ABS ist die Abkürzung für Anti-Blockier-System. Es verhindert, dass Räder bei einer Vollbremsung blockieren und der Fahrer dadurch die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert. Während das System in Autos serienmäßig verbaut ist, ist es für E-Bikes noch recht neu.
IMTEST hatte die Möglichkeit, die Technik von Bosch, das eBike ABS, zusammen mit Niels-Peter Jensen im Gelände zu testen. Als ehemaliger Mountainbike-Profi beherrscht Niels-Peter Jensen Zweiräder perfekt und weiß, wie man auch in Extremsituationen mit ihnen umgeht, um sicher zum Stehen zu kommen. Darüber hinaus gibt IMTEST Überblick über die besten E-Bikes mit ABS.
So funktioniert das Bosch eBike ABS
Plötzlich geht vor einem eine Autotür auf oder ein Kind läuft auf die Straße. Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, kommt es immer wieder zu Situationen, in denen man eine Vollbremsung machen muss. Nicht selten kommt es dabei zu Stürzen, weil das E-Bike ins Schlittern gerät. Das Bosch eBike ABS soll solche Unfälle verhindern, da es laut Hersteller beim Bremsen mehr Sicherheit, Stabilität und Komfort bietet.
Das ABS aktiviert sich, sobald der eBiker in die Pedale tritt. Zwei Grundfunktionen machen das Brems- und Fahrerlebnis deutlich sicherer: Die Antiblockierfunktion des Vorderrads reguliert automatisch den Bremsdruck, indem sie permanent die Geschwindigkeit der Laufräder überwacht und blockierende Reifen beim Bremsen verhindert. Das sensibel abgestimmte Bremsverhalten fördert insbesondere auf rutschigen Untergründen die Kontrolle und Stabilität. Die Hinterradabheberegelung senkt auf griffigem Untergrund das Risiko eines abhebenden Hinterrads. Weil sie so die Wahrscheinlichkeit eines Überschlags verringert, leistet die Funktion einen wichtigen Beitrag zu einer sichereren und unfallfreien Fahrt.
Daniel Klemme, Produktmanager Bosch eBike ABS
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eBike ABS für verschiedene Fahrtypen
Bosch bietet sein ABS-System für vier verschiedene Kategorien an: ABS Cargo, ABS Touring, ABS Allroad, ABS Trail. Das E-Bike, welches IMTEST getestet hat, war mit ABS Allroad ausgestattet. Dieses soll sich laut Bosch für sportliche Fahrten auch abseits befestigter Straßen eignen. Das System soll eine optimale, kraftvolle, aber natürliche Bremsunterstützung liefern und unter anderem E-Mountainbike-Neulinge ansprechen.
Das neue eBike ABS wird mit unterschiedlichen Modi, die jeweils optimal auf die Bremsanforderungen unterschiedlicher eBike-Typen und Untergründe ausgelegt sind, von Fahrradherstellern spezifiziert. Besitzer*innen eines eCargo Bikes mit ABS Cargo profitieren selbst bei voller Beladung von einer schnellen, sicheren und spurtreuen Bremsung. ABS Touring eignet sich für Fahrten mit dem eCity Bike in der Stadt, die von wechselnden Fahrbahnbelägen, Fußgängerüberwegen und Ampeln geprägt sind, oder für Wochenendausflüge in die Natur mit dem Trekking-eBike. ABS Allroad wurde speziell für Fahrten im leichten Gelände entwickelt, damit eMountainbiker*innen ihrer Leidenschaft auf Schotter- und Waldwegen sicher nachgehen können. Der zusammen mit Athlet*innen entwickelte Modus ABS Trail richtet sich schließlich an sportive eBiker*innen, die auf anspruchsvollen Trails und herausforderndem Terrain immer wieder nach neuen Herausforderungen suchen. ABS Trail hilft ihnen dabei, in überraschenden Situationen, wie einem steileren Abhang oder einer nicht einsehbaren Kurve, vorausschauender, kontrollierter und fokussierter zu fahren. Auf diese Weise können eBiker*innen ihre Fahrtechnik noch weiter verfeinern und damit ihre Performance auf den Trails steigern, während sie gleichzeitig sicherer unterwegs sind. Wenn sie auf Schotterwegen oder Asphaltstraßen unterwegs sind, können sie in der eBike Flow App oder über das Display Kiox 300 auch ganz einfach von ABS Trail zu ABS Allroad wechseln.
Daniel Klemme, Produktmanager Bosch eBike ABS
Über das Kiox 300-Display beispielsweise kann der E-Bike-Fahrer verschiedene Statistiken abrufen. Unter anderem sieht er, wie viele Sekunden und Meter sein Bremsweg lang war und kann so nach und nach ein Gefühl für sein Rad und die neue Technik bekommen. Weitere Feinabstimmungen kann man über die Bosch Flow-App tätigen, mit der sich auch das ABS deaktivieren lässt.
ABS-Test im Gelände
Bei der Testfahrt ist Niels-Peter Jensen sowohl mit hoher als auch niedriger Geschwindigkeit einen leichten Abhang mit Schotteruntergrund und rutschigem Laub heruntergefahren und hat dabei eine Vollbremsung mit der Hinter- und Vorderradbremse gleichzeitig getätigt. Dabei hat er zum Vergleich das ABS-System sowohl ein- als auch ausgeschaltet.
