Manchmal verhält es sich in der Technik-Welt ähnlich wie in der Mode. Denn auf einmal feiern totgeglaubte Trends wie die Schlaghose ihre Rückkehr. In diesem Falle geht es jedoch nicht um weite Hosenbeine, sondern um Handys zum Falten und Klappen. Ältere Leserinnen und Leser werden sich erinnern: Anfang der 2000er-Jahre dominierte der US-Konzern Motorola mit seinen ikonischen Klapp-Handys den Markt. Mit dem Aufkommen von Smartphones verschwanden Telefone dieser Bauart jedoch in der Versenkung. Etliche Jahre später haben viele Hersteller – unter anderem Huawei und Samsung – diesen Trend jedoch wieder ausgegraben. Welche Vorteile bringen die Handys mit und wo liegen die Unterschiede zwischen den Modellen? Um diese und weitere Fragen zu klären, hat IMTEST fünf Klapp- und Falt-Smartphones miteinander verglichen – unter anderem mit von der Partie: das Samsung Galaxy Z Fold4 und das Samsung Galaxy Z Flip4.
Inhaltsverzeichnis
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Klappen und Falten: Der Unterschied
Im Grunde unterteilt man Smartphones dieser Bauart in sogenannte Foldables – also Smartphones zum Falten – und Clamshell-Phones oder auch Flip-Phones genannt. Letztere lassen sich wie ein klassisches Motorola-Handy von der Mitte nach unten klappen. Dafür braucht es im Idealfall nur eine Hand. Im aufgeklappten Zustand wächst das Display in der Länge, wodurch mehr Raum für Anwendungen zur Verfügung steht. Der große Vorteil: Im eingeklappten Zustand passen die Handys ohne Probleme selbst in enge Hosentaschen – die Größe wird fast halbiert. Hier im Vergleich: das Samsung Galaxy Z Flip4 und das Huawei P50 Pocket.
Anders verhält es sich bei Foldables. Smartphones dieser Bauart klappt man wie ein Buch auf. Der Knick trennt dabei die linke von der rechten Bildschirmhälfte. Im ausgeklappten Zustand hält man so in Windeseile ein Mini-Tablet in den Händen, das sich für allerlei Dinge nutzen lässt. Mehr Platz ist beispielsweise praktisch beim Lesen, Schreiben oder Filme und Serien schauen. Aber auch für Multitasking ist das praktisch, wenn man den Bildschirm je nach Anwendung aufteilen kann. Zusammengefaltet kommt beim Samsung Galaxy Z Fold4 der dritte Bildschirm zum Einsatz. Dann wirkt es wie ein normales, aber etwas breiteres Handy. Neben dem Samsung-Handy komplettieren das Oppo Find N und das Huawei Mate XS 2 das Fünfer-Testfeld.
Eines vorab: Preislich gibt es teils massive Unterschiede zwischen Foldables und Klapp-Handys. Anhand der Samsung-Smartphones lässt sich dies gut veranschaulichen. Während Samsung das Klapp-Telefon Z Flip4 bereits für 1.099 Euro anbietet, geht es beim Falt-Pendant erst bei 1.799 Euro los. Wer also ein Handy mit Mini-Tablet-Option haben will, muss tiefer in die Tasche greifen. So oder so: Mit allen Telefonen bewegt man sich im Premium-Segment, was sich auch an der verbauten Technik zeigt.
Display: Mut zum großen Bildschirm
Wie vorher bereits erwähnt, steht das Display bei den fünf Kandidaten im Mittelpunkt. Umso erfreulicher ist es, dass alle Bildschirme im Test überzeugen konnten. Zudem weisen sie unterschiedliche Stärken auf. Aber zuerst die Gemeinsamkeiten: Sie lösen Inhalte alle scharf auf und glänzen mit einer Bildwiederholrate von 120 Bildern pro Sekunde (Hertz). Durch die flüssige Wiedergabe fliegen selbst schnelle Objekte wie Vögel natürlich über den Bildschirm. Außerdem macht das Wischen durch Menüs noch mehr Spaß, wenn Animationen und App-Wechsel noch flüssiger laufen. Unterschiede gibt es bei der Spitzenhelligkeit. Denn während das Display des Oppo Find N mit einer Spitzenhelligkeit von 763 Candela pro Quadratmeter (cd/m²) noch hell ist, überstrahlt das Samsung Galaxy Z Fold4 mit 1.035 cd/m² seine Konkurrenz regelrecht. Der Unterschied äußert sich, wenn Sonnenschein auf das Display trifft. Bei eher dunkleren Bildschirmen ist dann nur noch wenig erkennbar.
