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Oppo Find N im Test: Der Preis-Leistungs-Falter

Das Oppo Find N, das erste faltbare Flaggschiff des Herstellers, im Test.

Oppo Find N halb aufgeklappt auf Kiesbett stehend
Das Oppo Find N im Test: Standhaft gegen die Konkurrenz. © OPPO / IMTEST

Die Gattung faltbarer Smartphones wächst und gedeiht. Samsung hat mit dem Galaxy Z Fold4 und dem Galaxy Flip4 zwei faltbare Smartphones mit unterschiedlichen Konzepten bereits in vierter Generation. Ihnen ähnlich sind Huaweis Pocket P50 und das Mate XS 2, die Prestige und Premium-Feeling in den Vordergrund rücken. Das Microsoft Surface Duo 2 setzt wiederum auf Business-Anwender und bietet zwei getrennte Bildschirme für das Multitasking. Das Oppo Find N im Test ist konzeptuell dem Fold4 wohl am ähnlichsten – und doch ganz anders. Nicht für den deutschen Markt vorgestellt, müssen Fans sich das schicke Falt-Smartphone importieren lassen. Spannend: Der Preis liegt deutlich unter dem der genannten Konkurrenten. Grund genug für IMTEST, das Oppo Find N auf den Prüfstand zu stellen.

Technische Daten im Überblick

as sind die technischen Details laut Hersteller:

  • Außendisplay: 5,49 Zoll Diagonale, 60 Hertz
  • Aufgeklapptes Innen-Display: 7,1 Zoll Diagonale, bis zu 120 Hertz Bildwiederholrate
  • Dreifach-Kamera: Hauptkamera Sony IMX 766 (50 Megapixel), Ultraweitwinkel (16 MP), Teleobjektiv (13 MP)
  • Prozessor: Snapdragon 888
  • Speicher: 512 Gigabyte
  • Ladetechnologie: Oppas Supervooc mit 33 Watt, 15 Watt kabellos (Airvooc)
  • Fingerabdrucksensor
  • Mobilfunkanbindung: 5G

Oppo Find N im Test: Oppos Foldable

Vier Jahre und sechs Generationen von Prototypen benötigte Oppo laut eigener Aussage für die Entwicklung des Find N. Gelohnt hat es sich. Denn die Verarbeitung wirkt sehr hochwertig, gleichermaßen stabil wie schick. Vorteil gegenüber Samsungs Faltern: Der mittig verlaufende Knick im aufgeklappten Display ist so gut wie nicht sichtbar. Mit 7,1 Zoll Diagonale zeigt sich das Display dann im Breitformat, statt wie bei Samsung als Quadrat. Dabei ist das Find N mit 132,6 Millimetern deutlich kürzer als das Fold4 (155,1 mm). Zusammengeklappt ähnelt es dafür auch eher einem kompakten Smartphone – abgesehen von der Dicke mit satten 15,9 Millimetern.

Oppo Find N halb aufgeklapptes Display
Der Bildschirm lässt sich stufenlos auf- und zuklappen. © OPPO / IMTEST
Oppo Find N ausgeschaltetes Display aufgeklappt
Fast unsichtbar: Der Knick in der Mitte ist anders als bei Samsungs Geräten hier kaum zu sehen. © OPPO / IMTEST
Oppo Find N, Blick ins Innere
Einen Blick ins Innere auf die Scharnier-Technik gewährt Oppo mit diesem Bild. Demnach funktioniert der Falt-Mechanismus ähnlich wie beim Samsung Galaxy Z Fold 3. © OPPO

So gut ist der Bildschirm im Test

Die Bildqualität erreicht mit 370 Pixeln pro Zoll eine hohe Schärfe, Bewegtbild läuft mit 120 Hertz geschmeidig. Das Prüflabor bescheinigt dem Oppo Find N im Test eine hohe Helligkeit von 880 Candela pro Quadratmeter, etwas weniger als das Fold4 (1.035). Sehr hoch ist die Farbtreue, sowohl bei gedeckten als auch knallig intensiven Farben. Dank OLED gibt es auch für das Kontrastverhältnis ein “sehr gut”. In der Summe ist die Anzeige eine Augenweide.

Nachteile gegenüber Samsungs Fold4: Das Oppo Find N ist nicht wasserdicht und das Außendisplay läuft mit klassischen 60 Hertz.

