Verbraucherschutz ist in Deutschland ein wichtiges Thema, wovon viele regelmäßig profitieren. Ein Beispiel dafür ist das Rückgaberecht im Online-Handel, welches 14 Tage ab Erhalt der Ware gilt. Doch viele Anbieter gehen noch weiter und bieten einen kostenlosen Rückversand innerhalb einer noch längeren Zeitspanne an. Wie Händler im europäischen Vergleich damit umgehen und was mit den Retouren passiert, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bamberg.
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Die Forschungsgruppe befragte für den European Return-O-Meter (EUROM) 411 Online-Händler aus europäischen Ländern. Ziel war dabei unter anderem, herauszufinden, wo sich Deutschland mit der Praktik der Retour im Vergleich zu anderen Ländern befindet. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählt, dass fast jedes vierte Paket (24,2 Prozent) zurückgeschickt wird: Im Jahr 2021 waren es insgesamt 1,3 Milliarden Artikel in 530 Millionen Paketen.
Durchschnittlich entstehen dem Händler für den Rückversand Transport- und Bearbeitungskosten von 6,95 Euro pro Sendung, dies unterscheidet sich jedoch nochmals zwischen kleineren und großen Händlern. Entgegen der verbreiteten Vorstellung, dass Händler zurückgeschickte Ware zerstören, passiert dies nur in 1,3 Prozent der Fälle. Dennoch sind das absolut betrachtet immer noch 17 Millionen Artikel und damit kostbare Ressourcen. Immerhin werden rund 93 Prozent der Artikel als neuwertig wieder in den Verkauf gebracht, gegebenenfalls auch als B-Ware oder sie werden gespendet.
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Retouren schaden der Umwelt
Dass so viele Artikel retourniert werden, liegt vor allem an den eingangs erwähnten kulanten Regelungen in Deutschland. Während hierzulande neun von zehn Händlern eine kostenlose Retoure anbieten, findet diese Praxis im europäischen Ausland nur bei jedem zweiten Händler statt. Außerdem, so fanden die Mitglieder der Forschungsgruppe aus Bamberg heraus, würden deutsche Händler längere Rücksendefristen gewähren.
Auch wenn der größte Teil der retournierten Ware wiederverwendet werden kann, stellt das Volumen dennoch eine große Belastung für die Umwelt dar. Die 530 Millionen zurückgeschickten Pakete im Jahr 2021 verursachten dabei laut Forschungsgruppe einen CO2-Ausstoß von etwa 795.000 Tonnen. Dieser Wert entspricht in etwa dem Ausstoß von 6,6 Millionen Autos auf der Fahrt von München nach Hamburg. Über diesen Effekt wissen nur fünf Prozent der Online-Shops, die den CO2-Abdruck ihrer Retouren tatsächlich auch bemessen.