Filme, Serien und Spiele sehen auf allen fünf Handys nahezu gleich toll aus – bis auf das Huawei Mate XS 2 zeigen sie alle selbst knallige Farben sehr natürlich an. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Samsung, Oppo und Huawei auf die Display-Technik OLED setzen. Bildschirme dieser Bauart sind bekannt für ihren Farbreichtum und ihre herausragenden Kontraste.
Logischerweise haben die Foldables mehr Bildschirmfläche: Das Display des Huawei Mate XS 2 ist mit einer Größe von 7,8 Zoll am größten, dicht gefolgt vom Samsung Galaxy Z Fold4 mit 7,6 Zoll. Das Oppo Find N ist mit 7,1 Zoll in Höhe und Breite etwas kleiner. Die Klapp-Smartphones siedeln sich mit 6,9 Zoll (Huawei P50 Pocket) und 6,7 Zoll (Samsung Galaxy Z Flip4) darunter an. Das ist jedoch im Vergleich zu herkömmlichen Smartphones immer noch sehr groß. Das Display des iPhone 14 Pro Max ist beispielsweise 6,7 Zoll groß.
Ein kleines Schönheitsmakel ist jedoch der Knickbereich des Displays. Besonders deutlich ist dieser bei den Telefonen von Samsung erkennbar. Mit etwas Gewöhnung lässt sich dieser aber nach einiger Zeit ausblenden. Ob man damit leben kann, ist wie so oft Geschmacksache.
Leistung: Kraftpakete im Knick-Format
Doch damit auf dem großen Display alles flüssig läuft, ist die Leistung unter der Haube ebenfalls wichtig. Vier von fünf Test-Modelle strotzen nur so vor Kraft. An der Spitze stehen erneut das Samsung Galaxy Z Fold4 und das Samsung Galaxy Z Flip4 gemeinsam. Kein Wunder, schließlich taktet in beiden Qualcomms Snapdragon 8 Chip der ersten Generation. Mit dem Prozessor sicherten sich beide Handys im Leistungsmessprogramm Geekbench 5 über 3.600 Punkte – dicht gefolgt vom Huawei Mate XS 2 mit 3.519 Punkten. Das Oppo Find N hat sich ebenfalls ein “sehr gutes” Ergebnis gesichert. Einzig das Huawei P50 Pocket kann mit seinem Arbeitstempo nicht mithalten – es kommt nur auf 2.568 Punkte. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Grafikleistung: Nur Huaweis Klapp-Handy kommt bei komplexen Grafikinhalten ins Schwitzen.
Hinzu kommt, dass die größeren Falt-Bildschirme prädestiniert für Multitasking sind. So kann man beispielsweise auf dem linken Bildschirm einen Film anmachen und rechts Notizen anlegen. Genau dafür statten die Hersteller ihre Geräte mit reichlich Arbeitsspeicher aus. Im Samsung Galaxy Z Flip4 stecken bereits 8 Gigabyte (GB), im Fold-Pendant hingegen sogar 12 GB.
Für reibungslose Videotelefonate oder Streaming muss aber auch die Verbindung stimmen. Schön, dass alle fünf Modelle mit einem modernen WiFi-6-Modul ausgestattet sind. Dann macht es auch nichts, wenn der Router mal ganz im Abseits steht. Außerdem sind fast alle Handys 5G-fähig und können dadurch hohe Datenraten erzielen. Nur die Modelle von Huawei sind außen vor.
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Bedienung & Ausstattung: Klare Unterschiede
Neben den Komponenten kommt es bei einem Smartphone auch auf die richtige Software an. Auch hier liegt Samsung Duo vorne. Ab Werk ist dort das Google-Betriebssystem Android 12 installiert. Die Bedienung ist einfach und geht in kurzer Zeit bereits in Fleisch und Blut über. Obendrein haben Nutzerinnen und Nutzer im zugehörigen Google Play Store Zugriff auf eine riesige App-Auswahl.
Da kann die Konkurrenz mit ihren hauseigenen Betriebssystemen nicht mithalten. Besonders mau sieht es beim Oppo Find N aus, das mit dem Betriebssystem ColorOS ausgestattet ist. Wenig verwunderlich: Denn in Deutschland ist das Smartphone bisher nicht erhältlich. Oppo verkauft es aktuell nur auf dem chinesischen Markt. Etwas besser – wenn auch nicht rosig – sieht es bei den Huawei-Handys aus. Seit dem US-Embargo im Jahr 2019 laufen keine Google-Apps mehr auf den Geräten des Herstellers. Somit fehlt der Zugriff auf den Google Play Store. Zwar gibt es für das hauseigene Betriebssystem HarmonyOS schon wichtige Anwendungen wie den DB-Navigator – aber Platzhirsche wie WhatsApp und Instagram fehlen noch immer.
