Ein ungleiches Duo: Der chinesische Elektro-Riese Xiaomi hat sich mit dem US-amerikanischen Online-Giganten Amazon zusammengetan und gemeinsam einen Fernseher entwickelt. Der TV hört auf den Namen Xiaomi F2 Fire TV und gibt bereits damit etwas preis. Denn ab Werk ist Amazons Betriebssystem FireOS 7 installiert, das auch bei den beliebten Fire TV Sticks zum Einsatz kommt. Das verspricht eine große App-Auswahl. Außerdem vielversprechend: der Preis. Gerade mal rund 450 Euro kostet die 55-Zoll-Variante zurzeit. Alternativ gibt es den TV auch in 43 und 50 Zoll – natürlich für noch weniger Geld. Ein attraktives Angebot, doch wo ist der Haken? IMTEST hat den Xiaomi F2 Fire TV getestet.
Inhaltsverzeichnis
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Schlichtes Design …
Schon beim Auspacken fällt auf: Der Xiaomi F2 Fire TV ist mit seiner Bauweise zwar nicht so schlank wie moderne OLED-TVs, aber dafür richtig schön leicht. Gerade mal 11,2 Kilogramm bringt der Fernseher mit seinem schlichten Gehäuse aus Kunststoff auf die Waage. Ein Vorteil: Er ließ sich ohne Probleme aus dem Karton hieven. So angenehm ging es weiter: Die beiden Standfüße waren in Windeseile angebracht. Nur vier Schrauben waren nötig, um sie zu befestigen. Alternativ lässt der Fernseher dank Bohrlöchern, die nach dem VESA-Standard zertifiziert sind, an der Wand anbringen.
… einfache Einrichtung
Nun folgte das Auspacken der Fernbedienung, die sich besonders durch ihre vielen Tasten auszeichnet. Zahlentasten, Steuerkreuz, App-Shortcuts: Die Fernbedienung hat nahezu alles zu bieten, was man braucht –von letzteren sogar vier Stück. Jedoch sind vereinzelte Tasten etwas klein geraten – besonders die Zahlentasten. Ein Programmwechsel kann da schnell in die Hose gehen, wenn die Finger schlichtweg zu groß sind. Außerdem nervig: Es liegen keine Batterien für die Fernbedienung bei. Sind nicht noch welche irgendwo in der Schublade, steht erst mal ein ungewollter, aber nötiger Ausflug an.
Liegt die Fernbedienung bereit in der Hand, steht die Ersteinrichtung auf dem Plan. Bevor man schließlich im Hauptmenü ankommt, müssen sich Nutzerinnen und Nutzer erst mal durch eine Menge Fenster klicken. Klingt erst mal anstrengend, klappte im Test aber noch angenehm. Auf diesem Wege kann der Fernseher auch gleich mit dem Internet und dem Amazon-Konto verbunden werden, sodass er gleich bereit für den Einsatz ist. Aber hier macht sich die Amazon-Basis das erste Mal negativ bemerkbar: Denn um alle Funktionen des Xiaomi F2 Fire TV vollumfänglich nutzen zu können, ist eine Verbindung mit dem Amazon-Konto verpflichtend. Wer keinen Account hat, guckt dementsprechend in die Röhre.
Gleichzeitig ist FireOS 7 wie erwartet auch ein großer Pluspunkt des Fernsehers. Wer schon mal einen Fire TV Stick besessen hat, wird sich bei dem Xiaomi F2 Fire TV sofort zu Hause fühlen. Die Benutzeroberfläche ist gewohnt aufgeräumt und die Kacheln sind logisch angeordnet und schön groß. Der Wechsel zwischen einzelnen Applikationen sowie zwischen TV und Apps klappte im Test flott. Da leistet der Prozessor Mediathek 9020 ganze Arbeit. Auch die Bildeinstellungen oder die elektronische Programmübersicht waren schnell erreicht. Eine Stärke ist außerdem die große Auswahl an Apps: So sind beispielsweise die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender vertreten und alle gängigen Streaming-Dienste an Bord: von DAZN über Disney Plus bis hin zu Netflix.
Die Bildqualität des Xiaomi F2 Fire TV
In der Preisklasse um 500 Euro üblich: Für die Bilderzeugung ist ein LED-Panel zuständig. Heißt: Licht emittierende Dioden bestrahlen Flüssigkristalle, die anschließend für die richtige Farbdarstellung sorgen. Der Xiaomi F2 Fire TV zeigt Inhalte mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten in 4K an – ebenfalls gängig bei Fernsehern dieser Größenordnung. Etwas schade: Die Bildwiederholrate beträgt lediglich 60 Hertz. Schnelle Objekte wie Fußbälle oder Vögel fliegen somit nicht so flüssig über den Bildschirm. Da kann selbst das unterstützte MEMC-Feature (Zwischenbildberechnung) wenig dran ändern.
Die Bildmessungen haben die Erwartungen der Tester hingegen übertroffen: Der Fernseher stellt Farben des einfachen Farbraums sRGB genau dar, was sich beim Fernsehen bemerkt macht. Die Limitierung der Bauweise wird jedoch bei Streaming- und 4K-Inhalten ersichtlich. Der Fernseher deckt zwar viele knallige Farben des DCI-P3-Bereichs ab, aber Missstände fielen spätestens beim Sichttest auf. TV-Inhalte sehen verschwommen aus, was unter anderem an einer mäßigen Hochskalierung liegt. Bei Streaming- und 4K-Inhalten gehen hingegen Details verloren. Eigentlich knallige Farben wirken zudem etwas fahl – wenngleich der Fernseher den erweiterten Farbraum DCI-P3 in hohem Maße abdeckt. Ein weiterer Schwachpunkt: das etwas geringe Kontrastverhältnis. Da ist es auch wenig verwunderlich, dass Xiaomi auf den modernen HDR-Standard Dolby Vision verzichtet. HDR10 ist hingegen an Bord, macht sich jedoch wenig bemerkbar.
Der größte Schwachpunkt ist aber die Spitzenhelligkeit: Der Xiaomi F2 Fire TV strahlt lediglich mit 291 Candela pro Quadratmeter. Ein dürftiges Ergebnis, denn vergleichbar teure Modelle sind gerne doppelt so hell. Wie drastisch das ist, zeigt sich spätestens, wenn der Fernseher am Tag läuft und Sonnenlicht durchs Fenster scheint. Dann ist nur noch wenig vom Bild erkennbar.
Der Klang des TVs: Wie erwartet
Eine unerfreuliche Folge von schlanken Gehäusen: Es fehlt der Platz für ordentliche Lautsprecher – was sich auch beim Xiaomi F2 Fire TV zeigt. Stimmen klangen im Test etwas dumpf, was bei dialoglastigen Filmen schnell anstrengend werden kann. Positiv hingegen: Die relativ druckvollen Tiefen, die besonders beim Abspielen entsprechender Musik gefielen. Bei Höhen gingen die Töner aber in die Knie. Sinfonien von Mozart klangen mehr schlecht als recht. Ähnlich ernüchternd – wenngleich auch auf einer anderen Ebene – ist auch die Klangleistung bei Action-Sequenzen. Die rasanten Verfolgungsjagden des Blockbusters “Mad Max: Fury Road” wurden lediglich von einem etwas dünnen Klang untermalt – da kam kein Heimkino-Gefühl auf. Dabei der einzige Lichtblick: Der Ton hatte eine leicht räumliche Note. Das fällt besonders auf, wenn Mad Max und Co. von links nach rechts über den Bildschirm düsen.
So testet IMTEST Fernseher
So prüft IMTEST TVs im umfangreichen Testverfahren.
Ausstattung: Jede Menge Anschlüsse
Die Rückseite des Xiaomi F2 Fire TV ist sehr üppig bestückt. So stehen alleine vier HDMI-Anschlüsse (zweimal HDMI 2.1) zur Verfügung. Außerdem gibt es zwei USB-2.0-Anschlüsse, wenn man beispielsweise eine externe Festplatte anschließen will. Etwas schade: Der Fernseher hat keine Aufnahmefunktion. Soll also die Lieblingssendung aus dem TV aufgezeichnet werden, muss man sich anders behelfen. Jedoch gibt es ja auch die Mediatheken der Sender. Des Weiteren bietet der Fernseher Apple AirPlay und Miracast, um Inhalte beispielsweise von einem iPhone oder einem anderen Smartphone zu übertragen.
Wie viel Strom verbraucht der TV?
In Zeiten von steigenden Energiepreisen rückt auch der Stromverbrauch von Fernsehern immer mehr in den Vordergrund. Denn was viele nicht wissen: Aufs Jahr hochgerechnet kommen nicht zu vernachlässigende Kosten zusammen. Erfreulich, dass der Xiaomi F2 Fire TV in allen Test-Disziplinen sparsame Ergebnisse lieferte. Beim Schauen von TV-Inhalten verbrauchte der Fernseher im Schnitt 91 Watt, beim Spielen 99 Watt und beim Anzeigen von HDR-Inhalten 105 Watt. Das hat Jahreskosten von 80 Euro zur Folge – ein “gutes” Ergebnis. Andere Fernseher – unter anderem OLED-TVs – verbrauchen aufgrund ihrer Bauweise schon mehr.
Fazit
Der Xiaomi F2 Fire TV punktet mit genauer Farbdarstellung und einer üppig ausgestatteten Rückseite. Dank FireOS 7 klickt es sich sehr komfortabel durch die aufgeräumten Menüs. An Apps mangelt es auch nicht – alle gängigen Streaming-Dienste sind vertreten. Für rund 450 Euro ein ziemlich guter Deal – wenn da nicht die Schwächen des eingebauten Panels wären. Die geringe Maximalhelligkeit und die recht verschwommene Bilddarstellung – sowohl bei TV- als auch bei Streaming- und 4K-Inhalten – reißen die Wertung nach unten. Dennoch: In der Preisklasse um 500 Euro ist der Xiaomi F2 Fire TV noch einer der besseren Vertreter. Womit man dort sonst rechnen muss, zeigt beispielsweise der Ok. ODL 55950 UC-TAB, der im jüngsten 55-Zoll-TV-Test von IMTEST den letzten Platz belegt.
- PRO
- genaue Farbdarstellung, sehr viele Anschlüsse, starkes App-Angebot, einfache und flotte Menüführung
- KONTRA
- kein Dolby Vision, etwas flauer Kontrast, geringe Maximalhelligkeit
IMTEST Ergebnis:
gut 2,4