Schon bevor es die ersten Smartphones gab, warnten Eltern ihre Kinder bereits vor Gefahren im Internet. Jetzt, wo junge Menschen dank Handy nahezu dauerhaft und überall online sind, sind sie ebenso permanent einem potenziellen Risiko ausgesetzt. Eine neue Funktion von Apples iOS 16 erlaubt nun das Scannen gefährdender Inhalte wie Nacktfotos auf den Geräten von Kindern und Jugendlichen.
Nacktfotos: Apple scannt Senden und Empfangen
Die Funktion ist nicht ganz neu, man kann sie jetzt aber auch erstmals in Deutschland und Frankreich verwenden. Sie ist Teil vom neuen Betriebssystem iOS 16, das sich derzeit noch in einer geschlossenen Beta-Phase befindet. Sowie die Beta öffentlich zugänglich wird, oder aber mit Release im September des Jahres, können Eltern in der “Familienfreigabe” die Einstellung für Nacktfotosperre vornehmen.
Empfängt ein Kind dann über die Nachrichten-App (Apples eigenen Instant-Messenger) ein Foto, analysiert die Software zunächst den Inhalt. Identifiziert sie ein Nacktbild, graut sie den Inhalt aus und öffnet einen Warn-Hinweis mit Hilfestellungen. So kann das Kind den Kontakt blockieren, einen Erwachsenen informieren oder nach ausdrücklicher Bestätigung den Inhalt ansehen. Der Scanner wirkt dabei auch beim versenden. Wenn das Kind also selbst versucht, sensitive Inhalte zu verschicken, bekommt es die Warnung angezeigt.
Apple will auf diese Weise unterbinden, dass man Kinder zum Versenden von Nacktfotos anstiftet. “Cybergrooming” lautet der neudeutsche Begriff, der das gezielte Bedrängen minderjähriger im digitalen Raum beschreibt.
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Keine Benachrichtigung an Dritte
Das Sperren eines expliziten Inhalts geschieht nur lokal auf dem betreffenden iPhone, iPad oder Mac. Apple sendet keine Benachrichtigung an die Geräte der Eltern. “Client-Side Scanning” heißt dieser Vorgang, der die Privatsphäre der Kinder wahren soll.
Wie genau Apple ein Nacktfoto bestimmt oder den Inhalt definiert, geht aus der Meldung des Unternehmens nicht hervor. Im Herbst 2021 war von “explizit sexuellen Fotos” die Rede. Auf Nachfrage führte Apple nun aber aus, dass auch die reine Sichtbarkeit von Geschlechtsteilen ausreichen kann, um eine Warnung zu senden.
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Apple hatte bereits weitere Pläne, Inhalte umfassender auf anstößige Handlungen zu durchleuchten. Eine Funktion, die Darstellungen von Kindesmissbrauch automatisch erkennen sollte, wurde nach lauten Debatten um Datenschutz bis heute nicht eingeführt. Entsprechende Inhalte sollten bei Verdacht von Apple-Mitarbeitern gesichtet und in einem weiteren Schritt an Behörden gemeldet werden. Eine solche “Chatkontrolle” könnten aber autoritären Regierungen dazu nutzen, Apple zu drängen, andere Inhalte zu zensieren.