Feniska Base heißt die neue Haustiermatte des gleichnamigen Berliner Start-Ups. Das Besondere: Die Matte trackt subtil, aber präzise Informationen zur Gesundheit der Tiere. Gewicht, Aktivität, Schlaf und Fressverhalten sind hier wichtige Indikatoren, so die Entwicklerinnen. Die Matte sendet alle Informationen per WLAN an eine zugehörige App. Darin müssen die Besitzer zuvor Profile für ihre Lieblinge einrichten. Eine der Gründerinnen, Ropafadzo Murombo berichtet IMTEST in einem Interview, dass sie selbst nicht genau wisse, wie viele Tiere mit einer Base getrackt werden könnten. Denn in der Testphase hätte das Entwicklerteam bei rund 100 Tieren aufgehört, für die parallele Profile auf ein und derselben Base erstellt wurden.
Allerdings empfiehlt sie, nicht mehr als circa 10 Tiere über dieselbe Base zu tracken, um sicherzustellen, dass sich alle Tiere regelmäßig einzeln auf der Base befinden und somit die Daten lückenlos erfasst werden können. Durch die exakte Bestimmung von Werten wie dem Gewicht unterscheidet die Software im Folgenden, welches Tier sich gerade auf der Matte befindet. Über eine Kamera oder ein Mikrophon verfügt sie dabei nicht. Wichtig ist nur, dass die Base an einem Ort steht, den die Tiere regelmäßig aufsuchen.
Es ist zudem möglich, mehrere Endgeräte, etwa Smartphones mit derselben Base zu verbinden und wahlweise auch dasselbe Tier zu tracken. Jedoch muss das Profil des Haustiers auf jedem Endgerät neu eingerichtet werden. Entsprechend sind die Profile untereinander nicht verknüpft und empfangen lediglich dieselben Daten von der Base. Auch hier wurde, so Murombo, kein Limit in der Testphase erreicht.
So trackt die Haustiermatte
Während Besitzern Nahrungsaufnahmen, Aktivität und Stimmung der Tiere selbst in die App eintragen müssen, erfasst die Haustiermatte Gewichtsschwankungen und die Zeit, die das Haustier auf der Base verbringt. Außerdem dokumentiert sie Schlafenszeiten und Live Aktivität, wenn die Matte unter der Schlafstelle, zum Beispiel dem Hundekörbchen platziert wird, sowie den Toilettengang bei Hauskatzen, falls die Base unter dem Katzenklo steht. Durch diese langfristige Datenerhebung fallen Unregelmäßigkeiten und mögliche Krankheiten schneller auf. Allerdings informieren die Gründerinnen auf ihrer Homepage über die Notwendigkeit, die Feniska Base, bei jeder Reinigung der Katzentoilette zu resetten. Ansonsten könne die Software nicht differenzieren, welches Gewicht die Katze selbst noch habe. Logischerweise müssen Besitzer auch den Standort der Base zu Beginn in das Profil ihres Haustiers eintragen.
Die Haustiermatte funktioniert für Katzen mit einem Gewicht von bis zu zehn Kilogramm, ebenso wie für Hunde mit einer Schulterhöhe von maximal 39 Zentimetern. Bis dato sind alle Geräte handgemacht. Ihre Produktion findet in kleinem Umfang in Berlin statt. Entsprechend liegt die Lieferzeit nach einer Bestellung aktuell bei rund 12 bis 16 Wochen. Die Base gibt es auf der Feniska Website für 146 Euro. Da die Produktion aber gerade erst Fahrt aufnimmt, gibt es die Base augenblicklich noch zum vergünstigten Early Bird Tarif für 99 Euro. Zudem ist die zugehörige App kostenlos und auch ohne Base als Blog- und Newsportal für Haustierthemen nutzbar.
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Die Story zur Haustiermatte
Alles beginnt im Jahr 2017 als Kater Django krank wird. Sonita Soth bringt ihren Liebling zum Tierarzt – und bekommt eine Rechnung über 2.900 Euro. Wären Djangos Harnsteine einige Wochen früher entdeckt worden, hätte die kostspielige Operation vermieden werden können, so der behandelnde Tierarzt. Soth beginnt daraufhin nach technischen Lösungen zu suchen, um die Gesundheit ihres Katers zu tracken, aber keines der verfügbaren Produkte gefällt ihr.