Oppo Find N zusammengeklappt, Blick auf das Außendisplay
Das Außendisplay hat ein sehr angenehmes Format und ist breiter bemessen als beim Galaxy Z Fold4 von Samsung. © OPPO / IMTEST
Oppo Find N aufgeklapptes Display mit IMTEST-Webseite
Vergrößert man den Bildschirm, vergrößert sich das Vergnügen. Inhalte wie Webseiten sind deutlich komfortabler zu betrachten. © OPPO / IMTEST


Oppo Find N im Test: Tempo und Laufzeit

Der Snapdragon 888 liefert ein sehr hohes Tempo, sowohl hinsichtlich der Arbeitsleistung als auch bei Spielen – Top-Niveau, das nur teure Smartphones erreichen. Bemerkbar macht sich das bei leistungshungrigen Aufgaben, etwa Bild- und Videobearbeitung. Und die kommt häufiger vor, als man denkt, etwa beim Versenden von Videos per WhatsApp, wofür das Smartphone das Material erst komprimieren muss. Schnell ist das Fold N auch im Internet unterwegs, dank Wifi 6 und auch 5G – etwas, das dem eindrucksvollen und ebenfalls faltbaren Huawei Mate XS 2 leider fehlt.

Bei moderater Bildschirmhelligkeit von 300 Candela pro Quadratmeter und dauerhafter Videowiedergabe hielt das Oppo Find N im Test stolze 10:40 Stunden durch. Das ist ein hervorragender Wert für ein Foldable, den selbst nicht-faltbare Smartphones selten erreichen. Mit maximal 33 Watt Ladestrom ist es in 1:10 Stunde wieder vollständig aufgeladen. Kabelloses Aufladen erfolgt mit bis zu 15 Watt.

Oppo Find N zugeklappt Rückseite
Schickes Design und hohe Verarbeitungsqualität: Auch hierbei steht das Oppo Find N der Konkurrenz in nichts nach. © OPPO / IMTEST
Oppo Find N seitlich betrachtet
Kleiner Klopper. Das Find N ist zwar kürzer, dafür aber auch recht dick geraten. © OPPO / IMTEST

Kamera mit Sony-Sensor im Test

Die Hauptkamera schießt detaillierte Bilder bei natürlicher Farbwiedergabe, sofern das Umgebungslicht hell genug ist. Bei wenig Licht zeigen die Aufnahmen leicht übertriebene Farben, aber immer noch eine hohe Detailstufe bei wenig Bildrauschen. Auch fängt Das Oppo Find N die warme Lichtfarbe bei Abendaufnahmen gut ein.

Der Zoom ist bei vierfacher Vergrößerung am Teststand noch gut, zeigt Aufnahmen mit vielen Details. Da das verbaute Teleobjektiv allerdings nur zweifach optisch vergrößert, kann die Detailauflösung nicht ganz mit der sehr hohen Detailwiedergabe eines Fold4 mithalten (ebenfalls bei vierfacher Vergrößerung im Test). Trotzdem: Für ein Foldable in diesem Preisbereich leistet die Hauptkamera in der Summe gute Arbeit.

Die Selfiekamera schießt bei Tageslicht tolle Fotos, bei wenig Umgebungslicht nicht so detailliert und mit Bildrauschen versehen. Allerdings ist das auch bei anderen hochpreisigen Smartphones oft der Fall.

Oppo Find N rückseitige Kameras, übereinander angeordnet
Hauptkamera, Ultraweitwinkel und Teleobjektiv sind in der leicht herausragenden Einheit untergebracht. © OPPO / IMTEST
Aufnahme von einem bunten Blumenstrauß
Die Hauptkamera schießt scharf gestochene Fotos mit natürlichen Farben. © IMTEST
Aufnahme von einem bunten Blumenstrauß
Bei vierfachem Zoom ist der Detailverlust sichtbar, etwa an den Konturen der Blütenblätter. Für das Motiv nahm der Tester deutlich mehr Abstand zur Blume als beim vorherigen Foto. © IMTEST
Aufnahme vom Testchart mit Messfeldern und plastischen Objekten, wie einer Puppe, Blumenstrauß und Buntstiften
Im Testlabor zeigt sich: Bei sehr wenig Umgebungslicht nimmt die Detailgenauigkeit ab. Das Ergebnis ist für dieses schwierige Szenario trotzdem gut. © IMTEST
Selfie vom Redakteur Timur Stürmer
Ein Selfie bei Tageslicht gelingt ohne Probleme: Hohe Detailstufe, natürliche Farbwiedergabe. © IMTEST