Bei aktiviertem ABS und einer Geschwindigkeit von etwa 33 bis 36 Stundenkilometern beschreibt Niels-Peter Jensen seinen Eindruck so, als ob die Bremsen nicht richtig eingestellt wären beziehungsweise als ob die Bremsklötze kaputt seien. Die von Auto– beziehungsweise Motorradfahren gewohnte sanfte Bremsung blieb nach seinem Empfinden aus, wobei das E-Bike ohne auszubrechen sicher zum Stehen gekommen ist.
Bei geringer Geschwindigkeit hat der Mountainbike-Profi das ABS schon deutlich gefühlt, allerdings beschreibt er es als sehr schnell und abrupt. Das heißt, das System hat sehr hart gebremst und wieder losgelassen, sehr hart gebremst und wieder losgelassen, bis das Rad letztendlich zum Stehen kam. Seine persönliche Meinung ist, dass ihm das ABS auf einer nassen Straße im Stadtverkehr in dieser Einstellung zu aggressiv wäre.
Im Vergleich hat IMTEST das ABS über die Bosch-App ausgeschaltet, um herauszufinden, wie sich ein direkter Vergleich anfühlt. Überraschenderweise hatte Niels-Peter Jensen mit dem E-Bike dabei einen etwa 20-25 Prozent kürzeren Bremsweg. Allerdings ist dabei das Rad deutlich ausgebrochen und ins Schlittern geraten. Für ihn als Profi war es kein Problem zu reagieren, jemand anders wäre in solch einer Situation vielleicht gestürzt.
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Fazit
Da die wenigsten E-Bike-Fahrer Profis sind und in heiklen Situationen wissen, wie sie schnell zu reagieren haben, würde Niels-Peter Jensen das Bosch eBike ABS klar empfehlen. Denn es kann Radler bei Vollbremsungen sicher zum Stehen bringen.
Wie mit allem Neuen müssen sich Fahrradfahrer an eine neue Technik gewöhnen. Erst das elektrisch unterstützte Fahren an sich, dann die sehr guten Scheibenbremsen, die auf den Markt gekommen sind und nun das ABS-System.
Gerade für ältere Menschen ist das ein riesiger Sprung, aber wenn man der neuen Technik und Art des Fahrradfahrens keine Chance gibt, wird man sie auch nicht lernen und begreifen. Allerdings, so sagt der ehemalige Mountainbike-Profi, wird es noch etwas dauern, bis das System perfektioniert sein könnte.
Überblick E-Bikes, die mit dem ABS-System ausgestattet sind
Eine Reihe großer Hersteller bieten mittlerweile E-Bikes mit dem Bosch ABS-System an. Hier ein Überblick.
Kalkhoff Image 7 Excite+ ABS
Der flexible Alleskönner mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 170 Kilogramm bietet neben einem starken Bosch Performance Line CX Motor mit 85 Newtonmetern, einem 750 Wattstunden-Akku und einer stufenlosen Enviolo Nabenschaltund das eBike ABS System. Damit ist das Image 7 Excite+ ABS eines von sieben E-Bikes von Kalkhoff mit der smarten Sicherheitstechnik.
Vervollständigt wird die Ausstattung von einem Carbonriemen, einer absenkbaren sowie gefederten Sattelstütze und dem übersichtlichen Kiox 300 Farbdisplay. Kalkhoff gibt als Preis für das Image 7 Excite+ ABS 5.999 Euro an.
Gazelle Makki Load
Gerade bei einem Cargo-E-Bike kann es zum Vorteil sein, wenn es mit dem ABS-System ausgestattet ist. Da man mit den sperrigen Rädern manchmal nicht so agil reagieren kann wie mit einem normalen City-E-Bike, bringt das System hier eine extra Portion an Sicherheit mit.
So hat Gazelle sein neues Makki Travel mit ABS ausgestattet, ferner kommt es mit einem kraftvollen Bosch Cargo Line Motor mit 85 Newtonmetern. Der Kunde kann zudem zwischen drei Akku-Größen wählen, der Preis startet bei 6.699 Euro. Alle Infos zum Makki Travel hier.
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Riese & Müller Nevo4
Auch das City-E-Bike Nevo4 von Riese & Müller ist neben dem Motor der Bosch Performance Line CX mit 85 Newtonmeter Drehmoment mit dem ABS-System ausgestattet und ist damit eines der ersten Räder in der Urban-Klasse. Wie üblich bei Riese & Müller kann der Interessierte noch verschiedene Konfigurationen vornehmen, wie beispielsweise zwischen verschiedenen Schaltung auswählen. Auch eine Speed-Pedelec-Variante des Nevo4 ist verfügbar. Der Einstiegspreis für das hochwertige City-E-Bike liegt bei 4.649 Euro. Weitere Details unter diesem Link.
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Victoria Parcours 6
Victoria selbst beschreibt sein E-Bike Parcours als Allroad-Fully, das sportliche Dynamik und Komfort vereinen soll. Dadurch, dass die Hinterradschwinge gefedert ist, wie üblich bei einem Fully, bietet es eine optimale Bodenhaftung selbst auf Kopfsteinpflaster und rauen Feldwegen.
Ausgestattet ist das Topmodell mit hochwertigen Komponenten von Bosch. Dazu gehört ein Motor der Bosch Permormance CX-Line mit einem Drehmoment von 85 Newtonmeter, ein Powertube-Akku mit angegebenen 625 Wattstunden sowie das neue Bosch eBike ABS. Der Preis für das Parcours 6 liegt bei 6.499 Euro.
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