Sie arbeitet zu dieser Zeit bei dem Softwarekonzern SAP und beginnt nach der erfolglosen Suche selbst, an einem entsprechenden Gerät zu basteln. Die Idee der Haustiermatte ist geboren. Soth erzählt ihrer Kollegin Ropafadzo Murombo von dem Projekt. Die hat selbst eine Hündin namens Boba und versteht das Problem nur zu gut. So überrascht es am Ende wenig, dass Murombo kurzentschlossen in das Projekt einsteigt. Gemeinsam versuchen sie nun, ein nicht-invasives Gerät zu entwickeln, das verlässliche Informationen über ihre Haustiere liefern und dabei unauffällig in den Alltag integriert ist.
Entwicklung der Feniska Base
In einem Interview mit IMTEST berichtet Murombo von ersten Experimentierversuchen im Wohnzimmer. Zu Beginn ist die “Haustiermatte” noch ein Holzbrett mit angebauter Softwaretechnik. Es folgen Prototypen aus Kunststoff, versteckt unter Kissen und Körbchen. Die Geräte dürfen für die Tiere keinen Störfaktor darstellen, sollen aber dennoch – auch ohne direkten Kontakt – gesundheitlich relevante Werte präzise erfassen. Welche Daten genau erfasst werden müssen, ergibt sich für die beiden Entwicklerinnen im Gespräch mit verschiedenen Tierärzten, die ihnen zu ihrem Projekt Rede und Antwort stehen.
2019 bewerben sich Murombo und Soth erfolgreich für das “EXIST Gründerstipendium” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Von Februar 2020 bis Januar 2021 erhalten sie für ihre Idee Unterstützung im Wert von rund 120.000 Euro, die sie teils auf die Entwicklung ihrer Haustiermatte verwenden, teils auf die Erprobung von Produktionsmöglichkeiten.
Bis ins Jahr 2020 läuft ihre Testphase. Soth kündigt im Februar 2020 ihren Job bei SAP, um sich ganz dem neuen Projekt widmen zu können. Murombo ist zu diesem Zeitpunkt noch an ein Arbeitsvisum mit konkretem Jobangebot gebunden. Trotzdem wird sie im August 2020 Co-Gründerin, arbeitet nachts und an Wochenenden zusammen mit Soth an der Haustiermatte. Als Feniska ein Jahr später zum offiziellen Unternehmen wird, kann auch Murombo endlich in Vollzeit einsteigen.
2021, mitten in der Corona-Pandemie beginnt dann die Pilot-Phase für die Haustiermatte. Die Gründerinnen suchen das Gespräch mit rund 200 anderen Haustierbesitzern. Das Ergebnis: Rund 60% der Befragten geben an, selbst keine adäquate Möglichkeit zu haben, die Gesundheit ihrer Tiere zu tracken. Die Marktlücke scheint offenkundig. Entsprechend groß ist auch die Anzahl der tierischen Tester, die Feniska an diesem Punkt mit fleißigem Probeliegen unterstützen.
Doch noch verdienen die Gründerinnen mit ihrer Idee kein Geld. Um ihre Arbeit zu finanzieren, bewirbt sich Murombo mit dem gemeinsamen Unternehmen für den Black Founders Fund von Google for StartUps.
Unterstützt durch Google for Start Ups
Ihre Bewerbung ist erfolgreich. 2022 wird das junge Start-Up Feniska in Googles Black Founders Fund Europe aufgenommen. Der Fund selbst ist zu diesem Zeitpunkt selbst gerade mal ein Jahr alt. Er wurde 2021 ins Leben gerufen und unterstützte in diesem Jahr 30 europäische Technik-Start-Ups mit jeweils bis zu 100.000 US-Dollar in Form von direkten Bargeldprämien. Zusätzlich schüttete der Konzern Google Ad Grants und Cloud Credits im Wert von bis zu 220.000 US-Dollar pro Start-Up aus.