Einschränkungen der chinesischen Version

Da es das Find N nicht für den europäischen oder gar deutschen Markt gibt, soll auch etwas zu den damit verbundenen Einschränkungen gesagt sein. Wie bei jedem Android-Smartphone lässt sich die Systemsprache umstellen, etwa auf Englisch. Deutsch gibt es nicht. Apps wiederum sind aus dem chinesischen App Market zu beziehen. Und natürlich sind sämtliche Anwendungen deshalb auch in chinesischer Sprache gehalten. Auch fehlen für europäische Nutzer eine Vielzahl von Apps. Wer technisch etwas versiert ist, kann den Google Play Store nachträglich installieren, auch auf Deutsch, und hat damit wieder Zugang zu den unzähligen Android-Apps.

Ähnlichen Problemen begegnet man übrigens auch auf Huawei-Geräten wie dem Mate XS 2. Da ist allerdings die App-Auswahl dank stetig wachsender App Galery ab Werk deutlich größer.

Oppo Find N Display aufgeklappt
Das Betriebssystem bringt ab Werk die wichtigsten Apps mit. © OPPO / IMTEST

Oppo stellt Verkauf in Deutschland ein

Erschwerend kommt hinzu, dass Oppo wie auch die Schwestermarke OnePlus den Verkauf in Deutschland gestoppt hat. Das ist die Folge des Gerichtsbeschlusses, der aus dem Patentstreit mit Nokia hervorging. Das klingt dramatisch. Aber was bedeutet das für die Marke, für potentielle Käufer und für bestehende Kunden? IMTEST wollte es genauer wissen und hat beim Hersteller nachgehakt (Stand 6. September 2022).

Laut Oppo sei zwar der Verkauf und die Vermarktung bestimmter Produkte ausgesetzt. Die Geschäfte in Deutschland führe man allerdings weiter. Soll heißen: Geräte sind nach wie vor über Händler erhältlich, hingegen nicht über Oppos eigenen Online-Store.

Auch Serviceleistungen sollen bestehen bleiben. Bereits verkaufte Geräte erführen durch den Verkaufsstopp keinerlei Einschränkungen. Besitzer eines Oppo-Smartphones erhielten auch zukünftig veröffentlichte Betriebssystem-Updates und der deutsche Kundenservice stehe weiterhin zur Verfügung, so der Hersteller.

Infos zu Preisen, Farben, Veröffentlichung

In drei Farben ist das Oppo Find N verfügbar: Schwarz, Weiß – allerdings nur in China. In der Variante mit 256 Gigabyte Speicher beträgt der umgerechnete Preis 1.073 Euro, mit 512 Gigabyte sind es 1.255 Euro (getestetes Modell). Wann und ob das Gerät in Deutschland erscheint, ist bislang nicht bekannt.

Oppo Find N in drei Farben
In drei Farben erscheint das Oppo Find N: Schwarz, Weiß und Lila © OPPO

Fazit

Ein faltbares Flaggschiff hat seinen Preis. Denn die Kosten für die Entwicklung und die aufwendige Fertigung müssen die Hersteller erst wieder einspielen. Darum hatten vergangene Foldables im Vergleich zu High-End- Smartphones erstens technisch etwas weniger zu bieten und waren zweitens überdurchschnittlich teuer. Daran hat sich nicht viel geändert. Geräte wie das Fold4 und das Mate XS 2 bieten mittlerweile mit Kamera, Prozessor, Displayqualität und Laufzeit ein gutes Gesamtpaket, dass mit den besten der Zunft mithalten kann. Dafür sind sie aber auch sehr kostspielig. Das Oppo Find N hingegen kostet nicht mehr als sonstige Premium-Smartphones und somit deutlich weniger als die genannte Konkurrenz. Dafür bietet es mit der starken Kamera, dem exzellenten Display, der sehr langen Laufzeit und dem schnellen Prozessor erstaunlich gute Technik. Schade nur: Ein Marktstart in Deutschland ist vermutlich nicht mehr zu erwarten.

  • PRO
    • Starke Hauptkamera, Top-Display, sehr lange Laufzeit, sehr hohes Tempo, großer Speicher, 5G.
  • KONTRA
    • Für deutsche Nutzer sehr wenig Apps, nicht wasserdicht.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9

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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.