Veröffentlicht inKaufberatung

Nie mehr müde Muskeln: Fünf Massage-Pistolen im Test

Massagepistolen: Unverzichtbar oder überflüssig? IMTEST hat sich das Trendgerät genauer angeschaut und fünf Modelle miteinander verglichen.

Fünf Massagepistolen vor bläulichem Hintergrund
© Alexander Ant / Unsplash, Kitta, Elekjack, Orthogun, Flow, Hypervolt

Die wenigsten Menschen kennen Massage-Pistolen. Gleichzeitig schwärmen diejenigen, die eben doch schon davon gehört oder gar ein solches Gerät im Besitz haben, in den höchsten Tönen davon. Manch einer hat über Fitness-Influencer davon gehört, denn sie sind es, die das ursprünglich physiotherapeutische Instrument vom Profisport in den privaten Raum holen. Was die Geräte leisten und welche Anschaffung sich lohnt, erklärt IMTEST im folgenden Vergleichstest.



Zunächst einmal steckt hinter dem ungewöhnlichen Namen ein Massage-Gerät, das wie eine Pistole geformt ist. Der Griff hat einen Durchmesser von etwa vier bis fünf Zentimetern (cm) und liegt bei der Anwendung bequem in der Hand. An das Ende bringt man verschiedene Aufsätze an, wobei der kugelförmige am häufigsten abgebildet und auch verwendet wird. Der Grund für die unterschiedlich geformten Aufsätze sind die verschiedenen Muskelgruppen, die man mit der Massage-Pistole bearbeiten kann, doch dazu später mehr.

Die Massage-Pistole von Synca mit allen Aufsätzen und Netzteil daneben.
Die verschiedenen Aufsätze sind für jeweils unterschiedliche Muskelgruppen geeignet. © IMTEST

Die Frage, die man sich unwillkürlich stellt, ist die, ob man eine Massage-Pistole nun bei sich selbst oder bei einer anderen Person benutzt. Grundsätzlich ist beides möglich, auch das ist wieder von der Muskelgruppe abhängig. Die getesteten Massage-Pistolen sind alle zwischen 710 und 860 Gramm (g) schwer. Wer das Gerät vor allem für die Eigenanwendung benutzen möchte, sollte auf jeden Fall einen Blick auf das Gewicht werfen. Die Hypervolt 2 und die Orthogun 3.0 bringen beide mit 860 g am meisten auf die Waage, am leichtesten ist die KiTTa von Synca. Für die Anwendung der Pistolen muss man vor allem diese Regeln beachten: Nicht auf Knochen, an den Kopf oder an den Bauch halten, ebenso tabu für Massage-Pistolen ist der Intimbereich. Außerdem sollten Schwangere sowie Personen mit Herzschrittmacher oder künstlichen Gelenken vorher dringend ärztlichen Rat einholen.

Schlagfrequenz, Amplitude und Lautstärke

Grundsätzlich kann man Massage-Pistolen für verschiedene Zwecke verwenden. Einerseits vor dem Sport zum Anregen der Muskeln sowie andererseits nach dem Training zur Behandlung der Faszien und zum Vorbeugen von Verletzungen und Muskelkater. Außerdem lassen sich zur Schonung der Hände Massage-Pistolen bei der normalen Massage zum Zweck der Erholung einsetzen. Allerdings wird die Kraft, die hinter einer Massage-Pistole steckt, häufig zunächst unterschätzt.

Ausschlaggebend für einen Vergleich zwischen mehreren Modellen sind hierbei drei Messwerte: Die Schlagfrequenz, die Amplitude und die Betriebslautstärke. Erstere beschreibt, wie viele Schläge die Pistole in einem bestimmten Zeitintervall auslöst. Den höchsten Wert lieferte in dem durchgeführten Vergleichstest das Modell von Synca mit 2.868 Schlägen pro Minute auf der höchsten Stufe.

Für die Messung wurde die Schlagfrequenz auf der höchsten und auf der niedrigsten Stufe gemessen und anschließend die Differenz daraus ermittelt. Je höher der Wert, desto besser lässt sich die Massage-Pistole regulieren. Bei der KiTTa von Synca beispielsweise ist die Frequenz auf niedrigster Stufe bei 1.404 Schlägen pro Minute. Damit bietet dieses Modell zugleich die beste Regulierung und erreichte die beste Bewertung.

