und andererseits die Stärke der Beckenbodenmuskulatur zu kennen. Beides klingt nun nicht nach den Details, die man spontan parat hat, insofern setzt der Gebrauch von Menstruationstassen eine gewisse Kenntnis über den eigenen Körper voraus. Weiterhin spielt eine Rolle, ob man bereits ein oder sogar mehrere Kind(er) geboren hat und welche Sportarten man betreibt.

Eine Frau faltet eine Menstruationstasse in einer bestimmten Falttechnik.
Die C-Falttechnik ist die gängigste Methode, die sich vor allem für Anfängerinnen eignet. © Karolina Grabowska / Pexels

Nicht weniger wichtig als die passende Größe ist für das Gelingen das richtige Einführen der Menstruationstasse. Hier greift das wohl wichtigste Prinzip: Ausprobieren und danach üben, üben, üben. Sehr wahrscheinlich hat keine einzige Frau gleich zu Beginn die optimale Falttechnik angewendet und für viele ändert sich diese im Späteren nach wie vor nochmal. Es gibt verschiedene Methoden, um die Tasse so zu platzieren, dass sie zum einen nicht mehr zu spüren ist und zum anderen keinen Tropfen Blut an sich vorbeilässt. Die Techniken haben sehr bildliche Namen, beispielsweise C-Faltung, S-Faltung oder Muschel-Faltung.

Hersteller und Zubehör

Die Bandbreite an Herstellern von Menstruationstassen ist inzwischen riesig. Während manche Hersteller bereits seit über zehn Jahren im Geschäft sind, springen manche gerade sogar noch auf den Zug auf. Inzwischen findet man auch in jeder Drogerie eine Vielzahl an Marken, dm bietet beispielsweise Menstruationstassen von Einhorn, t.o.c. und Merula an. Online kann man außerdem mit der Lunette eine der etabliertestes Tassen erwerben sowie sich im entsprechenden Shop über Größen, Material und Vor- und Nachteile informieren. Auch MeLuna, Mooncup, Ruby Cup, Mylily und Yuuki Cup sind nur einige der diversen Anbieter von Menstruationstassen.

Neben den Tassen selbst gibt es außerdem diverses Zubehör, wie beispielsweise Behältnisse für die Reise oder spezielle Reinigungstücher, ebenfalls für unterwegs.

Alternativen zu Menstruationstassen

Neben der Menstruationstasse gibt es weitere, teilweise sehr innovative Möglichkeiten, um die Monatsblutung nachhaltig und angenehm zu gestalten. Eine davon ist Periodenunterwäsche, die wie eine Binde funktioniert, dabei allerdings mithilfe einer einfachen Wäsche wiederverwendbar ist und sehr schön aussieht. Des Weiteren gibt es Schwämmchen, welche vor dem Muttermund platziert werden und dort das Blut aufsaugen, sodass Sex während der Periode möglich ist.



Grundsätzlich ist der beste Ansatz, für sich die geeignete Kombination aus den beschriebenen Produkten zu finden. Je nach Blutungsstärke, Lebenssituation, möglichen Vorerkrankungen oder sonstigen Umständen muss es nicht das eine Produkt sein, sondern vielleicht eben eine Kombination, damit die Tage zu guten Tagen werden.

Rachel Cale

Rachel Calé ist seit Mai 2022 Teil der IMTEST-Redaktion, wo sie sich am liebsten mit Themen rund um Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz beschäftigt. Stehen Produkttests an, taucht sie gerne in die neue Materie ein - stets mit dem Ziel, den eigentlichen Mehrwert für den Konsumenten zu ermitteln. Seit 2013 veröffentlicht Rachel Calé ehrenamtlich und als freie Autorin verschiedenste Beiträge, die letzte Station vor IMTEST war für die gelernte Kauffrau eine Tätigkeit bei einem nachhaltigen StartUp.