Da fällt dann auch das Abspeichern von Bildern und Videos nicht schwer. Und hier ist Samsung ausnahmsweise mal nicht vorne. Das Samsung Galaxy Z Flip4 ist mit 128 GB Speicherkapazität etwas knapp bestückt – beim Galaxy Z Fold4 sind es immerhin 256 GB. Damit muss man aber auch auskommen. Denn es ist nicht möglich, den Speicher nachträglich mit einer SD-Karte zu erweitern. Wesentlich besser sieht es beim Oppo Find N aus, das satte 512 GB Speicher bietet. Jedoch fehlt auch hier der SD-Karten-Slot. Einzig die Entwickler von Huawei haben an eine zusätzliche Speicherkarte gedacht. Beachtlich, denn das Huawei Mate XS 2 hat von Haus aus schon 512 GB inne.
Kamera: Wer knipst die besten Bilder?
Auch in puncto Kamera sind die Falt- und Klapp-Smartphones stark bestückt. Bis auf das Samsung Galaxy Z Flip4 sind alle Handys mit einer Triple-Kamera ausgestattet. Bei dem Samsung-Telefon fehlt das optische Zoom-Objektiv. Heißt: Bilder werden nur digital vergrößert, worunter die Bildqualität leidet. Davon abgesehen macht aber auch dieses Klapp-Smartphone mit der Hauptkamera detaillierte Fotos. Jedoch sind die Bilder ähnlich wie beim Falt-Pendant etwas zu aufgehellt. Die Folge: Farben wirken auf den Aufnahmen etwas blass. Da haben das Huawei-Duo und das Oppo Find N die Nase vorn. Bei Tageslicht geknipste Bilder glänzen mit kräftiger Farbdarstellung und tollen Kontrasten.
Bei wenig Umgebungslicht hat hingegen das Samsung Galaxy Z Fold4 die Nase vorn. Zwar ist auch hier Bildrauschen erkennbar, jedoch nicht so stark wie bei der Konkurrenz. Der Vierfach-Zoom ist bei Samsung ebenfalls am besten – unter anderem aufgrund einer hohen Detailstufe.
Mit ihren Frontkameras zum Selfies schießen nehmen sich die Konkurrenten fast nichts. Während das Huawei P50 Pocket mit dem Mate XS 2, dem Galaxy Z Fold4 und dem Oppo Find N gleich auf ist, liegt Samsungs Klapper etwas dahinter. Denn auf den Bildern ist grobes Bildrauschen erkennbar – auch bei Tageslicht.
Akku: Faltbare Dauerläufer
XXL-Bildschirm, hohes Arbeitstempo: Bei diesen Aussagen könnte man annehmen, dass die Akku-Leistung darunter leidet. Doch keine Panik! Samsung, Huawei und Oppo haben ihre Smartphones mit starken Akkus bestückt. Selbst das Schlusslicht in dieser Hinsicht – das Samsung Galaxy Z Flip4 – hielt im Test über acht Stunden durch. Den ersten Platz räumte das Oppo Find N im Testlabor ab. Bei gleichen Voraussetzungen gingen erst nach zehn Stunden und 40 Minuten die Lichter aus.
Das nachfolgende Samsung Galaxy Z Fold4 kam auf knapp unter 10 Stunden. Einmal bei 0 Prozent angelangt, saugten sich das Oppo Find N und das Huawei Mate XS 2 gleichermaßen schnell mit Energie voll. Für eine Vollladung mussten die Handys eine Stunde und zehn Minuten am Netzteil hängen. Das Galaxy Z Fold4 brauchte im Vergleich fast zwei Stunden. Wer keine Lust auf ein Kabel hat, dem sei gesagt, dass die beiden Huawei-Smartphones kein kabelloses Laden unterstützen – die Kontrahenten hingegen schon.
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Fazit
Das Samsung Galaxy Z Fold4 bildet mit dem dicht dahinter liegenden Klapp-Pendant eine Doppelspitze. Das Gesamtpaket aus Leistung, Kamera, Akkulaufzeit und Display stimmt hier am meisten. Obendrein bringen die flexiblen Bildschirme allerlei Vorteile mit sich – womit sie nicht nur ein Hingucker sind. Aufgrund des geringeren Preises staubt das Samsung Galaxy Z Flip4 jedoch den Preis-Leistungs-Sieg ab. Huaweis Duo und der Falter von Oppo sind an sich zwar gute Geräte mit vielen Stärken, aber mithalten können sie mit den Samsung-Modellen nicht. Die magere App-Auswahl und die fehlende Zertifizierung für Staub- und Wasserdichtigkeit verwehren bessere Noten.