Im zweiten Jahr verdoppelte Google sein Investment auf insgesamt vier Millionen US-Dollar, die sich auf 40 Start-Ups verteilten, plus Cloud-Guthaben im Wert von bis zu 200.000 US-Dollar pro Unternehmen. Hinzu kamen praktische Unterstützung und Trainings von und mit Google-Mitarbeitenden.
Der Black Founders Fund
Dem Namen entsprechend fördert der Black Founders Fund ausschließlich Schwarze Menschen. Da die Bezeichnung “Schwarz” von den Beteiligten des Funds akzeptiert wird, findet sie auch in diesem Artikel Verwendung. Der Begriff wird dabei immer mit großem Anfangsbuchstaben und in Bezugnahme auf ein Nomen geschrieben. Er wird als vergleichbar mit dem der Bezeichnung “People of Color”, kurz POC verstanden. Allerdings geht POC über den Begriff Black hinaus, da hier beispielsweise auch Indigene miteingeschloßen sind.
Die explizite Bezeichnung ist hier jedoch wichtig, da Google, wie auch andere Konzerne und Organisationen erkannt hat, dass Schwarze Menschen in Europa auch heute noch von direkter und indirekter Diskriminierung betroffen sind. Im Fall eines Start-Ups könne das zum Beispiel bedeuten, dass Gründer und insbesondere auch Gründerinnen oft nicht mitgedacht würden, wie Victoria Toney-Robinson vom Black Founders Fund Europe berichtet. Ihnen würde völlig zu Unrecht häufig weniger zugetraut. In der Folge ist sei für Schwarze Menschen deutlich schwieriger, Finanzierung für ihre Projekte zu finden. Google übernimmt diesen Part.
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Langlebiges Netzwerk
Doch Teil des Funds zu sein bedeutet für die Beteiligten mehr als nur ein finanzieller Zugewinn. Google hat es sich – unter anderem – zur Aufgabe gemacht, mit Google for Start Ups die Bedingungen für Start-Ups benachteiligter Gruppen überall auf der Welt zu verbessern. So gibt es beispielsweise Black Founders Funds in Zentraleuropa und Nordamerika, Latino Funds, India Funds, Women Funds… Sie alle sind darauf ausgelegt, neben der praktischen Förderung langfristig als Netzwerke zu funktionieren. Im Austausch sprechen die Gründerinnen und Gründern über die Entwicklung von Produkten, teilen aber auch persönliche Erfahrungen, insbesondere im Bereich rassistischer Diskriminierung . Die Gründerin Murombo berichtet etwa von: “geteilten Problem und Witzen darüber”.
Viele der hier geschlossenen Kontakte, erzählt sie weiter, blieben auch über die sechsmonatige Förderung im Fund hinaus bestehen. Zum einen auf persönlicher Ebene, zum anderen weil Google den Absolventinnen und Absolventen seiner Google for StartUp Programme ein Alumni-Netzwerk anbietet. Gemeinsame Veranstaltungen und Fortbildungen sollen die Beziehungen erhalten. Außerdem unterstützten die Alumnis neue Gründerinnen und Gründer mit Tipps und Antworten, wie Murombo berichtet. Für sie und Soth beginnt diese neue Phase im kommenden Dezember 2022.
Win-Win-Situation
Mayra Frank, Marketingleiterin von Google for Startups Central Europe betont dazu in einem Interview mit IMTEST, ihr Konzern erhebe auch langfristig keinerlei Anspruch auf die Start-Ups. Es gehe um reine Unterstützung für marginalisierte Gruppen in der Tech-Branche. Allerdings bedeuten Funds wie diese für Google einen engen Kontakt zur kommenden Generation begabter, junger Menschen in der IT- und Technik-Branche.
Entsprechend werden wohl beide Seiten davon profitieren. Google weiß technische Innovationen in seiner Nähe. Die Gründerinnen und Gründer erhalten dafür eine Chance, ihre eigenen Produkte weiterzuentwickeln und letztlich zu vermarkten. Und mit etwas Glück führen viele erfolgreiche Start-Ups, wie das von Soth und Murombo langfristig tatsächlich dazu, dass wir als Gesellschaft ein bisschen weniger auf das Äußere schauen, ein bisschen mehr den Menschen und seine Talente sehen. Die Haustiermatte Feniska ist hier vielleicht ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung.