E-Bikes erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit, aber nicht selten muss man für ein hochwertig ausgestattetes Modell jedoch 3.000 Euro und mehr hinblättern. Ebenso zum Vergleich: Kostete ein nicht elektrisch-unterstütztes Fahrrad 2011 durchschnittlich noch 500 Euro, lagen die durchschnittlichen Verkaufspreise 2023 bei knapp 1.500 Euro. Summen, die viele Menschen nicht mal eben zahlen können oder wollen, wenn sie sich ein neues Fahrrad oder E-Bike kaufen möchten. Die Möglichkeit, über den Arbeitgeber ein Fahrrad zu leasen, ist dabei eine attraktive Alternative. IMTEST erklärt, wie das Traum-E-Bike Realität werden kann.
Marktdaten 2023
Erstmals wurden 2023 in einem Jahr mehr E-Bikes als normale Räder verkauft. Dass sich Menschen ein E-Bike “leisten” können, liegt eben auch an der Möglichkeit des Leasings. Das spielt auch für den stationären Einzelhandel eine immens große Rolle, denn viele, die dieses Angebot nutzen, scheuen nicht vor einem etwas teureren Rad zurück. So lagen die durchschnittlichen Ausgaben für ein E-Bike 2023 bei 4.190 Euro, wie der Verbund Service und Fahrrad (VSF) im Rahmen der Pressekonferenz des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) mitteilte. Zudem verzeichnete der VSF ein Verkaufsplus von 276 Prozent bezüglich Leasing-Räder von 20219 bis 2023.
Fahrradleasing: Große Ersparnis möglich
Fahrradleasing bedeutet, dass der Arbeitgeber einen Teil der Kosten für die Anschaffung des Fahrrads übernimmt und Sie das Dienstfahrrad trotzdem auch privat nutzen dürfen. Meistens wird in diesem Fall das Firmenrad vom Arbeitgeber nicht gekauft, sondern geleast. Die entsprechenden Raten bezahlen Sie dann im Rahmen einer Barumwandlung. Bedeutet: Sie stottern monatlich einen überschaubaren Betrag ab. Ein Beispiel: Sie leisten sich ein Fahrrad für 2.000 Euro. Bei einem Bruttogehalt von 3.000 Euro macht das dann eine monatliche Rate von rund 35 Euro, die Sie 36 Monate lang bedienen müssen. Macht unterm Strich für drei Jahre etwa 1.260 Euro. Je höher Ihr Gehalt, desto höher das Sparpotenzial.
Der Clou: Anschließend haben Sie die Möglichkeit, das Fahrrad günstig zu übernehmen, in diesem Beispiel für rund 360 Euro (in der Regel rund 18 Prozent vom Kaufpreis). In diesem Fall würde sich die Gesamtsumme auf 1.620 Euro summieren, Sie hätten also knapp 400 Euro oder rund 20 Prozent im Vergleich zum Barkauf gespart.
Wie funktioniert das? Das liegt in erster Linie an der steuerlichen Förderung. Beim Dienstrad-Leasing bezahlen Sie als Arbeitnehmer die gesamten Kosten oder einen Teil davon aus dem eigenen Bruttolohn. Ein Teil des Gehaltsanspruchs wird in einen Sachbezug gewandelt. Dadurch verringert sich das zu versteuernde Einkommen sowohl für den Arbeitnehmer als auch den Arbeitgeber.
Jobrad: Gibt es einen Haken?
Steuerlich ist das Ganze unübersichtlich, weswegen Sie genau kalkulieren sollten, ob sich das Leasing tatsächlich lohnt. So müssen Sie den geldwerten Vorteil mit 0,25 Prozent des Bruttolistenpreises versteuern, sofern Sie das Fahrrad nicht ausschließlich für den Weg zur Arbeit einsetzen. Überdies sinkt durch den Abzug der Leasingraten von Ihrem Bruttogehalt das zu versteuernde Einkommen.