Metall-Aufsätze für Massage-Öl

Die Amplitude als zweiter Messwert gibt an, wie tief der Schlag dann ausgeführt wird. Die Werte der getesteten Geräte lagen bei etwa zehn Millimetern (mm), unterschieden sich dabei nicht stark voneinander. Hinsichtlich der Lautstärke waren im Test verhältnismäßig große Unterschiede messbar. Der Testsieger von Orthomechanik ist mit 39,8 Dezibel (db) auf niedrigster Stufe am leisesten, während die Hypervolt 2 auf der ebenfalls niedrigsten Stufe 57,7 db laut ist. Zum Vergleich: 40 db entsprechen der Lautstärke von flüsternden Menschen, hingegen sind 55 db vergleichbar mit dem Surren eines Kühlschranks.

Weiterhin unterscheiden sich die Massage-Pistolen in der Anzahl an Aufsätzen und Geschwindigkeitsstufen voneinander. Orthomechanik liefert ganze sieben Aufsätze, davon sogar zwei mit einem Metallkopf. Dieser ist dann sinnvoll, wenn man beispielsweise Massage-Öl verwenden möchte. Bei der Anzahl an Geschwindigkeiten reißt nur die Elekjack mit ganzen 30 aus, alle anderen bieten eine Anpassung zwischen drei und sechs Stufen. Der Test hat jedoch gezeigt, dass eine feingliedrigere Aufteilung keinen spürbaren Mehrwert bietet. Auch der zusätzliche Modus der Flow Mini, der Flow Wave Modus, ist nicht mehr als ein nettes Extra.

Massage-Pistolen in Aufbewahrungsbox verstauen

Relevanter hingegen hat sich die Bedienung am Gerät gezeigt und zwischen den Modellen unterschieden. Die Elekjack und KiTTa verfügen beide über einen Sicherungsschalter an der Unterseite des Griffs. Das kann unter anderem dabei helfen, dass sich die Massage-Pistole nicht aus Versehen in der Aufbewahrungsbox von alleine anschaltet oder von Kindern bedient wird. Das Thema Aufbewahrung wird von den Herstellern auch sehr unterschiedlich gelöst. Synca, Orthogun und Elekjack liefern eine Aufbewahrungsbox, in der sowohl das Gerät selbst als auch Zubehör und Aufsätze Platz finden. Für die Flow Mini gibt es lediglich einen Tragebeutel für das Equipment, für die Hypervolt ein kleines Etui für die Aufsätze.

Die Massage-Pistole Flow in allen Einzelteilen und mit Aufbewahrungstasche.
In die Aufbewahrungshülle der Flow Mini passt neben den Aufsätzen und dem Netzteil nichts mehr rein – also auch nicht das Gerät selbst.
Die Verpackung und die Aufbewahrungsbox der Massage-Pistole von Orthogun.
Die Innenverpackung der Orthogun 3.0 ist zugleich die Aufbewahrungsbox.

Wie eingangs erwähnt, sind Massage-Pistolen nicht mehr länger dem Profisport vorbehalten. Das kann Vorteile haben, jedoch auch Risiken bergen. Denn nicht jeder Laiensportler kennt seinen Körper einschließlich der unterschiedlichen Muskelgruppen so gut wie ein Physiotherapeut oder jemand, der beruflich Sport treibt. Zum einen ist nicht jeder Aufsatz für jede Muskelgruppe passend. Tendenziell kann man sagen, dass je größer der Muskel ist, desto größer auch der Aufsatz sein darf. Für eine sichere Anwendung ist jedoch dringend empfehlenswert, die Anleitung ausführlich zu lesen.

Per App zur perfekten Massage-Pistolen-Anwendung

Komfortabler geht es mit den Apps der Hypervolt 2 sowie der Orthogun 3.0, bei denen man ausführlichen Anleitungen folgen kann. Die Apps sind beide kostenfrei im App Store als auch bei Google Play erhältlich. Für die Hyperice-App ist eine Registrierung per Mail erforderlich, inklusive freiwilliger Angaben zu Körpermaßen. Für diese Freigabe an persönlichen Daten liefert die App auch ein maßgeschneidertes Massage-Programm. So kann man anfangs die ausgeübten Sportarten wählen, wobei auch ein Büroarbeitstag berücksichtigt wird. In den Routinen wird die Massage-Pistole dann automatisch gesteuert, sofern sie per Bluetooth verbunden ist. Außer das Gerät im richtigen Moment an die richtige Muskeln zu halten, muss man gar nichts selbst tun. Zur noch besseren Individualisierung kann man die App außerdem mit Garmin oder Strava verbinden. Durchaus komfortabel, wenn man mit der Datenfreigabe leben kann. Neben den Routinen gibt es Informationen zu Muskelgruppen sowie Videoanleitungen berühmter Sport-Trainer.

Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Per Bluetooth werden App und Massage-Pistole miteinander verbunden.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Beim Einrichten der Hyperice-App kann man angeben, woraus sich das Training zusammensetzt.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
An alles gedacht: Neben speziellen Routinen für das Training gibt es eine explizit für die (überwiegend sitzende) Bürotätigkeit.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
In einer Routine wird die Massage-Pistole automatisch reguliert.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
In der Routine wird genau gezeigt, welchen Aufsatz die Hypervolt 2 für die jeweilige Anwendung benötigt.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Prominente Physiotherapeuten und Trainer geben Tipps und haben eigene Routinen zusammengestellt.
Screenshot der Hyperice App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Für personalisierte Empfehlungen kann man Gesundheits-Apps wie die von Garmin mit der Hyperice-App verbinden.

Muskeln behandeln im Genitalbereich?

Die App des deutschen Herstellers Orthomechanik funktioniert hingegen gänzlich ohne Anlegen eines Kundenkontos. Hier gibt es ebenfalls Informationen zur muskulären Anatomie sowie Videoanleitungen. In beiden Apps wird erläutert, welcher Aufsatz für welchen Körperteil passend ist. Nachteil der deutschen App: Es handelt sich nur um Erklär-Videos, nicht um “Trainingseinheiten”. So umfangreich und individuell einstellbar, wie die App von Hyperice, ist sie also nicht. Dafür berücksichtigt Orthomechanik mit den Videos auch wirklich alle Körperbereiche, wie in einem Screenshot deutlich erkennbar ist.

Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Im Hauptmenü kann zwischen einzelnen Muskelgruppen, Videoanleitungen oder eine Produktbeschreibung gewählt werden.
Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Orthomechanik liefert zwar schriftlich keine ausführliche Bedienungsanleitung, dafür jedoch eine Menge Videomaterial.
Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
In Videos wird gezeigt, wie die Massagepistole korrekt angewendet wird.
Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Dabei gehen die Trainer auf jede Muskelgruppe genau ein.
Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Neben grundlegenden Erklärvideos gibt es auch Inhalte zum speziellen Einsatz bei besonderen Sportarten.
Screenshot der Othomechanik App für den Gebrauch von Massagepistolen.
Eine Grundregel beim Einsatz von Massage-Pistolen lautet zwar, diese nicht im Intimbereich zu verwenden, doch bekanntlich siegt die Neugier.

Die Ergebnisse im Detail

Dieser Test hat nur Massage-Pistolen ab einem Preis von 150 Euro berücksichtigt. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit gibt es inzwischen deutlich günstigere Angebote, teilweise sogar bei Discountern oder Amazon ab 40 Euro. Die Hypervolt 2 war mit knapp 350 Euro das teuerste Gerät im Test.

Fazit

Die Massage-Pistolen bieten grundsätzlich einen ähnlichen Umfang an Ausstattungsmerkmalen und haben alle ähnliche Größen- und Gewichtsmaße. Wesentliche Unterschiede sind bei der Lautstärke und Schlagfrequenz zu erkennen, außerdem verfügen nur Hypervolt 2 und Orthogun 3.0 über eine eigene App. Letzteres Modell geht als Testsieger hervor, weil es eine gute Leistung mit durchschnittlicher Ausstattung kombiniert. Mit 179,95 Euro bietet Orthomechanik preislich ein sogar durchschnittliches Gerät an.

Rachel Cale

Rachel Calé ist seit Mai 2022 Teil der IMTEST-Redaktion, wo sie sich am liebsten mit Themen rund um Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz beschäftigt. Stehen Produkttests an, taucht sie gerne in die neue Materie ein - stets mit dem Ziel, den eigentlichen Mehrwert für den Konsumenten zu ermitteln. Seit 2013 veröffentlicht Rachel Calé ehrenamtlich und als freie Autorin verschiedenste Beiträge, die letzte Station vor IMTEST war für die gelernte Kauffrau eine Tätigkeit bei einem nachhaltigen StartUp.