Kompliziert kann es nicht zuletzt werden, wenn Sie das Fahrrad nach den 36 Monaten übernehmen wollen. Denn die Leasing-Unternehmen berechnen für das Fahrrad nach drei Jahren Nutzung weniger als den tatsächlichen Restwert. Das Finanzamt setzt den Restwert dagegen meist mit 40 Prozent des Neupreises an. Dadurch erhalten Sie einen Preisvorteil, den es theoretisch zu versteuern gilt. Immerhin übernehmen in der Regel die Leasing-Dienste diese Kosten. Der deutsche Beamtenbund gibt außerdem zu bedenken, dass durch das durch die Bargeldumwandlung das Nettogehalt und dadurch auch die Bemessungsbasis für Krankenbezüge, Arbeitslosengeld und gesetzliche Rente sinken würde.
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Jobrad-Leasing gefragt wie nie
Auch wenn der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bislang keine Zahlen bezüglich des Dienstrad-Leasings erhoben hat, erkennt der Verband jedoch ein enormes Wachstum. Demnach wird das Marktpotential deutschlandweit auf 50 Prozent und mehr geschätzt. Der Hauptvorteil des Leasings gegenüber dem Kauf, so der ZIV, sei die Tatsache, dass Kunden kein Kapital binden müssten und nach Ablauf der Leasingdauer das Fahrrad oder E-Bike preiswert erwerben können.
“Der zunehmend hohe Leasing-Anteil sorgt in der Fahrradindustrie und im Handel dafür, dass saisonale Unterschiede im Verkauf und im Service zum Teil ausgeglichen werden und die aktuelle Kaufzurückhaltung der Verbraucher durch das Leasing deutlich abgemildert wird. Was wir auch sehen, ist, dass Leasing-Kunden beim Preis weniger sensibel sind und zu einem Großteil ein hochwertiges E-Bike wollen. Denn je höher der Preis, desto größer ist auch die Ersparnis.”
Anke Schäffner, Zweirad-Industrie-Verband
Diesen Trend bestätigt auch Maximilian Diem von Deutsche Dienstrad, der sieht, dass sich immer mehr große Unternehmen dem Fahrrad-Leasing öffnen.
„Ja, das Wachstum wird weitergehen und ja, ich glaube, das Thema Leasing wird einen maßgeblichen Anteil am gesamten Neugeschäft bei E-Bikes und Neurädern haben. Ich kann mir vorstellen, dass das in die Größenordnung 50 Prozent und mehr weitergehen wird. Wie komme ich darauf? Das ist kein Blick in die Glaskugel, sondern wir merken aus den letzten Jahren, dass die meisten Unternehmen, die Leasing angeboten haben, nicht in der Tarifbindung waren. Wir haben im Markt aber so viele Tendenzen, dass viele Tarifgebiete von IG Metall über Verdi bis Genussmittel, also ganz große Gewerkschaften, sich dem Fahrrad-Leasing öffnen. Der größte Arbeitgeber in Deutschland ist die öffentliche Hand. Die haben schon vor zwei Jahren geöffnet, was gerade zu einem starken Push führt, und auch die Länder werden sich diesem Thema öffnen. Das heißt, wir werden den adressierbaren Markt für das Fahrrad-Leasing stark erweitern.“
Maximilian Diem, Deutsche Dienstrad
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So funktioniert das Dienstrad-Leasing
Interessierte können fast jedes verfügbare Fahrrad oder E-Bike leasen. Inzwischen machen viele Händler und Marken mit. Zudem eigen sich alle Fahrradtypen als Dienstfahrrad – auch Mountainbikes und Rennräder. Es spielt zudem keine Rolle, ob Sie mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren oder nicht, Sie können auch lediglich am Wochenende Touren starten. Auch Pedelecs sind kein Problem, also Räder mit Elektromotoren und einer unterstützen Höchstgeschwindigkeit von maximal 25 Kilometer pro Stunde.
Zunächst gilt es, die Geschichte von Ihrem Arbeitgeber absegnen lassen. Selbstständige oder Freiberufler können selbst aktiv werden. Anschließend wenden Sie sich direkt an einen Spezialisten wie Jobrad, Eurorad, Mein-Dienstrad, oder Bikeleasing. Die Dienste erklären Ihnen dann, wie es weitergeht und an welche Händler oder Direktversender Sie sich wenden können.
Fazit
Dienstrad-Leasing lohnt sich fast immer, vor allem bei teuren Fahrrädern. Im Vergleich zum Barkauf ist das Sparpotenzial auf jeden Fall gewaltig. Durch steuerliche Vergünstigungen und reduzierte Sozialversicherungsabgaben sparen Sie unterm Strich in der Regel meist mehrere Hundert Euro.